Inhaltsverzeichnis
- 1 Test: Audionet PRE1 G3, EPS und AMP | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe
- 2 Konzeptionelles & Praxisrelevantes: Audionet PRE 1 G3, EPS, AMPs
- 3 Klang: Audionet Vorstufe PRE 1 G3, Netzteil EPS, AMP Monoblöcke
- 4 Nicht’s zu bekritteln?
- 5 Test-Fazit: Audionet Vorstufe PRE 1 G3, EPS Netzteil und Mono-Endverstärker AMP
Aber schauen wir uns unsere Probanden, bevor wir sie in den Hörraum wuchten, ein bisschen genauer an. Und beginnen dabei einfach mal von hinten, sprich bei den optisch eigentlich recht schlicht daherkommenden Monos – neben dezenten Beschriftungen und dem Display ist je Frontplatte gerademal noch ein einsames Knöpfchen auszumachen. Okay, Endstufen sind ja in Sachen Bedienung per se kein Feature-überbordendes Teufelswerk, das Wörtchen „gerademal“ hat mit Blick auf die Audionet-Quader aber dennoch Berechtigung, verfügen die AMPs doch über eine schon fast als Spezies-untypisch zu bezeichnende Funktionsvielfalt:
So lassen sich durch abwechselnd längeres und kürzeres Knöpfchen-Drücken neben Ein/Aus Dinge regeln wie: Displayhelligkeit, eine mehrstufige Eingangssignal-Detektion (steuert das Erwachen/Einschlafen der Audionet AMPs durch anliegende Musiksignale) sowie der Betrieb mit einem externen Timer (wahlweises Überspringen des Standby-Zustandes nach Anliegen einer Netzspannung) oder die Nutzung des internen Countdowns (15 Minuten bis über 99 Stunden), um jeweils mit à la minute vorgewärmten Verstärkern das Musikhören angehen zu können.
Auch die über ein goldkontaktiertes Relais gesteuerte Eingangswahl – die AMPs können sowohl via Cinch als auch XLR angesteuert werden – erfolgt per Morsezeichen, ebenso kann eingestellt werden, ob während des Betriebes nun der gewählte Eingang im Display angezeigt werden soll oder man über die vorherrschende Betriebstemperatur (Cool, OK, High) informiert werden möchte. Infos liefert das Display zudem bei durch Gleichstrom, Hochfrequenz, Überlast oder Überhitzung hervorgerufenen Fehlerfällen. Der integrierte Mikroprozessor hebt bei Problemen aber freilich nicht nur mahnend den Zeigefinger, sondern schaltet – und das ist ja, um Schäden vorzubeugen, das eigentlich Entscheidende – netzseitig unmittelbar ab, wenn’s irgendwo verdächtig wird. Apropos Zeigefinger: Der wird zudem kurz gezückt, falls das Gerät mit „falscher“ Phase, sprich „verkehrt“ gestecktem Netzstecker eingeschaltet wird – allerdings lassen sich die AMPs im Anschluss dennoch ganz normal betreiben.
Ja klar, „keep it simple“ hat zwar gerade im HiFi-Bereich auch seinen Charme, persönlich finde ich das Ausstattungspaket der Audionet AMPs alles in allem aber keinesfalls verspielt-überfrachtet, sondern ziemlich durchdacht und praxistauglich. Ein Wörtchen zur Temperaturanzeige, sprich zum Warm-Up der Geräte: Meine Hörrunden habe ich stets frühestens dann gestartet, wenn die – über Nacht immer ausgeschalteten – Monos im Display ihr OK gegeben haben, was je nach Raumtemperatur gefühlte plus/minus fünfzehn Minuten dauerte – zu den Geräten, die erst Stunden am Netz hängen müssen, bevor’s Spaß macht, gehören die AMPs dabei keinesfalls, was gerade bei der doch immer etwas stromhungrigeren Spezies Leistungsverstärker (jeder AMP verbraucht etwa 100 Watt im Leerlauf, was klassenbezogen aber noch als gemäßigt anzusehen ist) sehr willkommen scheint.
Praktisch: Zwei Paar gleichberechtigte WBT-Lautsprecheranschlüsse sowie sowohl RCA- als auch XLR-Schnittstellen
Okay, neben unmittelbar Praxisrelevantem gibt es freilich auch anderweitig Erwähnenswertes zu vermelden:
Die Gehäuse der AMPs bauen augenfällig schmal und tief – mittels dieses speziellen „Grundrisses“ soll Störeinflüssen des Netzteils sowie Wechselwirkungen zwischen den Verstärkerstufen optimal begegnet werden, zudem deklarieren die Audionetler einen aufgrund der Bauform möglich werdenden, lediglich 25 Zentimeter langen, gänzlich ohne passive (beispielsweise Kondensatoren, Spulen) oder elektromechanische Bauteile auskommenden Signalweg.
Öffnet man einen der Quader, so fallen unter anderem ein vergossener 850 VA-Ringkerntransformator nebst zwei Siebkondensatoren mit insgesamt 94.000 µF Siebkapazität ins Auge – zur Schonung werden Letztere übrigens beim Ausschalten entladen, das Herunterfahren der AMPs dauert deshalb grundsätzlich ein paar Sekunden und wird von der Display-Info „Discharging now please wait…“ begleitet. Die Eingangsstufe der Audionet AMPs erfährt – ebenfalls der Minimierung von unerwünschten Wechselwirkungen geschuldet – eine von der Leistungssektion separierte Versorgung, weswegen zudem noch ein kleinerer, mit 80 VA deklarierter Ringkerntrafo auszumachen ist.
Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang: Ein nur leichtes, aber doch in Relation zu den Geräten, die meinen Hörraum sonst so durchlaufen, überdurchschnittliches Trafobrummen ist bei einem meiner beiden AMPs zu vernehmen. Wobei unser Berliner Stromnetz mit Sicherheit kein Ausbund an DC-Freiheit ist (unerwünschte Gleichstromanteile in der Netzversorgung zählen zu den Verursachern frühzeitiger Sättigung des Trafokerns, sprich einhergehenden Trafobrumms) und das Ganze für meine Ohren zu keiner Zeit ein störendes Ausmaß annahm.
Die jeweils 200 Watt/8 Ohm (350 Watt/4 Ohm) leistenden AMPs sind als Push-Pull-Konzept mit jeweils drei – „gematchten“, wie Audionet vorgibt – Mosfets pro Halbwelle konzipiert. Zu den Freunden von eindrucksvollen Großaufgeboten an Leistungstransistoren gehört man bei Audionet nicht: „Bezogen auf die Gesamtleistung versuchen wir immer mit möglichst wenigen Transistoren auszukommen. Je weniger Transistoren, umso schneller und weniger verzerrungsanfällig die Verstärkung! Mögliche Fehler des Einzeltransistors und der Zusammenarbeit mit den anderen Transistoren addieren sich (Verzerrungen) ebenso wie die kapazitiven Effekte eines Einzeltransistors (Schnelligkeit)“, so Thomas Gessler, der dabei eine ähnliche – für mich schlüssige – Meinung vertritt, wie zum Beispiel die Schöpfer der letztens besprochenen Gamut-Kombi (um trotz weniger Transistoren auf genügend Leistung zu kommen, setzen die Dänen ausgangsseitig Mosfets ein, die ansonsten auch in Schweißgeräten Verwendung finden …).
Drei Leistungs-Mosfets hat’s pro Halbwelle in jedem AMP
Da gerade das Wort „Schnelligkeit“ fiel: Zu Audionets „Hausphilosophie“ gehören – und das betrifft insbesondere auch die bis weit in den Megahertz-Bereich hineinarbeitende Vorstufe PRE 1 G3 – sehr breitbandig arbeitende Systeme. Über Sinn und Unsinn (Störanfälligkeit) hoher Bandbreiten wird ja häufig leidenschaftlich diskutiert – statt dem weiteren Vortrieb zu leisten, hören wir einfach mal, was Herr Gessler in dieser Sache Interessantes parat hat:
„Schnelligkeit ist eine der Grundvoraussetzungen überhaupt, um Audiosignale mit höchster Akkuratesse verstärken zu können. Je schneller ein Verstärker einem schwachen Eingangssignal folgen und verstärken kann, umso neutraler wird das klangliche Ergebnis sein. Darüber hinaus arbeiten unsere Verstärker mit einem zweistufigen Rückkopplungssystem, lokal und über alles. Mit der extremen Breitbandigkeit kann auch diese Regelung extrem akkurat arbeiten, so dass mögliche Störeinflüsse auf das verstärkte Signal überhaupt nur in Frequenzsphären stattfinden können, die für das Audioband keinerlei klangliche Auswirkungen haben. Das ist übrigens der Grund, wieso uns der audiophile Disput um die Rückkopplung nicht tangiert. Ein langsamer Verstärker ist nicht fähig, akkurat zu verstärken und sollte er dazu noch rückgekoppelt sein, erst recht nicht korrekt rückzukoppeln.“
Zur Optimierung der Hochfrequenzeigenschaften setze man grundsätzlich bei allen Geräten bauteilseitig auf SMD-basierte Miniaturisierungstechniken. In puncto SMD ist sich die Entwicklerschaft ja bisweilen ebenfalls uneins – allerdings ist SMD gegenüber der traditionellen Durchsteckmethode (zur genaueren Unterscheidung siehe zum Beispiel Test Phonosophie Bi-Amp) auch im wertkonservativen HiFi-Bereich – höhere Packungsdichten, bessere HF-Eigenschaften oder geringere Induktivitäten zählen zu den Vorzügen – seit längerem deutlich auf dem Vormarsch.
Die Vorstufe PRE 1 G3 beherrscht bedienseitig ähnliche Tricks wie die AMPs, als da wären zum Beispiel Polungsanzeige, dimmbares Display oder Überspringen des Standby-Zustandes. Zudem lassen sich sämtliche Eingänge – 6 x RCA (inklusive Tape-Monitor, Phono MM/MC optional: 320 Euro) sowie 1 x XLR – mit individuellen Namen belegen und im Pegel angleichen. Ausgangseitig nimmt die PRE 3 G1 ebenfalls wahlweise per RCA oder XLR Kontakt mit Leistungsverstärkern auf, via Cinch zudem mit Subwoofern und Tapes sowie über 6,3-mm-Klinke mit Kopfhörern.
Eine zusätzliche Erdanbindung ermöglicht die mit GND beschriftete Klemme: Audionet gibt an, dass der Betrieb mit (beiliegender) grün-gelber Extrastrippe „das Klangbild luftiger und differenzierter“ erscheinen lasse. Einen markanten Klangunterschied konnte ich zwar nicht feststellen, aber „mit“ kam mir die Wiedergabe einen Hauch gelassener, im positiven Sinne ruhiger und deckkräftiger vor.
Weiterer Klangfortschritt – ich gehe darauf weiter unten noch extra ein – soll zudem mit dem für 1.790 Euro optional erhältlichen, externen Netzteil EPS möglich werden. Wobei die Audionet PRE 1 G3 Vorstufe im Betrieb mit dem EPS nicht ausschließlich über dieses versorgt wird, sondern parallel auch ganz „normal“ ans Netz gehängt wird. Etwas doppelt gemoppelt, könnte man denken, aber das Ganze hat natürlich einen Hintergrund: Das EPS verantwortet ausschließlich die unmittelbar klangrelevanten Versorgungsspannungen für die analoge Verarbeitung des Musiksignals. Die Mikroprozessoreinheit der PRE 1 G3 – im Inneren eh schon räumlich separiert und elektrisch geschirmt – nuckelt dagegen ganz allein weiterhin am Standardnetzteil der Vorstufe.
Um auch im Signalweg der PRE 1 G3 weitgehend ohne zusätzliche Unlinearitäten/Verzerrungen provozierende und sich naturgemäß nicht zuletzt durch Alterungsprozesse kennzeichnende passive oder elektromechanische Bauteile auszukommen (eine Ausnahme bilden lediglich die goldkontaktierten Doppelanker-Relais der Eingangsumschaltung), ist beispielsweise auch die Lautstärkeregelung Potentiometer-frei realisiert. Sowohl diese als auch die Balancestellung übernimmt ein zweistufiges, aus Präzisionsmetallschichtwiderständen aufgebautes Netzwerk, das von in Echtzeit linearisierten C-Mos-Bausteinen elektronisch geschaltet wird, welche optoelektronisch angesteuert werden. „Damit werden konstante Dynamikeigenschaften und höchste Verzerrungsfreiheit über den gesamten Stellbereich sichergestellt“, so Audionet.
Apropos Dynamik: Lassen wir nach all den vielen Worten nun doch am besten mal Taten folgen und begeben uns mit unserem Audionet-Quartett direkt in den Hörraum …
Test: Audionet PRE1 G3, EPS und AMP | Vor-End-Kombi
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