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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Musikalische Symbiose
  2. 2 Klangeindruck Arcam SA20
  3. 3 Klangeindruck Arcam CDS50

Arcam zählt zu den bekanntesten britischen HiFi-Marken. Das Unternehmen hat in jüngster Vergangenheit allerdings eine recht wechselvolle Geschichte hinter sich: Heute gehört Arcam nämlich zum amerikanischen Harman-Konzern und dieser wiederum seit 2017 zum südkoreanischen Elektronikriesen Samsung. Die mir zum Test zur Verfügung stehende Kombination aus Vollverstärker Arcam SA20 und SACD-/CD-Streaming-Player CDS50 entstammt der ersten Generation von neu entwickelten Komponenten unter amerikanisch-koreanischer Flagge (Web: www.arcam.co.uk, Preise: SA20 – 1.199 Euro, CDS50 – 849 Euro). Wobei sich gar nicht mal so viel verändert hat.

Die Optik der neuen Geräteserie, die unter dem Oberbegriff „HDA“ firmiert und unterhalb des Arcam SA20 noch einen etwas günstigeren Amp namens SA10 beherbergt, wirkt gegenüber den etablierten „FMJ“- und „rSeries“-Komponenten etwas geliftet. Man gestattet sich nun silbrige Akzente an Reglern und Tasten wo vorher Grauschwarz dominierte, bleibt jedoch unverkennbar Arcam. Große, gut lesbare und bei Bedarf dimmbare Displays konnten die Jungs aus Cambridge immer schon.

Arcam CDS50 & SA20

Daran ändert sich auch hier nichts. Auffallend ist die flache Bauform der neuen Komponenten. Die smarten Briten passen zur Not sogar übereinander in ein Rackfach und es bleibt noch Luft. Ich weiß, ich weiß, nicht hifilike, das tut man nicht – aber es ginge halt, wenn es nicht anders ginge.

Vollverstärker Arcam SA20

Arcam SA20 von vorne

Dem Trend vieler Wettbewerber – gerade in dieser beliebten Preisklasse –, ihre Integrierten mit einer fast überbordenden Featureflut zu wahren Ausstattungsmonstern aufzupumpen, geben sich die Briten nicht in Gänze hin. Gleichwohl ist der Arcam SA20 ein so aufgeräumt auftretender wie modern ausgerüsteter Amp, bietet er doch neben fünf analogen Eingängen (inklusive Phono-MM) auch drei digitalen Quellen (2 x S/PDIF koaxial, 1 x Toslink) Zugang zu seinem 32-Bit/192-Kilohertz-D/A-Wandlerchip aus dem Hause ESS Sabre.

Arcam SA20 - Phones- und Aux-Klinkeneingang

Diesen bleibt auch die klangliche Beeinflussung durch insgesamt sieben Digitalfilter vorbehalten. Wer die passende Arcam-App aus dem Apple-Store beziehungsweise von Google Play auf sein Mobildevice lädt und den SA20 zuvor mit seinem LAN-Netzwerk verbunden hat, kann mit den Filterschaltungen so einiges anstellen. Die einzelnen Filterbezeichnungen muss man sich nicht merken, dass sich das Klangerlebnis jedoch in gewisser Weise individualisieren lässt, ohne es mit Equalizern oder herkömmlichen Klangregelnetzwerken „zu verbiegen“, bietet aber durchaus einen Mehrwert.

Arcam SA20 - Anschlussterminal

Ich habe es im Hörtest bei der Werkseinstellung „Apodizing Filter“ belassen. Dieser eliminiert – vereinfacht beschrieben – „Vorschwinger“ vor einem akustischen Impuls, verlängert indes die Ausschwingphase leicht und soll sich so stark unserem natürlichen Hörempfinden annähern, weshalb dieser Filtertyp oftmals als angenehm homogen und das Klangbild entstressend empfunden wird.

Eine Arcam-Spezialität, obwohl grundsätzlich keine technische Sensation, ist die aus der „FMJ“-Serie entlehnte Class-G-Schaltungstopologie. Die im Grunde ihres Transistorherzen eine „getunte“ Class-AB-Verstärkung ist. Sozusagen AB + Turbo. Hä? Das geht so: Der im Arcam SA20 verbaute AB-Verstärker ist zwar für eine hohe Leistungsabgabe ausgelegt (Arcam gibt 2 x 90 Watt/8 Ohm an), läuft im Normalbetrieb allerdings „untertourig“ mit recht niedriger Versorgungsspannung.

Arcam SA20 - Lautsprecherterminal

Auf eine zweite Stromschiene im Netzteil, die den Verstärker mit einer höheren Betriebsspannung versorgen kann, wird im Bedarfsfall mittels extrem schneller Schalter umgeswitcht. Aber eben nur dann, wenn die Leistung auch benötigt wird. So läuft der Amp im Regelfall energiesparend und gibt auch kaum Abwärme ab. Ziemlich tricky.

Arcam SA20 - Blick ins Innere

Arcam SA20 – Blick ins Innere

SACD/CD/Netzwerk-Player Arcam CDS50

Arcam CDS50, seitlich

Als symbiotische Ergänzung zum Amp hat Arcam den CDS50 im Programm. Wer sich in der Vergangenheit eher nicht mit dem Gedanken an eine Komplettanlage anfreunden konnte, kommt hier möglicherweise auf den Geschmack (okay, das „komplett“ ist nur auf die Elektronik bezogen). Der Arcam CDS50 bietet das volle Programm – und eben auch die Möglichkeit neben konventionellen Audio- auch Super-Audio-CDs abzuspielen. Wenn man sich in Erinnerung ruft, wie oft die Silberscheibe in den letzten Jahren schon totgeredet und geschrieben wurde, ist das anno 2019 ein durchaus erwähnenswertes Feature.

Doch es geht mehr: Der britische Musikus lässt sich wahlweise drahtlos oder kabelgebunden ins Heimnetzwerk einbinden, wobei er Musikdateien entweder von einem Computer oder NAS beziehungsweise externen Festplatten via USB entgegen nimmt. Formatfragen stellen sich dabei keine, der Flachmann verarbeitet mit FLAC, WAV, AIFF, OGGVorbis, MP3, AAC und WMA im Grunde alle relevanten. Digitalsignale finden über zwei entsprechende Inputs (Toslink und koaxiales S/PDIF) Zugang, wobei der Arcam CDS50 mit dem gleichen ESS-Sabre-D/A-Wandlerbaustein arbeitet wie sein Verstärkerbruder. Und wie es sich für einen modernen Netzwerkclient gehört, holt auch der Arcam CDS50 diverse Musikstreamingdienste und Internetradiosender ins Haus. Die Steuerung erfolgt via App. Klanglich – so weit darf ich vorgreifen – sind zwischen den unterschiedlichen Quellmedien (SACD, CD, Netzwerk) nur sehr geringe Unterschiede auszumachen.

Arcam CDS50 - Rückseite

Ausgangsseitig hat Arcam dem „Multiplayer“ gar ein symmetrisches XLR-Buchsenpaar spendiert, das zwar beim integrierten Amp SA20 keine Entsprechung findet, aber dennoch ein sinnvolles Detail darstellen kann.

Klangeindruck Arcam SA20

Glenn Hughes - Resonate„Kernig“, ist das erste klangliche Attribut, das mir bei Glenn Hughes‘ „My Town“ (Album: Resonate, auf Amazon anhören) in den Sinn kommt. Und das meine ich sowohl auf den Song selbst als auch auf den Vollverstärker Arcam SA20 bezogen. Der ehemalige Deep-Purple-Bassist und Black-Sabbath-Sänger Hughes liefert auf seinem 2017er Soloalbum mit brettharten Riffs und exakt „on point“ gespieltem Schlagwerk ein straightes Bluesrock-Feuerwerk ab, dessen schiebendem Groove sich eigentlich kein Zuhörer entziehen kann, der auch nur ein Tröpfchen Musik im Blut hat.

Über den etwas günstigeren (rund 1.000 Euro) Pioneer A-70 DA tönt Hughes‘ genretypisch treibendes Arrangement untenrum ein Quäntchen saftiger, praller und scheint sich auch ein Treppenstüfchen tiefer in den Basskeller zu wagen – eine Performance, die der Brite indes mit „staubender“ Knorrigkeit und mehr Tieftonpräzision ausgleicht. In der darüberliegenden Frequenzlage, den Mitten, kann der Arcam SA20 dann ein klein wenig „Britishness“ nicht verhehlen. Elena Tonras fragiler Gesang in „Human“ (vom Daughter-Album „If you leave“) schleicht sich gleichwohl ergreifend plastisch und auf samtigen Sohlen ins Gehör und verbreitet dabei einen Hauch mehr wärmende Wohligkeit und Fülle, als man streng genommen neutral nennen würde. Gegen den Begriff „Effekt“ wehre ich mich allerdings auch, da es nicht aufgesetzt schmeichlerisch klingt.

Arcam CDS50 - Anschlussfeld

Der Pioneer A-70 DA wandelt nach meinem Dafürhalten bei Gesang und Naturinstrumenten auch nicht zu 100 Prozent auf linearen Tugendpfaden – tonale Blutarmut kann man ihm beim besten Willen nicht attestieren –, beim Arcam SA20 fällt die Tendenz zu leichter Wärme aber etwas mehr auf. Der Pioneer bleibt „temperaturmäßig“ eine Kleinigkeit darunter. Nennen wir es also augenzwinkernd „typisch britisch“ und verbuchen es unter Charakter.

Arcam CDS50 - Powerknopf

In dieselbe Kategorie mag man unter Umständen auch einordnen, dass der Arcam SA20 in den oberen und obersten Frequenzlagen niemals „Volllicht“ einsetzt. Das wäre ihm zu aufdringlich und außerdem unnötig. Der Arcam SA20 kann alle notwendigen Hochtoninformationen in einer Weise darreichen, dass es nie spitz oder grell wird, man aber auch nicht den Eindruck bekommt, er hielte Entscheidendes zurück. Angenehmer Nebeneffekt: Auch grenzwertig abgemischte Aufnahmen sind im besten Sinne „hörbar“. Dass der Pioneer A-70DA im Oberstübchen ein wenig heller in die Ecken leuchtet und ein Magnat MA-1000 (um 1.700 Euro) dort noch etwas luftiger und gelöster aufspielt, ist wohl wahr. Aber die entscheidende Frage ist eigentlich: Zu welchem Hörtyp gehören Sie?

Geht es um die Bühnenabbildung, kann man dem Briten eine wohlstrukturierte und weiträumige Darstellung in die Tiefe attestieren. Zu den Bühnenrändern hin stellt er die Protagonisten etwas kompakter als die genannten Verstärker von Pioneer und Magnat auf. Keine Sorge: Die Musiker leiden keinesfalls unter Luftnot oder Platzangst, die Relationen untereinander geraten realistisch und in der Ortbarkeit tadellos. Die Art seiner Vorführung erinnert mich aber an die – wesentlich kostspieligeren – Amp-Kollegen von Naim, die gleichfalls eher kompakt als überaus verschwenderisch mit dem Bühnenplatz umgehen. Das mag für manchen Fan großorchestraler Darbietungen ein kleines Manko bedeuten, bei Rock-, Pop-, Jazz-, Blues- oder Singer-/Songwriter-Musik in praxi überhaupt nicht.

Arcam CDS50 - Display

Pragmatismus ist auch das Gebot der Stunde, wenn es dem Arcam SA20 um die Auflösung komplexer musikalischer Strukturen geht – er ist kein übereifriger Detektiv, der jedem Schallereignis mit der Lupe nachspürt. Ihm ist wichtiger, dass alles „im Fluss“ bleibt, ohne aber wichtige Strukturen zu unterschlagen. Er schaut so tief in das vielschichtige Geflecht von „Unheavenly Creatures“ (Coheed and Cambria: The Unheavenly Creatures) hinein, wie es für das ganzheitliche Verständnis notwendig ist. Manchmal muss es gar nicht mehr sein.

The Intersphere - The Grand DelusionVordergründig könnte man meinen, Attribute wie „Dynamik“ und „Lebendigkeit“ passen nicht so recht zu dem, was ich bisher geschrieben habe. Vordergründig. Im Hörtest zeigte sich der Arcam SA20 durchaus als impulsiver Geselle, der das fordernde „Antitype“ von The Intersphere (Album: The Grand Delusion, auf Amazon anhören) nachdrücklich und agil in den Hörraum projizierte und dabei keinerlei Scheu vor fordernden Pegelsprüngen an den Tag legte. Attackphasen kamen knackig-lässig zu Gehör und die volle Breitseiten fulminanter Schlussakkorde brachten ihn nicht aus der Puste. Gut, der deutlich teurere Magnat MA-1000 legt noch ein Schippchen mehr Wucht auf die Waagschale, tönt – gerade, wenn es mal hoch hergeht – „massiver“, aber das muss nicht jeder auch unbedingt so wollen.

Klangeindruck Arcam CDS50

Das Medien-Multitalent Arcam CDS50 tendiert insgesamt klanglich in eine ähnliche Richtung wie der Vollverstärker, setzt allerdings etwas andere Schwerpunkte: Im Tiefton spielt er so straff-trocken wie der Amp, gönnt sich aber durchaus eine Extraportion Punch, die Glenn Hughes‘ zuvor bereits über den Verstärker gehörtes „My Town“ noch ein Stückchen „fühlbarer-zupackender“ in den Raum stellt. Schlagzeug und E-Bass haben das gewisse Tüpfelchen mehr Wucht, das den Spaßfaktor erhöht.

Arcam CDS50 - Schublade

Dafür – und jetzt wird’s lustig – haben seine Entwickler im Mittenband ein wenig am Thermostat gedreht. Der „Wärmerückgang“ ist hörbar. Stimmen und akustische Instrumente werden sehr klar, fein und plastisch wiedergegeben. Klasse: Ins Nüchtern-Kühle driftet es nie ab, der Arcam CDS50 hält sich einfach etwas enger an das Neutralitätsgebot. Das ist kein weltbewegender, aber schon ein kleiner Unterschied. Geschickt gedacht und gemacht von den Arcam-Mannen – so passt der CDS50 nämlich ganz wunderbar zum Amp. Würden beide Komponenten tonal in die absolut identische Richtung marschieren, könnte es auch zu viel des Guten werden. Muss ja nicht sein.

Fever Ray - Fever RayEs wird sie jetzt nicht wundern, wenn ich Ihnen erzähle, dass Arcam das „Yin-Yang-Spielchen“ in den Höhenlagen weitertreibt. Das obere Frequenzende in Fever Rays „Keep the Streets empty for me” (Album: Fever Ray, auf Amazon anhören) perlt klar-crisp und frisch aus den Lautsprechern. Ganz ähnlich gibt sich Pioneers Netzwerk-Player N-70AE (um 1.100 Euro), der ganz oben noch ein wenig heller leuchtet und die ein oder andere Subinformation mehr aus den oberen Lagen schält. Sei es drum. Wichtig ist: Der Arcam bleibt der Familienehre treu und nervt nicht mit zischligen Sibilanten.

In Sachen Raumabbildung zieht der Arcam CDS50 den gedachten vorderen Bühnenrand ein gutes Stück näher an das Publikum als sein Verstärkerbruder, die Darbietung wirkt lebendig-involvierend und griffig, ohne sich aufzudrängen. Es gibt ja HiFiisten, die es nicht mögen, wenn ihnen das musikalische Geschehen sprichwörtlich auf den Schoß gesetzt wird. Das vermeidet der Brite und gibt sich eher „sympathisch-nahbar“ und plastisch. Die Platzierung der Musiker auf der Bühne gelingt realistisch, jedoch etwas kompakter als über einen Pioneer N-70AE oder einen Marantz NA 8005 (um 1.300 Euro).

Arcam CDS50 - Blick ins Innere

Arcam CDS50 – Blick ins Innere

Beide bilden vor allem in der Breite lockerer-luftiger ab, jedoch führt mich die leicht kompaktere Abbildung des Arcam zu meiner bereits beim Verstärker getroffenen Feststellung, dass dies auch eine „inseltypische“ Abstimmung sein könnte. Mal ganz abgesehen davon, dass die zum Vergleich hergenommenen Geräte zum einen deutlich teurer, zum anderen reine Streamer sind und als solche weder CDs noch SACDs abspielen können – im Gegensatz zum Arcam. Insofern hinkt der Vergleich auch ein wenig.

Marillion - F.E.A.RSeinen Sinn für musikalisch relevante Details teilt sich der Arcam CDS50 mit dem Arcam SA20, wenn es um die Auflösung komplexer Strukturen geht. Eines meiner Lieblingsstücke für diese Disziplin ist „The Leavers“ von 2017er Studioalbum F.E.A.R. der britischen Progrock-Ikonen Marillion (auf Amazon). Bis in feinste Verästelungen hinein passiert hier einfach sehr, sehr viel gleichzeitig. Der erwähnte Marantz NA 8005 ist nun so einer, der sich tief ins Getümmel stürzt und jedem Impuls nachspürt. Dem Arcam CDS50 ist dagegen das „große Ganze“ wichtiger: Er spielt insgesamt noch flüssiger und homogener als der sicherlich nicht holperige Marantz. Unterm Strich ein Nullsummenspiel, bei dem man als geneigter Hörer/Käufer vorab kurz in sich gehen sollte, um herauszufinden, was einem wichtiger ist: absoluter Detailreichtum oder fließende Ausgeglichenheit. Letztere findet man beim Arcam auf jeden Fall.

Billboard
Krell

Test: Arcam SA20 & Arcam CDS50 | CD-Player, Vollverstärker

  1. 1 Musikalische Symbiose
  2. 2 Klangeindruck Arcam SA20
  3. 3 Klangeindruck Arcam CDS50