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Mit Vorstufentests ist das ja so eine Sache. Hauptaufgaben einer Vorstufe sind bekanntermaßen eine reibungslose Quellenanwahl und die Regelung der Lautstärke. In beiden Funktionen soll dem Audiosignal möglichst wenig hinzugefügt und weggenommen werden. Trotzdem weiß der geneigte Hörer, dass Vorverstärker ausgesprochen unterschiedlich klingen können. Um diese Feinheiten für Sie gut herauszuarbeiten, habe ich den Preamp 14 mit der Vorstufe Funk Lap 2 und dem in meinem Audiolab 8200CDQ befindlichen analogen Vorstufenmodul kontrastiert. Als Quelle fungierte der C.E.C. CD5, ein riemengetriebener Toplader der 3.000-Euro-Klasse, als Digitaldatenlieferant ein Notebook mit dem oben erwähnten Logitech-Medienserver. Beginnen wir mit dem CD-Spieler.
Um es gleich vorwegzunehmen: Der Abacus Preamp 14 machte sofort unmissverständlich klar, dass er für die beiden Quervergleich-Vorstufen eine richtig harte Nuss ist. Auf dem Album Random Access Memories von Daft Punk gibt es mit „Within“ eine absolut perfekt produzierte Ballade, die ihren Reiz durch eine spannende Symbiose akustischer und elektronischer Klänge erhält. Dominierendes, klangprägendes Instrument ist ein akustischer Konzertflügel, dem später Bass, Fender Rhodes und Schlagzeug zur Seite stehen. Der Gesang wird durchgängig durch einen Vocoder-artigen Effekt geschleift. Das alles klingt über den Preamp 14 schlicht und einfach lupenrein, klar, satt, farbstark. Der perfekt mikrofonierte Konzertflügel spannt einen immens großen Raum auf. Der Schlagzeuger spielt recht dezent und arbeitet fast nur mit Ridebecken, Hi-Hat und Rimshots – allesamt also obertonreiche Klangquellen, die eine Vorstufe sauber differenzieren sollte. Das tut der Preamp 14 – und zwar so gut und vollständig, dass die Differenzierung sogar noch funktioniert, wenn man spaßeshalber mal einen Lautsprecher abklemmt (ein guter Test, sollte man öfter machen). Selbst auf einem Kanal sind alle Facetten perfekt zu hören und alle Schallquellen des Schlagzeugs bestens voneinander abzugrenzen.
Weiterhin fällt auf, dass der Preamp 14 tonal in allen Bereichen „vollständig“ ist. Denn obwohl es sich um eine Ballade handelt, klingt der Bass satt, tief, voluminös, schnell. Völlig mühelos folgt der Preamp 14 dem Song auch in tiefste tonale Gefilde, hebt in den Mitten den Konzertflügel klar vom Fender Rhodes ab – und präsentiert zugleich den Hochtonbereich ebenso fein aufgelöst, jedoch ganz ohne Härten oder Schärfen. Tonal erinnert mich die Darbietung des Preamp 14 damit stark an die digitale Vorstufe C 510 von NAD.
Im Direktvergleich kommt die Funk-LAP-2-Vorstufe im Hochtonbereich doch etwas „körniger“ und weniger fein aufgelöst daher. Im Bereich der Tiefen und Mitten klingen die Vorstufen von Abacus und Funk absolut gleich, doch wenn es an die Feinauflösung im Bereich von Becken oder auch dem Diskant des Konzertflügels geht, hat der Abacus Preamp 14 die Nase vorn: Er fächert das Spektrum einfach noch genauer und feiner auf, klingt dabei trotzdem völlig entspannt. Wieder ein bisschen anders ist es beim Vorstufentrakt des Audiolab-Kombigerätes: tonal sehr nah dran am Preamp 14, aber dafür insgesamt „ein bisschen weiter weg“. Was soll das heißen? Nun, beim Umstöpseln auf den Audiolab scheint die Musik einen geringen Teil an Unmittelbarkeit zu verlieren, was beim näheren Hinhören eher die Themen Dynamik und Antrittsgeschwindigkeit berührt. Auch sehr zart gespielte Ridebecken haben über den Preamp 14 noch Drive und Energie, während sie beim Audiolab etwas verhaltener erscheinen. Das sind alles recht feine Unterschiede, aber hörbare.
Im Vergleich gehört: Vorstufen von Funk und Abacus
Ja, und das Thema „Energie“ ist eh eines, bei dem der Preamp 14 richtiggehend Gas gibt. Nehmen wir den Song „Compliant“ von Shellac (Album: Dude Incredible). Knochentrocken produziert, nur mit natürlichem Raum und keinerlei Hallgeräten, spielen Steve Albini und seine Mannen gekonnt mit einfachen, rohen Gitarrenriffs, klug gesetzten Pausen und überraschenden musikalischen Zornausbrüchen. Die Gesamtstimmung ist eher übellaunig: polternde, tief gestimmte Drums, metallische Gitarren und ein düster murmelnder Gesang. Das alles erhält über den Preamp 14 eine sinistere, mitreißende Energie. Besonders spannend finde ich bei diesem Song die Stellen, in denen Crashbecken und Gitarren mit schierer Wut angeschlagen werden – und die Gelegenheit haben, völlig auszuklingen, während Bass, Snare und Bassdrum unbeirrt und stoisch ihre Figuren weiterspielen. Der Preamp 14 gestattet es dem Hörer, dieses Ausklingen fast bis zum letzten „Mucks“ zu folgen, ohne dass es im Gesamtklang der eigentlich wesentlich lauteren Tieftonquellen unterginge. Man hat das gute Gefühl, dass hier buchstäblich gar nichts verloren geht. Bei der Funk Lap 2 und auch beim Audiolab 8200CDQ sieht es hier gerade im Bereich der Crashbecken anders aus, diese scheinen schneller zu verfliegen, hier scheint es klanglich nicht wirklich zwei separate Zeitebenen zu geben.
Was hingegen die Räumlichkeit angeht, liegen alle drei Vorstufen sehr eng beieinander. Hier hörbare Unterschiede festnageln zu wollen, ist schwer. Gut, insgesamt wirkt die Darbietung des Preamp 14 und des Audiolab 8200CDQ einen Tick breiter als die der Vorstufe von Funk. Bei der empfundenen Raumtiefe und der klaren Positionierung der Schallquellen hingegen machen alle drei eine sehr gute Figur. Dennoch sei ein vielleicht etwas ungerechter Seitenblick zu meinem B.M.C. PureDac erlaubt: Bei digitaler Zuspielung des Materials ist dieser wiederum den drei Vorstufen noch etwas überlegen: Gerade „in der Tiefe des Raumes“ erscheint die Verteilung der Klangquellen noch etwas sortierter, feiner aufgelöst. Es gibt noch eine weitere Disziplin, in der sowohl der PureDac als auch der kürzlich von mir getestete NAD C 510 ein kleines Näschen vorn haben: Wer sehr viel leise hört (oder hören muss), der kann sich bei beiden Geräten über etwas mehr „Biss“ im niedrigsten Lautstärkensegment freuen. Bei geringen Abhörlautstärken leidet über den Preamp 14 ein wenig die Dynamik und auch die Raumdarstellung wird einen Tick enger. In meinem Fall eher ein theoretisches Problem, denn ich höre zumeist mittellaut bis laut.
Soviel zum Quervergleich. Was bleibt in der „Differenzbetrachtung“ übrig? Nun, die klare Erkenntnis: Der Abacus Preamp 14 ist schlicht und einfach ein Allrounder, und zwar vor allem, weil er in tonaler Hinsicht im besten Sinne völlig unauffällig agiert. Weder verrundet er das Signal oder fügt ihm gar ein wenig „Schmelz“ hinzu, so wie man dies einigen Röhrenvorstufen nachsagen kann, es sind zudem keine Betonungen oder Abschwächungen in einzelnen Frequenzbändern auszumachen. Auch die Feinauflösung ist auf alle Frequenzbereiche gleich verteilt. So wünscht man sich ein Studiogerät, aber ebenso funktioniert dies im privaten Hörraum, denn trotz dieser absolut neutralen Spielweise klingt’s eben nicht langweilig. Das liegt sicherlich an den erwähnten dynamischen Talenten, ja, einer generell hohen „Übermittlungsgeschwindigkeit“: Musik wird unmittelbar, direkt, dynamisch spritzig wiedergegeben. Und hinsichtlich der stereofonen Bühne liefert er eine klar strukturierte Abbildung, die die einzelnen Schallquellen nicht nur in der Breite, sondern auch hinreichend in der Tiefe modelliert – eine Abbildung, die kohärent und realistisch wirkt, weder cinemascopisch noch zu kompakt.
Der Preamp 14 bringt also insgesamt hinsichtlich des Eingangssignal hohe Permeabilität und überlässt es gewissermaßen der Endstufe, für ein wie auch immer geartetes – oder gewünschtes – Sounding zu sorgen.
Verlassen wir den Vorstufenvergleich und hören noch ein wenig in die anderen Talente des Abacus Preamp 14 hinein: Die große Überraschung ist nämlich noch der Streamer. Bedenkt man, dass diese Funktionalität lediglich 200 Euro Aufpreis kostet, dann muss zu diesem Extra-Invest fast zwingend zugeraten werden. Die im vorigen Teil bereits genannten Meriten (tonale Ausgewogenheit, Feinauflösung, Spielfreude und Dynamik) können nämlich allesamt auch dem Streamer zugeschrieben werden. Erfreulicherweise gelingt es dem Preamp 14, Musik aus verschiedensten Epochen und Stilrichtungen ebenso feinnervig wie „anmachend“ zu übermitteln.
Beim Song „Nicht dein Tag“ von Element of Crime (Album: Psycho) gibt es viel zu entdecken: Eine vergleichsweise hoch gestimmte Snaredrum, quer durch das Stereopanorama fliegende Gitarreneffekte – und ein recht akzentuiert gespieltes Schlagzeug, das mit vielen verschiedenen Crash- und Splash-Becken sowie einem schönen Wechselspiel aus geschlossener und offener Hi-Hat arbeitet. Die Grundcharakteristik des Songs ist zwar eher schleppend (was nicht zuletzt am slackermäßigen Text liegt), nichtsdestotrotz gibt der Preamp 14 ihn geradezu mitreißend wieder, indem er die Vielzahl der kleinen Klangdetails in ihrer ganzen Fülle präsentiert und dem Zuhörer ermöglicht, jedes Detail davon auszukosten, ohne dass das Gefühl aufkommt, man käme ob dieser Detailfülle gewissermaßen in der Zeitachse nicht mehr hinterher. Wenn ich den Song vergleichsweise über meinen BMC Audio Puredac als „externe Soundkarte“ wiedergebe, dann ist da zwar in Einzeldisziplinen (wie Tonalität, Raum, Dynamik) gefühlt alles ebenso vollständig vorhanden, trotzdem orientiere ich mich da eher im Song „nach vorne“, während ich über den Preamp 14 das Gefühl habe, ich könnte auch „seitwärts im Song spazieren“, ohne den Anschluss zu verlieren. Nein, dieser Text entstand ganz ohne psychoaktive Substanzen, aber – und jetzt kommen wir zum eingangs erwähnten AudioVero-Cleaner – durchaus unter dem Einfluss psychoakustischer Klangverbesserungen.
Mit dem AudioVero-Cleaner hat Abacus Electronics nämlich eine von Dr. Ulrich Brüggemann (AudioVero) entwickelte Softwarelösung implementiert, die unerwünschten „Signalschmutz“ – zum Beispiel Komprimierungsartefakte bei nicht verlustfrei vorliegenden Songdateien – auf eine interessante Art und Weise ausmerzt. Zuvor sei bemerkt, dass dieser „Cleaner“ nicht über die Lineeingänge beziehungsweise den Phonoeingang genutzt werden kann, sondern ausschließlich im Zusammenspiel mit über den Streamer zugespielten Daten. Das Stereosignal wird hierzu nämlich zunächst in ein Mitten-/Seitensignal codiert, wie man es auch aus der M/S-Stereofonie kennt. Es gibt somit keinen dedizierten linken und rechten Kanal mehr, sondern einen Mittenkanal, der die Informationen aus der virtuellen Stereomitte in sich trägt sowie einen Seitenkanal, der, gemeinsamen mit seiner invertierten Variante, die Rauminformationen jenseits der Mitte beherbergt.
Im Auslieferungszustand ist der Preamp 14 so konfiguriert, dass diese Codierung automatisch erfolgt. Das Signal, das also beispielsweise über den Logitech-Server vom Netzwerk zum Preamp 14 „läuft“, ist bereits dergestalt verändert. Im Preamp 14 selbst wird diese Codierung wieder rückgängig gemacht. Durch diesen schaltungstechnischen Kniff wird erreicht, dass unerwünschte Signalanteile auf den Seitensignalen korreliert auftreten und nicht auf dem linken und rechten Kanal in unterschiedlicher Ausprägung. Dies soll – so sagt zumindest die Psychoakustik – das Gehirn bei der gewissermaßen organischen Decodierung der Musik weniger beanspruchen. Das mag alles ein wenig esoterisch klingen, aber es funktioniert! Denn in der Web-Konfigurationsoberfläche des Preamp 14 kann dieses Konzept deaktiviert werden – und siehe da, die oben beschriebenen „Seitenwege“, durch die man den Song beschreiten kann, wurden enger. Letztlich muss jeder selbst ausprobieren, was ihm diese Schaltung bringt. Ich fand, dass sie weder tonal noch räumlich noch dynamisch einen direkt hörbaren Unterschied brachte, es ging eher um die Gesamtrezeption, die sich durch Anwendung der Schaltung wirklich spürbar entspannte. Ich hatte beim Hören das Gefühl, dass mir über den AudioVero-Cleaner insgesamt noch mehr klangliche Details präsentiert wurden, ohne dass dadurch der musikalische Blick aufs große Ganze erschwert worden wäre. Entspannend und spannend zugleich! Wer übrigens lieber über JRiver oder Foobar abspielt, kann auch hierfür entsprechende M/S-Kodierungsplugins im Internet kostenlos herunterladen.
Test: Abacus Electronics Preamp 14 | Vorstufe