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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Leicht & gewichtig
  2. 2 Arcam Solo Uno: Klangeindruck & Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Arcam Solo Uno

Streaming hat die Welt verändert – und seit es hochauflösende Streamingdienste mit großen Bibliotheken wie Tidal oder Qobuz gibt, erlebt die Branche einen Paradigmenwechsel: Selbst für Menschen, die vor Jahren noch eingefleischte Verfechter von Schallplatte und CD waren, wird das Musikhören per Internet zu einer ernst zu nehmenden Alternative. Das ist ja auch kein Wunder: Man schleppt immer weniger physischen Ballast mit sich herum und kann vom bequemen Sessel aus nahezu jedes Musikstück per Tablet oder Smartphone auswählen und unkomprimiert anhören.

Die veränderten Musikkonsumgewohnheiten zeigen sich natürlich auch bei der „Hardware“, und so kommen beispielsweise immer mehr Streamingverstärker auf den Markt. Der britische Hersteller Arcam (Web: www.arcam.co.uk) bietet mit dem neuen Solo Uno (Preis: 699 Euro) nun einen Streamer mit eingebautem Class-D-Leistungsverstärker, der 2 x 25 Watt an 8 Ohm rausdrückt und freundlicherweise auch einen Hochpegeleingang mitbringt – und dabei ausgesprochen kompakt und leicht daherkommt: Mit einem Gewicht von 1.500 Gramm und einem Volumen, das ungefähr fünf aufeinandergestapelten CDs entspricht, lässt er sich problemlos in einer Laptoptasche verstauen. Es braucht nur noch ein paar Lautsprecher – und schon kann man loslegen.

Arcam Solo Uno, vorne-rechts

Das Alu-Gehäuse wirkt ordentlich verarbeitet und hat ein eigenständiges Design: Es besteht gewissermaßen aus einer oberen grauen und einer unteren verspiegelten Hälfte. Die Seiten und die hintere Partie sind rechtwinklig gestaltet, die Front hingegen leicht konvex, also nach außen hin gewölbt. Mittig in der unteren Hälfte finden wir einen Ein-/Aus-Schalter, darüber zwei Status-LEDs und drei Taster: Letztere gestatten es, die Lautstärke einzustellen, die Mute-Funktion abzurufen und vom Streaming auf den analogen Hochpegeleingang umzuschalten.

Auf der Heckpartie ist ordentlich was los: Auf kleinstem Raum finden wir zwei Lautsprecherterminals eher einfacher Machart, den erwähnten Hochpegeleingang (aus Platzgründen in Form einer 3,5-mm-Stereoklinke), WLAN-Antennensteckplatz und RJ-45-Netzwerkbuchse sowie einen Subwooferausgang. Ein Setup- und ein Reset-Taster sind ebenfalls dort untergebracht sowie ein USB-A-Port für eventuelle Firmware-Updates.

Die Heckpartie des Arcam Solo Uno

Die Heckpartie des Arcam Solo Uno

Technisches Herzstück des Arcam Solo Uno ist ein moderner Class-D-Verstärker aus dem Hause Infineon namens Merus 12070P. Er kommt mit sehr ordentlichen technischen Daten, unter anderem einem Wirkungsgrad von bis zu 92 Prozent, einem Rauschabstand von 101 dB und Verzerrungen von <0,007 Prozent. Doch helfen die besten technischen Werte nichts, wenn die Peripherie nicht stimmt. Aus diesem Grund habe man bei Arcam viel Zeit mit der Optimierung des Schaltungslayouts und der sorgfältigen Auswahl der „Mitspielerbauteile“ verwendet, erzählt mir Frank Eschholz vom Vertrieb GP Acoustics. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, dazu gleich mehr.

Zunächst noch ein paar Worte zur Einrichtung, die erfreulich einfach ist: Ich habe den Arcam Solo Uno einfach direkt per LAN-Kabel an den Router gehängt, eingeschaltet und abgewartet, bis die Netzwerk-LED blau leuchtete und die Status-LED lila: fertig. Nun kann man direkt per Google Home oder Apple AirPlay zuspielen – oder eine beliebige UPnP-App nutzen. Ich arbeite sehr gerne mit der App „mConnect“, die den Solo Uno auch auf Anhieb fand. Alternativ ist es natürlich auch möglich, den Arcam Solo Uno über das WLAN mit Google Home beziehungsweise Apple AirPlay bekanntzumachen; hierzu verbindet man sich zunächst mit dem vom Solo Uno aufgespannten WLAN und folgt dann den Anweisungen in der entsprechenden App, um den Arcam mit den Zugangsdaten des heimischen WLANs vertraut zu machen.

Arcam Solo Uno: Klangeindruck & Vergleiche

Überbordende Erwartungen hatte ich an den Arcam Solo Uno nicht. Kleiner Preis, kleines Gewicht, kleine Stellfläche: Allzu vorschnell mag sich da eine Spielzeug-Assoziation einstellen. Wie sehr man sich doch täuschen kann! Was dieser Knirps klanglich abliefert, ist angesichts des Preises frappierend. Aber der Reihe nach.

Arcam Solo Uno, Ambiente draußen

Aktivator

Der Arcam Solo Uno ist kein Schmeichler und er setzt auch nicht auf betuliche Dezenz. Vielmehr spielt er aktivierend-quirlig nach vorne und beamt den Zuhörer verzugslos ins klangliche Geschehen. Auf der tonalen Seite gelingt ihm dies unter anderem durch seinen auffällig straffen, durchzugsstarken und richtig tief hinabreichenden Bass, der wesentlich vollmundiger ist als ich es von so manchen anderen eher drahtig-flach aufspielenden Class-D-Designs kenne. Wer sich beispielsweise eine gut eingefangene Kirchenorgel-Einspielung anhört, der darf sich auf eine wohlige Eingeweidemassage freuen: Der Arcam Solo Uno schreckt auch vor abgrundtiefen Tönen aus 32-Fuß-Registern nicht zurück und dürfte diesbezüglich im Vergleich zum angekabelten Lautsprecher nicht unbedingt das limitierende Element darstellen. Mal ganz volkstümlich: Ziemlich geil, was da aus den Boxen kommt!

Nun ist der Bass aber keinesfalls künstlich angedickt oder mit einem Oberbassbauch gesegnet – sondern schlicht und einfach neutral, saftig, tief und konturiert. Auch im Mittel- und Hochtonbereich gefällt die neutrale und ausreißerfreie Tonalität, die noch dazu gepaart ist mit einer Feinauflösung, an die manche andere Vertreter der Preisklasse, zum Beispiel der XTZ Edge A2-300 (500 Euro, Endstufe ohne Streamer) nicht herankommen. Wer sich ein Schlagzeugsolo anhört, bei dem der Drummer eine ordentlich mit Blech hochgerüstete Schießbude bedient, der dürfte mit dem Arcam Solo Uno kein Problem haben, die Anzahl der unterschiedlichen Ride-, Crash- und Splashbecken zu ermitteln.

Ultimate Success Today - ProtomartyrAuch auf der dynamischen Seite gibt sich der Solo Uno keine erwähnenswerte Blöße. Er zeigt sich antrittsschnell über das gesamte Frequenzband, reicht flink-akzentuierte Hi-Hat- und Rimshot-Arbeit (zum Beispiel „Roxanne“ oder „The bed’s to big without you“ von The Police) ebenso durch wie plötzliche Lastwechsel („Worm in Heaven“ von Protomartyr, Album: Ultimate Success Today; auf Amazon anhören). Er kann aber auch flüsterleise Beckenanschläge, zarte Sibilanten und Umgreifgeräusche hörbar machen, wenn erforderlich.

Wie der Arcam Solo Uno die stereofone Bühne aufzieht, dürfte ebenfalls sehr auf die eingangs erwähnte involvierende und anmachende Gangart einzahlen: Die Bühne öffnet sich nämlich durchaus einen Schritt nach vorne – und sie dehnt sich seitlich und in der Tiefe einen bis zwei Schritte über die Lautsprecherpositionen hinaus aus. Die Separation der Klangquellen in der Breite ist ausgezeichnet und konturenscharf, in der Tiefe hingegen wären noch mehr Präzision und Ausleuchtung, insbesondere der Ränder, möglich, wie beispielsweise der (teurere) HiFiAkademie PowerAmp P6s (1.240 Euro) oder der Marantz PM 7000N (1.199 Euro) beweisen.

Arcam Solo Uno, Rückseite, Ambiente

Ja, wo ist denn nur der Haken? So leid es mir tut, es fällt wirklich schwer, am Arcam Solo Uno zu kritteln. Rein klanglich kann diese kleine Kiste im Streamingmodus mit Komponenten mithalten, die doppelt so teuer sind – und zwar auch mit reinen Verstärkern, bei denen man fürs Streaming noch ein Extrabudget draufrechnen müsste.

Limits

Freilich gibt es zwei limitierende Faktoren: Das ist zum einen der Aux-Eingang, der bei grundsätzlich tonal ähnlichem Profil mit einer etwas schlechteren Separation der Klangquellen, einer etwas knapper bemessenen Bühne und einem nicht ganz so konturierten Tieftonbereich aufwartet. Zum anderen ist es die schiere Wattleistung. Das soll nicht heißen, dass man mit dem Solo Uno nicht auch größere Wohnräume beschallen könnte, sofern die angekabelten Lautsprecher nicht ausnehmend wirkungsgradschwach sind. Doch der Solo Uno fühlt sich am wohlsten, wenn man ihn nicht bis an seine Grenze fährt und die Maximalleistung abfordert – sonst kann es nämlich je nach zugespielter Musik in der einen oder anderen Disziplin zu Einbußen kommen, beispielsweise bei der Impulstreue oder Verzerrungsarmut. Nichtsdestotrotz: Es ist kein Problem, kernig-erdige Rockmusik mit einem Pegel abzuhören, bei denen nach wenigen Minuten ein schlechtgelaunter Nachbar vor der Tür steht. Wer aber ein echter Dauerlauthörer ist, wird wohl ein wattstärkeres Exemplar der Gattung bevorzugen.

Arcam Solo Uno von oben

Alle anderen hingegen dürfen sich nach einem Blick aufs Preisschild und einigen Stunden Beschäftigung mit dem Arcam Solo Uno gut gelaunt die Augen reiben: Was dieser Knirps abliefert, ist nicht einfach nur eine unkomplizierte, nutzerfreundliche Streaminglösung für die Zweitanlage, sondern klanglich absolut ernst zu nehmen. Ich würde mich sogar zu der Aussage versteigen, dass man dem Arcam Solo Uno unbesorgt Lautsprecher zur Seite stellen kann, die eine bis zwei Preisklassen höher unterwegs sind – Mut zur ungewöhnlichen Paarung könnte sich lohnen.

Testfazit: Arcam Solo Uno

Wir leben in schönen Zeiten, zumindest in highfideler Hinsicht. Für einen Preis von knapp 700 Euro erhalten wir mit dem Arcam Solo Uno einen Streamingverstärker, der besseren Klang mitbringt als manch eine mehrfach so teure Komponente vor 20 Jahren. Das unscheinbare Arcam-Kistchen ist zwar auf den ersten Blick nicht dazu angetan, besondere klangliche Erwartungen zu wecken – doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen.

Arcam Solo Uno, von links

Saft, Kraft und Spielfreude werden geboten – aber ohne Tricksereien wie einen verbogenen Frequenzgang. Neutral, aber nicht langweilig, involvierend ohne Effekthascherei, in allen Lagen gut durchzeichnend und angesichts der Preisklasse überdurchschnittlich gut aufgelöst. Limitiert ist hier eigentlich nur die Sinusleistung, ansonsten kann der Arcam Solo Uno vorbehaltlos empfohlen werden.

Fakten:

  • Modell: Arcam Solo Uno
  • Kategorie: Streaming-Verstärker
  • Preis: 699 Euro
  • Eingänge: RJ45-Buchse, WLAN, Stereoklinke Aux-In (3,5 mm)
  • Ausgang: Lautsprecherterminal (ein Paar), Sub-out
  • Maße & Gewicht: 140 x 52 x 213 mm (BxHxT), 1,5 kg
  • Sinusleistung: 2 x 25 Watt an 8 Ohm
  • Sonstiges: GoogleCast, AirPlay 2, Roon Ready, UPnP-Streamer, MQA-fähig
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 82 – 100 | 45145 Essen
Telefon: +49(0)201 – 17039-0
E-Mail: info.de@kef.com
Web: https://www.arcam.co.uk/

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Acapella Audio Arts

Test: Arcam Solo Uno | Streaming-Verstärker, Vollverstärker

  1. 1 Leicht & gewichtig
  2. 2 Arcam Solo Uno: Klangeindruck & Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Arcam Solo Uno

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Plattenspieler: Well Tempered Versalex mit Rega Ania (MC) und Exact (MM) Tonabnehmer Tonabnehmer: Rega Exact (MM), Rega Ania (MC)

Digitale Quellen: CD-Player: Rotel CD11 Tribute, C.E.C. CD 5 Streamer: Cambridge Audio CXN (V2)

Vollverstärker: Tsakiridis Aeolos+, Marantz PM7000N

Vorstufen: Hochpegel: Tsakiridis Alexander (Röhre) Phonoverstärker: Tsakiridis Alexander (Röhre)

Endstufen: Valvet A4 MKII Monos, Abacus Electronics Ampollo Dolifet

Lautsprecher: Harbeth 30.2 XD, Audio Note UK AX TWO, Audes Maestro 116, B&W 606 S2 Anniversary Edition

Kopfhörer: Sennheiser HD 800S

Kabel: Lautsprecherkabel: StudioConnections Reference NF-Kabel: Boaacoustic Evolution Black.xlr und Black.rca2 Digitalkabel: Oehlbach XXL Series 7 MKII (Coax), Oehlbach XXL Serie 80 (Toslink)

Zubehör: Stromfilter: Adam Hall AHPCS10 Power Conditioner/Netzfilter Sonstiges: bFly Pure Absorber, bFly Talis, Auralex Subdude Gerätebasen

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 18 m² Höhe: 2,70