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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Der Signal-Safe
  2. 2 Alluxity Pre One: Hörtest und Vergleiche

Manche sind der Ansicht, man brauche heutzutage keine Vorstufe mehr, schließlich seien Lautstärkeregelungen in digitalen Quellen gang und gäbe. Das stimmt, aber zum einen sieht man sie in Phonovorstufen deutlich seltener, und ein paar Vinyl-Fans gibt es ja schon noch, zum anderen muss ich sagen: In all den Jahren hat in meiner (klassisch passiven) Anlage noch keine integrierte Pegelregelung einen guten, dedizierten Vorverstärker klanglich vollkommen ersetzen können. Irgendwas fehlt immer: Druck, Auflösung, Raum etc. Aber zugegeben: Das ist natürlich auch eine Frage der Anlagenplanung und nicht zuletzt des Geldes. Die Hochpegelvorstufe, um die es hier geht, heißt Alluxity Pre One (Vertrieb: www.soreal-audio.de) und liegt preislich bei 7.950 Euro.

Die Alluxity-Hochpegelvorstufe Pre One besitzt ein aus dem Vollen gefrästes Gehäuse

Typisch Alluxity: Die Hochpegelvorstufe Pre One kommt mit einem aus dem Vollen gefrästen Aluminium-Gehäuse

Die Firma

„Alluxity – kenn‘ ich nicht!“, sagen Sie? Kennen Sie doch, oder haben Sie etwa unseren Test zum Vollverstärker der Dänen nicht gelesen? Sollten Sie aber, da steht nämlich ein bisschen was zur Firma und ihrer Geschichte drin.

Gründer Alexander Vitus Mogensen ist inzwischen nicht nur Mastermind und CEO von Alluxity, sondern von der im dänischen Herning angesiedelten Ava Group A/S, der Dachgesellschaft, die auch Vitus Audio unter ihren Fittichen hat. Ja, genau die Highend-Marke, die sein Vater Hans Ole Vitus Mitte der Neunziger an den Start brachte – und die seitdem einen exzellenten Ruf genießt. Die Aussage, Alluxity habe gute Gene, kann man also fast wörtlich nehmen.

Alluxity Pre One im Farbton Titanium-Grau

Unser Testmuster kam im Farbton Titanium-Grau, darüber hinaus sind die Farbvarianten Silber, Schwarz und Orange zu haben

Der Vorverstärker

Nach weitergehenden Informationen zu seiner Vorstufe befragt, gibt sich Alexander Vitus Mogensen recht wortkarg, doch gleichwohl lassen sich ein paar grundsätzliche Designentscheidungen nennen.

Die Alluxity Pre One ist in Doppelmono aufgebaut, wie schon ein Blick ins Innere verrät. Es handelt sich um ein symmetrisches Schaltungsdesign, das mit einer oberen Grenzfrequenz von 800 kHz (-3 dB) recht breitbandig wirkt, auf globales Feedback wird verzichtet. Diskrete Bauteile, auch und gerade solche vom SMD-Typ, setzt man hingegen gerne ein – und die Lautstärkeregelung wurde mit relaisgeschalteten Widerständen realisiert.

Die Alluxity Pre One ist in Doppelmono aufgebaut

Die Alluxity Pre One ist in Doppelmono aufgebaut

Wenn Sie ein sehr haptisch orientierter Mensch sind, könnte es sein, dass Sie sich die Alluxity Pre One nur kaufen, um sie ab und an mal anzuheben und tief befriedigt nickend mit dem Knöchel abzuklopfen: Das Gehäuse dieses Vorverstärkers ist aus dem Vollen gedreht worden, das Ding wiegt happige 14 Kilogramm, es gibt Hantelscheiben, die resonanzanfälliger wirken – es ist einfach nur geil! Oder seriöser formuliert: Verarbeitungsqualität und Solidität des Pre One sind wirklich toll.

Der Ringkerntrafo in der passgenau gefrästen Aussparung der Alluxity-Vorstufe

Der Ringkerntrafo der Alluxity in der passgenau gefrästen Aussparung

Dazu passend und fast noch wichtiger ist, dass auch die Furutech-Anschlussbuchsen auf der Rückseite bombenfest wirken. Und wo wir dabei sind: So richtig komplex geht es hier nicht zu. Fünf Hochpegeleingänge hat’s, drei davon symmetrisch ausgeführt, das verstärkte Signal lässt sich über Cinch oder XLR abgreifen, eine unsymmetrische Bypass-Option gibt es ebenfalls sowie eine RJ45-Buchse für Firmware-Updates – das war es auch schon.

Rückseite der Alluxity Pre One mit fünf Hochpegeleingänge

Auf der Rückseite der Alluxity finden sich fünf Hochpegeleingänge, drei von ihnen symmetrisch ausgeführt. Die Qualität der Buchsen ist sehr gut

Die Praxis

Als Benutzerinterface dient das mittig platzierte Touchdisplay auf der Front, das zwar nicht so sensitiv wie ein Smartphone reagiert, aber mit leichtem Druck intuitiv zu bedienen ist. Viel gibt es allerdings eh nicht einzustellen. Eingangswahl, Pegel, Mute, das ist im Grunde alles. Okay, man kann noch aus verschiedenen Helligkeitsstufen und Farben des Displays auswählen oder es ganz abschalten. Aber so „Consumer-Kram“ wie Balance-, Treble-, Bass- oder gar Loudness-Regler gibt es nicht. Die Alluxity-Vorstufe ist ganz schön reine Lehre. Man könnte auch sagen: spartanisch ausgestattet.

Der Pre One liegt die meiner Meinung nach am besten designte aller Fernbedienungen bei, nämlich die Apple Remote (Aluminium). Sehr schön. Lästig wird‘s nur, wenn man gleichzeitig einen Apple TV im Raum laufen hat und nun beides synchron bedient, was man wirklich selten machen möchte … Könnte man hier nicht den Infrarotkanal wechseln oder so was in der Art?

Und wo ich gerade eine Wunschliste fürs nächste (Firmware-)Update erstelle: Dass man das Display des Pre One ausschalten kann, finde ich super. Wenn ich aber via Fernbedienung etwas einstelle, will ich auch ein optisches Feedback bekommen, ein paar Sekunden reichen ja, dann gerne wieder aus. Das Touchdisplay meldet sich aber nur, wenn man es berührt. Last, but not least: Die Lautstärkeregelung kennt 34 Steps, im oberen Bereich ist sie mit 1,5 dB Schrittweite, im mittleren mit 3 dB und im unteren mit 6 dB unterwegs. Die Abstufung mag für einen 83 dB/W/m-Lautsprecher prima sein, meine Acapella ist aber 10 dB sensitiver, und so bleiben mir letztlich nur ungefähr zehn Schritte zwischen sehr leise und sehr laut. Damit kann ich schon klarkommen, aber ein bisschen feinfühliger fände ich besser. Wie wäre es mit 1-, 2- und 3 dB-Schritten?

So, Mecker-Opa hat genug geklagt, jetzt soll endlich mal Musik laufen.

Der Alluxity Pre One liegt eine Apple Remote bei

Der Alluxity Pre One liegt eine Apple Remote bei

Alluxity Pre One: Hörtest und Vergleiche

Einige Jahre lang hörte ich zufrieden mit der Röhrenvorstufe Octave HP300 Mk2, deren räumlich großzügiges und feindynamisch-flottes Klangbild seinen Charme hat. Abgelöst wurde die Octave schließlich von einer Pass XP-12, die ich nach dem Test – zusammen mit der Endstufe X250.8 – behielt. Klanglich ist die Pass der Octave klar überlegen, legt man klassische HiFi-Kriterien an: tonal neutraler, heißt insbesondere mit mehr Kraft im Bass gesegnet, zudem besser auflösend und konkreter, punktgenauer, deckkräftiger in der Abbildung, dafür vielleicht nicht ganz so weitläufig. Nun, so muss das ja auch sein, schließlich kostet sie mit knapp 8.000 Euro ungefähr das Doppelte.

Nun steht die Alluxity Pre One im Rack, und beim Vergleich mit besagter Pass kommen mir Formulierungen in den Sinn, die auch bei der Gegenüberstellung Pass/Octave passen würden.

Tonalität

Doch nicht in allen Bereichen – zum Beispiel nicht, was die tonale Gesamtabstimmung angeht. Die Pass-Vorstufe steht hier im Vergleich zur Octave und Alluxity genau in der Mitte. Während die Octave leichtfüßig-luftig agiert, geht die Alluxity mehr grundiert-erdig zu Werke. Eine richtige Schlagseite lässt sich ihr zwar nicht unterstellen, aber im Hochton wirkt‘s doch eher mild denn richtiggehend „airy“, und im Grundton, Bass, Tiefbass gibt es mehr Power als mit dem kalifornischen Amp, ganz zu schweigen vom badischen.

Nik Bärtsch‘s Ronin Randori Beim Tiefbass – mal so allein für sich betrachtet – würde ich allerdings sagen, dass die dänische Vorstufe die neutralste der drei ist, sprich am tiefsten runterlangt, auch tiefer als die Pass. Beispiel: Nik Bärtsch‘s Ronin „Modul 15“ (Album: Randori; auf Amazon anhören) lasse ich eigentlich bei jedem Test laufen, denn das E-Bass-Solo am Anfang, so simpel es auch sein mag, verrät schon einiges über das Untergeschoss der jeweiligen Komponente. Über die Pre One wirkt es ausgeglichener, da ganz unten mehr Energie kommt, während die Pass den vergleichsweise „knalligeren“ Oberbassimpuls bietet, was zwar schön dynamisch, aber vielleicht auch etwas einseitig rüberkommen kann. Die Alluxity liefert jedenfalls nicht nur generell mehr Bass-Substanz – das auch –, sondern ausgebauten Tiefgang, was den E-Bass in diesem Stück breitbandiger wirken lässt. Konturiert, wenngleich nicht staubtrocken gehen übrigens beide Vorstufen im Bassbereich vor, die dänische bringt ihn schlussendlich aber fundierter, satter und eben tiefer rüber.

Verstärker-Module im Innern der Alluxity Pre One

Gut verpackt: Verstärker-Module im Innern der Alluxity Pre One

Die etwas kräftigere Gangart im Untergeschoss setzt sich im Grundton fort, sodass die Alluxity Pre One in den Mitten sonor wirkt, worauf auch der um ein Eckchen mildere Hochton einzahlt. Das Ganze ist mit so feiner Hand ausgeführt worden, dass es zu keinen Verdeckungseffekten im Mittenband kommt, sogar eine Stimme wie die von Leonard Cohen versumpft nicht, vielmehr wird deren natürliche Wärme lediglich akzentuiert.

Die etwas erdigere Timbrierung der Alluxity fällt bei Frauenstimmen deutlicher auf, eine Julie Byrne etwa haucht einen Tick weniger offen-ätherisch und materialisiert sich dafür physisch glaubhafter zwischen den Lautsprechern, wenn Sie wissen, was ich meine. Hat definitiv was. Ähnlich bei Instrumenten – die Klangfarben-Balance eines Cellos neigt mehr Richtung Holzkorpus als zur Saite, der Obertonbereich einer Violine kommt etwas behutsamer, und im Zusammenspiel mit den wohlgenährten unteren Mitten ergibt das einen geschmeidig-runderen Geigen-Ton als live aus drei Metern Entfernung … was den meisten Klassikhörern sehr zupasskommen dürfte.

Bühnenbild

Konkreter, plastischer, 3D-hafter – das sind Begriffe, die sich in meinen Hörnotizen häufen, wenn ich zur Alluxity-Vorstufe wechsele. Die wunderbar körperliche Abbildungsqualität dürfte ein ganz wesentlicher Grund sein, warum Audiophile dem Charme dieser Vorstufe erliegen. Und mich erinnert das, wie oben erwähnt, an den Vergleich der Octave mit der Pass, nur das die nun die Vorstufe ist, die vergleichsweise (!) wolkiger abbildet.

Lhasa de Sela Live in ReykjavikMan könnte ja meinen, dass das sonorere, basskräftigere Gerät Klänge größer abbildet. Das Gegenteil ist der Fall. Mit der Alluxity habe ich den Eindruck, dass Instrumente und Stimmen etwas kompakter, dafür aber randschärfer gezeichnet werden. Doch es geht nicht allein um präzis eingefasste Ränder, mit dem Pre One wirkt auch die dritte Dimension, die „Tiefe“ der einzelnen Klänge, ausgearbeiteter, als ich es üblicherweise präsentiert bekomme.

Das ist die besondere Stärke dieser Vorstufe – gut zu erleben etwa bei der Liveversion von „Con toda palabra“ von Lhasa de Sela (Live in Reykjavik; auf Amazon anhören): Nicht nur steht Frau de Sela wie skulptiert vor mir, auch die Publikumsgeräusche (Klatschen, Rufe) „hängen“ plastischer im Raum, verschwimmen weniger zu einer Art Hintergrundrauschen, übertrieben formuliert. Das ganze Stück wirkt somit echter, die Illusion, vor Ort zu sein, gelingt leichter. Das ist schon etwas Zentrales, finde ich.

Verkabelung des Anschlussfelds der Alluxity-Vorstufe

Verkabelung des Anschlussfelds der Alluxity-Vorstufe

Die Raumdimensionen gestaltet die Alluxity-Vorstufe großzügig. Meist startet die virtuelle Bühne bei oder leicht vor der Stereobasis. Erwähnte Pass marschiert noch ein Stückchen weiter voran und dehnt das Panorama auch ein paar Zentimeter breiter – die Alluxity punktet dafür mit der klarer nachvollziehbaren Tiefenstaffelung. Die plastisch-konkrete Zeichnung der einzelnen Klänge sorgt eben auch für eine transparente Sicht nach hinten. Für Hörer von hochwertig produziertem Jazz und Klassik ein Trumpf.

Dynamik & Auflösung

Nick Cave Push the Sky AwayDie generelle Diktion der Alluxity-Vorstufe – leicht wärmer plus sehr plastische Abbildung – erinnert mich an die preisgleiche Luxman C-700u, und die gebotene hohe Auflösung ist eine weitere Gemeinsamkeit. Genauer gesagt: diese besondere Art von „Auflösung aufs zweite Hören“. In beiden Fällen werden die Präsenzen und der Hochton nicht nackt ausgestellt oder gar hell angestrahlt, sondern umgekehrt organisch in den sonoren Tonfall eingebunden – und gleichwohl wird nichts verschluckt. So malt die Alluxity Pre One Klangfarben akustischer Instrumente schön deckkräftig, gleichzeitig aber differenziert, das ist alles andere als eine homogenisierte warme Masse. Auch im Stimmbereich macht sich diese Auflösung bezahlt: Konkret, auf den Punkt, jedes Luftholen und das ganze Rau-Knarzige hinten in Nick Caves Kehle – etwa bei „Higgs Boson Blues“ (Album: Push the Sky Away; auf Amazon anhören) –, die dänische Vorstufe holt es hervor. Aber eben lässig eingebettet und nicht streberhaft ostentativ.

Dynamisch ist die Alluxity-Vorstufe der Luxman aber voraus, was ich hauptsächlich der Nachdrücklichkeit und Stringenz im Tiefbass zuschreibe. Wenn „richtig was los ist“ – Orchestertutti, massive, schwere Akkorde auf dem Klavier, Subbass-Attacken bei Electronica –, geht es nicht nur saftiger, sondern auch kantiger und plötzlicher zur Sache.

Transienten und Impulse im Mittenband kommen mit dem Pre One realistisch, es gibt allerdings Mitbewerber, die Klavieranschläge, Saitenanrisse, Bläsereinsätze etc. noch pointierter rüberbringen. Eine Moon Evolution 740P (circa 9.000 Euro) etwa lässt Impulshaftes unverstellter und härter durch, da gibt sich die Alluxity milder. Freilich vertreten die beiden sowieso unterschiedliche Klangphilosophien. Der kanadische Vorverstärker wirkt insbesondere tonal wie das berühmte „Stück Draht mit Verstärkung“, der dänische erlaubt sich wie gesagt einen leicht sonoren Tonfall. Während das noch als Geschmackssache durchgeht, hat die Alluxity, was die plastische Qualität der Abbildung angeht, aber die Nase vorn. Eine derart griffig-konkrete Darstellung der Musik erinnere ich von der Moon jedenfalls nicht.

Billboard
Canton A-Serie

Test: Alluxity Pre One | Vorstufe

  1. 1 Der Signal-Safe
  2. 2 Alluxity Pre One: Hörtest und Vergleiche

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