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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Was darf’s denn sein?
  2. 2 Antipodes EX: Klangeindruck & Vergleiche

HiFi vom anderen Ende der Welt ist gar nicht so etwas Exotisches: Von neuseeländischen Marken wie Perreaux oder Plinius dürften schon einige gehört haben. Die Musikserver von Antipodes Audio dagegen kennen hierzulande wohl nur wenige, obwohl die Neuseeländer auch schon seit circa 15 Jahren im Geschäft sind. Das ist kein Wunder, denn erst vor Kurzem haben sie mit CM Audio einen Vertrieb gefunden (Web: www.cm-audio.net, Preis des Testmusters: 4.600 Euro).

Übersichtlich und durchdacht

Das Produktportfolio von Antipodes ist übersichtlich: Neben der Isolationsplattform mit Ripping-Funktionalität namens „P1“ werden zurzeit zwei Musikserver angeboten – und die beiden sehen sich auch noch sehr ähnlich. Stände beim einen nicht „EX“ (der aktuelle Proband), beim anderen „CX“ drauf, man könnte sie auf den ersten Blick gar nicht voneinander unterscheiden.

Antipodes CX und EX

Musikserver Antipodes CX und EX

Grundsätzlich seien es auch recht verwandte Geräte, so Mark Jenkins von Antipodes, entscheidende Unterschiede gebe es aber durchaus: Der Antipodes EX hat einen DAC an Bord, kann also ein analoges Hochpegelsignal bereitstellen – diesen Service bietet der Antipodes CX nicht. Dafür besitzt er einen deutlich leistungsfähigeren Prozessor, was ihn für rechenintensive Aufgaben prädestiniere. So soll er beispielsweise PCM-Dateien jeglicher Auflösung mit den DSP-Funktionen von Roon in DSD512 ohne jede klangliche Einbuße umwandeln können. Der CX ist teurer als der EX: 6.900 Euro sind für ihn zu zahlen.

CX und EX richten sich also an unterschiedliche Zielgruppen: Wer den Antipodes CX erwirbt, muss einen D/A-Wandler beziehungsweise Netzwerkplayer besitzen – der Antipodes EX dagegen kann direkt als so eine Art CD-Player-Ersatz betrieben werden, denn er bringt seinen D/A-Wandler ja mit. Die nächste logische Upgrade-Möglichkeit wäre dann die Verwendung eines externen DACs/Netzwerkplayers, den der EX (wie sein Bruder CX) über seine USB- beziehungsweise die spezielle, gefilterte Netzwerk-Buchse ansteuern kann.

Der Antipodes EX besitzt einen Analogausgang (Cinchdoppel vorne rechts). Gut zu sehen im Bild: die beiden Slots für Festplatten - beim Testmuster war einer belegt

Der Antipodes EX besitzt einen Analogausgang (Cinchdoppel vorne rechts im Bild). Gut zu sehen: die beiden Slots für die Festplatten. Beim Testmuster war ein Slot mit einer SSD belegt

Die Krönung der audiophilen Datenzuspielung freilich sei es, so die Neuseeländer, wenn man beide Geräte miteinander kombiniere. In solch einem Setting fällt dem Antipodes CX die Server-Aufgabe zu, während der EX als reiner Renderer betrieben wird – entlastet von mehr oder minder prozessorintensiven Server-Jobs, könne er einen noch saubereren Datenstrom bereitstellen als sowieso schon, was die klangliche Performance nochmals steigere. Doch darum soll es hier nicht gehen, sondern um den Antipodes EX als „Solisten“.

Silence, please

Wie immer bei Digitalgeräten sind zwei Dinge ganz entscheidend: Jittervermeidung und Ruhe. „Ruhe“ im Sinne einer generellen Rauscharmut der Schaltung und der Minimierung von HF-Einstreuungen in das Gerät – sowie von diesem in nachgelagerte Komponenten. Was die Vermeidung von Jitter – also des zeitlichen „Zitterns“ des Datenstroms, das den Klang kompromittieren kann – angeht, sieht Antipodes-Chef Jenkins die Hauptverantwortung beim D/A-Wandler. Die eigentliche Herausforderung für einen Musikserver sei die Vermeidung von „Noise“ aller Art. Logisch: Computer sind per se noisy und Musikserver sind nun mal Computer, wenn auch recht spezielle. Das Tückische: Bei Digitalgeräten werde das Rauschen quasi „in die Musik eingearbeitet“, was sie infolge unnatürlich erscheinen lasse, während es bei analogen Komponenten bisweilen als „abgetrennt von der Musik im Hintergrund“ wahrgenommen werde (man denke an Plattenspieler, an Vorstufenröhren, die schon ein paar Tage gelaufen sind etc.), was weniger störend sei.

Blick ins Innere des Antipodes EX

Blick ins Innere des Antipodes EX

Statt nun, wie viele es täten, Standardbauteile und -schaltungen mit entsprechend einhergehendem Störlevel zu verwenden und „hinten dran“ bei der Ausgabe der Daten zu filtern, versucht Jenkins von vornherein das Rauschen gering zu halten, um möglichst wenig filtern zu müssen. Denn solche Filter würden Auflösung, Dynamik und damit die Natürlichkeit der Musikpräsentation beeinträchtigen, ist der neuseeländische Entwickler überzeugt. Deshalb sei die Auswahl der Bauteile, aus denen ein Musikserver aufgebaut wird, ganz entscheidend. Wobei es nicht allein darauf ankäme, einfach nur möglichst störarme elektronische Komponenten zu verwenden, sondern auch ganz wesentlich auf deren Zusammenspiel: Man müsse darauf achten, dass die jeweiligen Noise-Peaks der Bauteile nicht im gleichen beziehungsweise ähnlichen Frequenzband anfallen und sich unvorteilhaft aufaddieren. Liest man das, was Jenkins zur Noise-Minimierung bei Musikservern schreibt, kommt man sich bisweilen so vor, als studiere man Ausführungen zur geschickten Lenkung von Gehäuseresonanzen bei Lautsprechern, wie sie von Spendor oder Harbeth zu hören sind. Interessant!

Der Transformator des Antipodes EX soll besonders störarm sein

Der Transformator des Antipodes EX soll eine sehr geringe parasitäre Kapazität besitzen und deshalb besonders störarm sein

Flexibel

Was den Antipodes EX vor allem auszeichnet, ist, dass er den User nicht sanft in seine Bahnen zwingt, sondern ihm große Freiheit einräumt. Das fängt schon mal damit an, dass Sie sich dafür entscheiden müssen, welchen Festplattentyp von welcher Marke Sie denn nun verwenden wollen – der „nackte“ EX hat hinten zwei leere 2,5‘‘-Slots, die sich mit SSDs und HDDs bestücken lassen. Bei Antipodes selbst präferiert man SSDs, andere Hersteller haben andere Präferenzen – und so vielleicht auch der eine oder andere Audiophile. Für die entsprechenden Platten wird übrigens nur der echte Marktpreis berechnet, es fließt kein „HiFi-Aufschlag“ ein.

Antipodes EX - Rückseite

Wie flexibel der Antipodes EX ist, fällt aber insbesondere bei den Softwarekonfigurationen auf. Just vor diesem Test war ein Musikserver von Innuos bei uns – dessen Bedienungsanleitung besteht überwiegend aus Piktogrammen. Wozu auch groß Worte machen, ist doch klar vorgezeichnet, wie das geht. Alles ganz einfach und intuitiv – das ist der Charme der Server aus Portugal.

Das Manual des Antipodes umfasst 115 Din-A-4-Seiten und deckt nicht mal alle Konfigurationsmöglichkeiten des Servers ab. Der Charme des Neuseeländers: anything goes! Man kann Roon in verschiedenen Varianten laufen lassen, einen DLNA-, Minim- oder Bubble-Server einrichten, auf MPD oder Squeezelite setzen, Filme und Fotos über Plex genießen, Airplay playen, Sonos integrieren und, und, und. Aber: Für diese Freiheit muss man auch ein bisschen was tun, sprich sich mit Software-Set-ups auseinandersetzen, was mitunter, das wissen wir doch alle, etwas mühsam sein kann.

Digital Audio Competence Center

Doch Angst davor muss keiner haben. Erstens ist das Antipodes-Manual gut gemacht, und zweitens kümmert sich der Vertrieb wirklich um seine Kunden. So hat CM-Audio das Informationsportal www.musikserver.news aufgebaut, in dem allerhand Wissenswertes zum Thema anhand von Tutorials, kleinen Videos, Produktvorstellungen usw. vermittelt wird. Hier geht es keinesfalls nur um Antipodes – aber eben auch.

Ebendort findet man – drittens – eine „Beratung & Support“-Ecke für die neuseeländischen Server inklusive des Angebots, falls nötig via Fernwartung per Teamviewer zu helfen. Die Offerte scheint mir zwar kaum nötig, denn das browserbasierte Management-Interface des Antipodes EX ist logisch und stringent aufgebaut, und mit etwas gutem Willen bekommt man das alles auch alleine hin. Doch es ist gut zu wissen, dass es im Fall der Fälle Support gibt und jemand, der sich auskennt, helfen kann.

Wer das Antipodes-Testpaket bestellt, bekommt alles vorkonfiguriert zugeschickt, damit sofort losgelegt werden kann

Wer das Antipodes-Testpaket bestellt, bekommt alles vorkonfiguriert zugeschickt, damit sofort mit dem Musikhören gestartet werden kann

Viertens aber: Man muss hier ja nicht die Katze im Sack kaufen, sondern kann ein „Testpaket“ bestellen (zum Antipodes-EX-Testpaket). Dann bekommt man den Antipodes EX nach Wunsch konfiguriert – inklusive aller Kabel, dem kompletten Softwarepaket sowie einem iPad mit voreingestellten Apps – in einer stabilen Kiste zugeschickt, um ihn ganz in Ruhe und kostenfrei ausprobieren zu können. Und wo kann man das besser als daheim? Wenn der Server dann nicht wirklich überzeugt, sei es klanglich, sei’s vom Handling, geht er eben wieder zurück. Ein solcher Service sollte Schule machen, insbesondere bei Marken, die auf kein flächendeckendes Händlernetz zurückgreifen können.

Der Inhalt des Antipodes-Testpakets

Der Inhalt des Antipodes-Testpakets

Serven, rendern und controllen

Die Entscheidung darüber, welche Renderer- und Server-Software Sie auf Ihrem Antipodes EX laufen lassen, erfolgt wohl nicht nur nach klanglichen Gesichtspunkten, sondern auch danach, wie bequem und informationshungrig Sie veranlagt sind. Ich persönlich habe mit dem Squeezebox-Setting begonnen, ganz einfach deshalb, weil ich damit gute Erfahrungen gemacht habe und die iPeng-App für Apple-Devices bequem und schnell arbeitet.

iPeng-App

iPeng-App

Schnell ist MPDluxe, die App, die den MPD Renderer/Server steuert, ja auch – aber bequem? Na ja, im Grunde ist das fast schon wieder lustig, wie altmodisch es hier zugeht. Meta-Tags werden souverän ignoriert beziehungsweise nicht hinreichend ausgewertet, man muss sich wirklich durch Ordnerstrukturen arbeiten, und das im Jahre 2019! Andererseits – wenn man den Bogen einmal raus hat, ist das ja durchaus ein gangbarer Weg. Sie dürfen sich nur keine zusätzlichen Infos und „sexy Darstellung“ auf dem Tablet wünschen. Dafür aber hervorragenden Klang, hier kann MPD richtig auftrumpfen, das Klangbild scheint mir sogar noch ein Ideechen detailreicher als via Squeeze.

Die browserbasierte Management-Oberfläche des Antipodes EX gibt sich schlicht und logisch aufgebaut

Die browserbasierte Server-Management-Oberfläche des Antipodes EX zeigt sich schlicht und logisch aufgebaut

Roon dagegen steht auf der ganz anderen Seite der Infotainment-Möglichkeiten, ja, es ist eine eigene Welt für sich. Man kann auf diesem Wege Musik entdecken und Querverbindungen von Künstlern und Bands erfahren, die man zuvor gar nicht auf dem Schirm hatte. Klasse! Klanglich kann es mit MPD aber nicht ganz mithalten. Auch wenn da nicht wirklich viel fehlt, es wirkt auf mich etwas weniger griffig in der Abbildung, etwas weniger transparent in der Raumdarstellung und insgesamt nicht ganz so hoch aufgelöst. Doch es gibt ja auch die Möglichkeit, den HQPlayer in Roon zu integrieren, was zwar eine weitere Lizenz von knapp 150 Euro nach sich zieht (die Software lässt sich allerdings umsonst testen), dafür aber klanglich noch mal mehr rausholt.

verfügbaren Software-Möglichkeiten (Available Apps), im anderen die schon installierten (Installed Apps)

Übersichtlich: Es gibt einen Bereich, in dem alle verfügbaren Software-Möglichkeiten (Available Apps) stehen und einen anderen, im dem die schon installierten Programme (Installed Apps) aufgelistet werden

Ich habe mehr als ein halbes Dutzend Software-Varianten mit dem Antipodes EX durchgespielt, was noch lange nicht das Ende der Möglichkeiten darstellt. Aber wie dem auch sei und wie sehr die Softwareumgebung auch ins Klangergebnis mit hineinspielen mag – die Hardware an sich ist ja auch nicht ganz irrelevant fürs Ergebnis! Und um den generellen Klangeindruck des Antipodes EX, unabhängig von den Feinheiten der Softwarekonfiguration, soll es im Folgenden gehen.

Mit dem App-Switcher lässt sich einfach zwischen unterschiedlichen Renderer/Server-Konfigurationen hin- und herschalten

Mit dem Audio-App-Switcher (links) lässt sich bequem zwischen den unterschiedlichen Renderer/Server-Konfigurationen des Antipodes EX hin- und herschalten

Antipodes EX: Klangeindruck & Vergleiche

Von wegen auf dicke Hose machen: „Der eingebaute DAC erhebt nicht den Anspruch auf das audiophile Optimum, sondern dient für einen guten Einstieg in eine hochwertige Musikwiedergabe”, so Hersteller und Vertrieb. Dem ist allerdings eine Art Ehrenrettung anzufügen, denn dieses Unterstatement kann auf die falsche Fährte führen: Der interne DAC im Antipodes EX klingt viel besser als ein reines „Add-on“, das man mal eben dazugegeben hat. Tonal ist sowieso schon mal alles im Lot, in Sachen Homogenität und Fluss des Klangbildes stimmt‘s auch, und die Größe der virtuellen Bühne passt ebenfalls. Wenn man weder zwanghaft-analytisch hört noch notorisch vergleicht, kommt man zum Schluss, dass das alles schon ziemlich gut ist, was der Neuseeländer an seinen analogen Cinchausgängen bereithält.

Antipodes EX

Als Testredakteur vergleicht man aber notorisch und analysiert beim Hören. Und da fällt eben doch auf, das in dieser Preisklasse mehr ginge, egal ob man nun mit einem highendigen CD-Player, einem Streamer wie dem Naim NDX 2 oder einem D/A-Wandler wie dem Luxman DA-06 vergleicht. Logisch – solche Komponenten wurden auch primär auf die Ausgabe eines hochwertigen Analogsignals gezüchtet, während der Antipodes EX in erster Linie ein Digitalsignallieferant ist, der auch anständig wandelt. Insbesondere was Auflösung, Weite und vor allem Tiefe der Raumdarstellung sowie dynamische Akkuratesse bei der Impulswiedergabe angeht, bleibt beim Antipodes hier und da was liegen. Nicht schlimm, denn seine eher mild-fließende Vortragsart über die Analog-Outs ist trotzdem hochwertig und in sich stimmig, und für die meisten bleibt dieser Weg wohl eh nur ein erster Schritt, vermute ich.

Die eigentliche Bestimmung

Es gibt viele Wege, einen D/A-Wandler mit Daten zu füttern – zu denen, die ich schon gegangen bin, gehören unter anderem: Anschluss eines vorsichtig optimierten Laptops via USB. Eine „getweakte“ Squeezebox beziehungsweise Squeezebox Touch als Streamingbridge bei Datenzuführung via NAS (Gesamtkosten circa 900 Euro). Die hochwertige Auralic Aries Streamingbridge (circa 1.500 Euro, ohne NAS). Musikserver von verschiedenen Herstellern, so von Naim (circa 2.400 Euro), B.M.C. Audio (circa 1.300 Euro), die erste und die zweite Version von Audiodatas MusikServer MS (circa 1.600/2.200 Euro), der Innuos Zenith Mk2 (circa 2.600 Euro) sowie, gerade kürzlich, der ZENmini Mk3 (circa 1.000 Euro) aus dem gleichen Hause. Und nun also der Neuseeländer.

Antipodes EX im Regal

Dem DAC ein sauberes Digitalsignal zu liefern, scheint die eigentliche Bestimmung des Antipodes EX zu sein. Als ich das das erste Mal tat, war ich recht verwundert: Gerade eben hatte ich die Analogausgänge des Antipodes EX mit denen des Luxman DA-06 verglichen – nun blieb mein DAC die Konstante, aber die Datenzuspielung wechselte: vom Audiodata MusikServer MSII zum Antipodes EX und wieder zurück. Das Komische: Der Zugewinn an Klarheit, Raumausleuchtung, Auflösung und Details, der mit dem Antipodes als Datenzuspieler einhergeht, ist fast so groß wie der, der mit dem Einsatz des DA-06 statt des EX als Hochpegelquelle zu erleben ist. „So soll das ja auch sein, schließlich kostet der Bursche gut das Doppelte des Audiodata!“, sagen Sie? Okay, dem kann ich eigentlich nur beipflichten. Ich möchte dann aber doch zu bedenken geben, dass es so etwas wie abnehmenden Grenznutzen gibt und gerade bei Digitalzuspielern liegen die Klangunterschiede zumeist doch im Subtilen.

Fenster auf

Mit dem Antipodes EX ist’s, als hätte jemand die Fenster aufgerissen und ordentlich gelüftet. Kein Nebel, kein Wölkchen, kein Dunst ist mehr im Klangbild auszumachen, was sich insbesondere bei der Transparenz und Durchsicht der virtuellen Bühne positiv bemerkbar macht. Einzelne Klänge – vor allem bei Gesang, Akustikgitarre, aber auch einem Kontrabass schön nachvollziehbar – werden vielleicht einen Tick kleiner als mit dem Audiodata gezeichnet, ich bin geneigt zu sagen: konzentrierter. Vor allem aber wirken sie konturschärfer nachmodelliert und plastischer, 3-D-hafter in Szene gesetzt. Und zwischen ihnen ist „mehr Nichts“. Auch wenn ich für die Formulierung von hartleibigen Objektivisten wahrscheinlich wieder Schläge bekomme, mein subjektiver Eindruck ist nun mal, das zwischen den Tönen mit dem Antipodes EX mehr Ruhe herrscht; kein diffuses Grau, ein tiefschwarzer Hintergrund gibt sich zu erkennen. Und weil dem so ist, lässt sich noch tiefer in die Bühne hineinblicken, nichts trübt einem die Sicht.

Antipodes EX

Ähnliches konnte ich übrigens jüngst mit dem Innuos ZENmini Mk3 erleben, was noch einmal unterstreicht, wie klasse der kleine Portugiese gerade in räumlicher Hinsicht performt. Den gleichen Detaillierungsgrad wie der Antipodes EX bieten, das kann er freilich nicht. Der Neuseeländer ist einfach näher dran – näher an der Sängerin, die wie festbetoniert vor einem steht und ein Ständchen gibt, näher an der gestrichenen Cellosaite und den holzigen Texturen und klangfarblichen Nuancierungen dieses schönen Instruments. Näher aber auch an Impulsen, sei’s ein angeschlagenes Becken oder ein forciert gespieltes Klavier, sei‘s eine scharf angerissene E-Bass- oder Gitarrensaite. Das mag für manchen Hörer im ersten Moment sogar überraschend „frisch und straight“ wirken. Nach meinem Dafürhalten ist das aber keine künstliche Härte, sondern eine authentische – und das, womit man vergleicht, zumeist abgesoftet, da diese filterlose feindynamische Akkuratesse, die der neuseeländische Musikserver ins Werk setzt, einfach nicht beherrscht wird. Ja, genau so mag ich das!

Als dritte Stärke neben exzellentem Auflösungsvermögen/Impulsverhalten und der tollen Raumdarstellung darf dieser – sorry – supergeile Tiefton durchgehen. Logischerweise muss die Kette das auch durchlassen können, natürlich wird eine Box mit Schlabberbass von keinem Musikserver der Welt „repariert“. Aber wenn die Basis stimmt, macht der Antipodes EX schon noch mal einen Unterschied – auch im Untergeschoss. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass es mit dem EX als Zuspieler nicht nur substanzieller, sondern auch tiefer und definierter in den unteren Oktaven zugeht. Alles drei gleichzeitig zu bekommen, das ist so selten wie schön.

Ben Harper LiveLogisch, dass ich mir wieder das E-Basssolo von „Fight for your right“ von Ben Harpers Live-Album (auf Amazon) geben musste: Wirklich erstaunlich, ich kenne das Stück „mit Wampe“ oder definiert wie ein Sixpack, aber hart strukturiert ohne Substanzverlust und stoisch trocken durchgezogen bis in tiefste Regionen … das ist mal was! Gängige Tiefbassfetischistentracks funktionieren mit dem Neuseeländer dementsprechend hervorragend. Wichtiger als das scheinen mir aber die „Nebenwirkungen“ eines gelungenen Bassbereichs zu sein: Stimmt’s untenrum, stimmen meist auch Grobdynamik und Rhythmusgefühl – und stimmt es insbesondere in den tiefsten Bassregionen, wirkt die räumliche Darstellung häufig authentischer, größer und souveräner. Genau das kann man mit dem Antipodes erleben.

Einordnung

Wer braucht einen solch hochwertigen Musikserver? Einfache Antwort: Freunde des guten Klangs, die es normal finden, für ihre Highend-Anlage einen deutlich fünfstelligen Betrag zu reservieren. Der Antipodes EX liegt bei 4.600 Euro, da wird man ihm wohl kaum einen DAC aus der Kreisklasse zur Seite stellen wollen – rechnet man noch die Festplatten, Verkabelung und die eine oder andere Software-Lizenz mit hinein, kann man schnell allein schon fürs digitale Front-end auf eine fünfstellige Summe kommen. Da wird man aus einsehbaren Gründen für Verstärkung und Lautsprecher wohl kaum weniger investieren wollen. Natürlich ist Geld nicht alles, die edle Highend-Anlage sollte auch hinreichend transparent und hochauflösend sein, damit die Tugenden des EX überhaupt zum Tragen kommen können.

Antipodes EX Musikserver

In einem solchen Setting kann der Antipodes EX aber genau der Baustein sein, den der stets nach Höherem strebende Audiophile noch gesucht hat. Nein, Welten trennen ihn nicht von günstigeren Lösungen, aber so ist das ja meist, wenn man die audiophile Leiter nach oben klettert: Etwas mehr kostet ganz schön viel mehr. „Über alles“ dürfte der Neuseeländer die klanglich kompletteste Lösung darstellen, die meinen D/A-Wandler mit Daten gefüttert hat. Bis jetzt. Irgendwann werde ich dem Antipodes EX den CX zur Seite stellen und hören, was dann passiert. Aber das ist eine andere Geschichte …

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Elac Vela

Test: Antipodes EX | Musik-Server

  1. 1 Was darf’s denn sein?
  2. 2 Antipodes EX: Klangeindruck & Vergleiche

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