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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Echt die Härte!
  2. 2 Klangeindruck: Betonart Audio Syno

Award Siegel 2018Endlich mal ein anderer Look: Wer meint, im Lautsprechermarkt gäbe es nur Lack- und Furnieroberflächen, schaue sich einmal diese monolithisch gegossene Betonsäule an. Die Krateroptik hat ihren ganz eigenen Charme, und wer den geronnenen Flüssigstein sonst nur von Brückenpfeilern oder aus Parkhäusern kennt, wird kaum glauben, dass man ihn auch so handschmeichlerisch-glatt verarbeiten kann, wie Betonart Audio (http://betonart-audio.de) aus Leimen es tut. Der Zweiwegelautsprecher Syno schaut aus, als hätte sich ein Streifen vom Mond fein herausgeputzt.

Überhaupt scheint Beton gerade das heiße Ding im Interieurbereich zu sein. Ob in der Küche, im Wohnzimmer oder Bad, ob Tisch, Hocker, Bank, Lampe, Uhr, Eierbecher oder iPhone-Dock, das Material breitet sich an allen möglichen und unmöglichen Stellen aus. Man sehe sich beispielsweise einmal auf https://betoniu.com um.

Wieso Beton?

Doch im Grunde ist die coole Ästhetik der Betonart Audio Syno – der studierte Physiker und Betonart-Audio-Chef Jörg Wähdel stammt aus einer Architektenfamilie – nur Nebenprodukt einer originär technischen Überlegung: Wenn ein Lautsprechergehäuse sich idealerweise gar nicht ins Klanggeschehen einmischen soll, dann sollte es vor allem nicht vibrieren und resonieren. Folglich seien Holzwerkstoffe, so effizient sie zu verarbeiten sein mögen, nicht das Optimum, so Wähdel.

betonart-audio-syno

Sein „High-Performance-Gussbeton“ ist dreimal dichter und entsprechend schwerer als Holz bzw. MDF und lässt sich aufgrund der Materialeigenschaften deutlich weniger leicht (nämlich um den Faktor 10) zu unerwünschten Schwingungen anregen. Doch nicht nur Härte und Gewicht des Materials, auch die amorphe Struktur – hierfür sorgen vor allem die vielen im Betonmix verteilten Steinchen mit Korngrößen von 1 mm bis 8 mm – und die damit einhergehende gute Dämpfung sprechen für den Einsatz im Boxenbau.

Doch wenn Beton so gut sein soll – warum sieht man dann so selten Lautsprecher aus diesem Material? Nun, zum einen dürften dahinter ganz einfache logistische „Schwierigkeiten“ stecken: Die sehr schlanke Betonart Audio Syno beispielsweise bringt es schon auf 60 kg das Stück, bei einer normalen MDF-Box des gleichen Formats wären es wahrscheinlich nur um die 20 kg. Zum anderen ist Beton ein widerspenstiges Material, das vergleichsweise hohen Verarbeitungsaufwand mit sich zieht. Allein die Vorbereitung der Gussformen für die Fertigung eines einzelnen Boxenpaares dauere jedes Mal mehrere Stunden, so Wähdel. Und ob das Ergebnis stimmt, erfährt man erst drei Tage später, wenn der Beton so hart geworden ist, dass die Verschalung abgenommen werden kann. Zeigt sich dann, dass irgendwo eine Kante nicht perfekt geworden ist, ein Dübel nicht hundertprozentig sitzt oder Ähnliches, schmeißt Wähdel beide Gehäuse weg: Boxenpaare müssen ihm zufolge nämlich immer aus einem Guss hergestellt werden, denn sonst könne es zu minimalen Farbabweichungen kommen, die die Optik stören. Passt jedoch alles, muss bis zur Weiterverarbeitung ein Monat lang gewartet werden, denn solange braucht der Beton, um komplett auszuhärten. Bis man bei Betonart Audio die perfekte Mischung und Gusstechnik gefunden hat, sei mehr als ein Jahr vergangen und mehrere Tonnen Material mussten entsorgt werden, so Wähdel.

Krater-Look der Betonart Audio Syno im Detail

Krateroptik der Betonart Audio Syno im Detail

Inzwischen hat man den Bogen raus und kann den Kunden sogar unterschiedliche Farbvarianten offerieren – durch Beimischung von Farbpigmenten lassen sich interessante Effekte erzielen. Als Oberflächenfinish wird wahlweise matt oder glänzend angeboten, und wer die Betonoptik dann doch partout nicht mag, kann auch lackierte Lautsprecher bestellen. Betonart Audio ist eine Manufaktur und geht auf individuelle Kundenwünsche ein.

Übrigens: Man bestellt die Boxen direkt beim Hersteller. Anlieferung und Aufbau der Lautsprecher vor Ort beim Kunden sind in den Preisen inkludiert, die Raumeinmessung der teil- bzw. vollaktiven Modelle ebenfalls. Gegen ein Entgelt von 350 Euro kann man sich die Boxen daheim vorführen lassen – der Betrag wird bei einem Kauf der Lautsprecher natürlich angerechnet.

Technik Syno

Die steinernen Wandungen der Betonart Audio Syno sind 20 mm stark. Wollte man die gleiche Stabilität mit Holzwerkstoffen erreichen, müsste man mit circa 60 mm rechnen, und dann wäre entweder die mit 17,5 cm doch ausnehmend schmale Front der Syno nicht realisierbar – oder das Innenvolumen von 24 l. Drei zusätzliche Streben sowie dreieckige, 8 mm starke SBR-Gummiplatten (Styrene Butadiene Rubber), die in bewusst unregelmäßigen Abständen auf die Innenseite des Gehäuses aufgebracht werden, sorgen für zusätzliche Stabilität und Ruhe.

Die Treiber sind D'Appolito-artig angeordnet

Die Treiber der Syno sind D’Appolito-artig angeordnet

Die Syno ist ein Zweiwegelautsprecher mit D’Appolito-artigem Arrangement der Treiber – wie fast immer bei dieser Anordnung, so ist‘s auch hier kein „echtes“ D’Appolito (s. Wikipedia), denn dafür müssten die Tiefmitteltöner entweder näher zueinander rücken oder die Trennfrequenz noch weiter hinunter; die liegt aber schon bei relativ tiefen 1750 Hz, und das bei einer Flankensteilheit von nur sechs dB/Oktave. Gleichwohl sieht man bei Betonart Audio Vorteile durch eine gebündeltere vertikale Abstrahlcharakteristik und somit geringere Reflexionsneigung von Decke und Boden. Übrigens: Die Betonart Audio Syno lässt sich auch aktivieren. Mit der dazu nötigen Verstärkereinheit „Mago“ kann dann optional auch echtes D’Appolito mit tiefer liegendem Cross-over-Punkt und Filtern 3. Ordnung realisiert werden.

Der Hochtöner der Betonart Audio besitzt eine 30-mm-Gewebekalotte und eine Schallführung

Der Hochtöner der Betonart Audio besitzt eine 30-mm-Gewebekalotte und eine Schallführung

Doch wir haben es hier mit der passiven Variante zu tun. Dass überhaupt eine Weiche 1. Ordnung verwendet werden könne – mit den entsprechenden Vorteilen wie einer besseren Gruppenlaufzeit sowie geringeren Verlusten, da weniger Bauteile zwischen Verstärker und Chassis liegen –, sei unter anderem das Verdienst der „besten Kalotte der Welt“, wie Wähdel das verbaute Wavecor-Modell mit 30-mm-Seidendom etwas großspurig bezeichnet. Der Hochtöner messe sich traumhaft und sehr serienkonstant, und vor allem liege seine Resonanzfrequenz bei sehr tiefen 410 Hz, was den recht frühen Einsatz in der Syno erst ermögliche. Weitere Pluspunkte des Tweeters gingen mit dem vorgesetzten Waveguide einher, der die Richtcharakteristik so gestalte, dass die Gehäusekanten der Betonart Audio Syno für den Hochtöner quasi unsichtbar seien, mithin Kantendiffraktionen nicht auftreten könnten – sowie das akustische Zentrum des Chassis etwas zurücksetze in Richtung der Ebene der Tiefmitteltöner: ein weiterer Beitrag zur Phasenkohärenz.

Tiefmitteltöner mit Glasfaser-Papier-Membran und Phase-Plug

Der Tiefmitteltöner mit Glasfaser-Papier-Membran und Phase-Plug

Besagte Konustreiber sind 15-cm-Typen und stammen ebenfalls von Wavecor. Ihre leichte Glasfaser-Papier-Membran wird von einem starken und symmetrischen Magnetfeld (sogenanntes „Balance Drive System“) angetrieben, die „Alunase“ in der Mitte soll dabei nicht nur für bessere Kühlung des Motors sorgen, sondern auch das Abstrahlverhalten optimieren.

Der obere Konus wurde übrigens bewusst ein gutes Stückchen (12 cm) unterhalb der Oberkante des Lautsprechergehäuses montiert, denn dank dieser Anordnung herrschen im Innern homogenere Druckverhältnisse, was ein exakteres Ein- und Ausschwingen der Membran zur Folge habe. Die Nebenwirkung: Der Hochtöner „hängt“ recht tief, genauer gesagt circa 80 cm über dem Boden. Wähdel sieht darin aber eher einen Vorteil: Heutige Sitzmöbel und Sofas seien schließlich auch meistens „tiefgelegt“ und die Hörer säßen halt nicht aufrecht auf einem Stuhl vor ihren Boxen. Auf einschlägigen HiFi-Messen allerdings schon, da schraube er dann einfach die vorderen Spikes weiter heraus als die hinteren, damit sich das Klangbild etwas nach oben verschiebt.

Neben dem durchdachten Konzept und der originellen Gehäusematerialwahl erfreuen an der Betonart Audio Syno die vielen kleinen audiophilen Feinheiten. Ein paar Beispiele:

Minimalistische 6-dB-Weiche mit guten Zutaten wie Mundorf-Flachbandspule und ein Öl-Papier-Aluminium-Kondensator von Rike-Audio

Die minimalistische 6-dB-Weiche der Syno mit guten Zutaten wie einer Mundorf-Flachbandspule und einem Öl-Papier-Aluminium-Kondensator von Rike-Audio

In den meisten Fällen sitzt die Frequenzweiche im Gehäuse, eine separate Kammer ist akustisch zwar häufig sinnvoll (Stichwort: Mikrofonie), macht aber zusätzlichen Aufwand. Bei der Betonart Audio Syno befindet sich die Weiche unten im Fußbereich, außerhalb des eigentlichen Gehäuses.

Tiefmitteltöner der Betonart Audio Syno

Na klar kann man Chassis auch mit Steckverbindern kontaktieren, aber ob dass das Übergangswiderstandsoptimalste und Langzeitstabilste ist, sei mal dahingestellt – bei der Syno werden alle Kontakte verlötet.

Dübel zur Befestigung des Treibers in der Syno

Fast hätte ich ob der Kunststoffdübel, mit denen die Treiber befestigt werden, schon gemeckert – doch Wähdel verzichtet bewusst auf Metallgewinde, denn Stahlschraube in Stahlgewinde in Beton sei resonanztechnisch suboptimal, da alle Materialien sehr hart sind. Klingt plausibel.

Bassreflexöffnung der Betonart Audio

Ob ein Bassreflexrohr aus 4 mm starkem Aluminium besser klingt als eines aus Kunststoff, wage ich ja zu bezweifeln. Was in Leimen aber keinen davon abhält, ein solches zu verbauen.

Soweit, so tugendsam – jetzt aber ab in den Hörraum mit dem Betonpfeiler!

Klangeindruck: Betonart Audio Syno

Bei der Betonart Audio Syno lässt sich nicht nur die Optik „customizen“, sondern auch der Hochton: um 1,3 dB kann man ihn anheben. Bei unserem Testmodell ging das per Schalter, bei den meisten Kunden, die sich nach dem Probehören für diese Abstimmung entscheiden, wird es direkt auf der Frequenzweiche fest eingebaut. Da mein Hörraum ziemlich „trocken“ ist, habe ich mit dieser leicht angehobenen Hochtondosis gehört.

Typologie

Es gibt Lautsprecher, bei denen nach ein paar Takten schon klar ist, wo es langgeht oder besser gesagt: wo es mit ihnen langgeht. Die Focal Sopra No. 3 beispielsweise ist so einer: expressiv, bassstark und pegelfest ohne Ende. „Du willst es doch auch, oder?“, scheint sie zu fragen. Und dann gibt‘s solche, die aufs erste Ohr derart unaufgeregt-schlüssig spielen, dass man längere Zeit braucht, um zu begreifen, wie verdammt gut sie eigentlich sind. Das ist die Gangart der Betonart Audio Syno. Sie haut einen nicht sofort um, sondern verführt den Hörer peu à peu.

Tonales

Zunächst einmal ist da die im positiven Sinne unauffällige Tonalität – kein Frequenzbereich drängt sich ungebührlich in den Vordergrund. Kein kecker Oberbasshöcker, keine lebendige Präsenzbetonung und auch keine Extraportion Hochtonlametta sind auszumachen. Wenn überhaupt eine Abweichung von der gedachten Neutrallinie festzustellen ist, dann ungefähr beim Übergabepunkt Richtung Hochtöner – etwas milder und dezenter geht‘s ab da zu. Gerade so viel, dass ein ganz, ganz leicht warmer Gesamteindruck entsteht. Durchaus angenehm, da es keine echte Schlagseite, sondern eine subtile Note ist.

nik-baertsch-aerWendet man sich dann den einzelnen Frequenzbereichen zu, überrascht am ehesten wohl der Bass. Nicht dass man fürs Geld keine größeren Lautsprecher mit mehr Treiberfläche bekäme – klar geht das. Und damit einhergehend auch mehr Volumen, Punch und grobdynamische Kampfkraft im tonalen Untergeschoss. Doch was die sehr schlank bauende Syno mit ihren zwei 6-Zöllern pro Kanal hier bewerkstelligen, erstaunt. Auch in meinem reichlich großen Hörzimmer, für das sie im Grunde etwas zu klein sind, klingen die Betonart Audio richtig erwachsen – und schrauben sich derart tief in den Basskeller hinunter, wie ich‘s nicht für möglich gehalten hätte. Ein Album, mit dem sich das ganz gut ausloten lässt, ist Aer des Minimalisten-„Zen“-Jazzers Nik Bärtsch (auf Amazon anhören), das er zusammen mit seiner alten Band Mobile 2004 eingespielt hat. Unglaublich, was die nur 17,5 cm breiten Betonstelen in den Raum stellen! Auch das amüsant-ironisch vor sich hingroovende „VW Jetta“ der BrassBanda (Album: Übersee) kommt mit satterem Basslauf rüber, als man’s der Säule zutrauen würde – um die Syno in die Enge zu treiben, muss man sich schon was anderes überlegen. Zum Beispiel rotzigeren Rock wie vom Debütalbum der Savages (Silence Yourself, auf Amazon anhören) oder von Shilpa Ray & her Happy Hookers (Album: Teenage and Torture, auf Amazon anhören) in Konzertlautstärke zur Aufführung bringen. Na klar sind dann irgendwann mal Pegelgrenzen erreicht, bei denen die Syno nicht mehr ganz so unbeschwert musiziert, doch das ist konzeptionell bedingt und versteht sich ja eigentlich von selbst.

Das Bi-Wiring-Terminal der Betonart Audio Syno

Das Bi-Wiring-Terminal der Betonart Audio Syno

Zwischenfazit: Im Bass deutlich substanzieller unterwegs als man es der Größenklasse zutraut, ganz erstaunlicher Tiefgang, auch in Relation zur Preisklasse – und qualitativ angenehm definiert und differenziert unterwegs. Gerade bei akustischen Instrumenten kommt diese Balance aus Volumen und Kontur sehr gut rüber: Kontrabässe haben Körper und Struktur, sind weder zu knochig noch zu wollig-warm im Ton. Diese Gratwanderung elegant hinzubekommen – ist es nicht genau das, was wir Audiophilen wollen?

labrassbanda-ueberseeEbenfalls positiv: Die Impulsschnelligkeit der Betonart Audio. Die Drumschläge bei „Bauersbua“ der schon erwähnten La BrassBanda (auf Amazon anhören) sitzen wirklich perfekt auf den Punkt, hart, plötzlich, unverzögert kommt das rüber. Zwar ist schon richtig, dass hochtonoffensivere Lautsprecher Transienten bisweilen noch „schärfer“ herausmodellieren (zum Beispiel bei harten Gitarrenanrissen, Klavieranschlägen), aber das geht nicht zulasten dieser generellen Unmittelbarkeit, mit der die Syno Musik transportiert. Rhythmus und Timing beherrscht sie aus dem Effeff, mikrodynamisch ist sie für die Preisklasse überdurchschnittlich gut unterwegs und grobdynamisch für ihre Größe erstaunlich kompetent.

Raumtalent

Viel Lob bis hierhin – doch das Beste kommt erst noch. Und dazu zählt sicherlich die besonders natürliche Art der „Bühnendarstellung“. Zunächst einmal: Die Musik spielt völlig frei im Raum. Das erinnert eher an eine gute Kompaktbox als an einen Standlautsprecher – oder eben an Standmodelle, die akustisch ebenfalls weitgehend „tot“ sind wie eine Fischer & Fischer SN170, die Wilson Audio Sabrina oder – lange her, aber trotzdem in Erinnerung geblieben – Lautsprecher von Expolinear mit ihren charakteristischen Granit-Seitenwangen. Die Betonart Audio Syno verschwindet akustisch, denn das Gehäuse mischt sich nicht ein, wirft keinen Störnebel in den Raum. Und so wirken nicht nur Signale in der Mitte der Bühne solide, griffig und fest, sondern auch die, die weiter vorne, hinten, links und rechts davon spielen. Wem klassische Boxen zu „boxy“ tönen und deshalb gerne Flächenstrahler hört, sollte sich tatsächlich mal die Syno zu Gemüte führen. Mag sein, dass gute Kompaktmonitore dieser Preisliga ähnliche Talente haben, mir kommt da etwa die Dynaudio Contour 20 in den Sinn. Aber dann mangelt’s häufig an anderen Stellen wie echtem Tiefton etc. Wie dem auch sein, der Beton scheint sich hier jedenfalls sehr bezahlt zu machen, indem er sich klanglich in Luft auflöst.

Man kann die Syno mit und ohne Traversen aufstellen - und auf Kunststoffgleitern oder Spikes

Man kann die Syno mit und ohne Traversen aufstellen – und auf Kunststoffgleitern oder Spikes

Dabei kann ich gar nicht mal sagen, dass der Raumeindruck generell so abnorm ausladend wäre. Realistisch wirkt es, oder besser gesagt: aufnahmespezifisch, denn je nach Platte kann der Raum intim, klein, kammermusikalisch oder eben soundscapeartig-weitläufig geraten – aber immer hinterlässt die Betonart Audio einen transparenten, klaren Bühneneindruck. Auch die Lokalisationsschärfe ist gut, vor allem gefällt der körperlich-runde, organische Eindruck, den Stimmen und Instrumente hinterlassen.

Detailreich

Als weitere Stärke geht das hohe Auflösungsvermögen in Kombination mit der minimal milderen/wärmeren Tonalität durch. Vom akustischen Taschenspielertrick, über eine Pegelanhebung im Hochton Detailreichtum vorzugaukeln, ist die Betonart Audio sowieso meilenweit entfernt – doch auch Lautsprecher, die echte Auflösung bieten, sind tonal ja häufig eher straight unterwegs. Die Syno hingegen schlägt einen sozialverträglichen, etwas milderen Ton an. Doch achtet man auf die einzelnen Details, lassen sie sich problemlos heraushören. Man kann der Musik also stundenlang völlig unverkopft zuhören, ohne dass einem der Lautsprecher je mit einer „Schau was ich alles kann“-Attitüde auf die Nerven fallen würde. Aber gleichzeitig kann man auch tief in die Aufnahme „hineinhören“.

Dass Letzteres gut funktioniert, entdeckte ich eher zufällig. Vor einiger Zeit habe ich mir den SME 15A zugelegt, denn der britische Plattenspieler überzeugte im Test zu sehr, als das ich weiter ohne ihn sein wollte. Womit ich nach dem Kauf noch nicht experimentiert hatte, war die „Besohlung“: Der SME steht auf drei höhenverstellbaren Füßen mit Gummi-O-Ringen an der Unterseite. Diese O-Ringe lassen sich aber auch entfernen, dann steht das Laufwerk auf polierten Edelstahlkugeln. Irgendwann bekam ich Lust, das mal auszuprobieren. Allerdings war die Betonart Audio Syno noch aufgebaut. „Bestimmt kriege ich über die davon gar nix“, so mein Anfangsverdacht. Aber nix da – die Syno lässt mich klar nachvollziehen, dass der SME „auf der Kugel“ etwas klarer und offener obenheraus tönt und die Transientenwiedergabe minimal an Präzision und Schärfe gewinnt. Ja, das sind wirklich Feinheiten. Doch darum geht’s mir ja: Die Betonart Audio Syno ist diesbezüglich sehr, sehr durchlässig, aber die „Informationsvermittlung“ geschieht ganz nebenher, unaufgeregt, selbstverständlich. Genau das gefällt mir sehr.

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Man kann die Syno nicht in eine bestimmte „Musikecke“ stellen, doch auch wenn sie mit härterer klanglicher Kost ganz gut klarkommt: Gerade bei akustisch instrumentierten Stücken und im Stimmenbereich versteht sie es, ihre Trümpfe souverän ausspielen. Hier kommen dann alle ihre Stärken und Charakterzüge – hohe Auflösung, milder ausbalancierte Tonalität und erstklassige räumliche Transparenz und Plastizität – voll zum Tragen und ergeben ein derart kohärentes, musikalisches Ganzes, dass ich ob der Performance fürs Geld nur staunen kann. Hut ab vor diesem grauschleierfreien, natürlich und echt wirkenden Klangbild.

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Test: Betonart Audio Syno | Standlautsprecher

  1. 1 Echt die Härte!
  2. 2 Klangeindruck: Betonart Audio Syno

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