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Oktober 2013 / Sebastian Eilzer
Bis vor einigen Jahren gab es eine Gruppe von Kopfhörern im Preisbereich bis 300 Euro, die für viele das Maß der Dinge war. Es gab daneben noch Exoten aus Japan wie Stax oder limitierte Modelle von Audio-Technica oder auch Grado aus den USA, doch für viele stellten die Topmodelle von Beyerdynamic (www.beyerdynamic.de), AKG (K701) und Sennheiser (HD650) die Spitze der Kopfhörerentwicklung dar. Seitdem hat sich der Markt stark verändert und sowohl Sennheiser (HD800) als auch Beyerdynamic (T1) haben ein Topmodell im 1.000-Euro-Bereich vorgestellt. Diese Modelle lassen preislich eine recht große Lücke zur „alten Elite“, sodass es mich nicht wundert, dass diese über kurz oder lang geschlossen werden sollte.
Bei Beyerdynamic war zwar die komplette Modellreihe aus DT770 (geschlossene Bauweise), DT880 (halboffen) und DT990 (offen) als Spitzenlinie aufgestellt, jedoch stand der DT880 bei den Kopfhörerliebhabern – und auch bei Beyerdynamic selbst – durch seinen neutralen Klang immer an vorderster Stelle; der DT990 fristete eher ein Schattendasein.
Dass Beyer dem halboffenen Prinzip wohl am meisten Vertrauen schenkt, zeigt sich in der Tatsache, dass das T1-Topmodell ebenfalls diesem Typus angehört. Der hier zur Begutachtung liegende T90 ist hingegen, die „9“ lässt es schon vermuten, in akustisch offener Bauweise ausgelegt. Für das Beyerdynamic-Topmodell muss man laut Liste noch einmal fast 100 % aufschlagen – eine Mehrinvestition, die wir für diesen Test stattdessen in den neuen, „kleinen“ Kopfhörer-Verstärker von Beyerdynamic, den A20, stecken, um bei einer kompletten KH-Kette zum Preis des Topmodells zu landen.
Bei den Äußerlichkeiten des Hörers vertraut man auf bekanntes Design. Die lange Erfahrung, die Beyerdynamic im Kopfhörerbau hat, zeigt sich auch in den Details des neuen Hörers T90. Die Verarbeitung ist auf einem sehr hohen Niveau und auch die verwendeten Materialien lassen keine Wünsche offen. Hier knirscht es bei keiner Bewegung und alle Rasterungen lassen sich geschmeidig und stabil einstellen.
Aus der Erfahrung mit diesem Design wage ich darauf zu schließen, dass auch der T90 ein sehr stabiler und langlebiger Hörer sein wird. Diese Kombination aus Stabilität bei gleichzeitiger hoher Materialanmutung und Komfort machen die Kopfhörer von Beyerdynamic für mich einmalig. Als Verpackung bekommt man hingegen eine zwar äußerst praktische Transporttasche, die man schon von den anderen Modellen her kennt, in diesem Preisbereich aber etwas an Luxuriösität vermissen lässt.
Beim Kopfhörerverstärker A20 setzt Beyerdynamic auf ein minimalistisches, abgerundetes Design. Für eine kantenlose Optik besteht die umlaufende Mantelfläche des Verstärkers aus einem einzigen Stück Metall – dies erinnert mich an den ersten Mac-Mini von Apple.
Die Oberseite ist angenehm griffig beschichtet und bot sich für mich als perfekte Ablage für die Hörer in Hörpausen oder – beim direkten Vergleich mehrerer Kopfhörer – für das pausierende Modell an, ohne dass man Angst haben muss, eines von beiden – Amp oder Hörer – zu zerkratzen. Ob dies beabsichtigt war oder nicht, es ist jedenfalls eine absolut willkommene Abwechslung zu vielen Gehäusen der Konkurrenz. Interessant ist dabei die Tatsache, dass auch der vor Längerem eingeführte A1-Verstärker diese Kombination aus Metall und Plastik aufweist, jedoch in einer, wie ich finde, ästhetisch weniger gelungenen Ausführung.
Das minimalistische Design setzt sich in den Bedienelementen fort. Der Ein/Ausschalter ist gleichzeitig Status-LED und wird lediglich von zwei Klinke-Anschlüssen sowie dem Lautstärkeregler ergänzt. An der Rückseite findet man neben dem Netzanschluss einen Cinch-Audioeingang sowie einen Loop-Out für die Integration in eine Kette, bei der die Quelle nur einen Ausgang besitzt (oder aber den Anschluss eines Tape-Decks am Tape-Out, falls so etwas heute noch existiert).
Test: Beyerdynamic T90 und A20 | Kopfhörer, Kopfhörer-Verstärker