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MusiCable SLS9A
Das Lautsprecherkabel Audioplan MusiCable SLS9A hatte zwar schon eine ausreichende Einspielzeit hinter sich, als es bei mir ankam, dennoch schien es mir nach einigen Stunden mechanischer Ruhezeit und kontinuierlichen Musiksignaldurchflusses noch eine Winzigkeit an klanglicher Geschmeidigkeit und Flüssigkeit zuzulegen und minimal an (sowieso schon kaum vorhandener) Körnigkeit zu verlieren. Wo das fastaudio Black Science (um 15 Euro pro laufender Meter), das für sich und in seiner Preisklasse betrachtet schon ein elegant und sehr stimmig spielendes Kabel ist, noch eine leichte, ohne den direkten Vergleich kaum wahrnehmbare Nervosität ins Spiel bringt, zaubert das Audioplan MusiCable SLS9A mit Roger Waters „Amused to Death“ (auf Amazon anhören) ansatzlos eine Selbstverständlichkeit in den Hörraum, die dem Black Science dann doch recht deutlich zeigt, wo seine Grenzen sind.
Auch wenn die tonale Über-Alles-Charakteristik beider Kabel grundsätzlich ähnlich gelagert ist – beide erlauben sich keine Spitzen im Hochton, spielen tendenziell eher auf der angenehm-unstressigen Seite des Spielfeldes –, so ist das Qualitätsniveau des MusiCable SLS9A doch ein ganz anderes: Die Snare Drum scheint einen größeren Abstand zum Rest des Klanggeschehens zu halten, hat mehr Luft um sich herum – für mich ein deutlicher Hinweis auf eine verzerrungsfreie, saubere Wiedergabe des SLS9A. Auch hält das Audioplan-Kabel das gleiche Instrument in „I’m not yours anymore“ von Angus & Julia Stone (auf Amazon anhören) druckvoll und präzise zusammen – es gibt nichts Schlimmeres als eine kraftlose, zerfaserte Snare, da sind wir uns einig, oder?
Übrigens, wenn ich „angenehm“ sage, meine ich nicht „warm eingefärbt“, sondern vielmehr die Abwesenheit von störenden Artefakten, die sich in einer Stressfreiheit niederschlägt, die gleichzeitig entspannend und spannend wirkt: Im Hochton entspinnt sich mit dem MusiCable SLS9A zum Beispiel bei der Blecharbeit in „Shamanimal“ vom gleichnamigen Wunder-Album des Hadouk Trios (auf Amazon) ein feines Geflecht von Mikroinformation, das im fastaudio Black Science irgendwie hängen geblieben zu sein scheint. Diese Mikroziselierungen mühelos entspannt nachzuverfolgen, gibt dem Stück eine spannende neue Dimension. Mein AudioQuest Rocket 88 (um 850 Euro für zwei mal drei Meter) spielt zwar schon ein wenig offener als das fastaudio, wirkt aber wiederum pixeliger und weniger entspannt fließend als das Audioplan-Kabel, bringt die Klangflächen und -landschaften des ehemaligen Pink-Floyd-Gitarristen und dessen Vorliebe für spooky Q-Sounds nicht ganz so stimmig und vor einem weniger schwarzen Hintergrund rüber.
Die Selbstverständlichkeit des MusiCable SLS9A in der Wiedergabe des musikalischen Flusses zeigt sich nicht nur in der sauberen, fein auflösenden und eben fließenden Wiedergabe, sondern auch in einer druckvollen, aber präzisen und kontrollierten Basswiedergabe, die der des AudioQuest Rocket 88 quantitativ fast ebenbürtig, qualitativ aber überlegen ist. Das Audioplan-Kabel spielt im Tiefton einfach straffer und transparenter als das vergleichsweise weniger agil agierende amerikanische Kabel – schafft es aber wie das Audioquest spielerisch, die akustische Energie als spürbaren Schalldruck in Möbelstücke und Magen zu transportieren. Eine Bassdrum zum Beispiel besitzt etwas mehr Kick und minimal weniger Körper, eine bessere Definition und schneller abschwellende Ausschwingvorgänge, während das Audioquest das Geschehen vollmundiger und eher über den Ooooomph-Faktor definiert – ganz klar eher kalifornischer Shiraz als komplexer Badener Spätburgunder.
Insbesondere brilliert das Audioplan MusiCable SLS9A mit einem plastischen Mittelton, der Stimmen mit viel Schmelz und tollen Klangfarben herausarbeitet und – ebenso wie die erwähnte Snare Drum – bemerkenswert frei darstellt. Bei David Bowies „It’s a pity she was a whore“ meint man förmlich den Gesichtsausdruck des kürzlich und viel zu früh verstorbenen Sängers erhören zu können. Dieser transparente und entspannt-lockere Mittenbereich vermittelt eine organische Homogenität, die einen so oft gesuchten und leider allzu oft vermissten Klangrealismus mit sich bringt. Geradezu gespenstisch fluide und beweglich-offen gerät auch der Präsenzbereich bei Roy Harper & Jimmy Pages „Ninteen Fourty Eightish“ (Album: „Whatever Happened To Jugula“, auf Amazon anhören), in dem die (Halb-)Akustikgitarren mit erstaunlicher Geschwindigkeit flirren und faszinierende feindynamische Abstufungen offenbaren. Das hat was von den diesbezüglich phänomenal guten Nordost-Kabeln, aber dann auch wiederum deutlich mehr Saft im Bass und Grundton als zum Beispiel ein Blue Heaven, was der Farbigkeit guttut.
Künstlich aufgeblasene Pseudo-Räumlichkeit ist, genauso wenig wie übertriebener Bass und exzessives Hochtonfunkeln, nicht das Ding des Audioplan MusiCable SLS9A, da bleibt es ganz auf dem Boden der Aufnahmetatsachen. Die drei Dimensionen des Aufnahmeraums arbeitet das Audioplan dabei mehr als pflichtbewusst heraus, und im direkten Abgleich mit dem AudioQuest The Rocket 88 wirkt es größer, etwas weniger eingeengt. Das Audioquest bleibt auch eher auf den Platz zwischen und leicht vor den Lautsprechern beschränkt, während das MusiCable SLS9A tiefer in den Raum dahinter reicht, das Klangbild auch insgesamt ein klitzekleines bisschen weiter nach hinten rücken lässt. Dass die Distanzen und Relationen der einzelnen Schallereignisse zueinander zu jeder Zeit gewahrt bleiben, spricht dann für die Gewissenhaftigkeit des Audioplan MusiCable SLS9A bei der räumlichen Präzision.
Kleinsignaldynamiker: MusiCable SIC9A
Ich betreibe meine Norma-Audio-Verstärkerkombi unsymmetrisch mit Graditech Kide 3 NF-Kabeln (1.290 Euro für den Stereometer) – so empfiehlt das der Norma-Chef Signore Rossi, da die Symmetrierung der unsymmetrisch ausgelegten Geräte eine zusätzliche, potenziell klangschädliche Verarbeitungsstufe in den Signalweg einfügt. Aber davon kann ich nicht wirklich etwas feststellen. Das MusiCable SIC9A in der XLR-Ausführung spielt nämlich dynamisch ziemlich ungebremst auf, so dass ich mich fast vergewissern muss, ob ich es hier tatsächlich mit einem Audioplan-Kabel zu tun habe – die stehen ja durchaus im Rufe, eher „laid back“ zu spielen … Okay, auch das MusiCable SIC9A wartet mit der Audioplan-typischen Sauberkeit des gesamten Klangbilds und dieser speziellen Feinkörnigkeit, ja fast schon sanften Milde im Hochton auf – im Prinzip gilt fast alles, was ich auch zur Lautsprecherstrippe MusiCable SLS9A berichten konnte – legt aber eine Schippe Grobdynamik und Vehemenz im Bass (wohlgemerkt keine tonale Überhöhung!) drauf, die ich nicht erwartet hatte.
Dieser NF-Verbinder von Audioplan gibt dem vergleichsweise relaxed und distinguiert musizierenden Lautsprecherkabel im Verbund quasi die Sporen, wirkt „groß“ und bringt den Raum insgesamt auch ein wenig nach vorne. Das MusiCable SIC9A liegt von der grundsätzlichen Ausrichtung her gefühlt etwas näher an den saftig-mächtigen AudioQuest Yukon (um 400 Euro) als am Graditech Kide 3 (die finnischen Verbinder wirken strammer und etwas ungnädiger und daher gefühlt härter), schlägt die Amerikaner qualitativ aber in allen Disziplinen, insbesondere in Sachen Präzision und Schnelligkeit. So kommt die federnd und knallig-ploppend gespielte Percussion auf „Shamanimal“ des Hadouk Trios mit dem Audioplan MusiCable SIC9A tonal deutlich besser balanciert und feiner abgeschmeckt zu Geltung. Das Audioplan NF-Kabel SIC9A legt hier mehr den Fokus auf den kraftvollen Impuls, während das Lautsprecherkabel SLS9A eher die Feinheit und Leichtigkeit der Trommeln und ihrer Obertöne herausarbeitet.
Das Salz in der Suppe: MusiCable Powercord SIII
Das Powercord SIII komplettiert die sowieso schon sehr gut harmonierende und musikalisch anmachende Kombination aus dem majestätischen, beruhigenden und eher zurückhaltend-feinen Lautsprecherverbinder MusiCable SLS9A und dem mit ordentlich Dynamik und konzentriertem Druck ausgestatteten MusiCable SIC9A: Die Aufnahme der Mozart-Symphonie N. 29 des Scottish Chamber Orchestra öffnet mit den Audioplan Powercord SIII an den Norma-Monos den Raum noch etwas weiter, lässt noch ein klein wenig Luft und Sonnenschein mehr in den Aufnahmeraum und ermöglicht so einen klareren Blick auf die Gegebenheiten als mit den AudioQuest NRG-2 (170 Euro für 1,8 Meter).
Dabei steigert es in erstaunlichem Maße nochmals die Kontrolle, insbesondere im Bassbereich, ohne den Druck im Finale des vierten Satzes zu vernachlässigen – ein ähnlicher Effekt, wie ihn das MusiCable SLS9A gegenüber dem AudioQuest The Rocket 88 zeigt. Das ist große Klasse und in der Umfänglichkeit in dieser Preiskategorie für mich unerwartet.
Test: Audioplan MusiCable | Kabel