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Test: Blumenhofer Tempesta 20 | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Blumenhofer Tempesta 20 | Standlautsprecher

Juni 2014 / Martin Mertens

Lautsprecher der Firma Blumenhofer (www.blumenhofer-acoustics.com) sind viel und gerne gesehene Gäste bei fairaudio. Bisher standen die Modelle Fun 13, Genuin FS2 und FS3 in den Hörräumen der Autoren. Wobei – was heißt hier eigentlich „Autoren“ und „Hörräumen“? Bisher tummelten sich die schwäbischen Preziosen ausschließlich in den Gemächern des Kollegen Ralph Werner. Aber diesmal, da habe ich lauter „hier!“ geschrien.

Was es zur Philosophie der Firma Blumenhofer Acoustics zu wissen gibt, können Sie in den oben angeführten Texten des Kollegen nachlesen beziehungsweise im Firmenbericht. Ergo kann ich gleich auf die Tempesta 20 eingehen, das aktuelle Spitzenmodell der neuen Tempesta-Reihe. Diese sortiert sich zwischen der günstigeren Fun-Serie und der aufwändigeren und folglich kostspieligeren Genuin-Baureihe ein. Sie besteht aus den Modellen Tempesta 20, Tempesta 17 und Tempesta 17 Bookshelf, wobei die „Bookshelf“ erwartungsgemäß die kompakte Version ist. Blumenhofer empfiehlt die Lautsprecher für Heimkino-Anwendungen, aber auch für echten Musikgenuss à la Blumenhofer. Fürs Heimkino gibt es noch passende Center und On-Wall-Lautsprecher sowie verschiedene Subwoofer.

Die Tempesta-Modelle verfügen nicht über Gehäuse mit Basshörnern wie die Modelle der „Fun“-Serie und von der „Genuin“-Reihe heben sie sich dadurch ab, dass die Hochtonhörner nicht verschiebbar auf den Bassgehäusen montiert sind. Bei den großen Genuin-Modellen ist dadurch eine Laufzeitanpassung zwischen Tief/Mittel- und Mittel/Hochtöner möglich. Keine Abstriche gibt es dagegen bei den Chassis. Im Tiefmitteltonbereich kommt bei der Tempesta 20 ein Chassis mit der patentierten „P2F“-Membran – also einer Papier-Schaum-Sandwich-Membran – zum Einsatz, im Mittel-Hochton ein 1-Zoll-Kompressionstreiber mit 45-mm-Mylar-Membran, der in ein kurzes Horn arbeitet. Da die Trennfrequenz des Zweiweglers bei recht niedrigen 1.200 Hz liegt, kann man bei dem Horn nicht wirklich von einem reinen Hochtöner sprechen.

blumenhofer tempesta 20

Der Bass/Mittelton-Konus wird bereits bei 1.200 Hz abgetrennt

Erfreulicherweise reichte das Budget sogar noch für ein vergoldetes Tellurium-Kupfer-Bi-Wiring-Terminal zum Anschluss der Lautsprecherkabel. Neben den Lautsprecheranschlüssen findet man hier noch eine Steckbrücke. Zieht man die heraus, deaktiviert man die eingebaute Impedanzlinearisierung. Die ist vor allem für den Betrieb an einem Röhrenverstärker wichtig und, so gibt der Hersteller zu bedenken, häufig auch bei modernen Schaltverstärkern zu empfehlen. Bei einem Wirkungsgrad von 92 dB und 8 Ohm Nennimpedanz schreit die Tempesta 20 förmlich danach, an einer Röhre betrieben zu werden. Mir tut es fast in der Seele weh, anfangs keinen entsprechenden Amp an der Hand zu haben (was sich während des Testzeitraums aber noch änderte, wie wir sehen werden). Irgendetwas solides, sagen wir mit zwei EL 34 pro Kanal, das im Push-Pull-Betrieb für 2 x 35 bis 40 Watt gut ist. Das muss nicht die Welt kosten, kann einem aber in Verbindung mit den passenden Lautsprechern schnell mal klar machen, was so faszinierend an Röhrenverstärkern ist.

blumenhofer tempesta 20 terminal

Die Steckbrücke am Bi-Wiring-Terminal dient der (De-)Aktivierung der Impedanzlinearisierung

Ich reite hier ein wenig darauf herum, weil es leider wirklich wenig Lautsprecher gibt, die für solche Verstärker ideal geeignet sind. Letztendlich wird sich mein Musical Fidelity AMS 35i mit seinen 35 Watt Ausgangsleistung auch über den gesunden Wirkungsgrad der Lautsprecher freuen. Die Impedanzlinearisierung dürfte ihm als Transistorverstärker dagegen schon mehr schnurz sein.

Blumenhofer-typisch sind die sehr soliden Gehäuse der Tempesta 20. Die bestehen aus 25 mm starkem Birkenmultiplex. Das Material verschwindet bei meinen Testmustern unter einem Furnier, dass sich „Indischer Apfel“ nennt. Der indische Apfel soll sich von der Schweizer Variante vor allem im Farbton unterscheiden, er spielt mehr ins Rötliche. Gemeinsam haben sie allerdings offensichtlich die Tendenz, beim Trocknen zu reißen. Große, fehlerlose Furnierblätter lassen sich schwer gewinnen. So sind auch bei meinen Testmustern Risse zu erkennen, die ausgekittet wurden. Üblicherweise versucht man solche Risse durch den Einsatz eines Wachses in einem zum Holz passenden Farbton zu kitten, damit sie nicht auffallen. Bei den vor mir stehenden Lautsprechern sind sie dagegen mit weißem Wachs ausgefüllt.

blumenhofer tempesta 20 spike

Die Tempesta 20 ist ein „Dreibeiner“

Dazu der Kommentar von Andrea Vitali, der bei Blumenhofer für Marketing und Vertrieb zuständig ist: „Bei diesem Furnier bietet es sich an, das ganze künstlerisch zu gestalten. Abhängig vom Kundenwunsch können wir diese Risse in verschiedenen Arten und Weisen ‚spachteln‘. Ich hätte bei diesem Lautsprechern ein dunkelrotes Wachs benutzt.“ Ich gebe zu, nach anfänglichem Fremdeln gefallen mir die weißen „Blitze“ im Furnier sogar ganz gut. Und für russische Oligarchen kann man solche Risse ja sicher auch elegant mit Gold ausgießen. Da es sich bei Blumenhofer um einen Manufakturbetrieb handelt, lohnt es sich in Sachen Oberflächengestaltung auf jeden Fall, eine individuelle Anfrage zu stellen. Ein bisschen Glitzer in Form von Svarowskisteinen geht bestimmt auch …

Dank der klaren Kanten der Tempesta 20 kommt das Furnier auf jeden Fall extrem gut zur Geltung. Seit man auch in China CNC-Bearbeitung, Biege-MDF und dicke Klavierlackschichten (oder das Aufbringen von Hochglanzfolien) beherrscht, kann man sich ja kaum noch vor Lautsprechern mit „akustisch optimierten“, barock gerundeten Flächen und Formen sowie Hochglanzoberflächen retten. Da setzt Blumenhofer einfach erfrischende Akzente.

blumenhofer tempesta 20 kante

Klare Kante – das Gehäuse der Tempesta 20

Die Gehäuse stehen jeweils auf drei Spikes. Die lagern in metallenen Querstreben, die unter die Gehäuse geschraubt wurden. Die Spikes sorgen für eine wirkungsvolle Entkopplung vom Boden und erlauben es dank ihrer Gewinde, eventuelle Unebenheiten des Bodens auszugleichen. So kann man die Lautsprecher gerade ausrichten. Wackeln können die Lautsprecher dank der Aufstellung auf drei Punkten sowieso nicht. Da die Spikes aber wirklich spitz sind, muss man sie zum Schutz empfindlicher Böden auf die beiliegenden Unterlegplättchen stellen. Dadurch ist das Aufstellen an sich keine so leichte Übung, man sollte das auf jeden Fall zu zweit machen. Die Spikes sorgen auch für den Bodenabstand, den die nach unten abstrahlende Bassreflexöffnung braucht, um richtig zu funktionieren. Die Bassabstimmung lässt sich durch die Veränderung des Abstandes zum Boden in gewissen Grenzen beeinflussen.

blumenhofer tempesta 20 bassreflexöffnung

Die Bassreflexöffnung befindet sich am „Unterboden“ der Blumenhofer Tempesta 20

Die Blumenhofer Tempesta 20 kamen mit einer Drohung bei mir an: Da es sich um flammneue Exemplare handele, würden die ersten Tage mit den Lautsprechern schrecklich werden. Bevor ich Musik damit höre, solle ich sie lieber ein Wochenende mit rosa Rauschen einspielen. 100 Stunden empfiehlt Blumenhofer – nicht ohne den Hinweis, dass viele Lautsprecher auch erst nach 250 bis 300 Betriebsstunden ihr volles Klangpotential entfalten. Nachdem die Tempesta 20 dann gut eine Woche lang durchschnittlich 10 Stunden am Tag vor sich hinrauschen durften, waren sie reif fürs Hörzimmer. Und ja, in den Wochen, in denen ich sie hier im Einsatz hatte, hat sich auch noch was getan – allerdings nur in Nuancen.

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Test: Blumenhofer Tempesta 20 | Standlautsprecher

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