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Klang: Dynamik, Auflösung – Blumenhofer Tempesta 20 – Testbericht fairaudio

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang: Dynamik, Auflösung - Blumenhofer Tempesta 20 - Testbericht fairaudio

madonnaDa sich die Qualität des Basses nicht ausschließlich am schieren Tiefgang bemisst, gibt es zu diesem Frequenzbereich viel Erfreuliches zu berichten. Was die Tempesta im Untergeschoss liefern, kommt auf dem Punkt, ist schnell, schlank und agil. Wenn es etwa darum geht, einem Drumset Geltung zu verschaffen, sind die Blumenhofer voll in ihrem Element. Hier passen der knackige Bass, die Dynamik und die Präzision, mit der die Lautsprecher akustische Ereignisse darstellen und sauber voneinander abgrenzen, perfekt.

La chicanaGut, bei einem Drum-Set sind wir auch schon mitten in den Mitten. In diesem Bereich kommt Perkussives besonders gut zur Geltung. Und Dynamik ist ganz klar eine der besonderen Stärken der Blumenhofer. Dazu kommt, dass die Tempesta 20 ein hohes Auflösungsvermögen bieten. Das macht beispielsweise Gitarren zum Erlebnis. Meine Referenzstücke in dieser Richtung sind die „Milonga de Perros“ auf dem Album Tango Agazapado von La Chicana sowie das „Pica Pica“ von Omar Torrez auf dem Album La Danza En My Corazion. Und bei beiden Stücken explodiert jede angerissene Saite förmlich auf meinen Trommelfellen.

Und auch mit „härterem“ Stoff vertragen sich die Tempesta bestens. Richtig offen steht mir der Mund bei „Satisfaction“ der Rolling Stones, sehr eindrucksvoll festgehalten auf der remasterten Version von Out Of Our Heads. Da der Song stones ursprünglich auf der in Mono veröffentlichten amerikanischen Version des Albums erschienen ist (die wenig später veröffentlichte, englische Version ist bereits in Stereo, enthält aber unter anderem das Stück Satisfaction nicht), ist er auch in der digitalen Version in Mono zu hören – ein herzliches Dankeschön dafür, dass man beim Remastern darauf verzichtet hat, das ganze nachträglich auf Stereo „umzurechnen“. Was in der alten Aufnahme an Dynamik drinsteckt, haben die Toningenieure aber auf das Eindrucksvollste herausgeholt. Der bissig-aggressive Stones-Sound kommt so was von ungefiltert rotzig-frech rüber, dass ich beim Hören vermutlich einfach nur ein debiles Grinsen im Gesicht hatte.

Das Stichwort „Stereo“ bietet sich für einen Exkurs zum Thema Räumlichkeit an. Hier bilden die Blumenhofer Tempesta 20 sehr exakt und in realistischen Größenverhältnissen ab. Dabei trennen sie klar zwischen Hör- und Aufnahmeraum. Will sagen: Die Art der Räumlichkeit meiner Geithain, die einen gerne mitten ins Geschehen setzen, ist nicht nach dem Naturell der Blumenhofer. Sie bilden lieber klassisch ab: Der gehörte Raum beginnt etwa an der imaginären Linie, die durch die Position der beiden Lautsprecher verläuft. Wobei die Abbildungsbreite problemlos über die Basisbreite des Stereodreiecks hinausgeht.

blumenhofer tempesta 20 spikes auftstellung

Bei Pop, Jazz und Rock passt das gut, auch bei Kammermusik ist die Räumlichkeit der Tempesta absolut überzeugend. Wer eine Hörempfehlung möchte: Beethovens komplette Sonaten für Geige und Klavier von Isabelle Faust und Alexander Melnikov. Das bekommt – über die Blumenhofer genossen – eine Konzentration und gleichzeitig Leichtigkeit, die einen einfach nur fliegen lässt.

Wenn es um die Wiedergabe eines großen Symphonieorchesters geht, gelingt für meinen Geschmack dagegen den Geithain ME 150 die überzeugendere Vorstellung. Die weite, üppige Räumlichkeit der Sächsinnen vermittelt stärker die Akustik des Aufnahmeraums, lässt erleben, wie die Musik den Raum ausfüllt. Die Blumenhofer positionieren die Instrumentengruppen ebenfalls exakt in Breite und Tiefe gestaffelt, umreißen deren Positionen vielleicht sogar noch ein wenig schärfer als die Geithain. Ja, bei „akustischen Großereignissen“, also großem Symphonieorchester oder Bombast-Rock auf der großen Bühne, fokussieren sie das Geschehen tatsächlich exakter und genauer, zeigen auf, was gerade wo passiert – opfern dafür aber ein wenig an Weiträumigkeit.

blumenhofer tempesta 20 basstreiber

Nach diesem Exkurs bin ich Ihnen noch die Beschreibung des Hochtons schuldig. Und auch hier offenbaren die Tempesta 20 einen eigenen Charakter. Der passt exakt zu ihren sonstigen Eigenschaften. Die Blumenhofer klingen nämlich auch im oberen Frequenzbereich ungemein direkt. Sie bieten ausreichend Hochton und adressieren diesen klar und unmissverständlich direkt an den Hörer, anstatt ihn erst großzügig im Raum zu „versprühen“. Das passt, wie gesagt, ideal zur generell recht unmittelbaren Ansprache der Lautsprecher, lässt allerdings die Hochtonwiedergabe für manchen Hörgeschmack etwas zurückgenommener klingen. Wer einen extrem luftigen Hochton mit viel „Air“ bevorzugt, wird sich vermutlich nicht ganz so schnell mit den Tempesta 20 anfreunden. Das kann allerdings auch daran liegen, dass die Hochtonhörner den Schall im oberen Frequenzbereich stärker bündeln als dies zum Beispiel gängige 2,5-mm-Kalotten in der Regel tun. Dadurch gelangt weniger indirekter Hochton zu den Ohren. Nach einiger Zeit habe ich tatsächlich den Eindruck, dass diese Art der Hochtonwiedergabe richtiger ist, weil sie weniger Artifizielles enthält. Was Dynamik und Auflösung betrifft, agieren die Blumenhofer sowieso auf einem sehr hohen Niveau.

Zum Schluss habe ich dann doch noch die Möglichkeit bekommen, die Blumenhofer an einer Röhre zu hören. Der nächste Testkandidat ist bereits bei mir eingetroffen: ein TA 845 R von MF-Electronic. Dabei handelt es sich um einen Röhrenverstärker, der mit einer single ended arbeitenden 845er-Triode pro Kanal bestückt ist. Mit seinen rund 20 Watt macht er an den Blumenhofer sofort klar, worin der Zauber solcher Verstärker liegt. An der Röhre gewinnt das Klangbild nochmal an Plastizität. Stimmen schälen sich regelrecht körperhaft aus dem Klanggeschehen heraus und werden mit einer ungeheuren Ausdruckskraft in den Raum gestellt. Irgendwie scheint der Verstärker die Eigenschaften der Blumenhofer noch stärker herauszuarbeiten. Die Wiedergabe wird noch unmittelbarer, irgendwie auch konzentrierter. Dafür opfert man noch etwas Bass. Wer seine musikalischen Präferenzen klar auf Einzelstimmen jeglichen Genres oder kleine Besetzungen – sei es nun Jazz oder Klassik – legt, dürfte mit dieser Kombination schon ziemlich nah am Nirvana des High End kratzen.

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Dan D'Agostino

Test: Blumenhofer Tempesta 20 | Standlautsprecher

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