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Klang: Accustic Arts Power ES

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang: Accustic Arts Power ES

Nach der furiosen Vorstellung des Player ES waren meine Erwartungen an den Vollverstärker Power ES hoch. Dank ihren symmetrisch gestalteten Fronten mit spiegelnden Accustic Arts Logos in der Mitte passen die beiden Geräte optisch schon mal prima zueinander.

Accustic Arts Power ES

Der Accustic Arts Power ES hatte zunächst keinen leichten Stand, löste er in meiner Kette doch unmittelbar den fast doppelt so teuren B.M.C. ab. Aufgrund dieses Wechsels hatte der Accustic-Arts-Vollverstärker im direkten Vergleich im Bassbereich erst einmal das Nachsehen. Die absolute Kontrolle, die der Bolide von B.M.C. hier an den Tag gelegt hatte, erreichte der Power ES nicht. Auch wenn es nicht wirklich etwas zu bemängeln gab, besaß der Power ES im direkten Quercheck etwas weniger Kontrolle. Aber das will ich ihm nicht allzu sehr anlasten. 120 Watt an 4 Ohm, die der Power ES zu leisten imstande ist, sind ordentlich und reichen für einen tiefen, souveränen Bassbereich allemal.

Accustic Arts Power ES

Und dass mehr Leistung gut fürs letzte Quäntchen Kontrolle im Bass ist, weiß man auch bei Accustic Arts. Wer hier den ultimativen Kick braucht, höre sich den Power I aus der nächsthöheren Serie von Accustic Arts an. Der stand mir im Testzeitraum freundlicherweise ebenfalls zur Verfügung. Und wer noch mehr braucht, schaue sich gleich die potenten Endstufen der Accusic-Arts-Referenz-Serie an. Dafür, dass wir es bei dem Power ES mit dem Einsteiger-Verstärker des Hauses zu tun haben, zieht sich der „Kleine“ ausgesprochen souverän aus der Affäre. Schiere Stromlieferfähigkeit ist eben nicht alles, und der tiefe, in den untersten Lagen ganz leicht abgerundete Bass des Power ES passt perfekt zu seinem restlichen Klangbild.

Umgewöhnen musste ich mich auch bei der räumlichen Darstellung. Der Power ES stellte eine realistische Räumlichkeit dar. Dabei entwickelte er nicht die sezierende Lokalisationsschärfe, die etwa der B.M.C. an den Tag legte. Wenn ich ehrlich bin, halte ich aber eine etwas „integrativere“ räumliche Abbildung für authentischer. Live höre ich nie die teilweise artifizielle Räumlichkeit, die der Tonmeister beim Abmischen der Signale aus den meist vielen verschiedenen Tonspuren erzeugen kann – und die manche Komponenten dann genauso rüber bringen. Der Power ES setzte auf Natürlichkeit, nicht auf Analyse. Das galt für sämtliche Musikrichtungen, wobei ich erwähnen möchte, dass der Power ES nicht zuletzt bei großem Orchester einen glaubhaften, stabilen Raum aufbaute und nicht einbrach, will sagen, auch hier überzeugte er durch das angemessen „große Bühnengefühl“, ja er konnte das, was gute Komponenten ausmacht: die Ausmaße des Konzertsaals akustisch erfahrbar machen.

Accustic Arts Power ES

Wirklich beeindruckt hat mich beim Power ES seine Fähigkeit, Klangfarben bis ins feinste Detail hörbar zu machen. Eine Violine von einer Bratsche zu unterscheiden ist bei weitem nicht jedem Verstärker gegeben. Beides sind Streichinstrumente, deren Tonbereiche sich weit überschneiden. Trotzdem klingt eine Bratsche kräftiger, erdiger, körperlicher als eine Violine. Und wenn Sie nicht gerade Musiker sind, ist es wirklich schwer, die beiden Instrumente auseinander zu halten. Nun, der Power ES wird Sie jedenfalls nicht im Unklaren lassen.

Bezüglich der Klangfarben hat mich beispielsweise auch „Gerry Mulligan meets Ben Webster“ – diesmal von Platte –Gerry Mulligan meets Ben Webster beeindruckt. Der Dialog zwischen Bariton- und Tenorsaxophon, den die beiden Musiker führen, war atemberaubend. Die unterschiedlichen Instrumente mit ihren eigenen Klangfarben kamen genauso zur Geltung wie die verschiedenen Spielarten der Musiker. Toll, wie weit Mulligan und Webster aufeinander eingingen, sich auf das Spiel des anderen einließen oder davon absetzten. Musikalische Unterhaltung auf höchsten Niveau. Und der Power ES brachte es auf den Punkt rüber.

Um den Accustic Arts ein wenig besser einordnen zu können, habe ich ihn im Vergleich zu meinem Jadis Orchestra blacksilver gehört. Beide Geräte liegen in der gleichen Preislage um 3.000 Euro. Aber der Vergleich zeigte, dass sie offensichtlich unterschiedliche Klangideale verfolgen.

Jadis Orchestra blacksilver

Im Bass waren sich die beiden Geräte noch weitgehend einig. Wobei der Röhrenverstärker ein wenig dicker auftrug, der Power ES dafür den Eindruck vermittelte, noch eine halbe Oktave tiefer hinabzureichen. Ein Hauch mehr Kontrolle täte beiden Verstärkern in diesem Frequenzbereich gut, ist aber kein K.O.-Kriterium. Tonal gaben sich die beiden Verstärker auch nicht viel – heller oder dunkler als der andere klang keiner der beiden.

Die Unterschiede waren anderer Natur. Mein Jadis nahm mich mit dem ihm eigenen Gespür für die großen Bögen ein. Im Vordergrund seiner Wiedergabe stand das Gesamtereignis, wobei man jederzeit in Details reinhören konnte. Man nahm quasi zuerst die kompositorischen Linien wahr, bevor einem dann die Eigenheiten der einzelnen Beteiligten gewahr wurden. Der Accustic Arts kam dagegen von der anderen Seite. Bei Ihm standen die einzelnen Instrumente im Vordergrund; ihre Eigenheiten und Klangfarben kamen wunderschön zur Geltung.

Wenn man aber das Ganze überblicken wollte, musste man wahrnehmungsmäßig einen Schritt zurücktreten. Besonders deutlich wurde dies bei Klassik, etwa der 9. Sinfonie von Schnittke. Accustic Arts Power ESHier richtete sich meine Aufmerksamkeit zunächst auf die einzelnen Instrumentengruppen. Nein, der Power ES arbeitet nicht sezierend oder analytisch – im Gegenteil. Aber da er nun mal Klangfarben so fantastisch darstellt, differenzierten sich die Instrumentengruppen stärker. Da gab es kein Vertun. Und entsprechend nahm ich zum Beispiel Violinen, Bratschen sowie Bläser zunächst eher jeweils für sich wahr. Und daraus ergab sich das Zusammenspiel der Instrumente und Instrumentengruppen. Der Jadis konfrontierte mich zunächst mit dem Gesamt-Klanggeschehen, dessen einzelne Komponenten ich erst bei näherem Hinhören zuordnen konnte. Das gelingt mit dem Jadis zwar auch, aber eben erst im zweiten Schritt.

Astor Piazollas „Adios Nonino“Sehr spannend war die Beobachtung der verschiedenen Charakteristika auch bei Astor Piazollas „Adios Nonino“. Während mir „Escualo“ mit seinen spannenden rhythmischen Strukturen über den Orchestra blacksilver besser gefiel, hier steht das Zusammenspiel der Instrumente im Vordergrund, überzeugte mich „Libertango“ stärker über den Accustic Arts Player ES Power ES, da hier jedes Instrument seine eigene Melodielinie zu verfolgen scheint und sorgfältig von anderen Instrumenten auseinander gehalten werden muss.

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Verstärkern bestand in ihrer Fähigkeit, Töne „unmittelbar“ in den Raum zu stellen. Hier war der Jadis im Vorteil. Die Ansatzlosigkeit seiner Darbietung konnte mich teilweise beinahe erschrecken. Ein rasanter Bläser-Riff, etwa bei Robbie Williams, kann einen beim Jadis zusammenzucken lassen. Der Power ES benimmt sich dagegen etwas dezenter, malt die Bläser sorgfältiger aus, nimmt ihnen aber etwas von ihrer „rotzigen“ Dynamik, mit der sie dazwischen hauen.

Sorgfalt ist auch das Stichwort, dass den Power ES im Hochtonbereich kennzeichnet. Hi-Hats klingen wie Hi-Hats, „strahlen und funkeln“ aber nicht übertrieben – der ES gibt sich hier maßvoll. Der Jadis scheint dagegen im Hochtonbereich ein wenig Eigendynamik zu entwickeln. Das klingt einen Deut kesser, muss aber nicht näher an der musikalischen Wahrheit liegen.

Um mich noch einmal dem Thema Frauenstimmen zu widmen, habe ich auf den zarten Gesang von Melody Gardot zurückgegriffen. Melody Gardot„Worrysome Heart“ ist über den Accustic Arts Power ES ein Genuss. Die eindringlich-zerbrechliche Stimme von Frau Gardot, die stimmige, eher sparsame Instrumentierung, die den Gesang auf den Punkt unterstützt, die gute Aufnahmequalität, die einen das alles richtig würdigen lässt und eben der Power ES, der das alles sorgfältig und authentisch zu inszenieren weiß. Hier war der Power ES in seinem Element – Gänsehaut garantiert.

Mit Melody Gardot habe ich gleich weitergemacht als es darum ging, den optionalen Phonovorverstärker zu hören. „My One and Only Trill“ landete auf dem Thorens 160 HD. Das Benz Micro Gold lieferte seine Signale direkt an den MC-Eingang des Phonoteils im Power ES.

Thorens 160 HD

Um es vorweg zu nehmen: Ich halte den Power ES für einen Verstärker, der sich ideal mit analogen Quellen versteht. Meiner Erfahrung nach liegt die Schallplatte in Vergleich zur CD überall da vorne, wo die Musik aus der Mitte heraus lebt – hier ist das menschliche Gehör am empfindlichsten und die Schallplatte der CD häufig überlegen. Mit analogen Quellen spielte der Power ES auf jeden Fall sein volles Potenzial aus.

Was nicht zuletzt an seinem guten (optionalen) Phonovorverstärker liegt. Die Stimme von Frau Gardot rückte von Schallplatte nochmals mehr in den Vordergrund, bekam noch mehr Ausdruck und stand auch noch plastischer in Raum. Dabei zeigte ein Wechsel auf meinen Lehmann Black Cube SE II als Phonovorverstärker, dass da noch was geht. Insgesamt löste der Lehmann etwas feiner auf, brachte etwas mehr Klarheit und punktete mit einem dynamischeren Antritt. Der Phonoverstärker im Power ES schmeichelte sich dagegen durch einen Schuss Wärme ins Gehör. Ich gebe zudem zu bedenken, dass der Lehmann (800 Euro) deutlich mehr als die Phonooption für den Accustic Arts (575 Euro) kostet.

Auch Klassisches brachte der Power ES von Platte mit Bravour zu Gehör. Bachs Goldberg Variationen, eingespielt von Glenn Gould, ließenBachs Goldberg Variationen, eingespielt von Glenn Gould nichts zu wünschen übrig. Auch hier erwies sich das Phonoteil des Power ES als etwas „geschmeidiger“ als der Lehmann. Letztendlich habe ich bei Bach den Lehmann bevorzugt. Der brachte die Dynamik des Spiels noch etwas zackiger zur Geltung als das Phono-Abteil des Power ES. Gleiches galt für Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1, eingespielt von Clifford Curzon und den Wiener Philharmonikern unter Georg Solti. Auch hier war die Tendenz des eingebauten Phonovorverstärkers, ein wenig wärmer zu klingen und das musikalische Geschehen ruhiger darzustellen, deutlich herauszuhören.

Insgesamt habe ich den Power ES lieber mit analogen Quellen gehört als mit digitalen. Mit diesen konnte er sein Talent für Klangfarben noch feinsinniger ausspielen, widmete sich zartesten Details und vermochte die „Seele“ guter Aufnahmen zur Geltung zu bringen. Das lag sicher an seinem wunderbaren Differenzierungsvermögen in den mittleren Lagen. Und da hier auch Schallplatten ihre Stärke haben, ergänzte sich das Ganze für meinen Geschmack in idealer Weise.

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Rose RS250A

Test: Accustic Arts Player ES und Power ES | CD-Player

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