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Sauberer Strom macht reines Vergnügen: Dieser astreinen Gleichung folgt jetzt auch der immer mehr Richtung Vollsortiment strebende, ursprüngliche Kabelspezialist AudioQuest (www.audioquest.de) – und präsentiert mit der Filterleiste Niagara 1000 eine erfreulich erschwingliche Alternative zum hauseigenen State-of-the-Art-Conditioner Niagara 7000.

Guter Klang beginnt nicht an der Quelle, sondern bereits in den Stromleitungen, die zu ihr und anderen Geräten führen – dass diese Erkenntnis für anspruchsvolle HiFi-Ketten von essenzieller Bedeutung ist, darüber herrscht innerhalb der HiFi-Szene – ja, auch beim Gros der Entwickler – mittlerweile weitgehend Einigkeit.

AudioQuest Niagara 1000 Netzleiste

Die AudioQuest Niagara 1000 kommt mit sechs Steckplätzen, einer davon ist für Geräte mit höherer Leistungsaufnahme (Verstärker) vorgesehen

Nach den Sauberstromern von Isotek, PS Audio und HMS, die den Kampf gegen hochfrequente Störsignale sowie unerwünschte Gleichstromanteile in häuslichen Stromnetzen mit einer Armada an Filterleisten, Power Conditionern und gefilterten Stromkabeln eröffnet haben, drängen nach und nach immer mehr highfidele Platzhirsche mit eigenen Stromfilterprodukten auf den Markt. Dass hinter den angestrebten Klangverbesserungen keinesfalls nur Marketing-Voodoo, sondern saubere Technik steht, lässt sich nicht nur gewinnträchtig behaupten, sondern im Gegensatz zu vielen anderen angeblichen klangrelevanten Faktoren auch messtechnisch belegen. Mein fairaudio-Kollege Michael Bruß konnte sich in zurückliegenden Tests bereits von den klanglichen Vorzügen von Stromfilterprodukten der Hersteller Tsakiridis und Plixir überzeugen, Kollege Jörg Dames hatte hingegen die preiswerte HMS-Energia-MK2-Netzleiste am Wickel, die seit dem Test dauerhaft erfolgreichen Dienst hinter seinem Rack verrichtet. Eine der zentralen Erkenntnisse dieser und weiterer Tests von Stromfilterprodukten: Das Vorurteil, Netzfilter wirkten sich notwendigerweise negativ auf das Dynamikverhalten der nachgeschalteten Audiokette aus, lässt sich zumindest nicht mehr pauschal belegen. Kein Wunder also, dass auch der umtriebige amerikanische Hersteller AudioQuest in den Ring steigt und neben dem sündteuren 50-Kilo-Filterboliden Niagara 7000 nun in Gestalt der Niagara 1000 zum Preis von 1.195 Euro eine ebenso noch erschwingliche wie platzsparende Filterleiste anbietet.

Während beispielsweise die Elektroplatzhirsche von PS Audio auf eine aktive Filterung setzen, den verunreinigten Netzstrom also zerlegen und komplett neu aufbereiten, verlegt sich AudioQuest mit der Niagara 1000 – wie auch Isotek und HMS bei ihren jeweiligen Einstiegsprodukten – aufs passive Herausfiltern von Störsignalen aus dem Netzstrom. Eigens entwickelte Spannungsfilterkondensatoren sollen dabei HF-bedingte Störungen effektiv ableiten, und ein von AudioQuest „Ground Noise Dissipation“ getauftes laufrichtungsgebundenes Ableiten von Grundrauschen über die Erdung soll für höhere Auflösung und geringere Verzerrungswerte der angeschlossenen Digitalgeräte sorgen. Die ebenfalls exklusiv bei AudioQuest angewandte und zumindest schon mal entwaffnend effektiv klingende „Zero Ground Contamination Technologie“ schließlich soll verhindern, dass im Netzkabel vorhandene Rausch- oder Störimpulsenergie klangschädigend auf die Masse einwirkt. So weit, so Marketing.

AudioQuest Niagara 1000 Filter-Netzleiste Ein-/Ausschalter

Rein äußerlich präsentiert sich die AudioQuest Niagara 1000 allerdings eher als sympathisch pummelige Volks-Filterleiste denn als ausgewiesenes Highend-Produkt. Verarbeitung und Materialwahl sind nicht maximal hochwertig, sondern eher unprätentiös funktional geraten. Das Finish aus Kunststoff, die Einfassungen der sechs AC-Ausgänge sowie des C15-Zuleitungsanschlusses muten eher luftig denn massiv an, die zwei Kilogramm leichte Niagara 1000 gemahnt bei wohlwollender Auslegung an ein No-Nonsense-Gerät, bei dem man konsequent an allen nicht unmittelbar klangrelevanten Faktoren gespart hat. Mein mit 1.350 Euro ähnlich bepreistes und ebenso wassermetaphorisch betiteltes Panzerschränkchen Isotek Aquarius hinterlässt jedenfalls einen deutlich schwergewichtigeren Eindruck. Sei’s drum, denke ich mir, die Niagara verschwindet als Filterleiste ohnehin neben oder hinter dem Rack, und schicke die AudioQuest Niagara 1000 zunächst gegen eine grundsolide, aber filterfreie Music-Line-Netzleiste ins Rennen.

Wie von AudioQuest vorgesehen, schließe ich Digitalquelle und Digital-Analog-Wandler an zwei der vier ultralinear gefilterten Netzdosen der Niagara 1000 an. Mein stromfressender Röhrenvollverstärker Jadis DA 88 dagegen kommt an den einzigen „Hochleistungsausgang“, der lediglich über eine Ableitung der Erdungsstörungen verfügt und die dynamische Stromzufuhr potenter Endstufen durch keinerlei weitere Befilterung zu beeinträchtigen trachtet.

Anschließen & anhören: AudioQuest Niagara 1000

AudioQuest Netzkabel

AudioQuest NRG-X-Netzkabel

Um die Vergleichbarkeit von Music-Line-Leiste und Niagara 1000 sicherzustellen, verkabele ich die komplette Kette über den Testzeitraum hinweg mit den preislich adäquaten AudioQuest NRG-X-Netzkabeln (ab 59 Euro) und entwöhne mich ein paar Tage von meinem hochgeschätzten Isotek-Aquarius-Netzfilter, der seit rund zwei Jahren die vermutlich kosteneffizienteste Anschaffung meiner jüngeren HiFi-Biografie darstellt. Nachdem der Schock des klanglichen Kahlschlags verarbeitet ist, wechsle ich von der Music-Line-Leiste wieder auf einen Stromfilter – diesmal zur Filterleiste AudioQuest Niagara 1000.

Und, höre da: Der Effekt ist just der gleiche wie seinerzeit mit dem Isotek Aquarius. Weniger Störsignale aus dem Stromnetz bedeutet auch beim AudioQuest Niagara 1000 mehr Natürlichkeit im eigentlichen Stereosignal aus der Kette. Quantitativ nehmen sich die bereits nach wenigen Sekunden ohrenfälligen Auswirkungen auf den Gesamtklang meiner Kette dabei vergleichbar aus. Mit einem Wort: Komponentenstatus.

AudioQuest Niagara 1000: Anschluss mit „Ground Noise Dissipation“ für leistungshungrigere Verstärker

Da nun aber das von mir bemühte Prädikat „natürlich“ – neben „musikalisch“ und „analog“ – sicherlich zu den eher diffusen oder, seien wir ehrlich: Bullshit-nahen Klangparametern zählen dürfte, machen wir’s mit diesem Mehr an „Natürlichkeit“ doch ganz einfach so, wie sich‘s gehört: Gehen wir in dessen Analyse.

Mehr Natürlichkeit in der Wiedergabe, das bedeutet bei der AudioQuest Niagara 100 vor allem: mehr Ruhe im Klangbild. In Abwesenheit störungsinduzierter Verzerrungen entfaltet sich das akustische Geschehen nun wie vor einem von Unregelmäßigkeiten befreiten Hintergrund. Die Folge: Es tönt anstrengungsloser, klarer und griffiger, Schallquellen erklingen räumlich klarer und luftiger definiert. Man hört entspannter zu, weil die beteiligten Instrumente „eingängiger“ anmuten und das Hörerhirn womöglich weniger „interpolieren“ muss. Die Dynamik erscheint dabei – grob wie fein – mindestens unangetastet. Hier und da entsteht sogar der Eindruck einer leichten Erhöhung der dynamischen Spannung, was ich allerdings eher unter der Rubrik „Psychoakustik“ abheften würde.

AudioQuest Niagara 1000 TypenschildDas zweite konkrete Merkmal von gesteigerter Natürlichkeit schlägt sich in meinem Eindruck gesteigerter Auflösung nieder. Die vermehrte Reinheit im Klangbild hat nicht nur zur Folge, dass neben dynamischen Impulsen auch deutlich mehr Detailinformationen von Stimmen, Instrumenten und Aufnahmeräumen hörbar werden. Sie lässt diese Details auch ohne jegliche Effekthascherei, ohne den Anflug analytischer Anklänge zu Ohren treten. Insbesondere der Hochton wirkt über die AudioQuest Niagara 1000 feinstofflicher, seidiger, weil ihm im Gegensatz zur Wiedergabe über die ungefilterte Music-Line-Leiste nun zwei klangbeeinträchtigende Symptome abgehen: Erstens fehlen ihm nun jegliche störende Schärfen und Härten und zweitens verkneift sich meine Kette mit vorgeschaltetem Filter nun konsequent jene silbrige Sibilianz, die in Gestalt dezent zischelnder S-Laute ohne Filterung je nach Quellenlage noch hier und da zu hören war. Diese Effekte waren insbesondere bei Filterung von Digitalquellen festzustellen. Daher lässt sich durchaus behaupten, dass die Niagara 1000 gerade bei aus Einsen-und-Nullen generierten Musiksignalen einen starken Beitrag zu einem „analogeren“ Klangbild zu leisten im Stande ist.

Brad Mehldau TrioNun zählen Sie ganz bestimmt zur Gattung der „aufmerksamen Leser“ und hängen folglich noch meiner Formulierung vom „Eindruck gesteigerter Auflösung“ nach. Gehen wir also noch kurz der Frage auf den Grund, ob die AudioQuest Niagara 1000 meiner Kette real oder bloß „gefühlt“ mehr Details entlockt. Man nehme hierzu: einen Besen, ein Trommelfell und einen fähigen Schlagzeuger. Zum Beispiel Jorge Rossy, der in Diensten des Brad Mehldau Trios „Young and Foolish“ über seine Snare streichelt (Album: Live At The Village Vanguard, auf Amazon anhören). Nun zitiere man aus den Einträgen ins Hörnotizbuch: „als ob der Besen mehr Haare hätte“, „Trommelfell schärfere Textur“, „Raum besser ausgeleuchtet, Grund: mehr Information“. Hör mal einer an: Ein wenngleich geringer Anteil an Hochtondetails scheint bei der filterlosen Netzleiste tatsächlich „zugerauscht“ worden zu sein.

In den Mitten dagegen tut sich durch den Einsatz der Niagara 1000 auflösungstechnisch wenig bis nichts. Hörbar besser wird’s dann erst wieder im Bass, der durch die Filterung eine kräftige Portion unmerklich vorhandenen Restschlamms abgeschüttet zu haben scheint und nun agiler, sehniger, griffiger und gefühlt auch tieferreichender daherkommt. Dies hat zur Folge, dass instrumentale und spieltechnische Details von E-Bass-Kapriolen oder Kontrabass-Zupfereien deutlicher freigelegt werden. Wer genauer hinhört, kann diese freilich auch ohne AudioQuest Niagara 1000 entdecken – aber eben weitaus weniger mühelos.

AudioQuest Niagara 1000 LEDs

Den größten Schritt zur livehaftigen Natürlichkeit macht meine Niagara-bewehrte Audiokette allerdings „im Raum“. Schallquellen wachsen durch die Filterleiste derart plastisch in die dritte Dimension hinein, dass einem das filterlose Klangbild beim Zurückwechseln auf die Music Line-Leiste als nachgerade flach und profan vorkommt. Im Vergleich zur luftigen, holografisch umrissenen Abbildung über die AudioQuest Niagara 1000 sackt das Klangbild ­– nein, tatsächlich keine Übertreibung! – von allen Seiten her in sich zusammen.

Mehr Ruhe, mehr Details, bessere Bässe, tiefere Räume: Die klanglichen Verbesserungen durch die Niagara 1000 in meiner insgesamt rund 25.000 Euro teuren Kette rechtfertigen aus meiner Sicht den Anschaffungspreis der AudioQuest Niagara 1000 ohne Wenn und Aber.

AudioQuest Niagara 1000: Vergleiche

Was bleibt, ist ein „Allerdings“. Allerdings nämlich gibt es, wie eingangs erwähnt, durchaus Alternativen zur AudioQuest-Niagara-1000-Filterleiste. Wer etwa als großstädtischer Altbau-Mehrfamilienhaus-Bewohner zur klassischen Netzfilter-Kernzielgruppe gehört und bereit ist, für eine effektive Filterung noch etwas tiefer in die Tasche zu greifen, wird durch aktive Netzaufbereitung statt passiver Filterung in Gestalt von beispielsweise dem Netzsymmetrierer Isotek Sigmas (3.390 Euro) oder dem Stromregenerator PS Audio PerfectWave Powerplant 3 (3.700 Euro) womöglich noch bessere Resultate erzielen. In meiner Kette lieferte ein Probehören mit dem PerfectWave minimale Verbesserungen gegenüber dem Aquarius, die den dreifachen Preis des aktiven Filterkastens allerdings dann doch nicht gänzlich rechtfertigen konnten. Filterneulinge und Preis-Leistungs-Fans, die es an dieser Stelle fürs Erste bei der 1 vorm Komma belassen möchten, kriegen ihren Strom – meine Einschätzung – anderswo fürs Geld kaum mit besserem, sondern lediglich mit dezent „anderem“ Klangeffekt gefiltert. Im Vergleich zur AudioQuest Niagara 1000 bringt namentlich mein vorhandener Isotek Aquarius (1.350 Euro) noch etwas mehr Punch und Kontrolle in den Bass und schiebt das Klangbild noch einen halben Schritt weiter Richtung Hörer. Beides zusammen lässt den Aquarius im Vergleich involvierender, anspringender, mehr „in your face“ spielen. Bei grundsätzlich vergleichbarer Effektivität der Klangverbesserung lässt der Isotek damit den zackigen Athleten heraushängen, während die Niagara 1000 eher den entspannt geschmeidigen Feingeist gibt, der instrumentale Details noch nuancierter zum Vorschein kommen lässt und den Raum nicht nach vorne pusht, sondern fenstergleich in die Tiefe öffnet.

Test-Fazit: AudioQuest Niagara 1000

AudioQuest Niagara 1000 Netzfilter

Minimiertes Rauschen, dafür maximierte Klangfarben. Weniger Härten, dafür mehr Details im Hochton. Dazu insgesamt mehr Präzision, Raum und Ruhe im Klangbild. Eine Filterlösung vom Schlage einer Niagara 1000 ist für Audiophile mit einer Kette, sagen wir, jenseits der 3.000-Euro-Marke ein ziemlicher No-Brainer. Ganz gleich, ob Sie sich am Ende zu den Aquarius-süchtigen Erlebnishörern oder den Niagara-verliebten Entspannungslauschern gesellen: Einen ordentlichen Filter, sofern man Sie nicht weit abseits der urbanen Zivilisation auf einer Schweinefarm im Erzgebirge unter vierstelliger Telefonnummer erreicht, werden Sie nur noch unter Schmerzen wieder aus Ihrer Anlage entfernen können. Insofern ist die neue Niagara ein klarer Fall: eine blitzsaubere Empfehlung.

Fakten:

  • Modell: AudioQuest Niagara 1000
  • Konzept: Filter-Netzleiste
  • Preis: 1.195 Euro
  • Anschlüsse: erhältlich mit sechs Steckplätzen, davon einer für Geräte mit höherer Leistungsaufnahme (Verstärker)
  • Sonstiges: Überspannungsschutz mit automatischer Rückstellung, maximaler Eingangsstrom: 10 Ampere (RMS)
  • Garantie: 2 Jahre

Hersteller und Vertrieb:

Audioquest
Hoge Bergen 10 | Roosendaal 4704 RH, Niederlande
Telefon: 0800-1815284 (deutschsprachig, gebührenfrei)
E-Mail: info@audioquest.nl
Web: www.audioquest.de

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Arcam Radia Serie

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Moon MiND 2 Streamer: Auralic Aries Femto mit SBooster 15V MKII

Vollverstärker: Jadis DA88 Signature

Lautsprecher: Harbeth SHL5+

Kopfhörer: Meze Empyrean, Audeze LCD-XC, AKG K812

Kopfhörerverstärker: EAR Yoshino HP4, Chord Hugo

Kabel: Lautsprecherkabel: Kondo Operia SPc Bi-Wire NF-Kabel: Kondo KSL-VzII Digitalkabel: Tellurium Silver Diamond Digital XLR, AudioQuest Carbon USB Netzkabel: Kondo KSL-ACc Persimmon Sonstiges: Meze Furukawa Silver-Copper, WyWires RED, Forza Noir Hybrid

Rack: Multiplex-Bambus-Selbstbau mit bFly Talis-Füßen

Zubehör: Stromfilter: Isotek Aquarius, Audioplan Powerplant SIII Sonstiges: AudioQuest Jitterbug, Uptone USB Regen, Audio Magic Ultimate Premier Feinsicherungen, Nordost Qk1, Qv2, QPoints, Entreq Minimus Grounding Box, Entreq Eartha Challenger Ground Cable

Sonstiges: Skylan Stands, Audioplan Antispikes, Stillpoints Ultra SS, Stillpoints Ultra Mini

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 32 m² Höhe: 3,5 m

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