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Passt, wackelt nicht, hat aber Luft – doch nur eine Handbreit, dann kommt auch schon die Zimmerdecke: Dieser Lautsprecher bricht einige Rekorde, auch größentechnisch. Schnuckelige 2,36 Meter ragt er in die Höhe. Gottseidank habe ich mich mit der Höhe meines Hörzimmers nicht vertan, das wäre wirklich lästig geworden, die Acapella-Mannen (https://www.acapella.de/) unverrichteter Dinge mit einer halben Tonne Lautsprechertechnik im Gepäck wieder nach Haus zu schicken, nur weil die Decke doch zu niedrig hängt … Wenn Sie sich also für die Acapella Campanile interessieren sollten: Erst mal den Zollstock zücken und nachmessen, ob die denn auch reinpasst. Dann einen kritischen Blick auf den Boden werfen, ob der tragfähig genug ist – okay, sollte in der Regel kein Problem darstellen –, und danach das Gleiche Richtung Kontostand. Die normale Version dieses Lautsprechers kommt einen 67.860 Euro zu stehen, die hier zum Test angetretene Acapella High Campanile 2 allerdings 89.580 Euro.
Die Acapella High Campanile 2 ist damit tatsächlich der teuerste, größte und schwerste Lautsprecher, der sich bis dato bei uns zum Test angemeldet hat. Lustigerweise gewöhnt man sich an die zunächst recht imperial wirkenden Türme recht schnell. Als der Abholtermin näher rückte, eröffnete meine Tochter mir, dass sie es blöd fände, bald wieder mit „den Kleinen“ hören zu müssen, womit sie meine Acapella High BassoNobile MK2 meinte … das Kind scheint in seltsamen Verhältnissen aufzuwachsen. Doch wie dem auch sei, ihrem Urteil muss ich mich anschließen, dazu später noch mehr.

Die High Campanile 2 ist das größte Modell aus Acapellas Lautsprecherserie mit 620-mm-Horn, für die noch größeren Lautsprecher der Duisburger werden dann sechsstellige Preis aufgerufen. Zwei Versionen der Campanile gibt es: Die Standard-Variante kommt mit Kupferverkabelung, die High-Version mit einer Innenverkabelung aus Reinsilber und noch hochwertigeren Weichenbauteilen
Acapella High Campanile 2 – Technik und Konzept
Bei Acapella Audio Arts werden Lautsprechermodelle nicht nach dem Marketing-Kalender entworfen, sondern vornehmlich über Jahre und Jahrzehnte hinweg gepflegt und weiterentwickelt. So auch die Campanile, die schon lange im Programm der Duisburger ist und in der neuesten Version – seit gut einem Jahr erhältlich – unter anderem mit einem frisch überarbeiteten Plasma-Hochtöner aufwartet. Der Grundentwurf ist freilich der gleiche geblieben: Die Campanile 2 ist ein passiver, geschlossener Drei-Wege-Lautsprecher, der aus drei Modulen aufgebaut wird – sonst ließe sich der „Glockenturm“, so die deutsche Übersetzung des italienischen Wortes „Campanile“, auch kaum noch transportieren.
Modular
Es gibt also ein unteres und oberes Bassmodul, die mit zwei auf jeweils 60 Liter Volumen arbeitenden 10-Zoll-Woofern bestückt sind, sowie ein Mittelteil, das die beiden Hörner trägt: das große, hypersphärische 620-mm-Breitbandhorn, wie Acapella es nennt – es ist zuständig für den Bereich zwischen 1000 und 7000 Hertz –, und das sphärische, goldglänzende Bronzehorn, in dessen Mitte eine Plasmaflamme funkelt, die danach übernimmt und bis circa 40000 Hertz hinauf masselos musiziert. Die drei Module werden miteinander verschraubt, sodann die Hörner montiert. Im Kasten hinter dem hypersphärischen Horn steckt nicht nur der Treiber – eine 25-mm-Seidenkalotte, die bewusst ohne Druckkammer ans Horn geflanscht wird –, sondern auch die vergossene Frequenzweiche, die mit „phasenkorrigierten Filtern niedriger Ordnung“ (mehr lässt sich nicht erfahren) die Arbeitsbereiche zuweist.

Bei der Arbeit – Acapella-Chefentwickler Richard Rudolph baut die High Campanile 2 auf. Der wahrlich ausgewachsene Lautsprecher besteht aus drei Teilen. Das mittlere Element trägt die Hörner, oben und unten befindet sich jeweils ein Bassmodul
Einiges an der Technik der Campanile 2 kommt mir vertraut vor, bin ich doch im Besitz der besagten „kleinen“ High BassoNobile MK2. Die Bestückung mit der Gewebekalotte fürs große Horn und den 10-Zoll-Woofern von Seas mit ihrer von Acapella speziell beschichteten Papiermembran ist beim „Glockenturm“ die gleiche wie bei der BassoNobile – allerdings hat man die Schlagkraft im Bass gleich einmal verdoppelt. Zudem sei die Höhe der Campanile und die Platzierung eines Bassmoduls nach oben vorteilhaft für die Tieftonwiedergabe, so Entwickler Richard Rudolph, denn damit gelinge eine Schallabstrahlung in Form einer Zylinder- statt Kugelwelle, wodurch sich störende Raumeinflüsse minimieren ließen.
Grundsätzliche Ähnlichkeiten gibt es auch beim Gehäuseaufbau, so etwa beim Materialmix aus Schichtholz, MDF und der äußeren, drei Millimeter starken Acrylhaut – die ungleichen Schallgeschwindigkeiten der Materialien sollen Resonanzen das Leben erschweren und aufwendige innere Verstrebungen und Verspannungen des Korpus den Rest besorgen. Last, but not least ist natürlich auch die patentierte hypersphärische Formgebung des großen Horns die gleiche, bei der Campanile 2 fällt das Horn allerdings deutlich größer aus, so wie der gesamte Lautsprecher – ein Umstand, der es ermöglicht, das Horn symmetrisch auszurichten, statt, wie bei der BassoNobile, mit der breiten Seite nach außen.

Das hypersphärische Breitbandhorn der High Campanile 2 lässt sich farblich nach Wunsch gestalten, bei unserem Testmuster kam es in einem edel wirkenden Dunkelblau
Masselos
Das Ende der Gemeinsamkeiten startet spätestens ab 7000 Hertz aufwärts, denn dort arbeitet der Ionen-Hochtöner, der den größeren Acapella-Lautsprechern vorbehalten ist – und in der jüngsten Evolutionsstufe aufs Kürzel „ION TW 2S“ hört. Was ist neu an ihm? Das Massekonzept sei überarbeitet worden, erfahre ich von Rudolph, und vor allem gebe es nun eine galvanische Trennung vom antreibenden Verstärker und somit eine umfassende Unterdrückung potenzieller Störeinflüsse.

Acapellas jüngst überarbeiteter Plasma-Hochtöner ION TW 2S besitzt nun eine galvanische Trennung zum den Lautsprecher antreibenden Verstärker
Das bewährte Konzept ist allerdings geblieben: Zum Start dieses (Super-)Hochtöners sind 7000 Volt zwischen zwei Elektroden nötig, die daraufhin die Luft ionisieren, sodass eine Plasmaflamme entsteht. Allein dafür benötigt man natürlich schon entsprechende Elektronik, und so muss die High Campanile 2 eben auch ans Stromnetz angeschlossen werden. Mittels eines Röhrenverstärkers, der eine Amplitudenmodulation besorgt, wird der Lichtbogen dann im Takt der Musik angesteuert – die Plasmaflamme variiert ihr Volumen gemäß dem zugeführten Signal, und das masse-, da membranlos und somit auch ohne Problemlagen wie Partialschwingungen und Resonanzerscheinungen. Um die Pegelausbeute zu erhöhen, spielt das „Flämmchen“ auf ein aus dem Vollen gedrehtes Bronzehorn mit sphärischer Geometrie.
Ozon-Absonderung führen manche als Nachteil der Plasmatechnik an – davon konnte ich im Testzeitraum absolut nichts feststellen, und ich habe „kritisch am Horn herumgeschnüffelt“ wie ein Hund. Was man nicht alles tut für die werte Leserschaft. Lästig für den Kunden ist allenfalls, dass dieses Stück Highend-Hochtontechnik gewartet werden muss, wobei die Wartungsintervalle mit empfohlenen 5000-6000 Stunden Spielzeit doch sehr lang ausfallen, in vielen Fällen dürfte das circa alle zehn Jahre bedeuten. Die Hochtöner-Module müssen im Fall der Fälle nach Duisburg, kostenseitig ist man dann mit circa 1.100 Euro pro Paar dabei.
Bevor wir zum Hörparcours kommen, noch ein Wort zum Testaufbau: Ich habe die High Campanile 2 mit der Top-Verstärker-Kombination von Electrocompaniet betrieben, und das passte sehr gut. Ob die 2 x 300 Watt an 8 Ohm der Endstufe AW 800M bei einem Lautsprecher mit einem Kennschalldruck von 95 dB/W/m wirklich nötig sind, darf zwar bezweifelt werden, ich persönlich bin aber ein Freund davon, Reserven in der Hinterhand zu haben, vor allem bei Lautsprechern mit derart üppiger Bassbestückung. So etwas will man doch auch mal ausfahren, oder?
Acapella High Campanile 2: Hörtest und Vergleiche
Double Down nennt sich eine Strategie beim Black Jack und mancher Börsenspekulant hat Ähnliches unternommen – nicht immer mit Erfolg. Auch für Audiophile kann die Frage interessant sein, was eigentlich passiert, wenn man den Einsatz verdoppelt, wobei unsere Spekulation natürlich auf den Klanggewinn zielt.
Ich teste oft und gerne teure, edle Highend-Pretiosen bei fairaudio, aber diese Acapella High Campanile 2 ist in der Tat noch einmal eine andere Nummer. Deshalb bin ich skeptisch, denn mal ehrlich: Was soll schon groß passieren? Jüngst habe ich kostspielige Dali– und Magico-Lautsprecher getestet, meine eigene „Benchmark“ ist besagte BassoNobile der Duisburger (aktuell 35.490 Euro), eine 50-kEuro-Focal war vor Jahr und Tag einmal zu Gast … Was soll dieser ungefähr doppelt so teure „Glockenturm“ denn groß anders machen als solche Edel-Schallwandler? Bevor ich mich an ein paar Antworten versuche, will ich zunächst drei Vorurteile ansprechen, die man gegenüber derart großen Lautsprechern haben kann.
Von wegen!
„So ein Riesenlautsprecher erschlägt den Hörer – vor allem mit seinem Bass.“ – Ach ja? Davon merke ich nichts. Tatsächlich ist es so, dass die High Campanile 2 tonal „über alles“ sogar etwas schlanker und straffer auftritt als die leicht sonore BassoNobile, wobei die Campanile das Kunststück vollbringt, gleichzeitig mächtiger zu klingen, was an ihrer Bassdynamik und dem fast schon abartigen Tiefgang liegt. Ja, die Campanile spielt insgesamt neutraler, zieht obenraus, wo die BassoNobile einen Tick milder agiert, linear durch, und während „die Kleine“ den Grundton und Oberbass etwas kräftiger ausbaut, gibt die große Schwester die Tugendhafte. Andererseits wirkt sie nun auch nicht sooo „studiohaft“ wie eine Magico A5, etwas mehr Wärme ist schon im Spiel – und vor allem diese Basspotenz.
„So große Lautsprecher pumpen Stimmen und Instrumente riesenhaft auf.“ – Mag sein, der hier aber nicht. Natürlich gibt es Lautsprecher, die noch kompakter abbilden, aber ist das denn eine Tugend? Die reine Größe der Abbildung einzelner Klänge wirkt auf mich realistisch beziehungsweise normal dimensioniert, das ist mit der Campanile nicht größer als mit einer BassoNobile – aber randschärfer und präziser eingefasst. Kammermusikalisches und Singer-Songwriter-Sachen bleiben intim-konzentriert, da gibt’s Kompaktlautsprecher, die „aufgepumpter“ durch die Gegend gehen als die Campanile 2. Das heißt umgekehrt aber natürlich nicht, dass sie den Raum nicht fluten könnte, wenn sie dazu aufgerufen wird. Und wie – später mehr dazu.

Typisch Acapella – Das hypersphärische, asymmetrische 620-mm-Horn soll dank seiner patentierten Formgebung unter anderem für eine phasenkohärente Anbindung an den Tieftonbereich sorgen
„Hörner verfärben.“ – Echt jetzt, daran glauben Sie immer noch? Meiner unmaßgeblichen Meinung nach sind das eher Probleme von gestern, so etwas passiert nicht mehr oft, wenn ein Horn gut gemacht ist. Und hier, bei der großen Acapella, habe ich eher den gegenteiligen Eindruck, jedenfalls ist mir schon nach der ersten halben Stunde mit der High Campanile 2 klar, dass dies die realistischste Wiedergabe von Streichinstrumenten ist, die mir je ein Lautsprecher geboten hat. Sei’s beim Anstrich, sei’s bei der Durchzeichnung auch und gerade in den unteren Lagen – wunderbar, dieser „Biss“ im Grundton/Oberbass, etwa beim Cello oder Kontrabass: nie klingt’s wolkig-ungefähr, nie ausgezehrt-pseudoklar, sondern einfach perfekt strukturiert und fest. Und vor allem: dieser absolute Realismus in klangfarblicher Hinsicht. Hier dürfte der Plasma-Hochtöner ein deutliches Wörtchen mitzureden haben, und der hat schließlich auch ein Horn vor seiner Flamme. Also vergessen Sie das mal schnell mit den Verfärbungen.
Zart und hart
„Was soll schon groß passieren?“, lautete die Eingangsfrage, und die ist mit dem normalen Durchdeklinieren von Klangkriterien gar nicht mal so einfach zu beantworten – aber intuitiv recht schnell zu erleben, wenn man die Campanile vor sich hat: Wer wissen will, was „groß“ passiert, sollte sich einmal große Klassik mit diesen Lautsprechern geben, Symphonisches oder meinetwegen auch Opern.
Das Offensichtlichste ist da wohl der Dynamikumfang, der bei solchem Programm nun einmal größer als mit anderer Musik ist, und der nur von wenigen Lautsprecher wirklich realistisch vermittelt werden kann. Eine amtliche Bestückung des Schallwandlers zahlt sich meist aus, logisch, allein schon deshalb, weil es eben auch um naturgetreue Tiefton-Dynamik geht. Wie fest, substanziell und „einfach echt“ Impulse von Trommeln und Pauken etwa bei Zappas „Be-Bop Tango“ (Album: Yellow Shark) mit der Campanile 2 gereicht werden, fasziniert – hier kommen an sich sehr ausgewachsene, aber dann eben doch deutlich kleinere Lautsprecher wie die Dali Epikore 11 oder die Magico A5 nicht mehr mit. Okay, ginge es nur um die Wiedergabe von Pauken, ließe sich der aktive Lyravox Karlmann Monolith (40.000 Euro) als ähnlich durchsetzungsstark anführen. Dessen aktiv befeuerte 15-Zöller sind nicht ohne.

Das Gehäuse der Acapella High Campanile 2 kommt standardmäßig mit weißer oder schwarzer Acryl-Außenhaut, auf Wunsch sind Furnier-Varianten möglich
Aber es passiert auch in räumlicher Hinsicht etwas, wenn sich so ein Orchester dynamisch aufschwingt, es gewinnt Volumen, der Klangkörper scheint zu atmen … so etwas ist noch schwerer darzustellen als der reine Pegelsprung eines einzelnen Instruments. Klar, die Lyravox kann das schon überzeugend vermitteln, doch dieser „Glockenturm“ hat es einfach noch einmal ganz anders drauf. Vermutlich liegt es nicht allein an der üppigen Bestückung, sondern auch an seiner außerordentlichen Höhe. Die Raumanregung scheint damit tatsächlich eine andere zu sein, sie geschieht gewissermaßen „schneller“ in beiden Richtungen. Nie verdickt etwas im akustischen Getümmel, umgekehrt: Es wirkt ganz easy und selbstverständlich, selbst wenn das Zimmer mit Musik geflutet wird. Orchestertutti können einen regelrecht überrollen – doch sie ebben genauso schnell wieder ab wie sie gekommen sind. Und egal wie groß die vermeintliche Anstrengung (Tiefbassanteil, Pegel, Anzahl der Instrumente), sie wird mit leichter Hand ausgeführt, als wäre das alles überhaupt nicht der Rede wert. Wirklich großartig.
Großartig – aber vielleicht auch erwartbar angesichts eines solchen Trumms im Hörzimmer. Was mich tatsächlich noch mehr erstaunt hat, ist dieser absolut feinsinnige Obertonbereich, sind diese völlig natürlichen Klangfarben, von denen ich oben sprach, und dafür braucht es auch keine jahrelange „audiophile Erfahrung“, um dergleichen wahrzunehmen. Meine Tochter erscheint im Wohnzimmer, schnappt sich das Tablet, steuert was von Vivaldi an (Album: Julien Chauvin, Antonio Vivaldi: Vivaldi: Concerti per violino X ‚Intorno a Pisendel‘), hört ein paar Minuten und stellt lapidar fest, dass das jetzt „endlich mal irgendwie richtig“ klingt. Langsam wird die Göre frech, aber sie liegt nicht ganz falsch.
Im Gegensatz zu ihr genieße ich aber nicht nur das Ergebnis, sondern frage mich, wie das eigentlich sein kann. Meine „Theorie“: Es muss hier so ähnlich wie mit einem Superhochtöner sein. Diese oft separat erhältlichen Tweeter hört man ja nicht „solo“ an sich, sondern im Zusammenspiel mit dem Lautsprecher – und nimmt dann, wenn sie gut gemacht sind, keinen exponierteren Hochton, sondern authentischere Klangfarben und ein geschmeidigeres Mittenband wahr. Aber der Vergleich hinkt. Das mit den Klangfarben stimmt zwar, doch man kann die Campanile nicht ohne den Plasma-Hochtöner hören, denn sonst fehlt tonal obenrum wirklich was, nicht nur ein wenig „Air“ – und er scheint mir auch einer der Hauptverantwortlichen der erstklassigen Impulswiedergabe dieses Lautsprechers zu sein. So kommt der Anriss der Saiten bei den ersten Takten vom Cuarteto Casals-Album Boccherini: La musica notturna delle strade di Madrid spürbar härter im Sinne von: unverstellter, echter, authentischer. Und die Akkuratesse, mit der im Anschluss die Schwebungen beim Verklingens der Saiten verfolgt werden, sind wahrlich „unerhört“, so etwas habe ich in meiner bescheidenen Hütte bisher noch nicht erleben dürfen. Und überhaupt – wie lebensecht hier leise Nebengeräusche und Raumhall gehändelt werden, ist einfach famos.

Die Rückseite der Acapella High Campanile 2 – in der Mitte des Lautsprechers befinden sich das Anschlussfeld und der Zugang zum Ionenhochtöner
Sie merken es vielleicht, dieser Test ist so wenig normal wie sein Gegenstand. Nun, die Acapella High Campanile 2 ragt nicht nur physisch und preislich über „normale“ Highend-Lautsprecher hinaus – sondern auch klanglich. Und der Hauptgrund, warum das so ist, liegt meiner Meinung nach halt in dieser Kombination aus dynamischer Klasse in jederlei Hinsicht und der völligen Natürlichkeit, gerade auch im Mittenband mit seinen unverstellten, echten Klangfarben. Sie kann hart und zart – und das auf völlig neuem Niveau. Für mich jedenfalls.
Tonalität und Raumdarstellung
Die Tonalität lässt sich nüchterner beschreiben, denn hier gilt doch eh – letztlich ist es Geschmackssache. Wie schon anklang, spielt die High Campanile 2 balanciert und ziemlich neutral auf – und sie ist extrem breitbandig unterwegs, wie Sie sich denken können. Obenrum sowieso, und wie tief man mit ihr in den Basskeller hinabschreiten kann, ist beeindruckend. Wobei solcher Tiefgang allein beispielsweise mit sehr hochwertigen, gleichwohl günstigeren Aktivkonzepten ebenfalls erreicht werden kann. Doch das Tolle am Bass der Campanile ist sowieso weniger die schiere Menge beziehungsweise seine Tiefe – beides kann schlicht als gegeben abgebucht werden –, sondern einerseits die absolut kohärente Durchzeichnung und Strukturierung bis in den Subbass hinein und andererseits diese dynamische Kohärenz und Kompetenz: Pegelsprünge werden mit der High Campanile 2 im gesamten Frequenzbereich gleichermaßen souverän behandelt, eben auch im Frequenzkeller – hier gibt‘s kein „Hauruck“, wie das mit kleineren Lautsprechern öfter mal rüberkommt, Impulse sind einfach da, locker-flockig, egal wie „tiefgründig“ das Signal. Die Bassdynamik ist für mein Empfinden schlicht perfekt oder vorsichtiger formuliert: Auch hier ist mir bis dato noch nichts Besseres untergekommen.

Am Terminal der Acapella High Campanile 2 lässt sich unter anderem der Pegel des Mitteltonhorns justieren
Der Mittel- und der Hochtonbereich lassen sich übrigens justieren, das hypersphärische 620-mm-Horn um +/- 2,5 dB, der Plasma-Tweeter um +/- 4 dB. Natürlich habe ich es ausprobiert, letztlich bin ich aber wieder bei der Standardeinstellung gelandet, denn so fand ich es nicht nur tonal am stimmigsten, sondern auch in Sachen Abbildungsqualität. Doch es ist gut, so etwas an Bord zu haben, jeder Raum ist anders, vom individuellen Hörgeschmack mal ganz zu schweigen. Und da hier wirklich vernehmbar etwas passiert, bekommt man einen recht großen Regelbereich an die Hand, um seinen persönlichen Sweet Spot zu finden.
Nicht nur die Frage der Tonalität ist Geschmackssache, die der Raumdarstellung ist es ebenfalls oft – wobei ich davon ausgehe, dass diejenigen, die sich für einen derart großen Lautsprecher interessieren, klar sagen: Die Räumlichkeit der High Campanile 2 ist großartig. Freilich muss man bereit sein, sich bei dynamischen Programm auch mal „überwältigen“ zu lassen. Die High Campanile 2 kann, wenngleich sie nicht zu denen gehört, die standardmäßig „aufpumpen“, bei einem Fortissimo leicht mal das halbe Wohnzimmer im Handstreich erobern. Das ist quasi ein Nebeneffekt ihrer dynamischen Klasse, und da große Klangkörper wie Orchester nun mal (noch) größer wirken, wenn sie laut(er) spielen, halte ich das auch für eine Tugend. Wer aber auf einen gewissen Sicherheitsabstand zur Musik Wert legt und möchte, dass die Bühne hübsch bei der Stereobasis bleibt, für den ist dieser Ansatz wohl nicht der richtige.
Abbildungsqualität und Tiefenstaffelung stimmen mit der Campanile 2 ebenfalls, wie mir nicht zuletzt das Alt-Country-Stück „Just to See My Holly Home“ von Bonny Prince Billy vom Album Ease down the road beweist: Die Trennung zwischen Hauptstimme und Backing Vocals wirkt klarer als gewohnt, Staffelung und Einfassung sauberer – was auch daran liegen mag, dass die „kleine“ BassoNobile gerne mal etwas organisch-runder zeichnet. Wie auch immer, die Abbildungspräzision der Campanile 2 überzeugt. Allerdings stimmt auch hier wie beim Thema „absoluter Tiefgang“: Das allein bekommt man anderswo ebenfalls geboten, und auch günstiger. Positiv hervorzuheben ist hier also vor allem, dass es trotz der riesigen Größe des Schallwandlers, die andere Vorteile mit sich bringt, überhaupt auf diesem hohen Niveau möglich ist – die Campanile steht sich eben nicht selbst im Weg, vielmehr setzt sie eine sehr freie, genaue und vor allem: dynamisch atmenden Bühnendarstellung ins Werk.
Test: Acapella High Campanile 2 | Standlautsprecher