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Die Acapella High Campanile 2 ist ein preislich sehr exklusiver und physisch riesiger Lautsprecher – und der klanglich überzeugendste, der mir bisher untergekommen ist. Das mag angesichts des Preisschildes nicht überraschen, in diesen Sphären sollte schließlich einiges drin sein. Und doch war ich überrascht. Ich hatte eher etwas Graduelles erwartet, nichts Grundsätzliches.

Pop Art – Die Acapella High Campanile 2 ist immer ein Hingucker, mit orangenem Horn aber vielleicht noch ein bisschen mehr
Klar, die Checkliste mit Klang-Kriterien lässt sich mit der Acapella High Campanile 2 sowieso leicht abhaken, aber das bekommt man ja auch fürs halbe Geld hin. Neu und unerhört war für mich aber die Kombination aus liveartiger dynamischer Schlagkraft, klangfarblicher Authentizität und schierer Auflösung. Imposanz und Größe eines Orchestertuttis mit voller Energie vermitteln und hernach eine sich aus dem Piano herausschälende Violine in bis dato nicht gehörter Echtheit präsentiert zu bekommen … Selbst hochwertige Highend-Lautsprecher sind oft nicht in der Lage, das eine oder das andere derart überzeugend wiederzugeben – geschweige denn beides zusammen. Die Campanile 2 hingegen schüttelt es ganz locker aus dem Ärmel, als wäre es keine große Sache. Nun, für mich ist es die entscheidende Sache, die diesen Lautsprecher von anderen abhebt.
Argumente gegen die Campanile lassen sich natürlich ebenfalls leicht finden: „zu groß“ und „zu teuer“ dürften die meistgenannten sein. Und wer klanglich, insbesondere bühnentechnisch, mehr „Sicherheitsabstand“ braucht, wird wohl zu kompakter bauenden Schallwandlern neigen. Und dann ist da noch die Genre-Frage. Die Campanile eignet sich für jeden Musikgeschmack, keine Frage, aber wer eigentlich nur gepflegten skandinavischen Jazz, Girl-with-a-guitar-Songs und ab und zu Chart-Rock hört, reizt die Möglichkeiten dieses Lautsprecher nicht aus. Wer aber mehr verlangt und fordert und das nötige Kleingeld für so einen audiophilen Turm aufbringen kann – der wird von mir ab jetzt heftig beneidet.
Steckbrief Acapella High Campanile 2:
- Tonal balanciert-neutral und extrem breitbandig, von den tiefsten Tiefen bis in höchste Höhen komplett da.
- Von oben bis ganz unten homogen durchgezeichneter Bass, auch in den allertiefsten Gefilden weicht nichts auf. Bassdynamik aus einer anderen Liga: Impulse werden so locker und souverän ausgeteilt, dass man sich die Augen reibt. Hier scheint sich nicht nur die Bestückung mit insgesamt acht 10-Zöllern auszuzahlen, sondern auch die immense Höhe des Lautsprechers, die ein anderes Abstrahlverhalten ermöglicht. Die Campanile 2 hat den Raum im Griff.
- Mitten- und Hochtonband sind eine Einheit und nicht zuletzt dank des Ionen-Hochtöners extrem gut aufgelöst. Das zeigt sich im schieren Detailreichtum und der Feinzeichnung leiser Signale (Raumhall, Ausklingen von Instrumenten etc.), insbesondere aber auch durch höchsten Realismus in Sachen Klangfarben, die völlig authentisch rüberkommen. Das ist eine sehr besondere Performance, selbst für die, die Hochklassiges gewohnt sind.
- Dynamisch in jeder Hinsicht ein Ausnahmetalent. Sogar große Orchester-Klangkörper werden realistisch vermittelt, was wirklich selten zu haben ist. Der Bassbereich ist dynamisch komplett eingebunden: Mit der Campanile 2 wirkt es nie nach „mehr Arbeit“, nur weil der Dynamiksprung (auch) im Tiefton stattfindet. Zudem wirkt sich die Dynamik …
- … auf die Raumdarstellung aus: Im „Normalbetrieb“ beginnt die Bühne auf/bei der Stereobasis und wird angenehm breit und realistisch tief aufgespannt. Doch die Bühnengröße ist nicht fix, sondern dynamisch variabel, ein Orchesterfortissimo nimmt schnell mal den halben Hörraum ein, die Bühne „atmet“ gemäß musikalischer Vorgabe. Das wirkt ungemein realistisch, nicht nur, aber gerade bei großer Klassik.
- Abbildungspräzision und Transparenz der Tiefenstaffelung sind hoch, doch für sich betrachtet nichts Besonderes angesichts der Preisklasse, das kriegt man auf diesem Niveau auch für weniger Geld geboten. Erstaunlich ist eher, dass es trotz der immensen Größe der Schallwandler in dieser Qualität möglich ist, die Campanile 2 steht sich selbst nicht im Weg, wie man vermuten könnte.
- Die Verarbeitungsqualität ist standesgemäß, was in diesem Fall heißt: über jeden Zweifel erhaben. Mitten und Hochton lassen sich im Pegel regeln, was für Flexibilität sorgt. Die hier getestete High-Version der Campanile 2 besitzt eine Silber-Verkabelung und die Bauteile der Weiche sind noch hochwertiger und strenger selektiert als die der Normal-Variante – die dafür knapp 22.000 Euro weniger kostet.
Fakten:
- Modell: Acapella High Campanile 2
- Konzept: geschlossener 3-Wege-Lautsprecher mit hypersphärischen Breitbandhorn und Ionen-Hochtöner
- Preis: 89.580 Euro (High-Variante, Standard-Version: 67.860 Euro)
- Abmessungen & Gewicht: 236 x 62 x 80 cm (HxBxT, mit Horn), circa 250 kg/Stück
- Ausführungen: Korpus Hochglanz-Weiß und -Schwarz, Horn nach Kundenwunsch; Sonderausführungen sind möglich
- Nennimpedanz: 6-8 Ohm
- Wirkungsgrad: 95 dB/W/m
- Garantie: 5 Jahre
- Weitere Informationen auf der Webseite des Herstellers
Vertrieb:
Audio-Forum Winters GmbH & Co. KG
Koloniestraße 203 | 47057 Duisburg
Telefon: +49 (0) 203-361222
E-Mail: acapella@acapella.de
Web: https://www.acapella.de/
Test: Acapella High Campanile 2 | Standlautsprecher