Inhaltsverzeichnis
Vollverstärker in der 10.000-Euro-Klasse sind irgendwie schon ein wenig seltsam: Statt für getrennte Komponenten, von denen es für diese Summe hervorragende Angebote am Markt gibt, entscheidet sich der Käufer für ein einziges Gerät, das im „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“-Spiel entschieden weniger dahermacht.
Und solches Understatement lässt sich noch steigern: Statt chromglänzender Boliden, zeigerbewehrter Vintage-Amps oder champagnerfarbener Edel-Japaner kann der musikbegeisterte Audiophile auch einen simplen schwarzen oder silbernen Vollverstärker erstehen, dessen Äußeres, nun, sagen wir mal: unauffällig und eher im Geiste des Industrial Designs gehalten ist. Der Balanced Audio Technology VK-3000SE (Preis: 9.490 Euro, Vertrieb Deutschland: CM Audio; Österreich: nem-austria.at) ist genau so ein Gerät – ja, geradezu die exemplarische Manifestation des Vorgenannten.
Wer Balanced Audio Technology noch nicht kennt, dem sei eine kurze Wissensinfusion gegönnt: Die Gründer des in Wilmington, Delaware, USA, ansässigen Unternehmens, Steve Bednarski und Victor Khomenko, wuchsen zwar in gegenüberliegenden Ecken der Welt auf, doch beide hatten sich – eigenen Aussagen zufolge – schon in jungen Jahren mit dem HiFi-Virus infiziert. Kennengelernt haben sie sich bei Hewlett-Packard, wo sie die Karriereleiter schon ein gutes Stück erklommen hatten. Der Dritte im Bunde, Geoff Poor, stieß kurz nach Firmengründung als vollwertiger Partner und Vertriebschef dazu. Davor war er mehrere Jahre als Marketing- und Vertriebsleiter bei einem hierzulande (zumindest mir) nicht weiter bekannten High-End-Lautsprecherhersteller namens Dunlavy Audio Labs tätig (mittlerweile nicht mehr am Markt). Die beiden ersten Produkte von BAT, die VK-5 Linestage und die VK-60 Röhrenendstufe, wurden 1995 auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas vorgestellt.
Die Herren von Balanced Audio Technology haben ihr Portfolio seitdem auf sechs Vorstufen, neun Endverstärker, fünf Phonostufen und den Vollverstärker VK-3000SE vergrößert. Der gemeinsame Nenner aller Geräte ist – der Firmenname verrät es schon – die Verwendung symmetrischer Schaltungen. Natürlich dürfte sich der Name nicht ausschließlich darauf beziehen, sondern auch als Hinweis auf die Klangphilosophie verstehen. Und genau das will ich herausfinden.
Übrigens: Da sich das deutsche Händlernetz derzeit noch im Aufbau befindet, kann man den Amp direkt vom Vertrieb zum Test ordern, siehe hier.
Professionell verpackt
Nach dem AVM Ovation CS 8.2 ist der BAT VK-3000SE das zweite Gerät innerhalb kurzer Zeit, das mir in einem soliden Flightcase angeliefert wird. Dabei treibt der deutsche Vertrieb von BAT es sogar noch etwas weiter als die Highender aus Malsch und hat ein knallrotes Case mit integrierten Rollen ausgesucht. Bei knapp 23 Kilogramm Nettogewicht und noch mal geschätzten 10 Kilo für die Kiste ist das eine dankenswerte Maßnahme. Mitgeliefert wird außerdem eine Vollmetallfernbedienung, mit der sich alle Funktionen des Gerätes bedienen lassen.
Technologie von ganz oben
Balanced Audio Technology baut Verstärker mit und ohne Röhren. Der BAT VK-3000SE vereint beides: In der Vorstufensektion finden sich zwei Sovtek 6H30 Doppeltrioden aus russischer Militärfertigung, die in der Tat erstmals von Balanced Audio Technology für HiFi-Zwecke eingesetzt wurden. Das hat mittlerweile viele namhafte Nachahmer (unter anderem Audio Research, Conrad Johnson …) gefunden, denn dank der niedrigen Ausgangsimpedanz ist die 6H30 eine sehr effiziente Treiberröhre und wird nicht umsonst von BAT als „SuperTube“ bezeichnet. Da wo vorher zum Beispiel zwei oder mehr 6922-Röhren benötigt wurden, genügt eine einzige 6H30, um den Job zu erledigen. Die 6H30 kommt übrigens auch im Vorverstärker-Flaggschiff von BAT, dem REX II, zum Einsatz. Und von dort und den anderen SE-Vorverstärkern bei Balanced Audio Technology stammen auch die teuren Öl-Papier-Kondensatoren, mit denen der Vollverstärker ebenfalls aufwarten kann.
Hybrid-Power
Die Leistungsstufe des BAT VK-3000SE vertraut auf das gute alte Silizium, also Transistoren. Ansonsten wären die 150 Watt pro Kanal an 8 Ohm und deren Verdoppelung auf 300 Watt an 4 Ohm auch nur mit sehr hohem (Material-)Aufwand zu erreichen. Die Endstufensektion bedient sich im Übrigen desselben symmetrischen Schaltungslayouts wie die Referenz-Multikanal-Endstufe des Hauses namens BAT VK-6200. Dass hier keine Mosfets wie in den Modellen VK-255SE oder VK-655SE, sondern bipolare Transistoren verbaut werden, liege auch daran, dass die gewünschte Leistung aus einem recht kleinen Gehäuse „herausgeholt“ werden muss, so BAT.
Die Lautsprecher-Anschlüsse behalten die Designsprache des Gehäuses bei und präsentieren sich als Vollmetall-Schraubzwingen mit Bananen-Buchsen. In der Praxis hatte ich damit auch nie Probleme, bin jedoch immer so ein bisschen skeptisch in Sachen elektrischer Sicherheit – man weiß nie, ob so ein fettes Lautsprecherkabel mal rausrutscht, da sind voll gekapselte Varianten die schönere Lösung. Eingangsseitig finden sich zwei Paar symmetrische XLR-Eingänge und drei Paar Cinch-Buchsen. Da die Signalverarbeitung im Gerät symmetrisch stattfindet, erstaunt es nicht, dass die Vorverstärkerausgänge ausschließlich als XLR-Pärchen vorhanden sind.
Einen Vorteil in Sachen Ausstattung gegenüber meinem Norma-SC-2-Vorverstärker hat der Balanced Audio Technology VK-3000SE: Ein (unsymmetrischer) Tape-Out ist vorhanden, an den sich zum Beispiel externe Kopfhörerverstärker anschließen lassen. Auch ansonsten lässt sich der VK-3000SE nicht lumpen, denn er kann vielseitig programmiert werden: Die Empfindlichkeit und damit die Lautstärke der einzelnen Eingänge lässt sich einander anpassen, man kann kanalspezifisch die Polarität umkehren oder beide Kanäle auf Mono schalten, eine fixe Ausgabelautstärke einstellen (nützlich beim Einbinden in ein Heimkinosystem), den Eingängen maximale Lautstärken zuordnen, die Balance einstellen oder die Musik ausfaden lassen – das alles geht mit der beigelegten Fernbedienung und per Knopfdruck auf der Gerätefront.
Analog flexibel
Zwar bietet der BAT VK-3000SE keine digitalen Optionen wie Streamer oder D/A-Wandler, erlaubt aber die Aufrüstung mit einer internen Phonokarte für MM- und MC-Tonabnehmer (Aufpreis 1.000 Euro). Ähnlich wie Norma Audio setzt Balanced Audio Technology auf einen sehr weiten Frequenzgang, auch wenn der mit 2 Hz bis 180 kHz nicht ganz so ausgedehnt ausfällt wie bei den 3 MHz umspannenden Revo-Modellen der Italiener (siehe Test). Das alphanumerische Display des BAT-Vollverstärkers stellt bis zu zwölf Buchstaben oder Ziffern mit mehr als ausreichender Helligkeit dar und ist dimm- sowie ausschaltbar.
Heavy Duty
Beim Auspacken gilt es, auf zwei Dinge zu achten: den eigenen Rücken – und die Finger. Denn die Gehäusekanten sowie die Kanten der Lüftungsschlitze auf der Aluminium-Oberseite sind zwar perfekt entgratet, aber auch „sehr rechtwinklig“ geschliffen, was beim unvorsichtigen Anfassen auch mal wehtun kann. Das Einschaltprozedere mit blinkender LED dauert eine knappe Minute, in der die Elektronik alles überprüft, bevor sie die Signalwege freigibt. Längeres Drücken der Stand-by-Taste schaltet das Gerät ganz aus, einen „harten“ Netzschalter auf der Rückseite gibt es nicht.
Der Amp startet per Default mit einer Lautstärkeeinstellung von -57. Das ist im Prinzip der Mute-Zustand. Die Lautstärkeeinstellung bei -56,5 ruft an meinen beiden wirkungsgradstarken Lautsprecherpaaren dann eine schon recht deutlich hörbare Ausgabe hervor, was mich insbesondere mit meinem sehr kräftigen Phono-Pre und an der Lansche 3.1 dazu veranlasst, die Eingangsempfindlichkeit des entsprechenden Kanals um ein gutes Stück abzusenken. Steve Shade von Balanced Audio Technology bestätigt mir, dass dieser Effekt der Kombination aus sehr lauter Quelle und wirkungsgradstarken Lautsprechern geschuldet ist. In der Tat ist die minimale Lautstärke dann mit dem ausgangsseitig deutlich leiseren Linn Majik DSM Streamer/DAC als Quelle durchaus gering genug, um selbst zur Hintergrundberieselung zu dienen.
Klangeindruck und Vergleiche
Aber jetzt zum Wesentlichen. In den vergangenen Monaten durfte ich so einige Verstärker an meinen beiden Lautsprechern, den Lansche Audio No. 3.1 (um 19.500 Euro) und den hORNS Mummy (um 5.500 Euro), intensiv erleben. Je nachdem, an welchem Wohnsitz ich mich gerade befinde, ist zuerst das eine oder andere Pärchen dran – und je nachdem bildet sich so auch ein bestimmter erster Eindruck, den ich dann am jeweils anderen Lautsprecher mit seiner doch sehr unterschiedlichen Persönlichkeit überprüfen kann: Die hORNS Mummy spielen tendenziell eher hell und analytisch mit prägnantem oberen Mittelton, ohne dabei im Bass schlank zu sein, und die Lansche umhüllt den Hörer mit noch tieferem, druckvollerem Bass, extrem neutralen Mitten und leicht zurückhaltenden, sehr sauberen und seidigen Höhen.
Das Interessante ist nun: Es gab bisher keinen Verstärker in meiner Testhistorie, der seinen Charakter und seine Qualitäten so deutlich an beiden Schallwandlern durchsetzen konnte wie der Balanced Audio Technology VK-3000SE.
Dieser Charakter zeichnet sich zunächst einmal durch einen staubtrockenen, sehnigen, schnellen und federnden Bass aus, der sich an den hORNS Mummy dermaßen viel tiefer als zuvor nach unten ausbreitet, dass ich glaube, einen anderen Lautsprecher vor mir zu haben. Auf The Jimi Hendrix Experience (auf Amazon anhören), einem fantastischen 8-LP-Boxset, das alle paar Jahre mal neu aufgelegt wird und rare Auskopplungen und Live-Aufnahmen bietet, scheint die Bassdrum eine volle Oktave weiter runter zu reichen und dabei auch noch diesen unbeschreiblich befriedigenden, körperlich spürbaren „Wumms“ zu produzieren, der meinem Linn Majik DSM an dieser Stelle einfach abgeht.
(Wo wir gerade beim Majik DSM sind: Wenn Sie sich manchmal fragen, warum ich denn diesen Linn überhaupt noch habe, wenn so viele Verstärker teilweise deutlich besser klingen, dann ist es mir ein Anliegen, etwas klarzustellen: Der Linn Majik DSM ist für seinen Preis ein sehr gut klingendes und unglaublich vielseitig ausgestattetes Gerät, das meines Wissens wenig wirkliche Konkurrenz in der Summe seiner Eigenschaften hat. Die Krux ist: Es kommen und gehen Verstärker, die zumindest in meinem kleineren Hörraum in vielen Aspekten eine noch bessere klangliche Performance bieten, für mich aber keine Alternative sind, weil gewisse Möglichkeiten fehlen oder teuer hinzugekauft werden müssten. So, Exkurs zu Ende, zurück zum Balanced Audio Technology VK-3000SE.)
Der Druck, den der amerikanische Vollverstärker im Tiefbass und Bass produziert, bleibt jederzeit treffsicher – der Impuls mündet nicht in Nachschwingern, die den Eindruck von Präzision negativ beeinflussen würden. Das und die tendenziell straffe Abstimmung des Vollverstärkers im Tiefton bedeuten für die darüber liegenden Frequenzen, dass sie sich frei von störenden Einflüssen aus dem Untergeschoss entfalten können.
Ebenfalls auf The Jimi Hendrix Experience, und zwar in der ersten von zwei Versionen von „Hey Joe“, lässt der amerikanische Vollverstärker den Bass von Noel Redding im Grundton wunderschön schnurren und knarzen, während Jimis Stimme sich losgelöst und frei direkt vor dem Hörer zu materialisieren scheint. Tonal ist der Mittelton so neutral wie ich es mir vorstellen kann. Hier passt die Balance von Brust und Kopf auch bei Frau Jacintha in „Danny Boy“ vom Album Here’s to Ben.
Im Präsenzbereich und Hochton passiert dann ein kleines Wunder. Jegliche Kantigkeit und Grobkörnigkeit, die ich mit fast jedem anderen Amp insbesondere bei sehr hohen Lautstärken an den hORNS ausmachen konnte, ist wie weggefegt. Es ist egal, ob die Schlagzeugbleche der Jimi Hendrix Experience mit höchstem Schalldruck aus den Druckkammertreibern der Mummy fetzen oder ob die elektronischen Spielereien von Yello in „Kiss the Cloud“ (Album: Toy, auf Amazon anhören) neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen zu wollen scheinen: Die feingranulare Abstufung mikrodynamischer Details gerät so gut, wie ich es an den Mummy bis dahin noch nicht gehört habe, und in beiden Musikstücken gerät die tonale Balance stimmig und unaufgeregt analytisch.
Okay, das mag angesichts des Preises des BAT VK-3000SE vielleicht nicht wirklich überraschen. Was mich jedoch baff zurücklässt, ist der weite Abstand, mit dem der amerikanische Vollverstärker jeden anderen Amp, mit dem ich an den hORNS Mummy (zu Vergleichen in meiner großen Anlage komme ich noch) Erfahrungen gesammelt habe, hinter sich lässt. Und zwar in ausnahmslos jeder Disziplin. Am geringsten ist dieser Abstand noch in Sachen Grobdynamik und schierem Dampfhammerverhalten: Zwar sind Kontrolle und Präzision auch bei DVBBS/Bourgeous „Tsunami“ (auf Amazon anhören) überragend und die Signalanstiegsgeschwindigkeit scheint sehr hoch, jedoch hatte das zum Beispiel der AVM Ovation CS 8.2 ähnlich gut drauf. Die deutlich günstigeren Endstufen SAC Igel oder der HiFiAkademie Poweramp P6 müssen dagegen ohne auch nur den geringsten Hauch einer Chance passen.
Den größten Vorzug des Balanced Audio Technology VK-3000SE habe ich allerdings noch gar nicht genannt. Die Art und Weise nämlich, wie er den Klang und die virtuelle Bühne komplett von den Mummy ablöst und jedwedes akustische Geschehen quasi aus dem Nichts heraus an jedem beliebigen Ort im Raum entstehen lässt, ist mir an diesen Lautsprechern neu. Gerade in die Tiefe hinter den Lautsprechern hinein schlägt der BAT ganz neue Schneisen, wie sich mit der fantastischen Choraufnahme von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ auf Cantate Domino (auf Amazon anhören) nachvollziehen lässt – und der Schmelz des Gesangs, die Trennung der beiden Chöre (es singen je ein Frauen- und Männerchor) und der einzelnen Stimmen sind ebenfalls wie aus einer neuen Dimension.
Und jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie klingt dieser Amp dann erst an den Lansche Audio 3.1? Und, mit leicht bangem Herzen: Was, wenn er dort die Existenzfrage an meine so lieb gewonnene Norma-Audio-Kombi stellt …?
Showdown
Acht Autostunden und einen ordentlich verschwitzten Autor später steht der Balanced Audio Technology VK-3000SE dann in Berlin im vierten Obergeschoss (ohne Aufzug!) auf dem Lovan-Rack und spielt sich warm. Friedlich daneben schlummert der im direkten Vergleich fast schon grazil anmutende DAC/Vorverstärker Norma Audio SC-2 im Stand-by vor sich hin. Ich bin mehr als gespannt …
Wenn pure Grobdynamik vielleicht nicht das am allerhellsten leuchtende klangliche Aushängeschild des BAT VK-3000SE ist, sondern nur guter Klassendurchschnitt, so beweist er an den feindynamisch sehr fähigen Lansche Audio 3.1, dass er gerade in dieser Disziplin (also der Feindynamik) als absolutes Wunderkind durchgeht. Und auch wenn ich den viel besser ausgestatteten und in etwa gleich teuren AVM Ovation CS 8.2 seinerzeit ähnlich bewertet habe – der BAT setzt tatsächlich noch mal einen drauf.
So fein differenziert durfte ich die leichten Lautstärkeschwankungen im Koloraturgesang des mir leider unbekannten (Counter-)Tenors in Henry Purcells „Suite from the Indian Queen“ vom Linn Classical Music Sampler 1996 tatsächlich selten zuvor erleben, auch nicht mit dem AVM. Auch die Trommeln in „O, Rattlin, Roarin, Willie“ (vom selben Linn-Sampler) und die zur Begleitung spielenden Flöten besitzen eine naturgetreue Textur und ein schwereloses Ansprechen ganz ohne synthetisch anmutende Komponenten im Klang. Die Mühelosigkeit der originalgetreuen Reproduktion und die Unmittelbarkeit der Stimmwiedergabe sowie ihre klangfarbliche Ausgestaltung sind enorm und stehen sogar den Fähigkeiten der Norma-Audio-Kombi in nichts nach.
Diese wiederum hat ihre starken Momente dann, wenn es darum geht, gewaltige Bassenergien zu den Woofern der Lansche zu schicken und trotz aller Kontrolle zu einem raumeinnehmenden „Bassteppich“ zu weben. Dem vergleichsweise straff und explosiv, doch nie kantig oder spröde spielenden BAT geht dieser allumfassende, fast schon brachiale Gestus ab, er setzt den Fokus lieber auf die Differenzierung des Basses an sich, wo er ähnlich gut wie die (knapp 20.000 Euro teure) Norma-Kombi Textur und Obertöne herausarbeitet.
Im Mittelton sind Norma Audio SC-2 DAC/PA-160 MR und BAT VK-3000SE Brüder im Geiste und lassen an den Lansche 3.1 kaum Unterschiede erkennen. Die Blasinstrumente in Prokofievs „Folk Dance“ aus dem Ballett „Romeo and Juliet“ (Mercury SR90315) besitzen so gut wie identische akustische Fingerabdrücke und offenbaren eine Fülle von Klangfarben – gut, vielleicht hat die Norma-Kombi in ihrer Paradedisziplin, eben jener Klangfarbenwiedergabe, noch einen winzigen Hauch die Nase vorn.
Die prinzipielle Einigkeit der Amps gilt auch für den Hochton, wo sich beide einer eher sanften und angenehmen Wiedergabe verpflichtet fühlen. Man kann fast machen, was man will: Auch wenn eine Aufnahme schrill ist und auf den meisten Anlagen sogar nervig rüberkommt, werden beide Verstärker das zwar durchaus deutlich anmerken, es dem Hörer jedoch nie mit genüsslicher Gehässigkeit ungnädig und unangenehm vor Ohren führen. Dabei löst der BAT VK-3000SE bis in sehr hohe Frequenzregionen hinauf nicht merklich schlechter auf als die Norma-Kombi und zieht locker mit dem minimal kristalliner klingenden AVM Ovation CS 8.2 gleich. Die Normas können ihren Mehrpreis gegenüber beiden Integrierten rechtfertigen, indem sie ganz, ganz oben einen Hauch mehr Luft und seidige Finesse ins Spiel bringen, was die Musik gefühlt freier atmen lässt und auch den Raum weiter aufmacht.
Denn so tief in den Raum hinter die Lansche 3.1 der BAT-Vollverstärker auch zu projizieren imstande ist, so deutlich zeigen ihm die Normas in diesem Setting auf, dass nach links und rechts noch etwas mehr Platz ist als der Amerikaner glauben machen will. Ein Orchester wächst mit den italienischen Geräten gefühlt um zwei bis vier Mitspieler in die Breite – aber genau dafür hat Enrico Rossi seine Komponenten ja auch gebaut. Die Abbildung einzelner Instrumente und Stimmen gerät mit dem BAT VK-3000SE dann wieder ähnlich plastisch, räumlich differenziert gestaffelt und perfekt voneinander getrennt wie mit der Norma-Kombi. Zu diesem Preis ist das eine Meisterleistung!
Test: Balanced Audio Technology VK-3000SE | Vollverstärker