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Accustic Arts Tube Preamp II Mk2: Technik

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Accustic Arts Tube Preamp II Mk2: Technik

Accustic Arts? Genau, hinter dem neologistisch anmutenden Firmennamen verbirgt sich ein Audiohersteller aus dem schwäbischen Lauffen in der Nähe von Stuttgart (www.accusticarts.de). Auf internationalem Parkett fast noch bekannter als hierzulande. Dabei ist Accustic Arts nahezu ein Vollsortimenter (die Lautsprecherproduktion wurde aufgegeben) mit drei hierarchisch angeordneten Produktlinien: Evolution-, Top- und Referenz-Serie.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Wir hatten bereits die Vollverstärker Power 1 Mk3 und Power ES bei fairaudio zu Gast. Diesmal haben die Lauffener nach ganz oben ins Regal gelangt und uns die Topvorstufe Tube Preamp II aus der Referenz-Serie geschickt. Dieser Vorverstärker gehört zu den Röhrenamps, denen man ihre Arbeitsweise von außen betrachtet nicht sofort ansieht. Hinter den üppig dimensionierten Aluplatten, vor neugierigen Blicken gut verborgen, sind pro Kanal zwei liegend montierte Röhren aktiv.

Der schaltungstechnisch vollständig symmetrische ausgelegte Line-Preamp befindet sich inzwischen in der Mk2-Version, was für eine weitere Verfeinerung der seit 2009 angebotenen Vorstufe spricht. Doch dazu später mehr.

Accustics Arts Tube Preamp II-Mk2

Nachdem die mit 12 Kilogramm ordentlich gewichtige Vorstufe auf der oberen, mit Kaltblut-Dämpfern entkoppelten Ebene des Racks ihren Platz gefunden hat, ist es Zeit für eine eingehende Inspektion. Das Design, welches weitgehend dem Primat des rechten Winkels zu folgen scheint, ist natürlich wie immer Geschmackssache. Funktional ist es allemal. An der Verarbeitungsqualität des Accustic Arts Tube Preamp II gibt es nichts zu mäkeln, insbesondere die Oberflächenverarbeitung der erstaunlich dicken Aluminiumplatten ist sehr gut gelungen. Sauber wurde ein stilisiertes Röhrenschaltbild in den Deckel geschnitten, das freilich nicht nur als Eyecatcher dient, sondern auch die notwendige Luftzirkulation zur Kühlung der Röhren gewährleistet. Wenngleich die Vorstufe im Betrieb nie mehr als handwarm wurde, sollte damit auch dem Unbedarften klar sein, dass für ausreichend „Headroom“ zu sorgen ist.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Wohltuend aufgeräumt präsentieren sich die Bedienelemente. Der recht großformatige Eingangswahlschalter und ein gleichartiger Volumenregler wanderten dem Accustic-Arts-typischen Design folgend nach außen, dazwischen finden zwei kleine Taster und drei Leuchtdioden ihren Platz. Mit dem rechten Taster lässt sich die absolute Phase drehen, während der linke die Röhren herunterfährt, wobei die Transistorelektronik aber weiterhin mit Strom versorgt bleibt.

Bekanntlich benötigen Halbleiter ja etwas mehr Zeit, bis ihre Arbeitspunkte stabil und das klangliche Vermögen auf Topniveau gebracht sind. Damit ist nach einer Hörpause rasch wieder für optimalen Klanggenuss gesorgt. Zwei wirklich nützliche Features, wie ich finde. Die Dioden zeigen mittels roter Illumination sowohl den Standbystatus als auch das Hochfahren der Röhren an, wohingegen der Wechsel nach Blau Spielbereitschaft signalisiert. Die Drehung der Phasenlage wird ebenfalls mit einer blau leuchtenden Diode kundgetan.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Selbstbewusst hat Accustics Arts mittig auf der Frontplatte eine massive und vollständig verchromte Plakette mit dem Firmenlogo eingelassen. Jede Wette, das gute Stück hätte wohl auch in der Münzsammlung meines Großvaters mächtig Eindruck hinterlassen.

Seitlich dieser „Medaille“ finden sich noch zwei etwas größere und wie alle Bedienelemente satt verchromte runde “Knöpfe“. Dahinter verbirgt sich linkerhand der Einschalter eines vollwertigen Kopfhörerausgangs, welchen das Vorgängermodel noch vermissen ließ. Ist er aktiviert, werden die übrigen Ausgänge automatisch gemutet. Der rechte „Knopf“ ist ein abnehmbarer „Dummy“, hinter dem sich die Klinkenbuchse des Kopfhörerausgangs versteckt. So wird dem Besitzer des Tube Preamp II trickreich der Blick auf die Öffnung der Buchse „erspart“. Die Option einen Kopfhörer anzuschließen ist ebenso wie die Möglichkeit der Phasenumkehr eine Maßnahme der Modellpflege und damit der Mk2-Version vorbehalten.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Versteckspiel: Der Kopfhörereingang befindet sich hinter einem „Knopfdummy“

Als wahres Eldorado für das Testerherz entpuppt sich schließlich die Rückseite des Accustic Arts Tube Preamp II: Eine erkleckliche Anzahl an Eingängen gibt es zu vermelden, drei davon symmetrisch, zwei unsymmetrisch ausgelegt. Eine Durchschleifmöglichkeit für den Surround-Fan, sowie ein Ausgang mit festem Pegel, zum Beispiel für den Anschluss an einen externen Kopfhörerverstärker, sind ebenfalls mit an Bord. Die klassischen Endstufenausgänge sind jetzt sogar doppelt vorhanden. Je zwei Paar unsymmetrisch und symmetrisch beschaltete Ausgangsbuchsen sollten ausreichend Flexibilität für die allermeisten Anwendungsfälle, sei es Bi-Amping oder der Anschluss aktiver Subwoofer, bieten.

Mit dieser bemerkenswerten Vielfalt erschöpfen sich die Besonderheiten, die der Lauffener Preamp zu bieten hat, keineswegs. Im Unterschied zum Vorgängermodell kann der Besitzer nunmehr zwischen einer AC-Koppelung und deren Pendant, der vollständigen DC-Koppelung des Ausgangs wählen. Bei der ersteren Variante befindet sich ein Kondensator im Signalweg, wohingegen DC-gekoppelt das Signal direkt an den Ausgang geleitet wird.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Technisch gesehen bietet die AC-Koppelung die höchste Betriebssicherheit, weil hier Gleichspannungsanteile im Ausgangssignal vermieden werden, die unter ungünstigen Umständen zu Arbeitspunktverschiebungen des nachfolgenden Leistungsverstärker führen oder diesen sogar zum Schwingen anregen könnten. Klanglich scheinen die Lauffener in den meisten Fällen der AC-Koppelung den Vorzug zu geben. So entnehme ich es zumindest der gut verständlichen und ausführlichen Betriebsanleitung. Allerdings verweist diese auch darauf, dass es letztlich auf die jeweiligen Spielpartner des Tube Preamp II und natürlich den Hörgeschmack des Anwenders ankommt, welche der beiden Betriebsarten der Vorzug zu geben ist.

Dass die im Signalweg befindlichen Bauteile da nur von allerbester Qualität sein dürfen, versteht sich von selbst. Accustic Arts verwendet daher nicht die üblichen gewickelten Folienkondensatoren sondern 5%ige-MKH-Kondensatoren, denen sie bessere klanglich Eigenschaften zuschreiben.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

In meiner Kette – ich hörte den Accustic Arts Tube Preamp II an meinen Tenor Audio 75 Wi-Röhrenmonos als auch mit einer Audionet Amp I V2-Stereoendstufe – machten dann dennoch die DC-gekoppelten Ausgänge das klangliche Rennen. Stets waren sie etwas offener und weiträumiger, boten insbesondere bei Stimmen das natürlichere Timbre. Die AC-Variante hingegen wirkte leicht strähniger und weniger räumlich, allerdings konnte sie dynamisch ein ums andere mal punkten.

Technische Probleme gab es übrigens weder beim Betrieb mit den Röhrenendstufen zu vermelden noch hatte die recht sensible Schutzschaltung des Audionet Grund einzuschreiten. Der künftige Besitzer eines Accustic Arts Tube Preamp II tut also gut daran, beide Möglichkeiten auszutesten.

Prinzipbedingt setzt eine echte symmetrische Schaltungsauslegung voraus, dass alle Bauteile im Signalweg vierfach vorhanden sein müssen. Da sich in symmetrischen Schaltungen Störsignale letztlich gegenseitig auslöschen sollen (siehe fairaudio-Lexikon), bekommt das Nutzsignal am Ende mutmaßlich weniger Verzerrungen mit auf den Weg. Ein Vorteil, der natürlich durch den höheren konstruktiven Aufwand bezahlt werden will. Beispielsweise wird für die Lautstärkenreglung, die als einzige Funktion fernbedienbar ist, das bekannt zuverlässige, motorgetriebene blaue Alps-Poti hier – folgerichtig – in der vierfachen Ausführung verwendet.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Auch dass pro Kanal gleich zwei Doppeltrioden des Typs E83 CC für die Spannungsverstärkung verantwortlich sind, ist dem vollsymmetrischen Konzept geschuldet. Dabei verlässt sich Accustic Arts nicht auf im Zweifelsfall schwer beschaffbare NOS-Ware oder gar Billigheimer aus chinesischer Massenfertigung, sondern verbaut military-grade Typen mit ausgezeichneter Serienkonstanz aus aktueller europäischer Fertigung. Wenn nach geschätzten zwei- bis dreitausend Betriebsstunden dann Ersatz fällig wird, liefert Accustics Arts vier perfekt gematchte Ersatzröhren für etwas weniger als 200 Euro. Diese werden einfach nur in die entsprechenden Sockel eingesetzt und fertig. Plug & Play, weitere Einstellarbeiten sind nicht erforderlich.

Accustics Arts Tube Preamp II Mk2

Um die eingehenden Signale und deren eventuell notwendige Symmetrierung kümmern sich, ebenso wie für die Stromverstärkung in der Ausgangsstufe, OP-Amps von Burr & Brown. Wir haben es also mit einer Hybridkonstruktion zu tun. Aber OP-Amps in der Topklasse?

Bei Accustic Arts sieht man das ganz entspannt und verweist darauf, pragmatisch den technisch sinnvollsten Weg zu gehen, wobei den Entwicklern der Zugriff auf feinste und teure Bauteile offen steht. Es ist aber kein Geheimnis, dass klanglich keineswegs immer das kostspieligste Bauteil das Rennen macht. Am Ende müssen sich die gefundenen Lösungen natürlich im firmeneigenen Hörraum behaupten können. Nur was dort vor den kritischen Ohren der Geschäftsführer – dem Firmengründer Fritz Schunck und seinen derzeit maßgeblich die Geschicke der Firma bestimmenden Söhnen Martin und Steffen Schunck – bestand hat, wird auf den Weltmarkt losgelassen. Dort hat sich Accustic Arts über die Jahre ein beachtliches Renommee erarbeiten können, was gemeinhin als Indiz für exzellenten Klang gelten darf.

Accustics Arts Trafos

Wenden wir uns der Spannungsversorgung zu, die immerhin einen Großteil der linken Hälfte der Hauptplatine für sich beansprucht. Beim Anblick der beiden gekapselten, für eine Vorstufe sicher nicht schmächtigen 75-VA-Ringkerntrafos könnte man eine Dual-Mono-Bauweise vermuten. Dem ist nicht so. Vielmehr ist hier ein Stromversorger für die Röhren, der andere für die Halbleitersektion zuständig. Gerade in der Röhrenabteilung darf die Stromversorgung gerne etwas komplexer ausfallen, denn es gilt unterschiedliche Spannungen in perfekter Qualität für die Doppeltrioden zur Verfügung zu stellen.

Bleibt anzumerken, dass der getriebene Aufwand natürlich seinen Preis hat. Das sind im Falle des Accustic Arts Tube Preamp II stolze 7.990 Euro. Damit gehört der Vorverstärker schon rein pekuniär in die überschaubaren Riege der Topvorstufen, die ihren Wert nicht nur durch Einsatz hochwertiger Materialien und Bauteile, sondern vor allem und in erster Linie mit einem überdurchschnittlichen Klangerlebnis rechtfertigen müssen.

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Test: Accustic Arts Tube Preamp II Mk2 | Vorstufe

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