Demnächst im Test:

Billboard
Input Audio

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Die Mischung macht's
  2. 2 Hörtest Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII
  3. 3 Hörtest Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII

Fragt man einige Menschen nach „Traditionsunternehmen aus Deutschland“, erhält man erwartbare Antworten. Diverse Automobilfirmen, Elektronik-, Chemie- und Stahlgiganten … Ich hingegen würde wahrscheinlich wie aus der Pistole geschossen Sennheiser, Neumann, Schoeps und eben Beyerdynamic nennen. Tja: Tontechnik-Nerd eben.

Beyerdynamic begleitet mich schon sehr lange. Zwei meiner Brot-und-Butter-Mikrofone (M88 und M160) wurden in Heilbronn gefertigt, zu meinem geschlossenen Kopfhörer DT 150 habe ich eine besonders innige Beziehung und die beiden Hörer DT 770 PRO und DT 990 PRO haben schon unzählige Stunden meinen Kopf geziert.

Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII und des Beyerdynamic DT 1990 Pro MKII

DT 1770 PRO MKII und DT 1990 PRO MKII sind die jüngsten Vertreter der bekannten 770/990er-Familie von Beyerdynamic – der Unterschied liegt in der geschlossenen vs. offenen Konstruktion

Die ohrumschließenden Kopfhörer Beyerdynamic DT 770 und DT 990 sind seit den Achtzigerjahren bekannt und beliebt und das sowohl im HiFi- als auch im Studio-Bereich – ein gutes Zeichen, wie ich finde. Beyerdynamic hat sie stetig weiterentwickelt und Varianten erschaffen, um anderen Geschmäckern und geändertem technischen Umfeld zu entsprechen, etwa solche mit Impedanzen zwischen 16 und 600 Ohm. Den Test von DT 700 PRO X und DT 900 PRO X meines geschätzten Kollegen Thomas Kopanz finden Sie hier.

Die jüngsten Abkömmlinge bereichern nun in Form des Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII und des Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII (jeweils 549 Euro) für den Zeitraum des Tests das Umfeld meines Hörsessels und meines kleinen Tonstudios. Die Fotos zeigen bereits den einzigen relevanten Unterschied zwischen DT 1770 MKII und DT 1990 PRO MKII: Der 1990 ist die offene, der 1770 die geschlossene Variante des Kopfhörers.

Tesla-Treiber

Der Begriff „Tesla“ muss nicht unbedingt etwas mit Fahrzeugen zu tun haben: Das serbische Genie Nikola Tesla ist Namensgeber für eine Vielzahl von Dingen und diente unter anderem auch Beyerdynamic als Inspirationsquelle für einen Marketingbegriff, mit dem die Treibertechnologie in einigen ihrer hochwertigen Kopfhörer bezeichnet wird. „Tesla“-Technologie deshalb, weil im Luftspalt zwischen Magnet und Spule die magnetische Flussdichte über 1 T liegt (Tesla (T) ist die SI-Einheit der magnetischen Flussdichte). Beyerdynamic stattet seine Tesla-Treiber zudem mit einem Compound-Materialmix aus, wodurch Teilschwingungen der Membran unterdrückt und somit auch bei höheren Pegeln Verzerrungen gering gehalten werden sollen.

45-mm-Tesla-Treiber von Beyerdynamik als Explosionszeichnung

Beide Beyerdynamic-Kopfhörer arbeiten mit demselben 45-mm-Tesla-Treiber

In beiden Kopfhörern arbeiten dieselben 45-mm-Treiber, die ebendiese Technologie verwenden – in der aktuellen „Tesla.45“-Version, die nochmals geringere Verzerrungswerte aufweisen soll. Sowohl die offene als auch die geschlossene Variante setzen dem Verstärker eine Impedanz von lediglich 30 Ohm entgegen. Als Übertragungsbereich gibt der Hersteller 5 bis 40000 Hertz an, der Schalldruckpegel des Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII ist aufgrund der geschlossenen Bauform mit 95 dB SPL (1 mW bei 500 Hz) um ein Dezibel höher als bei der offenen Variante.

Mechanik, Polster, Ersatzteile

Beim mechanischen Aufbau setzt Beyerdynamic bei beiden – nicht faltbaren – Hörern auf bewährte Technik. Die Muscheln liegen kippbar in Metallgabeln, die über eine gerasterte Größenverstellung mit dem gepolsterten Kopfbügel verbunden sind. Dieser soll dank Memory-Schaum und geringerem Druck im Fontanellenbereich besonders bequem sitzen. Das einseitig auf der linken Muschel steckbare Kabel nimmt eine Mini-XLR-Buchse entgegen. Beiden Kopfhörern liegen im schwarzen Softcase sowohl ein gerades Dreimeter- als auch ein fünf Meter messendes Spiral-Kabel bei. Die Kabel sind mit 3,5-mm-Klinken ausgestattet, ein 6,35-mm-Adapter wird mitgeliefert.

Mini-XLR-Buchse an der linken Hörmuschel des Beyerdynamic DT 1770 MKII

Das Kabel wird an der linken Muschel in eine Mini-XLR-Buchse gesteckt

Sowohl das geschlossene als auch das offene Testobjekt kommen mit einem zusätzlichen Paar Ohrpolster. Der DT 1770 PRO MKII kann statt mit Velours- auch mit Kunstlederpolstern genutzt werden. Diese sind gemeinhin etwas dichter und dämpfen stärker. Beim Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII wird hingegen nach „Producing“- und „Mix & Mastering“-Velours unterschieden. Vereinfacht gesagt: „Producing“: mehr Basswumms, „Mix & Mastering“: linearer und analytischer.

Ohrpolster der Kopfhörer Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII und DT 1990 Pro MKII

Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII und DT 1990 PRO MKII kommen mit je zwei Ohrpolstern. Bei denen des 1770 handelt es sich um eine Velours- und eine Kunstleder-Variante (links), die des 1990 sind beide aus Velours gefertigt, aber klanglich unterschiedlich abgestimmt (rechts)

Übrigens: Ich habe schon bei verschiedenen Beyerdynamic-DT-Kopfhörern alle möglichen Teile nachgekauft und ausgetauscht und konnte dann weiterarbeiten – statt den Kopfhörer in die Mülltonne zu werfen. Momentan sind nicht nur Dinge wie das Kopfpolster, sondern auch die Treiber des 1770 und des 1990 PRO MKII einzeln erhältlich. Das wird sich hoffentlich auch in Zukunft nicht ändern.

Beide Kopfhörer sitzen auf meinem Kopf sofort angenehm. Das wundert mich nicht, denn die Mechanik ist im Vergleich zu den Vorgängermodellen nicht verändert worden – never change a running system. Und zumindest auf meinem Kopf thronten 770 und 990 schon immer perfekt und nicht selten einen ganzen Tag lang. Einzig Kunstlederpolster sorgen bei mir schnell für verschwitzte Haut, das ist jedoch bei anderen Menschen oft nicht der Fall.

Das Beyerdynamic-Kopfband

Memory-Schaum und geringerer Druck im Fontanellenbereich sollen beim Beyerdynamic-Kopfband für Tragekomfort sorgen

Hörtest Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII

Ich beginne die Klangbeschreibung mit dem offenen Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII – und zwar mit den „Mixing & Mastering“-Polstern. Das Ursprungsmodell DT 990 PRO war immer eine schöne Lösung, um Höhen genau nachzuvollziehen und bis hinunter in tiefste Bassregister das Geschehen „lesen“ zu können. Allerdings kam die klare und genaue Höhendarstellung zu einem gewissen Preis: Das Signal konnte gelegentlich bissig werden und das Gehör anstrengen. Der Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII ist nun in den Präsenzen sanfter abgestimmt und nagt auch bei schärferen Musikmischungen nicht am Trommelfell. Insgesamt ist der neueste Spross der 990-Familie ein balanciert abgestimmter Hörer mit wahrnehmbarer, aber keinesfalls übertriebener Tendenz zu Frische und Luftigkeit. Und das macht einen Heidenspaß.

Der offene Beyerdynamic DT 1990 Pro MKII auf einem Mischpult

Unser Hörtest beginnt mit dem offenen Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII

Schon über den alten DT 990 PRO habe gerne das IDM-Cover „Angie“ von lb gehört. Die Clicks-and-Cuts und die mit Ringmodulation verfremdete Stimmen waren für das Erscheinungsdatum (2000!) des Albums Pop Artificielle prägend. Mit dem Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII bietet sich nun die gleiche Detailtreue und feine Höhenzeichnung, aber es wirkt insgesamt doch deutlich angenehmer, da nicht mehr so kantig. Die entscheidende Verbesserung gegenüber dem Urahn liegt nach meiner Erkenntnis darin, dass der 1990 PRO MKII zwar weniger Pegel in den Höhen liefert, diese aber dennoch sehr klar und fein gezeichnet werden – sicher die Konsequenz der geringeren Verzerrungen des Tesla-Treibers. „Angie“ habe ich auch oft mit dem Austrian Audio Hi-X65 (309 Euro) gehört, der in den Höhen ähnlich wie der DT 1990 PRO MKII aufgestellt ist. Mein altgedienter AKG K240 DF hingegen wirkt im oberen Frequenzbereich deutlich lebloser und ein Sennheiser HD 660 S (499 Euro) ist pegelmäßig insbesondere in den oberen Höhen verhaltener, wodurch er für manche vielleicht etwas „erhabener“ klingen mag.

Mittelton

Bisher jeder 990er (und -Ableger), den ich hören konnte, besaß klar definierte, doch etwas zurückhaltende Hochmitten und ein wenig fleischigere Tiefmitten. Nutzt man diesen Kopfhörertyp zum Mischen im Studio, sollten die Tendenzen nicht ignoriert werden, sonst geraten die Stimmen schnell einmal etwas zu nah und der Gesamtklang etwas zu blutleer. Andersherum: Hört man beispielsweise Tom Waits‚ „Ol‘ 55“ (auf: „Closing Time“, 1973) mit dem alten 990, wirkt die Stimme noch weiter entfernt als aufgrund der Raum- und Nachhallinformation sowieso schon, gleichzeitig verkleben bei „Old Shoes (& Picture Postcards)“ die Drums, Akustikgitarren, das Klavier und die Backgroundstimmen den Song in diesem Frequenzbereich zu einem leicht indifferenten Matsch.

Der Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII ist in diesen kritischen Bereichen deutlich linearer unterwegs. Er zeigt die genannten Tendenzen noch minimal, aber das ist nicht viel mehr als ein Rest „Stallgeruch“. Interessant: Der zu Beginn noch in Österreich hergestellte AKG K712 (damals: 552 Euro), den ich vor fast zehn Jahren im Test hatte, erinnert mich von den Tiefmitten bis zu den Präsenzen sehr an den offenen Beyerdynamic in diesem Test.

Detailaufnahme der offenen Hörmuschel des Beyerdynamic DT 1990 Pro MKII

Basswiedergabe

Für manche Musikhörer mag die vom 990 gewohnte Anhebung tiefer und hoher Frequenzen in der aktuellen Inkarnation etwas zu schwach ausfallen, denn im Bass ist der Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII für einen offenen Hörer zwar noch kräftig, aber doch moderater als die Vorgängerversionen abgestimmt.

Das Pedalwerk auf der von Gerhard Weinberger auf „Max Reger – Organ Works vol. 8“ (cpo, 2021, Anspieltipp: Choralvorspiel op. 67, 18: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“) gespielten Walcker-Orgel ist sehr griffig und gerät trotz etwas höherem Pegel im Bass nicht ins Schwimmen. Wer sich gerne im wärmeren Bass-Sud suhlt, für den ist das zweite Paar Velourspolster eine Alternative. Der Begriff „Producing“ steht heutzutage ja eher für das Gestalten von (elektronischer) Musik als für die rein technischen Vorgänge bei der Musikproduktion. Hierbei zählt der Spaß an der Sache mehr, und dazu kann ein kräftigerer Bass definitiv beitragen. Bei kaum merklich geringerer Kontrolliertheit liefern die Wechselpolster ein Plus an Bass, aber selbstredend auch keinen echten Sprung.

Auf der Bühne

Eine der Kernkompetenzen sämtlicher Beyerdynamic-Kopfhörer, die das Zahlenkürzel 990 nutzen, ist die hervorragende Darstellung der Stereobühne. In Breite und besonders in der Tiefe ist auch der Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII sehr gut – und ja, tatsächlich sogar noch ein gutes Stück besser geworden: Wo der Ursprungs-990 ein sehr freies, aber leicht wolkig wirkendes Bild erzeugte, zeichnet der 1990 PRO MKII die Signale konturierter auf die Bühnenleinwand. Die Ortbarkeit ist mit dem Hörer messerscharf, sodass die Aufstellung der Essener Philharmoniker unter Tomas Netopil auf „Asrael“ von Josef Suk (Oehms, 2016) nur sehr geringfügig zusammengedrängter erscheint als etwa mit meinem Stax SR-2325 (circa 1.000 Euro). Dass der Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII diesbezüglich überhaupt von mir mit dem Stax-Elektrostaten in einem Satz genannt wird, sollte als klares Lob durchgehen und für sich sprechen.

Auflösungsvermögen

out of season beth gibbonsDie Auflösung des Hörers ist umwerfend. Schon der klassische 990 kam bei allen Menschen in die engere Wahl, die eine hohe Detailtreue bei überschaubarer Investition gesucht haben. Mit dem Tesla-Treiber im neuen Modell legt Beyerdynamic noch eine Schippe drauf. Die Feinheiten des komplexen Ridebeckens und der damit verbundenen Raumantwort zu Beginn von „Jackie’s Room“ (auf „Clockdust“, 2024) von Talk-Talk-Bassist und Partner von Beth Gibbons auf „Out of Season“ (2002) lassen sich präzise nachverfolgen – und zwar so, dass man sich beinahe darin verlieren kann und gar nicht mitbekommt, dass sich darauf ein wundervoller Song aufbaut.

Ein Elektrostat wie der genannte Stax ist in Sachen Detailgenauigkeit aufgrund der ultrageringen Membranmasse fast immer zumindest ein klein wenig besser aufgestellt. Ein Fostex TH1100RP, den ich im gleichen Zeitraum zur Verfügung hatte, löst vor allem die Mitten noch feiner auf als der DT 1990 PRO MKII, was etwa beim stellenweise sehr dichten „Warsong“ (The Cure, auf „Songs Of A Lost World“, 2024) auffällt. Dieser Magnetostat kostet aber auch das Sechsfache (!) des Beyerdynamic und hat so manche Problemzone an anderer Stelle. In Anbetracht des Preises ist der Beyerdynamic 1990 PRO MKII grandios.

Dynamik

Roy Harper / StormcockSchnell und spielfreudig, doch niemals aufgekratzt-hyperaktiv gibt der DT 1990 PRO der zweiten Generation die Feindynamik der Musik wieder. Höre ich auf die sechssaitige Akustikgitarre bei „The Same Old Rock“ von Roy Harper (auf: „Stormcock“, 1971), freue ich mich darüber, wie deren dynamische Variationen vom Kopfhörer mitgetragen werden. Ich wiederhole mich: Das geschieht nie hektisch und hibbelig, sondern mit einer Art von natürlicher Ausgeschlafenheit. Übrigens spielt diese Gitarre niemand anderes als Jimmy Page unter dem Pseudonym S. Flavius Mercurius. Diese Verbindung erklärt auch, weshalb es einen Song namens „Hats Off To (Roy) Harper“ auf der „Led Zeppelin III“ zu Ehren des Menschen gibt, der „Have A Cigar“ gesungen hat (ganz recht: auf Pink Floyds „Wish You Were Here“!). Mehr Verbindungen gefällig? Nun, unter den Engineers für „Stormcock“ war ein gewisser Alan Parsons, womit auch klar ist: Das Album ist in der Abbey Road aufgenommen worden (und zwar im legendären Studio 2!). Doch bevor ich jetzt noch weiter abdrifte, will ich lieber anmerken, dass der Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII große Lastwechsel der gesamten Musik mit der gleichen Façon wiedergibt. Im Vergleich dazu wirken die angesprochenen Hörer Austrian Audio Hi-X65, AKG K-702 und Sennheiser HD 660 S doch etwas gebremster. Mit den „Producing“-Polstern verhält sich aber auch der Beyerdynamic dezent behäbiger.

Die Rückseiten der beiden Ohrpolster des Beyerdynamic DT 1990 Pro MKII

Gut gelocht – Die Rückseiten der beiden alternativen Ohrpolster des Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII offenbaren die Tuningmaßnahmen

Hörtest Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII

Es sollte nicht für Verwunderung sorgen, dass sich der geschlossene Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII in seinem grundlegenden Klangduktus nicht allzu sehr vom offenen 1990 PRO MKII unterscheidet. Mit dem eingeschlossenen Luftvolumen des 1770 gehen aber natürlich einige spezifische Eigenschaften geschlossener Kopfhörer einher.

Detailaufnahme der geschlossenen Hörmuschel des Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII

Zunächst natürlich ist das die Dämpfung: Akustische Emissionen und Immissionen sind ganz deutlich geringer als beim 1990. Schon mit den Velourspolstern bestückt ist die Dämpfung besser als die eines Beyerdynamic DT 150 (249 Euro) und eines Focal Celestee (999 Euro). Sind die Kunstlederpolster installiert, ist sie sehr hoch. Dann allerdings gesellt sich zur noch besseren Dämpfung eine für mein Empfinden zu starke Abkapselung und es stellt sich nach ein, zwei Alben ein gewisses Unwohlsein ein – das geht vielen Nutzern so und ist ein typischer Nebeneffekt. Außerdem gibt es mehr Druck in den Tiefen und die prinzipbedingten Nachteile geschlossener Systeme stellen sich mehr in den Vordergrund. Ich will damit sagen: Wenn Sie einfach die Velourspolster drauflassen, begehen Sie meiner Ansicht nach keinen Fehler. Den Einsatz des Kunstlederpolsters halte ich eigentlich nur im Recording, wo man das sogenannte „Bleeding“ aus den Köpfhörern in die Mikrofone gering halten will, für erforderlich.

Klangliche Unterschiede

Der Vergleich der beiden Hörer bringt das zutage, was man aufgrund der unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien erwarten kann. So wirkt der Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII ein kleines Stückchen weniger frei und luftig in den Höhen als das Geschwisterchen. Die geschlossene Variante klingt tonal etwas runder und direkter, der 1990 federt mehr und klingt dadurch etwas lebendiger. Allerdings kann der DT 1770 PRO MKII mit einem reichlich präzisen, noch kraftvolleren und mehr Spaß liefernden Bass aufwarten. Und das deutlich präziser als der DT 150 und mit höherem Pegel als der Focal Celestee! Dynamisch folgt der Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII der Spur des 1990 PRO MKII, jedoch ist ihm anzumerken, dass das gefangene Luftvolumen ihn ein wenig bremst. Dass er allerdings nur in sehr geringem Maße in Sachen Detailauflösung und Offenheit hinter der offenen PRO-MKII-Variante steht, ist ein klarer Pluspunkt. Dennoch liegt der (dafür auch deutlich schwächer dämpfende) Focal Celestee in diesen Disziplinen um eine halbe Nasenlänge vorne.

Blick in die Hörmuschel des Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII

Blick in die Hörmuschel des Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII

Physikalisch bedingt, spielt sich auch das Bühnengeschehen in etwas schmalerem Rahmen ab. Deutlich wird das durch die Im-Kopf-Lokalisation („IKL“), die mir etwas auffälliger vorkommt als beim Beyerdynamics DT 150 und mit dem Focal. Auch das ist erneut nicht Beyerdynamic, sondern den Gesetzen der Natur zuzuschreiben und keineswegs „schlecht“ – vielmehr nur logisch und nachvollziehbar. Bei einem Rode NTH-1000 (129 Euro) ist die IKL deutlich stärker.

Verhalten an Kopfhörerverstärkern

Was dem Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII sehr gut tut, ist ein Crossfeed, wie es beispielsweise in vielen Kopfhörerverstärkern von SPL zu finden ist. Bei mir ist es der SPL HPm 1504, bei dem ein leichtes Zuführen des jeweils anderen Kanals für ein breiteres, klareres und präziseres Stereobild sorgt.

Der Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII auf einem Gitarrenverstärker

Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII und ein weiteres Beyerdynamic-Produkt: das Mikrofon

Natürlich ist ein ordentlicher Kopfhörerverstärker immer sinnvoll, doch nicht zuletzt aufgrund der eher geringen Impedanz spielen beide Kopfhörer im Test an sämtlichen (und ja: auch einfachen und schwachbrüstigen!) Amps ihre positiven Eigenschaften aus. Das kann ich von meinem Beyerdynamic DT 150 und erst recht von meinem AKG K240 DF nicht behaupten. An eher schlechten Kopfhörerverstärkern wie dem in meinem Apple MacBook Pro (2021) kann ich die beiden Testlinge ohne Bauchschmerzen betreiben, aber am SPL, Merging Technologies HAPI, Lavry DA11 oder an der hervorragenden Monitoring-Sektion meines Harrison-Mischpults blühen sie so richtig auf. An dieser Stelle sei auch kurz angemerkt, dass beide Hörer ihre Klangeigenschaften sowohl bei besonders geringen als auch bei hohen Abhörpegeln beibehalten.

Billboard
Moon / Simaudio

Test: Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII und DT 1990 PRO MKII | Kopfhörer

  1. 1 Die Mischung macht's
  2. 2 Hörtest Beyerdynamic DT 1990 PRO MKII
  3. 3 Hörtest Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII

Das könnte Sie interessieren: