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Test: Audio Research DSi200 | Vollverstärker

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  1. 1 Test: Audio Research DSi200 | Vollverstärker

Martin Mertens / Februar 2012

Ich gestehe, dass ich bisweilen feuchte Hände kriege, kündigt sich Besuch aus dem hifidelen Hochadel bei mir an – und die Firma Audio Research (Vertrieb: www.audio-reference.de) zählt in dieser Hinsicht zweifelsohne zu den „großen“ Namen der Szene. Obwohl – eigentlich hätte ich doch gar nicht nervös werden müssen: Denn ich erwartete nicht etwa ein altes Fürstenpaar – etwa in Form einer gewichtigen, röhrenbestückten Vor-/Endstufenkombination -, sondern „lediglich“ einen jungen Spross der Familie, der in vielen Punkten sehr unkonventionell daherkommt: den Vollverstärker DSi200.

Wobei: Von der äußeren Erscheinung her gibt er sich eher der Familientradition verbunden. Der mächtige schwarze Kasten mit den Abmessungen 48 × 14 × 40 cm (B×H×T) und den beiden für Audio-Research-Komponenten charakteristischen Griffen an der Front, die an Geräte aus der Studiotechnik erinnern, nötigt mir doch schon Respekt ab. Ästhetisch betrachtet sind die beiden Griffe Geschmackssache. Beim Auspacken und Aufstellen des Geräts erweisen sie sich aber als enorm praktisch. Zumindest für den geneigten HiFi-Tester oder Leute, die ihre Anlage öfter umstellen, sollten solche Griffe bitte bei allen Herstellern Standard werden. Daneben überrascht mich der Audio Research DSi200 mit einer Verarbeitungsqualität, die ich bei amerikanischen Geräten nicht unbedingt erwarte: Die ist nämlich superb. „Tradition verpflichtet“, könnte man da wohl sagen.

audio reserach dsi 200 griffe

Nicht ganz so traditionell sieht es im Inneren des DSi200 aus. Auch wenn der mächtige Netztrafo und die potenten Ladekondensatoren durchaus Batterien von Leistungsröhren oder transistorbewehrte Kühlkörpertrutzburgen versorgen könnten, sieht der Rest des Innenlebens weit weniger konventionell aus. Das liegt daran, dass Audio Research in seinem „Definition Series“ genannten Familienzweig auf Schaltverstärker setzt. Auf anderen Ebenen der Produkthierarchie findet man bei Audio Research freilich weiterhin Röhren- und Transistorkonzepte in herkömmlicher Class-A oder Class-AB-Schaltung.

Schaltverstärker, nach Class-A, AB, B und C einfach Class-D genannt, haben einen enorm hohen Wirkungsgrad und stellen, sollten sich die ärmelschonerbewehrten Papierhelden in den EU-Gremien durchsetzen, die Zukunft des audiophilen Verstärkerbaus dar, da sie vergleichsweise wenig Energie verbrauchen. Insofern haben wir es beim Audio Research DSi200 mit einem progressivem Adelsspross zu tun. Mit einem Standby-Verbrauch von 1 Watt erfüllt er die aktuellen EU-Vorgaben. Die Leerleistungsaufnahme von zirka 38 Watt ist ebenfalls sehr erträglich, wenn für ein Class-D-Konzept auch nicht gerade extrem wenig.

audio research dsi 200 innen

Ich muss zugeben: Die Schaltverstärker, die ich bisher gehört habe, etwa den Primare I32 oder den Onkyo A-9355, waren ziemlich gut; das letzte Quäntchen Begeisterung konnten sie bei mir aber nicht entfachen. Zwar konnten beide Verstärker mit neutralem Klang, hoher Präzision und guter Auflösung punkten – allein: bei beiden fehlte es mir an Temperament. Aber der Reihe nach. Bevor der Audio Research DSi200 klanglich Zeugnis von seiner hehren Abstammung ablegen darf, gilt es noch ein paar Worte über seine Umgangsformen zu verlieren.

Der DSi200 gibt sich hier und da ein wenig unkonventionell. Das trifft besonders auf die Lautstärkeregelung und die Eingangswahl am Gerät zu. Links und rechts neben einem zentralen Display ragen schlanke Drehknöpfe aus der Gehäusefront hervor. Die erlauben aber keine resolute Drehung, um die Lautstärke zu erhöhen oder rasant die Eingänge durchzuschalten. Nach etwa 15° ist nämlich Schluss. Lässt man die Regler los, springen sie wieder in die Mittenposition. Es handelt sich also eigentlich nicht um „echte“ Drehregler oder -schalter, sondern quasi um Taster. Wird der linke (!) Taster nach links „gedrückt“ wird die Lautstärker elektronisch bis auf 0 herunter geregelt; wird er nach rechts gedrückt, geht die Lautstärke rauf bis zu maximal einem Wert von 103. Um mal wieder ein wenig zu meckern: Die Abstufung der Lautstärkeregelung könnte besser sein. Im leisen Bereich sind mir die Stufen zu groß, dafür wird es nach oben heraus immer feiner.

Dafür meint es der Verstärker beim Einschalten gut: Dann steht die Lautstärke nicht nur automatisch auf 0, zusätzlich sind die Ausgänge auch noch per „Mute“-Funktion stumm geschaltet. Unterhalb des Displays sind noch vier Tasten angeordnet: „Power“, „Mono“, „Invert“ und „Mute“. Die erste und letzte Taste sind eigentlich bei allen Verstärkern Standard; die Möglichkeit, den Amp ein Summensignal bilden zu lassen, sprich ein Mono-Signal auszugeben ist aber mittlerweile fast genauso ausgestorben wie die, das Ausgangssignal zu invertieren, was nicht zuletzt im Zusammenhang mit den symmetrischen Eingängen sinnvoll sein kann, weichen doch in Ermangelung eines festen weltweiten Standards die Phasenbelegungen der XLR-Schnittstellen verschiedener HiFi-Geräte bisweilen voneinander ab.

Das Display gibt sich informativ: Es zeigt in großen Ziffern die aktuell eingestellte Lautstärke an; darüber etwas kleiner den gewählten Eingang, besondere Betriebszustände (Mute, Mono, Invert) und die Balance-Einstellung. Die Einstellungen Mono und Invert werden zusammen mit dem aktuellen Eingang gespeichert. Die Balance lässt sich nur über die Fernbedienung regeln, einem sympathischen leichten Geber, der genau auf die Funktionen des Verstärkers abgestimmt ist. Sie erlaubt auch noch, das Display zu dimmen.

Mit Blick auf die Charaktereigenschaft Kontaktfreudigkeit führt der Audio Research DSi200 zwei symmetrische XLR- und drei asymmetrische Cinch-Eingänge ins Feld. Die jeweiligen Buchsen sind solide und in ausreichendem Abstand voneinander auf der Rückseite des Verstärkers montiert. Ausgangsseitig gibt es aber nur Anschlussmöglichkeiten für ein Paar Stereo-Lautsprecher. Hier habe ich schon üppigere Anschlussterminals gesehen. Weitere Ausgänge – etwa einen ungeregelten Line-Ausgang oder einen geregelten Vorverstärker-Ausgang – gibt es nicht. Beides halte ich für bedauerlich. An einen Line-Ausgang würde ich beispielsweise einen Kopfhörerverstärker anschließen – der DSi200 verfügt über keinen Kopfhörerausgang -, ein geregelter Ausgang würde sich beispielsweise für ein Bi-Amping-Setting oder einen Subwoofer anbieten.

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