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Test: AVM Ovation A 6.2 | Vollverstärker

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  1. 1 Test: AVM Ovation A 6.2 | Vollverstärker

Martin Mertens / Januar 2016

fairaudio's favourite Award 2017Der brandneue Vollverstärker Ovation A 6.2 der in der baden-württembergischen Gemeinde Malsch beheimateten Audio Video Manufaktur, kurz AVM (www.avm.audio), um den es im Folgenden geht, stürzt mich in eine Krise. Denn wenn ich darüber nachdenke, wann ich zum ersten Mal der Marke AVM begegnet bin, fällt mir auf, dass das fast 30 Jahre her ist. Kinders, wie die Zeit vergeht …

Während meine Klassenkameraden aufs erste Auto oder Motorrad sparten, beging ich in Augen meiner Freunde den Wahnsinn, mein in Ferienjobs etc. sauer verdientes Geld in meine HiFi-Anlage zu stecken. Das Geld floss in ein Paar Kebschull 35/70 Röhren-Monos, als Vorverstärker fiel meine Wahl auf die Vorstufe von – eben – AVM. Eine Typenbezeichnung hatte das Gerät, soweit ich mich erinnern kann, nicht. Die Firma Audio Video Manufaktur war noch so jung und das Produktportfolio so überschaubar, dass es eben nur eine Vorstufe gab. Die wurde damals primär als Bausatz angeboten. Ein fertig aufgebautes Gerät kostete extra, ein weiterer Aufschlag wurde für eine verchromte Gerätefront fällig – die musste es bei mir damals angesichts der beiden chromglänzenden Röhrenmonos allerdings sein. Lange Zeit später konnte ich die AVM-Vorstufe zu einem verdammt guten Kurs wieder verkaufen, bei den Kebschull-Endstufen gestaltete sich die Sache damals deutlich schwieriger.

Das Ganze zeigt aus einer subjektiven Perspektive einiges über den Aufstieg der Firma AVM. Beide Firmen, Kebschull und AVM, waren Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre aufstrebende Sterne am deutschen HiFi-Himmel. Doch während sich die Spuren der Firma Kebschull – wie übrigens auch die einiger anderer in den 1980er Jahren namhafter Firmen – Ende der Neunzigerjahre verlieren, gehört die Firma AVM heute fest zum deutschen HiFi-Establishment. Das ist sicher nicht zuletzt dem Engagement von Udo Besser zu verdanken, der seinen Werdegang in der deutschen High-End-Szene bei Burmester begann und später AVM übernahm. Dem Vernehmen nach hat er die Firma sicher durch ein paar stürmische Jahre manövriert.

AVM Ovation A 6.2

In dieser Zeit hat sich viel getan. Bausätze verkauft AVM schon lange nicht mehr – dafür setzt man produktionstechnisch teilweise auf ein Baukasten-System: Die Geräte der „mittleren“ Evolution-Serie sind modular aufgebaut. Zum Beispiel gibt es neben der auf fairaudio vorgestellten Vorstufe Evolution PA 5.2 zahlreiche Kombinationen aus Vorstufe und Tuner, Vorstufe und Streaming Client sowie Vorstufe und Endverstärker (also Vollverstärker). Der Vollverstärker Evolution A 5.2 profitiert dabei von der röhrenbestückten Vorstufe Evolution PA 5.2 und dem Class-D Endverstärker SA 3.2.

Der hier zum Test anstehende Transistor-Vollverstärker A 6.2 dagegen gehört zur Ovation-Serie und damit zu den „großen“ Geräten von AVM – so wie die seinerzeit zusammen mit der oben genannten Vorstufe getestete Stereo-Endstufe Ovation SA 8.2. Platz für Erweiterungsmodule, etwa DAC-Board oder Phonovorverstärker, wie dies in der Evolution-Serie üblich ist, bietet der Ovation A 6.2 nicht. Ganz einfach, weil es dazu gar keinen Platz im Gehäuse gäbe. Denn der AVM Ovation A 6.2 gibt sich nicht nur äußerlich als Angehöriger der Ovation-Serie zu erkennen – etwa durch das gegenüber der Evolution-Serie nochmal massivere Gehäuse, den in den Deckel gefrästen AVM-Schriftzug, die angefasten Gehäusekanten oder die verchromten Bedienelemente.

AVM Ovation A 6.2 innen

Auch im Inneren steckt Ovation-Technik. In der Leistungsstufe des AVM Ovation A 6.2 kommt eine abgespeckte Version der Technik der SA 8.2 zum Einsatz. Pro Kanal arbeiten hier zwölf MOS-FETs in einer Class A/B-Schaltung mit hohem Class-A-Anteil. Dass der Vollverstärker damit 25 Watt weniger Leistung liefert als die Stereoendstufe (225 Watt an 8 Ohm je Kanal gegenüber jeweils 250 Watt bei der SA 8.2) dürfte unter anderem am etwas kleineren Netzteil liegen. Der AVM Ovation A 6.2 muss mit lediglich einem 1000-VA-Trafo mit getrennten Wicklungen für die beiden Kanäle auskommen. Dazu kommen hier allerdings noch einmal eigene Netzteile für die Vorstufenzüge und die Bedienlogik. Auch die Pufferkapazitäten fallen mit insgesamt 120000 µF ein bisschen kleiner aus als bei der großen Endstufe.

AVM Ovation A 6.2 innen 1

Insgesamt dürfte aber kaum ein Lautsprecher oder eine halbwegs als Heimanwendung zu bezeichnende Beschallungsaufgabe den A 6.2 in irgendeiner Form an seine Leistungsgrenzen bringen. Wer sich dennoch sorgen macht: Es gibt auch eine reine AVM Ovation SA 6.2 Stereo-Endstufe. Wer will, kann seine Lautsprecher mithilfe eines Gerätedoppels aus Vollverstärker und Endstufe dann auch im Bi-Amping Betrieb ansteuern. Vorverstärkerausgänge in symmetrischer und asymmetrischer Form hält der Vollverstärker A 6.2 selbstverständlich parat.

Muss ich erwähnen, dass auch die beiden Eingangsstufen für links und rechts separat aufgebaut sind (doppelmono) und dass die gesamte Signalverarbeitung komplett symmetrisch erfolgt? Entsprechend nimmt der AVM Ovation A 6.2 Signale über gleich zwei symmetrische Eingänge entgegen. Die Signale der vier unsymmetrischen Eingänge werden sofort hinter den Eingangsbuchsen symmetriert und direkt auf den kanalgetrennt zweistöckig aufgebauten Eingangsplatinen zu der mit ICs realisierten Lautstärkeregelung weitergeleitet. Die ICs sind auch für die Klangregelung zuständig. Die Steuerlogik sitzt direkt hinter der Frontplatte. Wer mag, kann mit Hilfe der Elektronik unterschiedliche Lautstärken verschiedener Quellgeräte ausgleichen. Klar lassen sich die einzelnen Eingänge auch mit programmierbaren Namen versehen. AVM Ovation A 6.2 Rückseite
Der AVM Ovation A 6.2 verständigt sich mit Quellen sowohl per XLR als auch RCA, weist aber auch Vorverstärkerausgänge in symmetrischer und asymmetrischer Form auf, was ihn u. a. fürs Bi-Amping prädestiniert

Apropos Bedienung: Eine optische wie haptische Show sind die beiden Drehregler für Lautstärke und Eingangswahl. Die aus dem Vollen gedrehten Knöpfe sitzen auf kugelgelagerten Achsen, an deren Enden der Impulsgeber für die elektronische Lautstärkeregelung beziehungsweise der Schalter für die relaisgesteuerte Eingangswahl sitzen. Das ist zwar nicht klangrelevant, vermittelt bei der Bedienung aber ein ungeheuer solides und beruhigendes Gefühl. Allerdings birgt das Ganze beim Lautstärkeregler auch gleich eine Gefahr: Schubst man den Drehknopf schwungvoll in Richtung „lauter“, reicht der Schwung des massiven Knopfes aus um die Lautstärke in Regionen zu treiben, in die man eigentlich nicht hatte vorstoßen wollen.

AVM Ovation A 6.2 seitlich

Ebenfalls erwähnenswert ist der separate Kopfhörerverstärker der auch schwierige Kopfhörer problemlos treiben soll. Nicht wundern sollte man sich über die USB(A)-Buchse auf der Rückseite. Die füttert mitnichten einen eingebauten DAC, sondern ermöglicht gegebenenfalls ein Update der Steuerungssoftware. Dass die Verarbeitungsqualität einem Gerät zum Preis von knapp 9.000 Euro pikobello und über jeden Zweifel erhaben ist, ist bei AVM selbstverständlich – bei anderen Herstellern ja leider nicht immer. Beim AVM Ovation A 6.2 gibt es aber so gar nichts auszusetzen. Selbst die handschmeichlerische, schlanke Fernbedienung aus Alu ist haptisch ein Genuss – der allerdings nicht an das Gefühl, das Gerät über die beiden Drehknöpfe an der Front zu bedienen, heranreicht.

Der ganze beeindruckende Aufwand wäre natürlich nichts wert, wenn’s nicht klingen würde. Und bei einem Vollverstärker in dieser Preisklasse dürfen die diesbezüglichen Ansprüche schon sehr, sehr hoch sein.

AVM Flightcase

Nicht von Pappe: Der AVM Ovation A 6.2 ist in einem hochrobusten Flightcase „verpackt“

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Test: AVM Ovation A 6.2 | Vollverstärker

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