Inhaltsverzeichnis
- 1 Test: Audionet PRE1 G3, EPS und AMP | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe
- 2 Konzeptionelles & Praxisrelevantes: Audionet PRE 1 G3, EPS, AMPs
- 3 Klang: Audionet Vorstufe PRE 1 G3, Netzteil EPS, AMP Monoblöcke
- 4 Nicht’s zu bekritteln?
- 5 Test-Fazit: Audionet Vorstufe PRE 1 G3, EPS Netzteil und Mono-Endverstärker AMP
Schnipselartig eingefügte Saitenzupfer und Akkorde, immer mal wieder auftauchende dezente Melodieführungen von Gitarre und Kornett, eine vielschichtige, aber eher smoothe Behind-the-Beat- Perkussionarbeit und eine ebenso unaufdringliche, dennoch gleichsam tragende Bassarbeit: Nein, ein richtiges Jazzalbum ist das aus einer Studio-Improvisation des Gitarristen Bill Frisell und Schlagwerkers Matt Chamberlain hervorgegangene Album Floratone (2007) nicht geworden. Aufs erste Hören fast ein wenig beiläufig wirkend, entwickeln die elf Songs insbesondere aufgrund ihrer vielen subtilen Feinheiten eine interessante Atmosphäre.
Aus grobdynamischer Sicht stellt Floratone dann auch keine sonderlich hohen Anforderungen ans heimische Audio-Equipment – feindynamische Antrittsschnelligkeit ist dagegen umso mehr gefragt, soll das Ganze nicht zu einem uninspirierenden Soundbrei verkommen. Und wenn Letzteres über gutes HiFi auch selten passiert: Das, was das Audionet-Quartett – „gesandwicht“ von Fonel Simplicitè-CD-Player und Thiel CS 3.7 Lautsprechern – in den mikrokosmischen Gefilden der Songs an Agilität und Differenzierungsvermögen abliefert, geht schon als großes Kino durch – auch in Anbetracht der Preisklasse, in der wir uns befinden. Die feinen Gitarrenlinien Bill Frisells werden wunderbar nachverfolgbar, angenehm leichtfüßig und federnd, sprich mit einer involvierenden „Spannkraft“ wiedergeben. In die Songs eingestreute perkussive Kleinigkeiten wie Tamburine oder Shaker sind nicht nur einfach bloß „irgendwie“ wahrnehmbar, sondern bleiben stets – selbst, wenn die Musik insgesamt dichter wird -, akzentsetzende, „bedeutsame“ Elemente der Musik.
Auch Robert Wyatts rhythmisch-treibender Titel „Blues In Bob Minor“ (Album: Shleep, 1997) sprüht förmlich vor Energie und Spielfreude, wenn’s über unsere Bochum-Combo geht – ich frage mich, ob ich diesen, sich ebenfalls mehr über einen leichtfüßig-lockeren Groove denn grobdynamische Bassgewitter auszeichnenden Song über meine Thiel CS 3.7 überhaupt schon mal anmachender, mitreißender gehört habe … Auch in puncto Auflösung – klar, man mag sich‘s fast schon denken, sind Sinn fürs Detail und erwähnte feindynamische Tugenden doch sehr nahe Verwandte – lässt einen die Audionet-Kombi aufhorchen:
Wobei mir das Wörtchen „Auflösung“ im Zusammenhang mit der Art und Weise, wie PRE 1 G3, EPS und AMPs gemeinsam zu Werke gehen, schon fast ein wenig zu profan erscheint: Läuft diese Vokabel doch immer Gefahr, mit entspanntem Musikgenuss abträglicher Erbsenzählerei oder Analytik in Verbindung gebracht zu werden. Und ja, keine Frage, die Audionets zählen zweifelsohne mit zu den akribischsten Detailoffenbarern, die in Sachen Verstärkung je bei mir zu Gast waren – und haben folglich mit Begriffen wie Abrunden, Aufweichen oder Beschönigen höchstens in Form von Tabuwörtern etwas zu tun. Als sterile, aufs bloße Analysieren von Musik ausgelegte Hörwerkzeuge gehen sie aber ebenso wenig durch:
Denn die typische, obertonreiche Charakteristik eine Snaredrum unvernuschelt und auch im dichten Sound-Wirrwarr jederzeit mühelos von einer Tom unterscheidbar darzustellen oder die rhythmisch zackig-trocken angeschlagenen Akkorde einer Akustikgitarre auch wahrheitsgetreu als Abfolge einzelner Saitenanrisse und eben nicht als mehr oder weniger monolithisches, verklumptes Geräusch wiederzugeben, mag für ein als „gut auflösend“ deklariertes HiFi-gerät als Pflichtübung durchgehen. Die gänzlich härtefreie Feinzerstäubtheit, klangfarbentreue Reinheit und Durchsichtigkeit sanft und lang ausklingender Becken – nicht zuletzt am Ende von „Blues In Bob Minor“ gut zu hören – oder die frappierende Echtheit eines kleinen Husters (unserem Gehör transiente Kleinigkeiten als unmittelbar natürlich wirkend aufzutischen, zählt ja grundsätzlich zu den höheren HiFi-Weihen und auch zu den Stärken der Thiel CS 3.7), der einen unwillkürlich kurzzeitig aufhorchen lässt, ob da noch jemand im Hörraum ist, dagegen als Kür, welche für umschreibende Adjektive wie „präzise“ oder „sauber“ schon fast zu schade ist …
Insgesamt kommt es mir so vor, auch wenn sich das jetzt ein wenig nach „Autsch, hier kommt der Hobbypsychologe“ anhören mag, dass einem das Audionet-Team beim Verdauen des Gehörten extrem wenig Interpolations-Arbeit beziehungsweise unterschwellige Rechenleistung abverlangt – statt sperriger Analytik oder emotionsloser Sterilität, meine mittlerweile veräußerte, an sich ebenfalls gut auflösende Accuphase P-5000 Endstufe neigte beispielsweise für meinen Geschmack bisweilen zu solch Unbill, sorgen die Liebe fürs Detail/der Feinsinn der Audionets vielmehr für eine angenehme Durchhörbarkeit, durch welche man hindernisfreier, müheloser und damit sehr involvierend ins Musikgeschehen eingebunden wird.
Unterstützt wird das Ganze von einer ebenfalls recht ohrenfälligen Charaktereigenschaft unserer Probanden, die man vielleicht am ehesten unter dem Stichwort „Bühnenqualität“ abheften könnte (bei welcher ich mich ansonsten übrigens gar nicht lange aufhalten möchte: Ortungsschärfe, Abbildungsgröße, -offenheit sowie die Losgelöstheit und das Tiefenprofil des Klangbilds können quasi kommentarlos durchgewunken werden, sprich bewegen sich auf Niveaus bar jeder Kritik, was man von Komponenten dieser Preisklasse im Grunde aber auch erwarten sollte), aber für mich in gewisser Weise doch etwas schwer zu konkretisieren ist:
Einzelne Klangereignisse/Instrumente bekommen etwas sehr Fassbares, Schlüssiges, definiert Dingliches mit auf den Weg, wenn es über das Bochumer Quartett geht, was aber nicht allein daran liegt, dass diese sauber verortet und präzise sowie mit der nötigen Luft drum herum umrissen werden, sondern zudem – ja, Klang zu beschreiben, ist bisweilen wirklich hartes Brot (-; – eine besondere Eingängigkeit, unvermittelte Echtheit und Kohärenz zutage treten, was, so vermute ich, neben generell hoher Verzerrungsarmut auf einen hochakkuraten Phasengang – wofür auch das Händchen der Audionets für Transienten spricht – zurückzuführen sein mag.
Selbst eher kritische Aufnahmequalitäten – wie Joy Divisons „A Means To An End“ (Album: Closer, 1980) – geraten über die Audionets, auch in Kombination mit meinen nun wirklich nicht für Schönfärberei stehenden Thiel CS 3.7, wunderbar stressfrei-verdaulich: Eine vordergründig aufgenommene, alle paar Schläge aggressiv-trocken zischelnde Hi-Hat bohrt sich ungebremst/ungeschönt ins Gehör, allerdings ohne dabei auch nur die Bohne zu nerven, sprich als nicht natürlicher Bestandteil der Musik aufgefasst zu werden, die Stimme von Ian Curtis dringt aufnahmetypisch etwas teilnahmslos/distanziert aus dem Off, wirkt aber keinesfalls dünn oder farblos, sondern erzielt genau die richtige, etwas verstörende Wirkung, Bassdrum und Bass spielen auf den Punkt, der dünne, dennoch durchdringende Gitarrensound sägt und verzerrt sich Richtung Ohr, dass schon fast Live-Atmosphäre aufkommt – und räumlich wähnt man sich in einem kleinen Club oder Übungsraum und kann vor allen Dingen Sänger Ian Curtis, na sagen wir’s ruhig: leibhaftig erfühlen.
Um doch noch mal gesondert aufs Thema Bass sprechen zu kommen, auch wenn man sich’s nach all dem bisher Gesagten eigentlich schon selber ausmalen kann: Freunde von durchzugsstarken, federnden, konturierten, bestens durchgezeichneten Tieftonwelten werden mit den Bochumern fraglos voll auf ihre Kosten kommen, wobei die Audionets für mein Hörempfinden tonal – wie es überhaupt fürs gesamte Frequenzband gilt – stets exakt auf dem schmalen Pfad keine Zweifel aufkommender Neutralität unterwegs sind: Sollten Sie sich beispielsweise irgendwann mal Extremmusik vom Schlage Skinny Puppys „Death“ (Album:The Process, 1996) bei weit aufgerissenem Lautstärkehahn anhören: Einen solch mit fett-schweren Gitarrenriffs überladenen und zudem komprimierten, sehr „lauten“ Titel weder zu träge-aufgedickt noch zu hart klingend und unter solchen Vorbedingungen schon fast wundersam durchhörbar darzustellen, dabei insbesondere auch einzelne Bassbeats nicht im Soundinferno verschwinden, sondern rhythmische Wirkung entfalten zu lassen, geht schon fast als Kunst durch, die meiner Erfahrung nach nur sehr wenige HiFi-Komponenten beherrschen …
Test: Audionet PRE1 G3, EPS und AMP | Vor-End-Kombi
- 1 Test: Audionet PRE1 G3, EPS und AMP | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe
- 2 Konzeptionelles & Praxisrelevantes: Audionet PRE 1 G3, EPS, AMPs
- 3 Klang: Audionet Vorstufe PRE 1 G3, Netzteil EPS, AMP Monoblöcke
- 4 Nicht’s zu bekritteln?
- 5 Test-Fazit: Audionet Vorstufe PRE 1 G3, EPS Netzteil und Mono-Endverstärker AMP