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Elac Vela

Klang AVM Evolution SD 3.2/SD 5.2 (Teil 2)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang AVM Evolution SD 3.2/SD 5.2 (Teil 2)

Apropos angestrengt: Man lastet mangelnde grobdynamische Fähigkeiten einer Kette ja gerne den Endstufen und Lautsprechern an, und meistens mag das ja auch stimmen. Doch wenn man mal erlebt hat, welche Dämme mit einer wirklich guten Vorstufe brechen können, dann stellt man sich die Schuldfrage doch das ein oder andere Mal mit etwas mehr Bedacht.

AVM und Lansche

Im Test der Lansche Audio 3.1 hatte ich bereits angedeutet, dass bereits mit dem AVM Evolution SD 3.2 im Vergleich zum Linn Majik DSM in Sachen Direktheit im Mittel- und Hochton eine andere Qualitätsstufe eingezogen ist. Nach eingehenderer Beschäftigung wird klar, dass diese Direktheit sich (auch) auf ungleich größere Dynamikreserven stützt – neben der neutraleren, etwas analytischer ausgelegten Tonalität des AVM SD 3.2.

AVM SD 3.2

Jedenfalls gewinnt die Wiedergabe gegenüber dem Linn mit beiden AVMs an Speed und erscheint mit mehr Energie geladen zu sein. Michel Jonasz‘ „Le Temps Passé“ (Album: La Fabuleuse Histoire de Mr. Swing) setzt nicht nur im Tiefbass Ausrufezeichen, Michel Jonaszsondern auch mit präzise getimten Schlagzeugeinsätzen. Toll, mit welcher Präzision und Wucht auf den Punkt genau die einzelnen Tom-Schläge transportiert werden! Dabei steht das Schlagwerk frei im Raum und klingt fein differenziert aus. Grobdynamisch liegen AVMs SD 3.2 und 5.2 übrigens gleichauf – feindynamisch jedoch spielt der 5.2 in einer anderen Klasse. Beiden gemeinsam ist allerdings, dass sie gefühlt den Fokus etwas von absoluter Dampfhammerdynamik weg lenken. So erlauben sie es etwa – trotz des akustisch dicht gestrickten scheinbaren Chaos‘ – den subtil in die Wall of Sound eingewobenen Klangdetails in A Perfect Circles „Counting Bodies Like Sheep to the Rhythm of the War Drums“ (Album: eMOTIVe) ins Bewusstsein A Perfect Circledes Hörers zu treten. Doch die noch bessere feindynamische Differenzierungsfähigkeit des SD 5.2 wird gerade bei solch komplexen Geschehnissen deutlich.

Im Zusammenspiel mit der hohen Auflösung und der tonalen Mustergültigkeit wirkt das alles sehr erwachsen und fast schon aristokratisch distinguiert, und der AVM SD 5.2 bringt dabei noch eine gewisse romantische Verspieltheit mit ein, die dem Klangbild im Vergleich zum SD 3.2 weiteres Leben und Frische einhaucht. Spock’s Beards Album Beware of Darkness (und nicht nur dieses!) ist ein Lehrstück für intelligent gemachten, vertrackten Retro-Prog à la Gentle Giant, gespielt von Musikern mit einem Spock's Beardsunglaublichem Gespür für Nuancen und Feinheiten in Komposition und Ausführung – und die Herren Morse, Meros und D’Virgilio bewiesen gerade auf diesem Album Sinn für guten Klang. Nein, die Platte ist nicht ultimativ breitbandig aufgenommen, und grobdynamisch lotet sie nicht die Grenzen der CD aus, dafür ist der Klang aber kontrolliert, präzise, nuancenreich und lässt jedem Instrument den ihm angemessenen Raum. Im Track „The Doorway“ beeindrucken gegen Mitte des Stücks federleicht ausgeführte Tänze der Drumsticks auf den Becken. Um das so flirrend und grazil umzusetzen (und dabei noch die kleinsten Abstufungen der Phrasierung zu differenzieren) muss ein Vorverstärker seine Ströme extrem fein dosiert und schnell an die nächste Komponente abgeben können. Dem Evolution SD 5.2 gelingt das spielerisch und für diese Preisklasse exemplarisch gut. Ich komme so langsam nicht umhin, ihn als einen starken Fürstreiter der Röhrentechnik im diesbezüglich eigentlich unverdächtigen AVM-Portfolio zu betrachten.

Arvo PärtEinen Aha-Moment durfte ich in Arvo Pärts „Fratres“ (Album: Tabula Rasa) erleben: Synchron mit einem Holzblock-Schlaginstrument wird in den Spielpausen der Violinen eine Pauke geschlagen – beim ersten Mal sehr dezent, ganz tief im Raum. Ich muss zugeben, dass ich in diesem ersten Durchgang kurz mutmaßte, irgendwo außerhalb des Hauses sei etwas umgefallen und habe ein sehr lautes, tieffrequentes Poltern produziert … In Wahrheit jedoch vermag es der Evolution SD 5.2, diese diffuse, unterschwellige Klanginformation ganz einfach vollständig zu übertragen und nicht untergehen zu lassen – und das kann er auch etwas besser als der SD 3.2, mit dem der diffuse Charakter der sehr leisen Pauke in einem riesigen Konzertsaal nicht ganz so schön zum Ausdruck kommt.

AVM SD 5.2

Ja, ich weiß; ich sollte vielleicht so langsam mal anderes Musikmaterial auflegen – doch Jacinthas „Danny Boy“ (Album: Here’s to Ben) bietet sich einfach zu sehr dafür an, räumliche Beziehungen und Stimmabbildung zu beurteilen, und es enttäuscht mich auch jetzt nicht. Erscheint der Aufnahmeraum mit dem kleineren AVM zwar größer als mit dem Linn Majik DSM Jacinthasaber doch nicht allzu weitläufig in die Tiefe, vergrößert der SD 5.2 die Distanz der Sängerin zu ihrer Band gefühlt um den ein oder anderen Meter. Nachdem er Jacinthas Solostimme in den ersten zweieinhalb Minuten des Tracks dem Zuhörer quasi direkt vor die Nase gestellt hat … Dazu kommt noch ein auch absolut betrachtet erstaunliches Maß an Luft um die Akteurin herum – die Auflösung und damit der Detailreichtum im Stimmbereich sind (wie schon gesagt) sowieso untadelig.

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Acapella Audio Arts

Test: AVM Evolution SD 3.2 und Evolution SD 5.2 | D/A-Wandler, Netzwerk-Player

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