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beyerdynamic T1 – Klangeindruck

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 beyerdynamic T1 - Klangeindruck

Einlaufen
Nun sollte man meinen, der Beyerdynamic T1 sei aufgrund der hohen Impedanz ein schwierig anzutreibender Kopfhörer. So richtig entfalten kann er sich tatsächlich erst, wenn er mit einem einigermaßen potenten Kopfhörerverstärker kombiniert wird. Vor allem mobile Geräte haben da bekanntermaßen so ihre Probleme, näheres dazu an späterer Stelle. Vorerst heißt es: erster Probelauf an der stationären HiFi-Kette.

Beyerdynamic T1 2. Generation

Da ich bei Ankunft des guten Stücks nicht widerstehen kann, wird der nagelneue T1 direkt ohne weiteres Warm-up an einen der pegelbaren Ausgänge meines 6-Kanal-Kopfhörerverstärkers IMG Stage Line gestöpselt, welcher mir besonders beim Vergleich verschiedener Hörer gute Dienste leistet. Als Zuspieler dient der Marantz DV9500, den ich mit dem Album Sur la route von Madame Isabelle Geffroy aka ZAZ (auf Amazon anhören) füttere. Zwar hätte ich den T1 auch ZAZdirekt an den recht potenten Kopfhörerausgang des Marantz stecken können, dieser gehört allerdings eher zu den warm abgestimmten und wird damit der besonders guten Hochtonauflösung, für welche die Beyerdynamic-Kopfhörer im Allgemeinen bekannt sind, nicht wirklich gerecht, wie mir ein kurzer Vergleich schon mit „kaltem“ T1 bestätigt.

Kaltstart
Am besagten Kopfhörerverstärker fällt mir sogleich die Familienähnlichkeit zum Beyerdynamic DT1770 Pro auf. Wie dieser neigt auch der T1 zweiter Generation dazu, den Hochtonbereich leicht zu betonen, löst jetzt aber noch nicht ganz so fein auf wie der DT1770. Gerade bei Livemitschnitten von ZAZ, durchsetzt mit vielen Zischlauten, fördert der T1 mitunter etwas harsche Töne ans Ohr und lässt nur wenig vom versprochenen „seidigen Glanz“ hören. Zudem ist schon in dieser frühen Testphase ein weiteres interessantes Phänomen feststellbar: Mit dem Beyerdynamic sitze ich nicht irgendwo im Publikum vor der Bühne, er trägt mich quasi direkt auf sie. Der Sennheiser HD800 übt da zum Beispiel etwas mehr Distanz, er bleibt vor der Bühne, wenn auch in der ersten Reihe, und die einzigartige Stimme von ZAZ erhält ein etwas wärmeres Timbre als es der Beyerdynamic vermittelt.

Ich setzte den T1 also wieder ab und lasse ihn mit der Musik über Nacht allein.

Beyerdynamic T1 2. Generation

Warmgelaufen
Am darauffolgenden Abend wage ich den nächsten Test, und siehe da: Die Hochtonbrillanz ist zwar geblieben, nur hat der Beyerdynamic nun hörbar die Spitzen entzerrt. In den oberen Oktaven gibt er sich transparent und deutlich, ja weiterhin minimal betont, aber der DT1770 aus dem gleichen Haus geht hier beispielsweise noch kräftiger vor. Das macht den T1 fürs entspannte Dauerhören besser geeignet. Zudem scheint mir die Darbietung jetzt auch räumlich etwas homogener, geschlossener an die Ohren zu kommen, ohne dass dies zulasten der breiten Bühnenabbildung ginge.

Nun muss der Sennheiser HD800 noch mal ran, der ist natürlich längst eingespielt. Der erste Eindruck bestätigt sich, dem Beyerdynamic gelingt es abermals, mich direkt an die Bühne zu holen, wobei mir im Vergleich mit dem Sennheiser die enorme Tiefenstaffelung des T1 auffällt: Der Frontmann Michael Rhein von In Extremo steht wirklich ganz nah bei mir, während die Instrumentierung fein säuberlich und doch sehr massiv hinter ihm aufgestaffelt wird. Noch eindrucksvoller ist das bei Minimal-Instrumentierungen à la ZAZ oder Katie Melua, hinter beiden Damen sind Bass, Sax und Schlagzeug exakt zu verorten. Der Sennheiser liefert dafür dann die etwas breitere Bühne, nimmt es mit der Tiefenstaffelung aber nicht ganz so genau.

Gerade auch bei Aufnahmen von ZAZ fällt mir ein weiteres Phänomen auf. Der HD800 von Sennheiser arbeitet Nuancen des Timbres von ZAZ heraus, wo der Beyerdynamic einen Hauch bedeckter klingt – dafür konzentriert der sich intensiver um die Feinheiten am unteren Frequenzband. Hörenswertes Beispiel dafür ist „La fée“, ebenfalls auf dem Live-Album von 2015, Sur la route, dort haben wir beides, eine grandiose Stimme mit minimalem Instrumental-Background und eben den Bass. Jetzt hört man den Unterschied deutlich: Die Stimme klingt mit dem Sennheiser etwas freier, unmittelbarer. Im direkten Vergleich tönt der Beyerdynamic hier etwas dezenter, was an einer leichten Senke im Mittelhochton-Übergang liegen könnte – oder aber einer leichten Katie MeluaAnhebung an gleicher Stelle beim Sennheiser. Wie auch immer, bei manchen Vokals wirkt der Sennheiser dadurch etwas präsenter/klarer – allerdings nicht bei allen, die Stimme vom Katie Melua wird von beiden Hörern nahezu gleich interpretiert. Apropos, gleich zu beginn von „Love is a silent Thief“ auf Ketevan (auf Amazon anhören) lässt der Beyerdynamic T1 besonders tief in den Basskeller blicken. Der Anschlag des Bassisten kommt punktgenau und von ganz tief unten. Der zum Quervergleich herangezogene AudioQuest Nighthawk, der ja ebenfalls nach dem halboffenen Prinzip arbeitet, setzt hörbar weiter oben im Bass ein, liefert dann jedoch etwas mehr Pegel. Der offene HD 800 verhält sich in punco Basspegel dagegen dezenter und mithin so wie der T1, reicht jedoch nicht so tief hinab wie dieser. Keiner der beiden Hörer lässt die Saiten so wunderbar nachgrollen wie der Beyerdynamic T1. Na klar, dies ist natürlich alles Erbsenzählerei auf hohem Niveau. Aber das halte ich in Anbetracht der Ansprüche der Hersteller und der Preiskategorie der Geräte auch für berechtigt.

Mit dem entsprechenden Kabel lässt sich der Beyerdynamic T1 auch symmetrisch betreiben
Mit dem entsprechenden Kabel lässt sich der Beyerdynamic T1 auch symmetrisch betreiben


Aufgestockt

Um das gute Stück auszureizen, fällt die Wahl auf den NuForce HA-200, für mich ein probater Spielpartner für anspruchsvollere Kopfhörer, der sich zudem in der Kette angenehm klangneutral verhält. Diesen also flugs an den Line-Ausgang des DV9500 angestöpselt und den Kopfhörer mit dem NuForce verbandelt.

Beyerdynamic T1 2. Generation am NuForce HA-200

Es ist schon beeindruckend, wie still die Stille sein kann, wenn ein Kopfhörerverstärker so gar nicht rauscht. Aber dies nur am Rande, schließlich soll diese Kombination ja musizieren. Die ersten Takte kommen wie gewohnt präzise, perfekt durchgezeichnet und In Extremo Live-Albumvöllig unprätentiös, man möchte fast sagen: unspektakulär. Erst bei längerem Hören bekommt man ein Gefühl davon, wie souverän der Hörer am passenden Verstärker aufspielen kann. Ob bei komplexen Einspielungen oder kurzen, knackigen Impulsen, der Beyerdynamic scheint nun einfach noch mehr am Gas respektive an den Class-A-Stufen des Amps zu hängen, als das vorher der Fall war. Wie unmittelbar zum Beispiel eine einsetzende Bassdrum rüberkommen kann, ist mir besonders gegen Ende des „Palästina-Liedes“ auf dem In Extremo Live-Album (auf Amazon anhören) aufgefallen. Obwohl ich das Stück gut kenne, kickt der Bass überraschend präzise und druckvoll, quasi wie aus dem Nichts. Das Ganze spielt, wie gesagt, sehr souverän und macht enormen Spaß.

Mobilisiert
Nun will ich es aber wissen: Kann man den Beyerdynamic T1 mit seiner hohen Impedanz auch mobil nutzen? Klar, direkt ans Smartphone angeschlossen liefert der Kopfhörer zwar noch eine beachtliche Lautstärke, aber so richtig Freude will bei dem hörbar kompakten Sound nicht recht aufkommen. Linderung bescherte dann schon der HRT dSp DAC mit Kopfhörerverstärker. Offenbar reichen die 1,75 Vrms, die der Winzling liefert, schon aus, um den 600-Ohm-Tesla-Antrieb des T1 angemessen zu beschleunigen.

Oppo HA-2

Da ich mir aber die Mobiltauglichkeit des Hörers bis zum Schluss aufgehoben habe, bin ich inzwischen mehr gewohnt: mehr Tiefenstaffelung und vor allem einen noch knackigeren Antritt im Tieftonbereich. Glücklicherweise lässt sich, wenn auch etwas umständlich, der Oppo HA-2 an mein Sony-Smartphone anschließen. Dieser DAC hat nicht nur einen eigenen integrierten Akku, sondern auch einen Kopfhörerverstärker, dessen Potenz mit einem zweistufigen Gain-Schalter abgepasst werden kann.

Schnell also den T1 angedockt und den Gain in die High-Position. So soll es sein, der Oppo stellt die oben beschriebene tiefe Bühne wieder her und auch die Bässe gewinnen nochmal deutlich an Präzision. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, den T1 auch mobil (fast) zur Höchstform aufspielen zu lassen – wenngleich es dazu schon etwas mehr als nur des Smartphones bedarf.

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Test: Beyerdynamic T1 (2. Generation) | Kopfhörer

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