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Auch wenn der gute, alte CD-Player – gerade weil nicht so viel Computertechnik in ihm steckt – klanglich nach wie vor einen sehr anständigen Job macht, will die Mehrheit von uns wohl nicht zurück zu Mini-Booklets und unschönen, notorisch verkratzten Plastikverpackungen – sondern die Musik der Welt per Fingertipp verfügbar haben und sie möglichst auch noch redaktionell aufbereitet und optisch ansprechend auf dem Smartdevice serviert bekommen. In Zeiten von Streamingdiensten und leistungsfähiger Software à la Roon ist das kein frommer Wunsch mehr, sondern Alltag. Die audiophile Aufgabenstellung lautet deshalb: die hierfür nötige Computerpower bereitstellen und sie gleichzeitig soweit zu „zähmen“, dass das zu wandelnde Digitalsignal maximal sauber in Richtung D/A-Wandler fließen kann.
Eines der Unternehmen, das sich genau um diesen Job kümmert, ist Antipodes Audio (Vertrieb: www.cm-audio.net), dessen Inhaber und Chefentwickler Mark Jenkins nicht müde wird zu betonen, man sei keine Computer-, sondern eine Audiofirma. Und tatsächlich ist Antipodes kein Spin-off eines IT-Unternehmens wie etwa Melco, sondern hat anno 2004 zunächst mit Highend-Kabelprodukten begonnen, um sodann schnell das Thema Musikserver für sich zu entdecken. Ein Thema, in dem man nun schon seit mehr als zehn Jahren erfolgreich aktiv ist. Mir selbst ist Antipodes Audio allerdings erst seit letztem Jahr ein Begriff: Pünktlich zum deutschen Vertriebsstart schickte CM-Audio den Musikserver Antipodes EX zum Test. Das war ein Start nach Maß, viel Besseres ist mir bisher noch nicht an den DAC gekommen.
Die neuen Antipodes Musikserver-Serien „S“ und „K“
Das könnte sich mit diesem Test ändern. Antipodes hat zwei neue Server-Linien an den Start gebracht, die S- und die K-Serie. Wofür die Buchstaben stehen, ist nicht ganz ersichtlich, ich habe sie kurzerhand mit „Start“ und „King“ übersetzt.
Die S-Serie bildet den Einstieg ins Antipodes-Line-up. Sie besteht aus zwei Servern, einem Netzteil, einem Reclocker – und ist modular aufgebaut: Nicht nur können Netzteil S60 und Reclocker S20 den Musikservern S30 und S40 hinzugesellt werden, diese selbst lassen sich im Verbund betreiben. Dann kümmert sich der eine nur um den Player-Job, der andere ausschließlich um die Server-Software. Das soll mit weiterem klanglichen Fortschritt einhergehen.
Die K-Serie stellt hingegen Antipodes neue Topline dar. Drei Musikserver im vollen Rackmaß – die der S-Linie sind gerade einmal 16,5 Zentimeter breit – tummeln sich in ihr. Der offensichtlichste Unterschied zwischen ihnen ist, neben dem Preis, die Schnittstellenauswahl: Das Flaggschiff Antipodes K50 kann fast alles. Das Digitalsignal lässt sich via Direkt Ethernet, USB, S/PDIF, AES/EBU und I²S abgreifen.
Der K40 bietet als reinrassiger Server dagegen keine Player-Funktionalität und deshalb ausschließlich Direkt Ethernet, der K30 wiederum Direkt Ethernet und USB. Das sind freilich nicht die einzigen Unterschiede. Der Aufbau der Musikserver unterscheidet sich auch durch die Art und die Anzahl der verbauten Netzteile, es kommen unterschiedliche Mainboards zum Einsatz etc.
Da Antipodes beide Produktlinien zeitgleich auf den Markt bringt, lag die Testidee auf der Hand: Was bietet der Antipodes S30, also der günstigste Einstieg (2.950 Euro) in die Welt der neuseeländischen Musikserver? Und was passiert, wenn man mehr als fünfmal (15.900 Euro) so viel investiert und sich einen Antipodes K50 anschafft? (Die angegebenen Preise enthalten 19 % Mehrwertsteuer, bis Ende 2020 gelten entsprechend niedrigere.)
Nullen, Einsen, Jitter und die furchtbaren Zwillinge
Antipodes-Chef Jenkins hat seine eigenen Ansichten, worauf es bei Computer-Audio wirklich ankommt – und worauf weniger. Hier ein kleiner Abriss seiner Argumentation.
Zunächst einmal: Auf Nullen und Einsen kommt‘s schon mal nicht an. Okay, bevor jetzt Schnappatmung einsetzt, noch einmal präziser formuliert: Es kommt natürlich schon darauf an – doch die beiden logischen Bit-Zustände von A nach B zu transportieren sei eine recht triviale Sache, so Jenkins.
Deutlich weniger trivial sei dagegen die möglichst perfekte Repräsentation dieser logischen Zustände durch ein analoges Signal: durch eine Rechteckwelle, die zwischen zwei Spannungswerten oszilliert und idealerweise lotrechte Flanken besitzt. Da die digitalen Informationen von einem analogen Signal „getragen“ werden, muss ein ebenfalls analoger Spannungs-Schwellenwert definiert werden, ab dem von null auf eins und vice versa geschaltet wird. Die Herausforderung bestehe darin, dass dieses analoge Rechtecksignal den Schwellenwert gemäß der zeitlichen Vorgabe der Samplingfrequenz auch pünktlich erreiche. Eine Herausforderung, die durch höhere Samplingraten übrigens nicht kleiner werde, eher im Gegenteil, aber das nur am Rande.
Sie haben es wahrscheinlich schon erraten: Es geht einmal mehr um den berühmt-berüchtigten Jitter. Also einfach eine „Super-Atomuhr“ verbauen und alles wird gut, oder? Von dieser These hält Jenkins nicht allzu viel. Die beste Clock nütze nämlich nichts, wenn den Themen Rauschen und Bandbreite einer Digitalkomponente – von ihm liebevoll „the terrible twin brothers“ genannt – zu wenig Beachtung geschenkt werde. Das Rauschen einer Schaltung kann, je nach Frequenz, die Spannungsstufen eines Rechtecksignals verschieben und „fuzzy“ machen – Bandbreitenlimitierungen zeigen sich dagegen in einem Abflachen der idealerweise senkrecht ansteigenden Signalflanken. Jeweils für sich allein betrachtet, müssen die Folgen gar nicht schlimm sein, doch da Noise und Bandbreitenlimitierungen immer gemeinsam aufträten („schreckliche Zwillinge“), käme es zu Jitter. Und das unabhängig von der Güte der verbauten Clock.
Kluger Kompromiss
Jenkins sucht bei seinen Komponenten den klugen und damit klangvollen Kompromiss zwischen den Anforderungen Rauscharmut und hohe Bandbreite. Und wie so oft liegt der Teufel im Detail.
Beispiel: Einen Musikserver, der von einem (zwangläufig) rauschenden Schaltnetzteil versorgt wird, am Ausgang durch ein Filter wieder auf Kurs bringen zu wollen, sei zwar ein naheliegender und ehrenwerter Gedanke, aber wenig zielführend – denn ein solches Filter limitiere die Bandbreite und können so das Signal beeinträchtigen. Besser sei es deshalb, von vornherein auf Rauscharmut zu achten. Was wiederum nicht heiße, dass ausschließlich Linearnetzteile verwendet werden sollten. Die seien zwar prinzipbedingt rauschärmer, aber eben auch „langsamer“ als Schaltnetzteile, von deren höherem Tempo bei der Spannungsversorgung manche Sektionen einer Digitalschaltung hörbar profitierten.
Sie sehen: Das Thema ist recht komplex. Entsprechend hoch sei der Entwicklungsaufwand gewesen, der sich in Antipodes‘ Musikservern der neuen S- und K-Linie unter anderem in Folgendem niederschlage:
- Auswahl der Mainboards nach für Audiowiedergabe zuträglichen Gesichtspunkten und Tuning dieser Mainboards: Das Stichwort lautet „Interference Spektrum Management“. Die einzelnen Chips und Schaltungsbestandteile werden so justiert, dass das Rauschverhalten verschoben und/oder spektral gestreut wird. Hierbei zahle es sich vor allem aus, sich verstärkende Noise-Interferenzen soweit wie möglich zu vermeiden.
- Stromversorgung unterschiedlicher Sektionen der Schaltungen mit Elementen aus der Schalt- und der Linearnetzteilwelt („Hybrid Switched Linear“), um so den bestmöglichen Trade-off zwischen Noise-Reduzierung und Bandbreitenanforderung zu erreichen. Mit Messtechnik allein sei es hier nicht getan, strukturiertes kritisches Hören und ausuferndes Prototyping seien nötig gewesen.
- Ergebnis des Obengenannten: drei Mainboards und zwei Netzteile unterschiedlicher Qualitätsklassen sowie ein Reclocker-Board. Diese Elemente dienen als grundlegende Bausteine, die in unterschiedlicher Konfiguration und Anzahl die Hardwarebasis der Produkte der S- und K-Linien bilden.
Es ließe sich noch viel mehr zu den neuen Antipodes-Servern schreiben, doch weder habe ich hier den Platz noch möchte ich Sie langweilen. Was die Software-Seite angeht, kann ich glücklicherweise auf meinen Bericht zum Antipodes EX verweisen, dort finden Sie viele Hinweise. Auch die neuen Musikserver S30 und K50 zeichnen sich durch sehr hohe Flexibilität bei anständigem Komfort aus – verschiedenste Server- und Player-Software-Lösungen sind möglich, Antipodes verfolgt kein proprietäres, sondern ein offenes Modell. Durch ein Browserinterface lassen sich unterschiedliche Setups einrichten.
Antipodes S30 / K50: Klangeindruck & Vergleiche
Da bei uns beständig highendiges Audioequipment zum Test aufschlägt, tut es ganz gut, sich mal wieder zu „erden“. Deshalb schnappe ich mir zum Start der Hörsession meinen Laptop, der für Audioausgabe nur vorsichtig optimiert wurde und auf dem JRiver die Player/Server-Lösung darstellt. Eigentlich macht er einen ganz ordentlichen Job: Langzeittauglich par excellence darf man das Klangbild nennen, denn nie sind Härten auszumachen, was aber auch nicht heißt, dass es richtiggehend langweilig tönt – die Grobdynamik ist jedenfalls in Ordnung, hierzu trägt psychoakustisch wahrscheinlich auch bei, dass der Oberbass/Grundton recht saftig gereicht wird, das sorgt für einen gewissen Slam. Passt doch. Was will man eigentlich mehr?
Einstieg: Antipodes S30
Glücklich der, der sich schnell zufriedengibt und nichts anderes ausprobiert, so lässt sich bares Geld sparen. Im Falle des Antipodes S30 knapp 3.000 Euro. Wer sich diesen Server aber doch einmal zur Probe kommen lässt, eine entsprechende HiFi-Anlage besitzt – in fünfstelligen Sphären wird man sich da wohl befinden –, der wird mir aber wohl schnell zustimmen: Das ist eine ganz andere Liga.
Was eben noch als Härtefreiheit goutiert wurde, als der Laptop via USB-Strippe am Luxman-DAC hing, wird vom S30 nun als mangelnde Präzision vor allem bei der Transientenwiedergabe entlarvt, und die wohlige Substanz im Grund- wie Tiefton ist die andere Seite der mangelnden Kontur im Bassbereich, da schwingt’s einfach länger nach, als es sollte – was frappant bei der Wiedergabe der tieferen Lagen eines Klaviers ins Ohr fällt, die der S30 viel durchhörbarer gestaltet. Und dann ist da ja noch das Thema Bühne: Switcht man vom Antipodes wieder zurück zum Laptop, kommt einem der Klangraum – böse gesagt – wie eine flache Nebelbank vor. Okay, Breite ist ausreichend vorhanden, doch an Tiefe mangelt es schon; schlimmer finde ich allerdings, dass die einzelnen Klänge stets etwas im Vagen, Unbestimmten bleiben. Der Klangraum wird mit dem S30 viel griffiger und räumlich strukturierter gezeichnet.
So weit, so erwartbar – wenn man mehrere Tausend Euro ausgibt, sollte es auch besser klingen, nicht wahr? Für manch einen dürfte es gleichwohl neu sein, dass das auch an dieser Stelle (also bei der „Digitalsignalzuspielung“) gilt. Spannender als der Vergleich mit dem Laptop war natürlich der mit dem ähnlich gepreisten Innuos Zenith Mk3 (circa 3.400 Euro), der seit Längerem bei mir Dienst tut (den Vorgänger dieses Musikservers hatten wir im Test). Hier kann dann auch nicht mehr von Klassenunterschied gesprochen werden. Eher von Augenhöhe.
Wobei das von den Augen des Hörers abhängt, um im Bild zu bleiben. Diejenigen, die „räumliche Abbildung der Musik“ ganz oben auf ihrer Klang-Wunschliste stehen haben, werden eher zum Innuos neigen. Dabei ist die Performance des Antipodes S30 gut, er bildet trennscharf ab, gibt sich durchaus körperhaft und eine klar gegliederte Bühnentiefe ist ebenfalls vorhanden. Aber, wie das nun mal so ist, es geht schon noch etwas mehr, wie der Zenith Mk3 beweist. Der Portugiese bildet etwas plastischer ab und staffelt tiefer. Allerdings geht mit ihm der ganze „Bühnenapparat“ im Vergleich zum S30 ein Schrittchen nach hinten, der Antipodes spielt mich etwas direkter und somit involvierender an.
Das passt gut dazu, dass er Impulse wie etwa scharf angerissene Gitarrensaiten noch ein wenig plötzlicher, unmittelbarer auszuteilen versteht und feindynamisch ein wenig lebendiger wirkt als der Innuos. Wenn Sie nun dieses Kriterium auf besagter audiophiler Checkliste oben stehen haben, werden Sie wohl zum Antipodes tendieren … Nun, ich sag‘ es ja: Augenhöhe. Letztlich hängt es auch vom Musikgenre und der von diesem „geforderten“ Tugenden ab: Bei Girl-with-guitar-Material wie auf dem Album Not even happiness von Julie Byrne (auf Amazon anhören) gefällt mir die dynamisch-flirrigere Gangart des Antipodes S30 ein wenig besser, das Gitarrenpicking kommt einfach etwas energiereicher, luftiger – bei klassischem Programm wie auf dem Album Revelations vom Cuarteto Casals dreht sich meine Präferenz wieder, denn das „Eingebettetsein“ des Streichquartetts im Raum, wie der Innuos es besonders überzeugend bietet, kommt echt gut. Zudem wirkt er minimal sonorer in den Mitten, was einer gestrichenen Saite mehr zupasskommt als einer gezupften, wenn Sie mich fragen. Aber bitte auch nicht überbewerten: Die geschilderten Unterschiede sind Nuancen, keine Riesenschritte.
Übrigens: Der Antipodes S30 bringt auch einen eigenen DAC mit. Der ist zwar eher als Startpunkt zu sehen, das Zusammenspiel mit einem guten externen D/A-Wandler stellt die eigentliche Kernkompetenz des S30 dar – und davon war oben die Rede. Gleichwohl, es ist wirklich nicht übel, was da an den Analogausgängen des S30 rauskommt, auch wenn in dieser Klasse noch mehr ginge. Ein guter Einstieg ist es allemal.
Aufstieg: Antipodes S30 + S60
Der S30 stammt aus Antipodes‘ modularer S-Line, und der nächste logische Upgrade-Schritt (im Sinne von: Klang fürs Geld) sei das Netzteil S60, so Mark Jenkins, das mit 1.950 Euro zu Buche schlägt und die Kosten fürs Setup S30+S60 auf 4.900 Euro hebt. Leider klingt dieses Ensemble in der Tat besser als meine „Benchmark“ Innuos Zenith Mk3. Wäre zu schön gewesen, wenn ich anderes berichten könnte, aber dem ist nicht so.
Genau das, was mit dem Standardnetzteil noch als vergleichsweise weniger überzeugend rüberkam – Dreidimensionalität der Abbildung und Tiefe der Raumausleuchtung –, wird geradegerückt. Zudem habe ich den Eindruck, dass es jetzt das Antipodes-Gespann ist, das den etwas ruhigeren Hintergrund bietet, vor dem sich scheinbare Nebensächlichkeiten (Raumhall, leise Geräusche auf Liveaufnahmen etc.) noch klarer abzeichnen. Die Auflösung ist generell etwas höher. So kann ich mich tiefer in das E-Gitarren-Gefrickel zu Beginn von „Gold to me“ von Ben Harper and the Innocent Criminals (Album: Live) hineinhören, auch scheint mir die Rassel im Stück etwas feingranularer nachgezeichnet zu werden. Nicht viel, aber eben ein bisschen. Das S60-Upgrade ergibt durchaus Sinn, wenn es das Budget zulässt.
Wahnsinn: Antipodes K50
Manche haben noch tiefere Taschen und können glatt dreimal so viel auf den Tisch legen – für die meisten dürfte ein Musikserver-Flaggschiff wie der Antipodes K50 aber wohl als „wahnsinnig teuer“ durchgehen. Mir geht‘s genau so. Um so schöner ist’s natürlich, dass ich testweise trotzdem ein Ohr riskieren kann!
Vorab: Ich habe überwiegend über USB-Out gehört, kann aber empfehlen, auch die anderen Digitalschnittstellen auszuprobieren. Tatsächlich hatte ich manches Mal den Eindruck, dass über den koaxialen S/PDIF-Ausgang in meinem Setup noch ein Hauch mehr Auflösung geboten wird. Aber natürlich ist das Ergebnis auch abhängig von der Empfängerseite, also dem DAC, und vom Kabel. Eine generelle Aussage, dieser oder jener Output des K50 klinge per se besser, kann ich nicht geben.
Erster Eindruck: Verdammt, es geht also alles noch mal besser! Der Trost für uns Nicht-Millionäre: Das Ausmaß dieser Verbesserung ist geringer als der erste Schritt vom Laptop hin zum Antipodes S30. Das kann auch gar nicht anders sein, die letzten Zentimeter sind eben erfahrungsgemäß die teuersten, da macht der Antipodes K50 keine Ausnahme.
Doch was wird besser? Wer schon etwas Erfahrung mit unterschiedlichen Musikservern beziehungsweise Digitalquellen gemacht hat, den wird es nicht wundern: Das Detaillierungsvermögen gewinnt und damit einhergehend die feindynamische Akkuratesse – vor allem aber auch das Gefühl der „Echtheit“ der räumlichen Darstellung.
Das Gemeine ist, dass man sich an den Antipodes K50 wirklich gewöhnen könnte. Wechsele ich nämlich wieder zurück zum Innuos Zenith oder zum Antipodes-S30/S60-Gespann, weicht alles irgendwie wieder auf, es wirkt unbestimmter, weniger habhaft-konkret, ja, „matschiger“, wenn man ein kräftiges Wort sucht. Beim live eingefangenen Stück „Con toda palabra“ (Album: Lhasa Live in Reykjavik; auf Amazon anhören) kommt Lhasa de Selas Stimme mit dem K50 wie „geronnen“ rüber, wird felsenfest in den Raum projiziert – während sie mit den anderen Musikservern an den Rändern eben doch aufweicht, so als seien sie sich unsicher, wo genau die Dame denn jetzt zu verorten ist.
Locker genauso beeindruckend ist der schiere Raumgewinn mit dem K50, vor allem nach hinten raus, vor allem an den Rändern dieser tiefen Bühne! Und noch nie habe ich die Publikumsgeräusche und das Klatschen so frappierend realistisch bei diesem Stück wahrgenommen. Normalerweise stehe ich nicht sonderlich auf Liveaufnahmen, ich finde, das Publikum macht meist nur „Noise“, das gibt mir nicht viel – doch hier mit dieser Wahnsinnsmaschine ist’s ein echter Gewinn, denn so gelingt die Illusion des Dabeiseins einfach noch etwas überzeugender.
Was fällt noch auf? Das Ausklingen der Noten, Instrumente, der Geräusche dauert mit dem K50 noch mal ein gutes Stück länger. So gehört nicht nur bei „Con toda palabra“, sondern deutlicher noch bei „Poor little rich boy“ von Regina Spektor (Album: Soviet Kitsch; auf Amazon anhören), die bei diesem Stück mit einem Drumstick einen Stuhl durchgängig rhythmisch bearbeitet: Das Verklingen der „Klack“-Geräusche (sprich: das immer leiser werdende Verhallen im Raum) wirkt mit den anderen Musikservern vergleichsweise fast schon beschnitten, während der Antipodes K50 das einfach sauber und klar durchzieht. Das sind so die Sachen, die den finalen Touch an Realismus ergeben.
Test: Antipodes S30 und K50 | Musik-Server