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Accustic Arts Power 1 – Tonalität, Kopfhörer, Phono – Testbericht fairaudio

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  1. 3 Accustic Arts Power 1 - Tonalität, Kopfhörer, Phono - Testbericht fairaudio

Beginnen wir mit der Tonalität. Wir haben einen bis ins tiefste Fundament hervorragend sauber durchgezeichneten Bassbereich, der sowohl mit Tiefgang als auch mit Schnelligkeit und Präzision punktet. Ein bruchlos angekoppelter, sauber differenzierender Mittenbereich wird ebenso lückenlos von einem Obertonbereich gefolgt, der tendenziell auf der hellen Seite liegt, aber zu keiner Sekunde ins Gleißende kippt.

Ich hatte mehrmals, gerade bei Schlagzeugbecken, das Wort „blitzblank“ im Notizbüchlein meiner Hörnotizen stehen. Hier mein besonderer Service für Brillenträger: Stellen Sie sich vor, Sie haben Ihre Brille ein paar Tage lang nicht geputzt. Und dann reicht Ihnen jemand so ein schönes, nach Zitronensprit riechendes Brillenputztuch. Sie putzen die Gläser, setzen die Brille auf und denken: „aaah!“ So ungefähr ist es mit dem Hochtonbereich des Power I – er fügt nichts hinzu, was nicht da wäre. Aber das, was da ist, zeigt er mit größtmöglicher Sauberkeit. Zur Fein- und Grobdynamik wurde schon weiter oben alles Relevante gesagt: Beides kann er ausnehmend gut. Er hat weder vor ausufernden Double-Bassdrum-Gewittern Angst noch vor der Darstellung feinster Nuancen. Hervorzuheben ist, dass all dies auch bei sehr hohen Abhörpegeln noch gut funktioniert. Die Leistungsreserven reichen auch für wirkungsgradschwache Lautsprecher und größere Hörräume.

Vom tonalen Grundcharakter her erinnert mich der Power I ein bisschen an den Abacus Ampollo, eine regelbare Endstufe, die somit auch als puristischer Vollverstärker durchgeht. Auch der Quadral Aurum A5 zielt ein bisschen in die ähnliche Richtung. Was den Power I von beiden jedoch klanglich positiv abhebt (er ist ja auch ein deutliches Stück teurer als beide Vergleichsgeräte) sind zwei Dinge:

Das oben erwähnte absolut gleichwertige Nebeneinander von Grob- und Feindynamik, das auch im größten Klanggewitter noch Raum für Nuancen lässt – und einen etwas großzügigeren Umgang mit klanglich nicht optimalem Material. Generell mag ich es zwar, wenn Verstärker eine analytische Ader haben, aber das darf eben nicht in den Bereich der Vivisektion vordringen. Wenn ein Verstärker so „genau“ ist, dass er mir bei weniger guten Aufnahmen jeden Fehler vorwurfsvoll aufzeigt, dann macht das rein passive Musikhören keinen Spaß mehr.

Das lässt sich gut belegen bei dem legendären Album Concert von The Cure. Tontechnisch nicht gerade ein Meisterwerk, aber musikalisch und atmosphärisch für mich immer noch ein fantastisches Album. Mit dem Power I macht das trotz der etwas eigenwilligen Produktion Spaß. Nehmen wir den Song „Charlotte the cureSometimes“. Der Power I lenkt geschickt den Blick auf die positiven Dinge, wie das tighte Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug. Er lässt den lang ausklingenden, über einen Flanger geschickten Gitarrenakkorden viel Raum. Er zeigt, dass auf dem recht plakativen Gesang ganz leise und versteckt noch ein Delay liegt, das irgendwo nach hinten rechts ausfasert. Und dass die Crashbecken – wahrscheinlich versehentlich – völlig in den Hintergrund gemischt wurden, stört eigentlich gar nicht weiter. Viel schöner ist doch, dass die Snare so schön knallt. Sie verstehen, was ich meine? Ich sag’s mal so: Wer seine „alten bekannten“ Aufnahmefehler unbedingt hören will, der hört sie auch weiterhin. Aber man wird nicht mit der Nase drauf gestoßen.

Ein paar Worte noch zum Phonoteil: Mir hat dieser sehr gut gefallen, doch – man blicke auf meinen „Gerätepark“ – liegt der Schwerpunkt meiner Anlage im Bereich Digitalquellen, sodass ich im Bereich Phono dem Power I keine wirklich adäquaten Gegenspieler anbieten konnte. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mal wieder in ein paar alte Platten von Modern English reinzuhören, die sich von finsterem Düster-Wave (Album: Mesh and Lace) bis hin zu einer fast orchestral-poppigen Band (Album: Ricochet Days) entwickelt haben.

Im Grunde lässt sich über den Phono-Teil ähnliches sagen wie auch für den Rest: Er ist zupackend, spielt frisch, involvierend, modern englishkraftvoll – aber eben nicht kraftmeierisch. Der Song „Black Houses“ vom Debutalbum wird mit einer ungeheuren Direktheit ins Wohnzimmer geblasen, eine Direktheit, die man so vermutlich auch einfach nur von Vinyl „fühlen“ kann. Das Lied „Heart“ wiederum vom Album Ricochet Days beginnt mit einem Bläser-/Streicherquartett und geht dann langsam in einen elektronisch angehauchten Popsong über. Wunderbar plastisch und organisch klingt dieser Übergang über den Power I.

Etwas ausführlicher möchte ich noch über den Kopfhörerverstärker sprechen, dieser ist nämlich superb! Ich leinte mehr so der Vollständigkeit halber meinen Ultrasone Pro 900 an, den ich auf längeren Reisen gerne mit dem iPod verkable. Als ich den „Phones On“ Schalter am Power I drückte, musste ich mir erst mal die Augen beziehungsweise die Ohren reiben. Alle Wetter! Ganz im Ernst: So schön habe ich schon lange nicht mehr über Kopfhörer gehört. Der Quervergleich zwischen dem regelbaren Kopfhörerausgang meines Marantz SA 7001 und dem des Power I war ganz erstaunlich.

Nun klingt es aus dem Marantz nicht wirklich übel, aber was der Power I aus einem Kopfhörersignal in puncto Feinauflösung und Detailreichtum machen kann, das hat mich doch überrascht. Es lassen sich eine bessere Hochtonauflösung und ein flinkerer Bass konstatieren, auch wirkt das Klangbild über den Accustic Arts Power I insgesamt in räumlicher Hinsicht detaillierter. Der Ultrasone Pro900 bläst das Signal ja nicht direkt ins Ohr, sondern die Treiber dieses Kopfhörers nutzen durch ihre angewinkelte Anordnung die „raumbildende“ Formgebung der Ohrmuschel mit aus. Das erzeugt per se schon eine für Kopfhörer erstaunlich realistische Raumabbildung. Diese jedoch wird durch den Power I nochmals aufgebohrt. Natürlich sind wir hier von „Holografie“ immer noch weit entfernt, aber es macht tatsächlich Freude, über den Accustic Arts per Kopfhörer zu hören. Das war bisher für mich eher eine Pflichtübung, die dem nächtlichen Ruhebedürfnis der Nachbarn geschuldet ist. Mit dem Power I kann ich mir glatt vorstellen, das dann und wann auch mal freiwillig zu tun.

Haben wir alles? Nein, jetzt müsste noch die „Meckerecke“ kommen, also: Was gefällt mir nicht so gut? Oh, da gibt es etwas. Ich will damit nicht hinter dem Berg halten: Eines finde ich sogar richtig blöd: Ich muss ihn jetzt wieder abgeben. Klanglich hingegen gibt es für mich nichts auszusetzen – ich konzediere jedoch auch, dass ich den Phonoteil hier auch vergleichsweise unkritisch abgehakt habe.

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Test: Accustic Arts Power 1 MK3 | Vollverstärker

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