Inhaltsverzeichnis
Muss es immer teuer sein? Natürlich nicht! Der Preis ist stets entscheidend, auch wenn er eigentlich nur einer von vielen Aspekten ist, die bei einer Kaufentscheidung beachtet werden sollten. Allerdings lässt er oft schon Rückschlüsse auf die anderen Aspekte zu: So zieht ein kleines Budget häufig eine geringe Qualität bei Bauteilen und Gehäuse, 08/15-Schaltungslayouts und ein einfaches Design nach sich, was sich dämpfend auf den „Haben-Wollen-Faktor“ auswirken kann. Tja, und dann kommen da der regelbare D/A-Wandler Aune X8 XVIII BT (349 Euro) und der Kopfhörerverstärker/Vorverstärker Aune X7s 2021 (299 Euro) ums Eck – und stellen diese Aussage mal eben so infrage (Vertrieb: https://www.aune-store.com/).
Schon die hochwertig gestalteten Kartons wollen offensichtlich jegliche Gefahr eines Billigheimer-Images im Keim ersticken. Dabei hätten sie das eigentlich gar nicht nötig, wenn man die Geräte direkt sehen und anfassen könnte. Denn in Sachen Design und Haptik weist nichts auf die sehr moderaten Preise hin. Die stapelbaren Gehäuse fühlen sich wertig an, sie sind schick und mit hohem Wiedererkennungswert gestaltet. Angesichts der Optik, Anfassqualität und der soliden Lautstärke-Drehknöpfe beider Geräte würde man auch doppelt oder dreifach so hohe Preisschilder nicht für ungerechtfertigt halten. Schauen wir uns die beiden im Detail an.
D/A-Wandler und Vorverstärker Aune X8 XVIII BT
Der mit „Magic DAC Bluetooth aptX HD LDAC“ untertitelte Wandler-Vorverstärker kommt wie sein Kopfhörerverstärker-Pendant in einem Aluminium-Gehäuse mit den Abmessungen einer kleinen Zigarrenkiste. Das satinierte Alugehäuse rappelt nicht und reagiert gar auf den obligatorischen Klopftest erstaunlich „tot“, also gut bedämpft. Der Lautstärkedrehregler sitzt auf einer massiven Alu-Front, in die kleine, unauffällige LEDs zur Anzeige von Eingang und Digitalfiltern (dazu gleich mehr) sowie ein Ein-/Aus-Drucktaster passgenau eingelassen sind. Die Ästhetik der Front erinnert mich ein wenig an Technics – keine schlechte Referenz.

Den D/A-Wandler Aune X8 XVIII BT gibt es in Schwarz und in Silber. Optik und Haptik des Gerätes sind angesichts der Preisklasse absolut erstaunlich
Der X8 XVIII ist nicht etwa die achtzehnte Version des X8-Modells, sondern die Weiterentwicklung des originalen Aune X8 „Magic DAC“ anlässlich des 18-jährigen Firmenjubiläums von Aune. Das Jubiläumsmodell verfügt zusätzlich zu den klassischen Ausstattungsmerkmalen des Originals wie den austauschbaren OP-Amps (auch dazu gleich mehr) und den Digitalfiltermodi über einen symmetrischen TRS-Vorverstärkerausgang mit 6,35-Millimeter-Klinkensteckern (TRS = Tip-Ring-Sleeve) und unterstützt in der hier vorliegenden Bluetooth-Edition – erkennbar am „BT“ im Namen und der schraubbaren Stummelantenne auf der Rückseite – die Codecs AAC, aptX HD und sogar das recht neue LDAC.
Steuert man den Aune X8 XVIII per USB über den PC oder die Streaming-Bridge an, unterstützt er hochauflösende Digitalsignale bis hin zu 768 Kilohertz und 32 Bit sowie DSD512. Per S/PDIF via koaxialem Eingang sind es immerhin 384 kHz und 24 Bit sowie DSD als DoP128 (DSD over PCM), und der optische Eingang macht bei mehr als 192 kHz und 24 Bit beziehungsweise DoP64 den Laden zu.

Rückseite des Aune-X8-DAC: Über die TRS-Buchsen lässt sich das gewandelte Signal sogar symmetrisch abgreifen
Aune setzt bei Wandlung und Signalverarbeitung übrigens auf einen eigens entwickelten und programmierten FPGA – ein „Field Programmable Gate Array“. Das ist ein integrierter Schaltkreis (IC), in den eine logische Schaltung (Konfiguration) geladen werden kann und der anwenderspezifische Schaltungen auch in kleinen Stückzahlen sowie eine einfache Updatebarkeit ermöglicht – wer so was gut beherrscht, kann sich nicht nur unabhängig machen von Zulieferteilen, sondern auch ganz neue, kreative Wege gehen.
Heraus kommt das Signal nicht nur über besagte TRS-Buchsen, sondern auch unsymmetrisch über zwei Cinchdoppel – entweder lautstärkegeregelt zum Anschluss eines Endverstärkers oder von Aktivlautsprechern, oder mit einem festem Line-Pegel zur Ansteuerung zum Beispiel der hauseigenen Kopfhörerverstärker.
Special Magic
Etwas (soweit ich weiß) ziemlich Einzigartiges bietet Aune mit dem vom Nutzer austauschbaren Operationsverstärker, der für die Verstärkung des analogen Ausgangssignals zuständig ist. Dieses Feature erlaubt es, dem X8 eine persönliche Note zu verleihen oder den Klang mit den unterschiedlichen Verzerrungscharakteristiken der OP-Amps passend zum Rest der Kette fein zu tunen.

Das sieht man nicht oft: Beim Aune X8 XVIII BT lässt sich der OP-Amp wechseln und so das Klangbild tunen
Immer beim Aune X8 XVIII BT dabei sind der vormontierte Operationsverstärker NJM5532 und ein zusätzlicher OPA2134. Ein Extra-Set mit den drei zusätzlichen OP-Amps MUSE01, LME49720 und OPA2604 liefert Aune für circa 55 Euro, und in Kürze bietet der deutsche Aune-Store auch die nochmals hochwertigeren (und teureren) OP-Amps von Sparkos an. Die Austauschprozedur gestaltet sich einfach: Im Boden des Aune X8 sitzt ein kleiner Deckel, der sich aufschrauben lässt und den Zugang zum OP-Amp gewährt. Eine mitgelieferte Spezialzange ermöglicht es, den OP-Amp gefahrlos zu entnehmen. Beim Einsetzen muss man nur auf die korrekte (gut markierte) Ausrichtung achten. Voilà!
Filter
Der Aune X8 CVIII Magic DAC bietet satte sieben Digitalfiltermodi. Theoretisch stehen so nochmals sieben (wenn auch subtil) unterschiedliche Klangabstufungen zur Verfügung – zusammen mit den austauschbaren Operationsverstärkern ergeben sich also jede Menge Möglichkeiten, sich mal so richtig auszutoben.
Kopfhörerverstärker Aune X7s 2021
Der Aune X7s 2021 stellt bereits die dritte Generation des X7s dar. Im Vergleich zum DAC-Pre X8 XVIII BT gestaltet sich seine Job Description ziemlich einfach: Er verstärkt das per Cinch-Buchsen eingehende Signal mit einem (laut Hersteller) puristischen Class-A-Design und soll so auch als Vorverstärker eine gute Figur machen. Acht Leistungstransistoren arbeiten in vier Gruppen, es kommen feine Panasonic SMT-Folienkondensatoren zum Einsatz, eine ON-Hochfrequenztriode und ein ALPS-Audio-Potentiometer. Zudem soll eine strenge Qualitätskontrolle mit dem Audio Precision Audio-Analysator garantieren, dass es keine Ausreißer gibt.
Im Boden des Aune X7s eingelassen finden sich drei DIP-Schalter, über die sich die Gainstufen 0 dB, 6 dB und 12 dB auswählen lassen. So soll der Kopfhörerverstärker maximal kompatibel mit allen Arten von Kopfhörern sein. Die lassen sich beim Aune X7s 2021 über einen Kopfhörerausgang mit einer unsymmetrischen 6,3-mm-Klinkenbuchse oder einen symmetrischen Vier-Pin-XLR-Ausgang anschließen. Letzterer ist nicht gerade selbstverständlich, schon gar nicht in dieser Klasse.

Der Aune X7s 2021 treibt nicht nur Kopfhörer an, auf der Rückseite findet sich ein Cinchdoppel, an das Endstufen oder Aktivlautsprecher angeschlossen werden können
Leistung dürfte der Aune X7s für die meisten Anwendungsfälle mehr als adäquat liefern. Der Klinkenausgang stellt an 32 Ohm 1 Watt und an 300 Ohm immer noch gute 250 Milliwatt bereit. Am XLR-Ausgang sind bei 32 Ohm sogar fette 1,7 Watt und immer noch 1 Watt an 300 Ohm möglich. Dabei soll der X7s die ersten 200 Milliwatt in reinem Class-A abliefern.
Netzteil-Upgrade Aune XP2
Als kleines Zusatz-Schmankerl hat Aune uns mit dem XP2 ein Upgrade-Netzteil im edlen Aluminium-Mantel beigelegt (109 Euro). Das Gleichstrom-Linearnetzteil soll einen auf die Aune-X-Geräte angepassten Ringkerntransformator besitzen und den Strom bestens isolieren und stabilisieren.
Es liefert 1,5 Ampere und 9 Volt Gleichstrom an jeden der beiden DC-Ausgänge und ersetzt die Standard-Schaltnetzteile der X-Geräte X8, X1s, X1s Pro, X5s und XC1. Der Kopfhörerverstärker X7s lässt sich, wohl aufgrund seines höheren Energiebedarfs, nicht am XP2 anschließen.
Aune X8 XVIII BT und Aune X7s 2021: Hörtest und Vergleiche
Als erstes – und mit einem gewissen Schwerpunkt – teste ich den D/A-Wandler-Vorverstärker Aune X8 XVIII BT. Ich füttere ihn mit den hochauflösenden digitalen USB-Signalen meiner Streaming-Bridge Waversa Systems Wstreamer (900 Euro) (als Streaming-Service nutze ich Qobuz über Roon) und im Bluetooth-Modus mit einem iPhone 13 – also mit dem AAC-Codec. Um die Freiheitsgrade angesichts der „unendlichen“ Möglichkeiten etwas einzuschränken, höre ich ihn erst als DAC-Vorverstärker an meiner Referenz-Anlage und erst später als reinen Wandler am Kopfhörerverstärker Aune X7s – und grundsätzlich mit dem vorinstallierten OP-Amp NJM5532. Zu den Unterschieden mit den diversen anderen OP-Amps werde ich später noch ein paar Worte verlieren.
Bei den Digitalfiltern gefällt mir „fast roll-off, linear phase“ (Anzeige A) im Kontext mit der grundsätzlichen Klangcharakteristik des X8 XVIII am besten – wer’s etwas „romantischer“ mag, wird sich wahrscheinlich eher für meinen zweiten Filterfavoriten „slow roll-off, minimum phase“ (Anzeige D) entscheiden. Etwas härter und heller wird es hingegen mit dem „Brickwall“-Filter (Anzeige C+D). Die Unterschiede sind, wie bereits gesagt, eher subtil, können aber zumindest langfristig und unterschwellig über Wohl oder Wehe entscheiden.
Tonales
Der Aune X8 XVIII BT gibt sich weder mit USB-Signalen noch mit Bluetooth-Zuspielung eine tonale Blöße. Er betont keinen Frequenzbereich und gibt nur im Vergleich mit unfair teurerem Wettbewerb an den Frequenzgangenden ein klein wenig nach. So laufen allertiefste Bassanteile wie in Massive Attacks „Pray for Rain“ (Album: Heligoland; auf Amazon anhören) nicht ganz so satt und auch nicht gar so konturiert aus den Tieftönern der ATC SCM50PSL wie mit der DAC-Option meiner Norma-Audio-Vorstufe REVO SC-2, die allein schon bei 2.000 Euro und damit einem Vielfachen des Aune liegt – auch im Superhochton liefert der an sich sanft angestimmte Norma noch etwas mehr Energie. Zwischen den Extremen jedoch kann ich dem Aune mit gutem Gewissen einen ziemlich geraden Frequenzgang attestieren – selbst wenn die Charakteristik des X8 XVIII BT, auch wegen seiner tendenziell satten Klangfarbenmalerei, tendenziell eher auf der süffig-angenehmen, cremigen Seite liegt.
Wie dem auch sei, der Aune X8 XVIII BT verleiht dem Bass in „Bass Drops“ von Nenad Vasilic (Album: Bass Room; auf Amazon anhören) kein Bäuchlein und hungert ihn nicht aus – man kann sich den Korpus des Instruments bildlich vorstellen –, und er lässt die Stimmen von Jacintha, Bruce Springsteen und Tom Waits so klingen, wie sie eben klingen, und dunkelt das Blechwerk auf Jazz at the Pawnshop nicht ab.
Dynamik, Auflösung, Raum
Mein Respekt wird noch größer, wenn wir zum Thema Dynamik kommen, denn hier trumpft der Aune richtig auf. Er ist schnell, verdammt schnell, und zwar in jedem Frequenzbereich. Und er kann diese Schnelligkeit mit viel Energie grobdynamisch ebenso beeindruckend umsetzen wie mit kleinen Signalamplituden, vulgo feindynamisch. Das stupide, aber spaßige „Tsunami“ von DVBBS & Bourgeois knallt richtig heftig mit straff-druckvollem Bass und pointiertem Druckpunkt in den Mitten. Doch der Aune ist kein tumber Haudrauf, wie er gleich im Anschluss beweist, wenn Tools Drum-Wizard Danny Carey in tausenden Lautstärkeabstufungen seine Percussion auf dem Geniestreich Fear Inoculum streichelt und kitzelt. Gerade die Art und Weise, wie flüssig, locker und pointiert der Aune X8 XVIII BT die fluffigen Tom-Abfolgen nachzeichnet, erstaunt mich zu diesem Preis doch sehr.
Wenn wir von Feindynamik sprechen, müssen wir auch über die Auflösung reden. Das ist eine von zwei Disziplinen, in der man dem Aune X8 XVIII sein niedriges dreistelliges Preisschild ein bisschen anmerken kann – vorausgesetzt, die nachfolgende Kette verfügt über die entsprechenden Talente. Denn ganz ehrlich: Das, was ich Ihnen hier sage, hört man nur über wirklich hochauflösende Geräte. Wie dem auch sei – jedenfalls scheint der X8 zum Beispiel die feinsten Hochtongespinste der Schlagzeugbecken in Max Roach’s „Lonesome Lover“ (Album: It’s Time; auf Amazon anhören) nicht mehr ganz so feingliedrig aufzudröseln wie die deutsche Streaming-Wandler-Vorstufe Lindemann Limetree Network II (1.000 Euro).
Die zweite Disziplin ist die Räumlichkeit – oder nein: die Größe der Bühne. Besagter Network II kann den Raum etwas höher und breiter aufmachen, lässt ihn auch dynamischer atmen, wenn es drauf ankommt. Der Aune gibt sich kompakter, wirkt intimer, will gar nicht auf der ganz großen Bühne spielen, sondern bevorzugt das Kammertheater. Andererseits – oder gerade deswegen? – schafft er es tatsächlich, fast auf Schlagweite zum dreimal so teuren Lindemann zu kommen, wenn es um Kantenschärfe und Dreidimensionalität geht und fasziniert mit seiner lebensecht-soliden Projektion ungemein.
Kann da mein etwas in die Jahre gekommener portabler DAC/Headphone Amp iFi Audio nano iDSD (um 200 Euro) mithalten? Nein – der ist eigentlich schon in Sachen Tonalität raus, spielt deutlich weniger neutral und offen. Wie sieht es mit dem moderneren, lautstärkegeregelten Streaming-DAC Argon Audio Solo (249 Euro) aus? Der schlägt sich tonal schon besser, kommt aber mit vergleichsweise limitierter Grob- und Feindynamik sowie matteren Klangfarben auch nicht an den Aune X8 XVIII heran. Tatsächlich stoppt erst der Lindemann den dynamischen Höhenflug des kompakten Aune mit nochmals gesteigerter Autorität. Die beiden letztgenannten Geräte sind, zugegeben, mit ihren kabellosen Streamingfähigkeiten noch flexibler einsetzbar als der Aune – doch das schmälert die Klang-Performance des X8 keinesfalls.
Rezeptvariationen
All das oben gesagt ist unter gewissen Vorbehalten zu goutieren, denn die austauschbaren OP-Amps des Aune X8 XVIII BT ermöglichen recht deutliche Anpassungen an den persönlichen Geschmack – und zwar hörbarere, als es die Digitalfilter können. Ich kann und will Ihnen jetzt nicht sagen, welcher OP-Amp „der beste“ ist – dazu sind die Abhängigkeiten von der Geräteperipherie und dem Geschmack eben zu groß, und es würde den zur Verfügung stehenden Rahmen sprengen. Für meine Situation mit der insgesamt eher elegant-geschmeidig abgestimmten Kombi aus Norma-Audio-Elektronik und ATC-Lautsprechern und mit dem Digitalfilter A (fast roll-off, linear phase) tendiere ich zum „hellsten“ und analytischsten OP-Amp, dem LME49720, der Impulsen eine nochmals klarere Kante und einen Extra-Kick verleiht und den Hochton etwas stärker anstrahlt. Auf der anderen Seite steht der OPA2132, der mit fast schon röhrigem Soft-Charme aufspielt. Der ab Werk eingesetzte NJM5532 dürfte für Freunde einer insgesamt ausgewogen-soliden Balance und smoother höherer Frequenzen das Optimum sein. Auf jeden Fall bietet sich hier eine super Möglichkeit zum Feintunen. Sehr geil!
Neue Energie: Das Netzteil XP2
Stecker(schalt)netzteile sind unter Audiophilen meist verpönt. Aune bietet mit dem XP2 eine ziemlich kostengünstige Lösung für eine besonders stabile Stromversorgung von bis zu zwei Geräten der X-Line (bis auf den Kopfhörerverstärker X7s) an.
Was passiert, wenn man das Steckernetzteil des Aune X8 XVIII BT gegen das Linearnetzteil Aune XP2 austauscht? Nun, dann spielt zwar kein anderes Gerät, aber eins, das wie durch ein Hamam gereinigt und nach der Massage maximal tiefenentspannt seiner Arbeit nachgehen kann. Der X8 XVIII BT klingt tonal unverändert, aber sauberer, klarer, nochmals flüssiger und kann seine Dynamik vor einem stilleren Hintergrund noch besser in Szene setzen. Auch die Abbildung gewinnt durch den unterschwellig wahrnehmbar niedrigeren Rauschlevel und wirkt insbesondere bei komplexen Stücken solider und dreidimensionaler.
Aune X7s 2021
Der primär als Kopfhörerverstärker konzipierte Aune X7s 2021 lässt sich wie der X8 XVIII BT auch als Vorverstärker einsetzen, und hier werden im direkten Wechsel einige Unterschiede zum DAC/Pre offensichtlich: Wenn der X7s als Vorstufe in meiner Kette fungiert, zeigt er noch etwas mehr Sinn für Details als der X8. Andererseits spielt der Aune X7s als Pre nicht ganz so rein und smooth im Mittel- und Hochton und wirkt ansatzweise „nervöser“ als der X8. Das kippt nie ins Nervige, dürfte aber eher Hörer ansprechen, die auf einen „aufregenden“ und involvierenden Charakter aus sind.

Der Aune X7s bietet neben der klassischen Klinkenbuchse auch die Möglichkeit, Kopfhörer symmetrisch anzuschließen
Der X7s ist sicherlich einer der transparentesten und detailfreudigsten Kopfhörer-Amps, die man unter 500 Euro überhaupt erstehen kann, und auch die Abmessungen der von ihm projizierten Bühne geraten einen Hauch großzügiger als mit den meisten Konkurrenten seiner Preisklasse. Er geht darüber hinaus nochmals quirliger und vor allem etwas heller zu Werke, sodass die tonale Einordnung ein paar Grad nördlich von absolut neutral zu treffen wäre. Der Bass strafft sich ein wenig, ohne auszumergeln, die Mitten geraten etwas offener, Stimmen eventuell einen Hauch kopflastiger als mit meinem doppelt so teuren Kopfhörer-Amp Meier Audio Corda Classic (600 Euro).
Noch ein kleiner Exkurs: Im Hinblick auf die Wahl des Operationsverstärker des X8 beim Betrieb mit dem X7s liegt es nahe, dass die Kombination aus Brickwall-Filter und LME49720-OP-Amp einen etwas zu schlanken, minimal hochtonlastigen Sound produziert – und das ist auch so. Mit dem Standard-OP-Amp und der werksvoreingestellten Filterung rastet der Klang ein. Vor allem, wenn ich mit meinem Denon AH D-7200 (799 Euro) höre. Diesen Kopfhörer treibt der Aune X7s zu Leistungen, die mich sogar unabhängig von der Preisklasse geradezu umhauen. Die minimal sonore Klangabstimmung des Denon funktioniert sehr gut mit dem lebhaften und erstaunlich detaillierten Klang des Aune X7s. Insbesondere fasziniert mich die ansatzlos-unangestrengte Impuls- und Transientenwiedergabe des X7s – da kann mein Meier Audio Corda Classic kaum mithalten, auch wenn er einen größeren, homogeneren Raum aufmacht und die einzelnen Schallereignisse klarer voneinander und mit mehr Luft dazwischen zu trennen vermag.
Ein Hinweis: Beim Ein- und Ausschalten ploppt der Aune X7s vernehmlich, doch das dürfte den angeschlossenen Geräten keine Probleme bereiten. Empfindliche Naturen sollten ihren Kopfhörer aber vorher ausstöpseln beziehungsweise die angeschlossenen Verstärker ausschalten.
Test: Aune X8 XVIII BT und Aune X7s 2021 | D/A-Wandler, Kopfhörer-Verstärker, Vorstufe