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Klang Audiomat Phono 1.6 (Teil 2)

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  1. 3 Klang Audiomat Phono 1.6 (Teil 2)

Nun aber ans Eingemachte – und zur eingangs erwähnten Schwierigkeit, im positiven Sinne charakterlose Gerätschaften beschreiben zu müssen. Die Phono 1.6 erweist sich nämlich gerade mit Moving Coils der gehobenen Kategorie als quasi nicht im Signalweg vorhanden; zumindest aber drückt sie der Musik keinen erkennbar eigenen Stempel auf. Dazu gleich mehr, doch vorab muss ich noch rasch die Leistung der MM-Sektion der Phono 1.6 ins rechte Licht rücken: Was sie aus dem Shelter rausgekitzelt hatte, ließ mich zumindest kurzfristig daran zweifeln, ob mein Benz Ruby Z an der Sonneteer Sedley eigentlich eine bessere Performance liefern kann – das musste ich dann auch schnell überprüfen. Und ja, mit dem Benz geht dann doch noch mehr, vor allem in Sachen Raum und Auflösung. Aber riesig ist der Unterschied zum Gespann aus Shelter 201 und Audiomat Phono 1.6 nicht. Umso gespannter war ich nun auf das, was die Französin mit dem eidgenössischen MC-Tonabnehmer machen würde.

die Spikes der Audiomat Phono 1.6
Die Spikes der Audiomat Phono 1.6

Mit seiner Eigenimpedanz von 40 Ohm sollte das Ruby Z die Audiomat elektrisch nicht vor Schwierigkeiten stellen – wir erinnern uns, Audiomat gibt eine Bandbreite von 5 bis 200 Ohm Innenwiderstand an. Das Benz ist zugegebenermaßen ebenfalls keiner der absolut neutralsten Tonabnehmer. Es verrundet minimal allzu kantige Sounds und legt im Zweifelsfalle lieber etwas mehr Farbe auf als unbedingt nötig. Auch gibt es Drums und anderen explosiven Klängen eine Extraportion Druck und Körper mit auf den Weg zum Vorverstärker. Aber Spaß, das macht es, und zwar ohne dabei den Pfad der akustischen Tugend allzu weit zu verlassen. Ich spreche hier von Tendenzen, nicht von Strömungen.

Audiomat Phono 1.6

Den Spaß an der Musik jedenfalls transportiert die Audiomat genauso pedantisch wie die anderen Charaktereigenschaften des Ruby Z. Auch, wenn man mit der Performance des Shelter an der Audiomat schon hätte zufrieden sein können, ist hier das Bessere wieder einmal des Guten Feind: „Viel mehr Raum, viel mehr Details, Auflösung und Präzision!“, so lesen sich meine Notizen an dieser Stelle. Nachvollziehbar wird das wiederum mit Patricia Barbers Album Companion. Im abschließenden Stück, dem Santana/Fleetwood-Mac-Cover „Black Magic Woman“, lässt einer der Instrumentalisten ein euphorisches „yeah-ha“ los, das zwar immer gut hörbar, selten aber so freistehend im Raum platziert herausmodelliert wird. Für einen Moment zieht es hier die volle Aufmerksamkeit des Hörers auf sich und lässt ein visuelles Abbild der Bühne vor dem geistigen Auge des Zuhörers entstehen.

Spikeaufnahmen werden mitgeliefert...
Passende Spikeaufnahmen werden gleich mitgeliefert

Die Audiomat Phono 1.6 bremst das Benz aber auch dort ein, wo es mit meiner Sonneteer etwas über die Stränge schlägt – macht sich hier vielleicht die automatische, optimale Anpassung an den Tonabnehmer bemerkbar? Im Tiefbass gewinnt die Wiedergabe an Straffheit und Plastizität, während die (manchmal etwas überbordende) Farbenpracht des Ruby Z wieder eher auf „Realität“ geeicht wird. Das führt zu besserer Durchhörbarkeit insgesamt und klarer definierten Schallereignissen. Die Snare Drum auf Mastodons genialem „Black Tongue“ ist nuancierter, knallt dadurch besser und ist einfach „schneller“. Im Hochton und Superhochton beweist die Audiomat mit Nixon, meinem LambchopLieblingsalbum von Lambchop, dass es eben doch immer noch ein bisschen besser geht: Hall-Informationen sind ganz beiläufig auf einmal da, wo sie vorher nicht waren, ein leuchtendes Strahlen begleitet Becken und Glöckchen, während Kurt Wagners einzigartige Stimme ein ums andere Mal für Gänsehaut und das ein oder andere Tränchen sorgt.

audiomat Phono 1.6

An dieser Stelle habe ich zum ersten Mal den Eindruck, dass mit der Audiomat eine Lücke in meinem System geschlossen wurde, die mir einen tieferen emotionalen Zugang zur Musik versperrt hatte. So oder so ähnlich habe ich das bisher nur mit der Linn Uphorik (um 2.200 Euro) erlebt. Die Schottin ermöglichte einen ähnlichen musikalischen Fluss und präsentierte Musik und Klang mit ebenbürtiger Natürlichkeit. Allerdings blieb sie über alles gesehen etwas „weicher“, samtiger, vor allem aber kann sie im Tiefbass nicht ganz mit der Durchschlagskraft und Prägnanz der Audiomat konkurrieren. Die Phono 1.6 gibt sich präziser und neutraler, im besten Sinne diszipliniert-strenger, ohne kalt oder blutarm zu wirken. Auch die ASR MiniBasis, mit circa 1.000 Euro natürlich kein direkter Konkurrent der Audiomat, hat in kaum einer Hinsicht eine Chance gegen die Französin. Vergleichsweise wattig, undifferenziert und mit limitierter Auflösung im Hochton klingt die deutsche Phonostufe, die in ihrer Preisklasse dennoch ein Geheimtipp für etwas kühl abgestimmte Ketten ist.

So weit, so gut. Aber schauen wir mal, was mit einem Tonabnehmer passiert, der an der unteren Grenze des empfohlenen Innenwiderstands kratzt, den die Phono 1.6 vorgibt. Mit nur 8 Ohm liegt das ZYX R100 Yatra (um 1.500 Euro) nur knapp über der unteren Grenze des von Audiomat Angegebenen – außerdem stellt es in gewissem Sinne einen klanglichen Gegenpol zum Benz Ruby Z dar. Schon mit meiner Sonneteer zeigt es einen deutlich stringenteren, sehnigeren, klareren Charakter als das Schweizer MC.

ZYX R100 Yatra
Das ZYX R100 Yatra im Einsatz

Und siehe da: An der Audiomat wächst das deutlich günstigere japanische System über sich hinaus, erlaubt fast noch mehr Einsicht in die Orchestrierung des Orchesters auf der 35-mm-Living-Stereo-Aufnahme von Rachmaninows Pianokonzert No. 3 mit Byron Janis (SR90283) als das Ruby Z. Wo bei Letzterem die Fülle des Orchesters und das Schwelgen in Klangfarben, die weit ausholende Dynamik des Orchesters und der perlende Schmelz des Pianos im Vordergrund stehen, baut das ZYX mit der Audiomat Phono 1.6 eine etwas präzisere, fast schon physisch Rachmaninows Pianokonzert No. 3 greifbare Präsenz der Musiker und ihrer Instrumente auf. Die Saitenanschläge des Pianos werden deutlicher hörbar und die Obertöne geradezu ins Rampenlicht gestellt. Der Raum, den das Yatra dabei aufspannt, ist zwar etwas kleiner als mit dem Benz, dafür aber besser abgegrenzt. Im Zusammenspiel mit dem holografischen Abbildungsvermögen der Lansche Audio 3.0 mit ihren Ionen-Hochtönern ergibt sich so ein fast schon magisch-realistisches Klangbild, eine involvierende Direktheit und faszinierende Natürlichkeit, die dem Umstand trotzt, dass das ZYX R100 Yatra eigentlich eine halbe Klasse unterhalb des Benz spielen sollte. Die französische Vorstufe macht es sehr, sehr einfach, die Charaktere dieser recht unterschiedlichen Tonabnehmer zu erkennen. Frisch, fröhlich, frei, dabei diszipliniert und neutral – die Kombination aus ZYX R100 Yatra und Audiomat Phono 1.6 ist ein Traum! Was da wohl mit der großen Audiomat-Phonovorstufe, der Phono 2.0, noch so gehen würde?

VoivodStilbruch. Auf dem Plattenteller liegt Voivods fünftes Album Nothingface. Progressiver Heavy Metal aus dem Jahr 1989, Made in Canada. Ich erinnere mich, diese Scheibe mal in einer Kolumne unter den zehn bestproduzierten Heavy-Metal-Scheiben entdeckt zu haben – vollkommen zu Recht! Zusammen mit dem Pink-Floyd-Cover „Astronomy Domine“ befinden sich auf dieser Platte hervorragend durchkomponierte Songs, die manchmal hart an der Atonalität vorbeischrammen, dadurch aber umso interessanter werden. Mit der kleinen Audiomat Phonovorstufe höre ich Nothingface wie mit neuen Ohren – fast wie zum ersten Mal. Natürlich ist hier kein „Raum“ zu hören, aber die gepflegte Agilität ist erste Sahne. Die an einer Stelle leicht elektronisch verfremdeten Drums im Opener „The Unknown Knows“ treten deutlicher umrissen hervor als je zuvor, der leicht angezerrte E-Bass schnarrt gut hörbar seine vertrackten Melodielinien, die der Gesamtmelodie scheinbar zuwiderlaufen … herrlich!

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Test: Audiomat Phono 1.6 | Phono-Vorstufe

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