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Klangvergleiche: AVM V30, M30 und A30

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klangvergleiche: AVM V30, M30 und A30

AVM A30 Volume

Da ich schon einige AVM-Endstufen zu Gast hatte und durchaus Fan von dem bin, was in Malsch in Sachen Leistungsverstärkung an den Start gebracht wird, lasse ich mich von meiner Neugier treiben und schnalle zuerst die Monos an, um ihnen im Verbund mit meinem Funk MTX-Vorverstärker und den Sehring 902 genauer auf den Zahn zu fühlen. Weiter unten wird natürlich auch der AVM V30 hinzugezogen, um abschließend die Kombi mit dem AVM-A30-Vollverstärker in ein kurzes Rennen zu schicken.

„Wahrlich keine Kinder von Traurigkeit“, schießt mir bereits in den ersten Hörrunden durch den Kopf. Ja, die Malscher Monos zählen unbedingt zu den spielfreudig klingenden Vertretern ihrer Zunft, ihr Klangbild wirkt anmachend energetisch. Einerseits, weil es sich schön nach vorne, das heißt von der Grundlinie der Lautsprecher weg zum Hörer öffnet, andererseits weil es die Monos involvierend straff und (fein-)dynamisch zackig angehen lassen.

alien sexfiend Wenn ich Lust auf eher experimentelle, noisige und einen insbesondere bei hohen Pegeln vom Sofa fegende Musik habe, befindet sich auch mal Alien Sex Fiends geniales Album Open Head Surgery (auf Amazon anhören) in der Playlist – der Song „Clockwork Banana“ beginnt mit einem markerschütternden Tarzan-Schrei, bietet eine fett-wabernde Sequencer-Basslinie, spacige Soundeffekte, sägende E-Gitarren-Riffs, ein eher überraschendes Saxophon sowie vom Sänger Nik Fiend lautstark hingeschnodderte Verse wie „Mummy comes from Venus. Daddy comes from Mars. I come from Uranus, I fly in stolen Cars. History is all very well and the Future’s what you’ve got … Lalalala Lunaaaaa!“

Lautsprecheranschluss
AVM M30

Okay, Geschmackssache beziehungsweise Musik, die einem nicht unbedingt zusagen muss – wichtig ist mir dann auch vor allem, dass das AVM-Duo ganz hervorragend mit solchem Stoff klarkommt. Die Tieftonimpulse geraten präzise-konturiert und angenehm fettfrei, die Mitten in Form von Gesang/Gitarre/Saxophon hängen unmittelbar am Gas und geben sich ausnehmend profiliert-durchhörbar, schlussendlich sorgt der straight durchgezeichnete Hochton dafür, dass alles schön luftig und offen-detailreich serviert wird. Wow!

Zugegebenermaßen überraschen mich die AVM M30: Als gemütlich habe ich zwar auch die erst kürzlich getestete AVM Ovation SA 6.2 keinesfalls in Erinnerung, dennoch hätte ich den – wenn es denn einen gibt – neuzeitlichen AVM’schen Haus-Sound eher in einem eleganten, erhabenen, im Zweifelsfall hochtondezenteren alarma manBereich verortet. Die M30 aber lassen keinen Zweifel aufkommen, dass sie es eher spitzig-rasant mögen. Und sich kompromisslos dem geraden Pfad der Neutralität verpflichtet fühlen:

Die Hochtonausleuchtung sorgt für klare Sicht bis in die obersten Frequenzsphären, das exakt definierte Untergeschoss ist so stockdunkel, wie sich’s gehört, weist dabei aber keinen Kubikzentimeter zu viel Volumen auf. Ja, die AVM-Blöcke zählen aufgrund ihrer sich jegliche Fettpölsterchen verbietenden Tonalität, insbesondere aber ihrer leichtfüßigen Dynamik eher zu den Sportlern als betulichen Schönfärbern ihrer Zunft, bleiben gleichwohl so kultiviert, dass artifizielle Spitzen und Härten außen vor bleiben: Sibilanten oder Hi-Hat/Becken, die in Peter Gabriels „Sledgehammer“ (Album: So, es gibt wohl bessere Versionen, meine klingt grundsätzlich recht steril) schon mal alt-jvorwitzig werden oder in Alarma Mans „Cabin in the Wood“ (Love Forever, auf Amazon anhören) sowie Alt-Js „Matilda“ (An Awesome Wave, auf Amazon anhören) ihr zischeliges Unwesen treiben können, werden jedenfalls so im Zaum gehalten, dass sie zu keiner Zeit stören. Wozu freilich auch die sehr sauber spielenden Sehring 902 sowie der Funk MTX in seiner neuesten Inkarnation ihr Scherflein beitragen – als kaschierender Abdeckstift für hochtonpickelige Mitspieler werden die AVM-Monos im Zweifelsfall eher weniger taugen.

Aber klar kann man die Ansprüche noch höher schrauben: Und so geben sich meine gut das zweieinhalbfache kostenden Bryston 7B³ doch noch ein bisschen avancierter, was die Hochtonqualität angeht – allerdings empfinde ich die „seidige Präzision“ der Kanadier generell sehr bemerkenswert (wenn man sie denn eine gefühlte Ewigkeit lang hat einspielen lassen). Im Vergleich zu meinen NuPrime Reference 20 hingegen – in Sachen Dynamik und Spielfreude ebenfalls zu den mitreißenden Vertretern ihrer Spezies zählend – lassen unsere Probanden schließlich die feinen Beckengespinste in Oystein Sevags „Hanging Gardens“ (Album: Oystein SevagBridge, auf Amazon anhören) noch luftiger und ätherischer ertönen, die Reference 20 machen auf dem Weg nach ganz, ganz oben schlichtweg etwas zeitiger Feierabend.

Aber ziehen wir noch einmal den Bass aufs Tapet – denn hier ergibt sich, was das „Feierabend machen“ angeht, überspitzt ausgedrückt fast ein umgekehrtes Bild: So leichtfüßig, konturiert und tonal wohlbalanciert sich dieser bei den AVM M30 auch gibt, und so kontrolliert selbst bei hohen Pegeln meine tiefreichenden, aber nicht allzu wirkungsgradstarken Sehring 903 (84 dB/W/m) an die Kandare genommen werden – in Sachen Bassautorität zählen die M30 dennoch nicht zur Schwergewichtklasse: Denn die „großen Jungs“ – wie die erwähnten Bryston- oder NuPrime-Gespanne, aber auch der AVM-SA 6.2-Stereoblock – liefern wohl einen Tick mehr Tiefgang, wenn ich mich nicht täusche, sind aber vor allen Dingen in der Lage, dynamische Großereignisse in den Bassregionen noch nachdrücklicher und vehementer abzubilden. Als stünde ihnen fürs Buddeln in den alleruntersten Tieftonschichten schlichtweg noch mehr Schaufelfläche zur Verfügung. Und klar, in Sachen Pegelfestigkeit ist ebenfalls noch Luft nach oben: Wenngleich das mit den AVM M30 zu erzielende Laustärkelevel auch an meinen nicht übermäßig effizienten Sehring ohne Frage als partytauglich durchgeht und diese „Einschränkung“ schon eher akademischen Charakter hat.

Anschlüsse des AVM M30
AVM M30

Zur sich schön nach vorne, von den Lautsprechern ablösenden Abbildung gesellt sich mit Blick auf die räumlichen Qualitäten unserer Probanden eine Ortungsschärfe, wie sie wiederum auch die großen Jungs kaum besser hinbekommen. Wenn ich mich recht erinnere, lässt die AVM Ovation SA 6.2 Instrumente noch einen Deut plastischer vom Bühnenhintergrund abheben, was auch von der etwas dezenteren Hochtonabstimmung und einem dadurch gefühlten Plus an Schwärze und Ruhe im Klangbild herrühren mag. Das Bryston-Duo fächert die Bühne zudem in der Horizontalen etwas breiter und ausladender auf als das M30-Doppel.

AVM V30 Front
AVM V30

Schnallt man die Vorstufe AVM V30 vor die M30, bleibt der beschriebene Klangcharakter im Grunde gewahrt, wenngleich es etwas geschmeidiger und weniger elektrisierend tönt als über meine deutlich teurere Funk MTX V3b-4.2.1 (Upgrade von V3b), die im Rahmen ihrer letzten Überarbeitung nicht zuletzt in Sachen Offenheit, Drive und Lebendigkeit noch einmal zugelegt hat, ohne dabei an Ruhe und Sauberkeit zu verlieren. Der berühmte schwarze Hintergrund zeichnete die MTX ja schon immer aus. Bei solchen Vergleichen darf man natürlich nicht vergessen, dass wir mit der V30 über eine angenehm langzeittauglich klingende Vorstufe reden, die für vergleichsweise schlanke 1.490 Euro zu haben ist und sich, wie beschrieben, so ziemlich vollausgestattet zeigt. Als bedauerlich empfinde ich lediglich, dass die USB-Schnittstelle treiberlos konzipiert wurde, was bedeutet, dass Windows-Nutzer (bei MAC OS besteht diese Einschränkung nicht) hier auf 96 kHz/24 Bit beschränkt sind, zudem gehen mit spezifischen Treiberlösungen häufig generelle Klangvorteile einher, da mit ihnen gewisse limitierende Einflüsse des Betriebssystems unterbunden – oder umgangen – werden. Und so hätte ich mit meinem JRiver-bewehrten Laptop (Windows 7) als unmittelbaren digitalen Zuspieler eigentlich einen etwas nervöseren, zerfaserteren Klang erwartet – und wurde durchaus positiv überrascht: Die Zuspielung per USB ändert tatsächlich nichts Grundlegendes daran, dass ein stressfreies Klangbild inklusive einer wohldefinierten Räumlichkeit zu den Schokoladenseiten des AVM V30 zählen.

AVM V30 Anschlüsse
AVM V30

Der AVM-A30-Vollverstärker macht – logisch – aus seiner Verwandtschaft zur Kombi keinen Hehl und hätte ebenso eine ausgedehnte Klangbeschreibung verdient. Um diesen Bericht aber nicht ausufern zu lassen und weil die grundlegenden Gene der Kombi eben auch im Integrierten Niederschlag finden, fasse ich mich kurz. Der A30 lehnt sich in Sachen Langzeittauglichkeit und Neutralität ganz stark an die Tugenden der Kombi an – und bietet genügend Saft und Kraft, um etwa meine Sehring 903 auch bei hohen Pegeln sicher zu führen. Dennoch: Dass die Monos im Vergleich zum A30 weit mehr als die anderthalbfache Leistung an ihren Ausgängen bereithalten, macht sich nicht zuletzt in einem etwas energetischeren, kraftvolleren, noch offensiveren Klangbild bemerkbar.

AVM A30 Front
AVM A30

Deutliche Unterschiede traten zutage, als ich versuchsweise eine zum Vorabcheck (der zur Prüfung dient, ob ein Gerät überhaupt in die Testplanung aufgenommen wird) anstehende Standbox anschloss, die offenbar erhöhte Ansprüche an die Potenz der Verstärkung stellt: Sowohl mit meinen Bryston 7B³ als auch mit den AVM M30 war eine leichte Grundtonüberhöhung zu hören, diese hielt sich bei ansonsten gutem Tiefgang aber im Rahmen. angus und julia stoneUnd so ausgewogen und im positiven Sinne unauffällig der AVM-A30-Vollverstärker auch an meinen Sehring 903 spielte, fehlte es im Zusammenspiel mit den Neuankömmlingen plötzlich an Tiefgang und Kontrolle im Bass. Das ansonsten mit sehr guter Aufnahmequalität aufwartende „Here we go again“ von Angus und Julia Stone (Album: A Book like this, auf Amazon anhören) wurde nun nicht mehr nur von angenehmer Grundtonwärme untermauert, sondern dickte tatsächlich einen Tick auf, wobei auch der absolute Tiefgang etwas auf der Strecke blieb. Nun, am grundsätzlich neutralen Naturell des AVM A30 lässt sich natürlich so oder so keinesfalls rütteln, gleichwohl ist er mit Blick auf die ihm vorgesetzte Lautsprecherkost offenbar deutlich wählerischer als seine potenten Endstufengeschwister.

AVM A30 Input Regler
AVM A30

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Test: AVM V30/M30 und A30 | Vollverstärker

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