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Klang-Beschreibung: Aurum P8 und Aurum M10

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang-Beschreibung: Aurum P8 und Aurum M10

Auch im Hörraum knöpfen wir uns zunächst die Endstufe vor – nicht zuletzt bin ich neugierig, wie sie sich gegen meine Audionet AMP und die NuForce Reference 20 schlägt, beides ja wohlbeleumundete, gleichwohl deutlich teurere Lösungen. Der Vorstufe P8 widmen wir uns dann weiter unten gesondert.

Aurum P8 und Aurum M10

Eine Feststellung, zu der es weder langes Abwägen noch erbsenzählerische AB-Vergleiche braucht: Die Aurum M10 ist eine Endstufe mit ordentlich Hubraum! Die stoisch vor sich hin- und her pendelnden Tieftonimpulse in Downloads atmosphärisch-gespenstischem „Attalal“ (Album: Microscopics) werden gegenüber meinen Audionet AMP überraschenderweise noch lässiger und wie mit mehr Spannkraft und Explosivität in den Hörraum gedrückt. Ja, untenrum geht’s absolut konturiert und präzise zur Sache – es klingt nach „großer Endstufe“ und noch einen Deut mächtiger, grobdynamisch packender als über meine downloadAMP. Ohne dass es Gefahr laufen würde, boomy zu tönen – die Bassdosis ist in etwa so, wie ich es auch sonst von neutralen Geräten gewöhnt bin. Ja, die Aurum M10 generiert – nicht zuletzt mit Seitenblick aufs für Endstufenboliden gar nicht mal so großflächige Preisschild – ein erstaunlich energetisches, wohlkonstruiertes Tieftonfundament.

Eine der größeren Herausforderungen in Sachen Dynamik und Differenzierungsvermögen, die in meinem Plattenschrank beziehungsweise auf meiner Festplatte weilen, ist Hertz von Lassigue Bendthaus. Ein Elektroprojekt von einem ehemaligen Schlagzeuger, wohl mit ein Grund, warum die Lassigue BendthausRhythmuskomplexität auf diesem Album als schon recht avanciert durchgeht: Abermals mutet der Bass noch einen Tick druckvoller und definierter an als über meine Audionet AMP – die ja in dieser Hinsicht sonst ebenfalls nichts anbrennen lassen. Zudem werden die dichten Percussion-Arrangements im Mittel/Hochton noch markanter, trennschärfer und dynamisch akzentuierter dargeboten – erstaunlich, weil so etwas eigentlich ebenfalls zu den Domänen der Bochumer Blöcke zählt. Auffällig beispielsweise beim Titel „Zeit“: Die abrupt unvermittelt einsetzenden Wirbel oder die am ehesten noch an Stickschläge erinnernden Beats tönen noch profilierter, muten wie noch eindeutiger abzählbar an. Ja, zweifelsohne großes dynamisches Kino …

Aurum P8 und Aurum M10

Die pro Kanal sechs Ausgangstransistoren der Aurum M10

Klar profitiert davon auch akustische Musik – ich bin ja eh der Meinung, dass es nicht hilfreich ist, bestimmte Audio-Geräte als Spezialisten für irgendwie Musikrichtung zu verklären, letztlich ist das nie etwas anderes als ein Euphemismus für irgendwelche Unzulänglichkeiten. Und so ist’s eben nicht verwunderlich, dass in ESTs „Tuesday Wonderland“ das leichtfüßig-behände Melodiespiel E.S.Tdes 2008 leider verstorbenen Pianisten Esbjörn Svensson ebenfalls noch einen Tick perlender, zackiger, anmachender wirkt. Ja, man kann’s nur betonen: Der ausnehmend dynamische und präzise aufgelöste Mittel/Hochtonbereich der Aurum M10 ist gerade für einen Verstärker dieser Preisklasse mehr als aller Ehren wert, kosten die ebenfalls sehr schnellen und präzisen Audionets (die ich nach wie vor sehr schätze!) doch mehr als das doppelte. In Sachen Auflösung zudem klasse, wie die Aurum M10 die kurze Hallfahne um die Stimme von Sänger Randy bei The Residents‘ „Boxes of Armegeddon“ (Album: Bunny Boy) herausarbeitet, und auch das nur alle paar Takte ertönende feine Hi-Hat-Klicken nicht untergehen lässt, selbst wenn die Musik drumherum dichter und lauter wird.

„Neutral, basskompetent, hochdynamisch und -transparent“ können wir also schon einmal ins Zeugnis für die M10 eintragen – beziehungsweise die dazugehörige Noten, die jedem Schulstreber zur Ehre gereichen würden. Aber das Schuljahr ist ja noch nicht um: Wie steht’s beispielsweise um das Thema Räumlichkeit?

Nun, nennenswerte Differenzen zu anderen hochwertigen Endstufen – wie etwa meinen Audionet, die angesichts ihrer Preisklasse in dieser Hinsicht einen tadellosen, aber auch nicht auffällig guten (wie etwa die AVM Ovation 8.2 oder NuForce Reference 20) Job machen – kann ich nicht konstatieren. Ein bisschen wirkt es über den Aurum so, als rücke die Bühne noch ein Tick weiter nach vorne Richtung Hörer und verlöre dabei etwas an Breite. Womöglich durch das hohe Auflösungsvermögen und das dynamische Talent gefördert, muten zudem einzelne Details unterschwellig einen Tick unmissverständlicher an, eindeutiger ins Bühnenbild definiert.

Aurum P8 und Aurum M10

Inspizieren wir last but not least noch die Mitten sowie den Hochton genauer:

Dass es in den Mitten ausnehmend neutral und transparent/differenziert zugeht, sollte aus dem bisher Gesagten ja bereits deutlich geworden sein. Auch bei Stimmen macht sich das positiv bemerkbar: So verfügen auch John Frusciantes eindrücklich-emotional bis hysterisch vorgetragener Gesang in A Sphere in the Heart of Silence„Walls“ (Album: A Sphere in the Heart of Silence) oder Laura Veirs sehr rein und klar anmutende Stimme in „July Flame“ vom gleichnamigen Album jeweils über das richtige Maß an Körper, sind aber auch zu den oberen Lagen oben hin offen, wie sich’s gehört. Dabei weiß die Aurum M10 die Feinheiten der Stimmcharakteristiken jeweils sehr präzise herauszuarbeiten. Zu ergänzen wäre noch: Einen speziellen oder gesoundeten Mittenzauber mit besonders warmen Klangfarben oder einer Extraportion Schmelz, Fluss oder Seidigkeit versprüht die Aurum M10 bei alledem nicht – sie krempelt quasi eher die Ärmel hoch und geht mit straight-kernigem Duktus zur Sache.

Dazu passt, dass der Hochton zwar ebenfalls hochtransparent und feindynamisch rüberkommt, aber gleichwohl etwas weniger edel und organisch als bei manch anderem Amp: Tönt es obenrum doch nicht ganz so seidig-feinzerstäubt wie bei den Audionet AMP (deren unaufdringlich-luftiger Hochton ist eine ihrer großen Stärken), weniger feinpixelig und geschmeidig wie der in dieser Hinsicht schon fast Maßstäbe setzende Norma Revo IPA-140 (der dafür grobdynamisch und in Sachen Tiefgang hörbar das Nachsehen hat) und auch die wunderbar spielfreudigen Lindemann musicbook:55-Monos wirken in meiner Erinnerung einen Tick entgrateter und lockerer im Hochton (und sind dafür mit weniger Bassdruck und Souveränität gesegnet).

Aurum P8 und Aurum M10

Zu vernehmen etwa bei der aufnahmetechnisch sehr schön, weil ungeschliffen und nicht überproduziert eingefangenen Geige in „Michael“ von Sol Invictus (Album: Trees in Winter), die im A/B-Vergleich einen etwas raueren Obertonbereich aufweist, wenn’s über die M10 geht. Vielleicht mit ein Grund, dass – allerdings eher unterschwellig als konkret fassbar – auch Stimmen nicht ganz so organisch-rein, nicht ganz so eingängig wirken, wie etwa über meine Audionet AMP oder NuForce Reference 20. Weitaus teurere Verstärker wie gesagt – und das Ganze geht beileibe auch nichts so weit, dass man signifikante Abstriche in Sachen Langzeittauglichkeit befürchten muss. Dennoch kann man bei der Boxenwahl sicherheitshalber darauf achten, dass diese im Hoch/Mittelton hinreichend geschmeidig-seidig agieren. Mit meinen Spendor SP 100 R² oder Sehring 902, eigentlich jedweder Schönfärberei unverdächtig, gab’s während meiner Hörversuche jedenfalls keinerlei Probleme, mit meinen verflossenen Thiel CS 3.7 – die schon etwas mehr zu Analytik neigten – wäre ich mir da aber zum Beispiel nicht ganz so sicher, wenngleich freilich auch die Quelle und die Verkabelung eine wichtige Rolle spielen.

Aurum P8 und Aurum M10

Auch die Vorstufe Aurum P8 weist ein sehr definiert erscheinendes Klangbild auf und setzt beispielsweise die Stimme und Gitarre in Laura Veirs erwähntem „July Flame“ akzentuierter und crisper in Szene als mein Funk MTX. Letzterer stellt mehr die Körperhaftigkeit, die Klangfarben-Wärme, das Organische bei der Stimmwiedergabe heraus, die Aurum P8 die Offenheit, die Hochtontextur, das Luftige – okay, die jeweiligen Ausprägungen sind auch nicht so signifikant, dass einen die Unterscheide anspringen würden, zumal beides neutrale Geräte sind, mir persönlich kommt der Funk dennoch etwas mehr entgegen. Nicht zuletzt weil er – allerdings bei annähernd gleichem Preis ohne DAC und Phonoeingang daherkommend – auch aufgrund seiner ausnehmenden Verzerrungsarmut als sehr allürenfreies, langzeittaugliches, trotz seiner Studioherkunft sehr „untechnisch“ klingendes Gerät durchgeht. Seine klare, sehr grisselfreie, mit dem vielbeschworenen schwarzem Hintergrund versehene Abbildung lässt ihn zudem räumlich noch eingängiger, glaubwürdiger erscheinen als dies bei der insgesamt etwas exaltierter, körniger und drahtiger anmutenden Aurum P8 der Fall ist. Okay, alles Geschmackssache, vielleicht wird der eine oder andere Hörer die P8 gerade deshalb sogar etwas aufregender/anmachender finden.

Aber wie dem auch sei: Bei dicht arrangierten, rhythmischen Tracks – wie etwa auf dem Album „Devils in my Details“ des amerikanischen Elektroprojekts ohGr zu hören – lässt einen wiederum die Aurum P8 tiefer ins Geschehen eintauchen, die Musik wirkt wegen der markanteren Differenzierung beziehungsweise Akzentuierung der Attackphasen einzelner „Devils in my DetailsDetails intellektuell fordernder, die Komplexität der Songs kommt deutlicher zum Vorschein. Gefördert wird dies nicht zuletzt durch eine sehnig-trockene, sehr durchhörbare Basswiedergabe, die tendenziell eher für Freunde eines sachlichen, fettfrei austrainierten denn pfundig-satt-schiebenden Tieftons ausgelegt ist.

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Genelec 8381A

Test: Aurum P8 und Aurum M10 | Vor-End-Kombi

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