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Abacus Dolifet im Vergleich mit anderen Amps

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Abacus Dolifet im Vergleich mit anderen Amps

Bisher keine Schwächen erkennbar. Kann das sein? Da muss sich ja die Frage aufdrängen, ob es dann überhaupt aus dem selben Hause der Ampollo für den knapp dreifachen Preis sein muss? Beide Amps bieten noch dazu eine vergleichbare Ausstattung und Sinusleistung. Nun, im Direktvergleich sind die Unterschiede tatsächlich überraschend gering. Man muss da schon sehr genau hinhören. Fangen wir vielleicht mal mit dem an, was beide Geräte qualitativ eint: Das sind Kontrolliertheit und Präzision im Bassbereich, Grob- und Feindynamik. In dieser Kategorie sind für mein Gefühl Abacus Ampollo und Dolifet nachgerade ebenbürtig. Etwas anders verhält es sich auf der tonalen Seite, insbesondere im Mittenband. Hier scheint mir der Ampollo dann doch einen Zacken feiner aufzulösen, genauer in die Aufnahme hineinhören zu lassen, realistischer zu klingen.

Abacus 60-120D Dolifet

Wo hört man das? Natürlich, bei Stimmen. Konfrontiert mit einer Highres-Fassung der „Missa Brevis“ von W. A. Mozart (K.220), gegeben vom Concentus Musicus & Nikolaus Harnoncourt in Wien, klingen die Gesangsstimmen beim Abacus Ampollo einfach noch reiner, unbelegter, tonal/klangfarblich besser voneinander – und Missa Brevisvon den Streichern – abgegrenzt als über den günstigeren Dolifet. Letztendlich ergibt sich auch ein noch etwas realistischeres Live-Gefühl: Ist dieses beim Dolifet schon recht ausgeprägt, so scheint es sich beim Abacus Ampollo wirklich schon fast um eine begehbare Aufnahme zu handeln. Woran das genau liegt, kann ich schwer ausdrücken – möglicherweise löst der Ampollo auch feinste Rauminformationen des natürlichen Halls noch etwas genauer auf. Hinsichtlich der reinen Bühnenabbildung und Verortung sind beide Amps gleich gut, doch über den Abacus Ampollo wirkt der Raum insgesamt noch etwas fassbarer, vorstellbarer.

Abacus 60-120D Dolifet

Noch einen weiteren Unterschied gibt es: Der Dolifet teilt seine Leistung vergleichsweise „freigiebig“ aus. Ich habe selten einen Verstärker zu Hause gehabt, der bereits bei 9-Uhr-Stellung des Lautstärkestellers dermaßen „Gas“ gegeben hat. Beim Ampollo scheint mir der Regelbereich etwas großzügiger ausgelegt zu sein, sodass gerade Menschen, die häufiger leise hören wollen oder müssen, etwas mehr Poti-Spielraum bekommen. Dies gilt glücklicherweise aber auch nur für ebendiesen Spielraum, Kanalgleichlaufprobleme bei den Potis haben beide Amps nicht – übrigens: Es handelt sich nicht um ein abschwächendes Poti im Signalweg, sondern um eine Lautstärkeregelung per „Eingriff“ in die Gegenkopplung des Verstärkers. „So wird immer nur so viel Verstärkung eingestellt, wie gerade Lautstärke gebraucht wird“, behauptet Abacus. Und noch etwas: Wenn man mal richtig Gas gibt, also sich der 15-Uhr-Position des Lautstärkestellers nähert, gibt sich der Ampollo insgesamt etwas gelassener als der Dolifet: Selbst wenn abgrundtiefe Bässe zu hören sind, bleibt der Rest fein aufgelöst und sauber strukturiert – hier verdichtet beziehungsweise komprimiert der Abacus Dolifet dann mehr und mehr. Es handelt sich hierbei aber um Lautstärkebereiche, bei denen man sich spätestens nach zehn Minuten ungebetenen Besuch der Nachbarn einhandelt.

Wenn ich ein bisschen die Amps rekapituliere, die ich in den letzten Jahren so im und auf dem Rack hatte, um den Dolifet klanglich einmal ganzheitlich zu verorten, dann fällt mir als schöner Vergleichskandidat der Jawil Audio Asgard ein. Der kostet zwar mit 1.800 Euro knapp das Doppelte, ist aber – im Gegensatz zum Abacus – ja auch ein echter Vollverstärker mit mehreren Eingängen, insofern dürfte der Vergleich einigermaßen fair sein.

Abacus 60-120D Dolifet

Der Asgard ist für mich gewissermaßen das klangliche Gegenstück zum Abacus 60-120D Dolifet. Warum? Na, weil der Jawil Asgard eben – wie ich auch damals im Fazit zum Test schrieb – den Klang vornehmlich aus einem sehr ausdifferenzierten Mittenbereich heraus aufbaut, „obenrum“ eher mild aufspielt und insgesamt ein Stück weit dem Klischee folgt, das viele Menschen – immer noch – von Röhrengeräten haben, nämlich: eher ein Gerät zum Genusshören auf dem gemütlichen Sofa (was keinerlei Wertung darstellt – Geschmackssache!). Der Abacus Dolifet hingegen wirkt – vor allem dynamisch – insgesamt straffer, zackiger, und dabei etwas kontrollierter und konturierter im Bass; er spielt gewissermaßen mit etwas mehr Koffein im Blut. Dafür geht ihm, wie auch oben schon erwähnt beim Vergleich mit dem Ampollo aus dem gleichen Haus, im Mittenbereich ein wenig Farbenpracht oder Differenzierungsvermögen ab. Wenn Sie also eher mitreißende, knackige Musik hören, Wert auf Tieftonkontrolle und sehr klare räumliche Verortung der Schallquellen legen, sollten Sie mit Abacus Electronics Kontakt aufnehmen – sind Sie hingegen ein Klassik-Aficionado oder Freund von klein besetzten Jazz-Aufnahmen, dann gilt selbiges für Jawil Audio.

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Test: Abacus Electronics 60-120D Dolifet | Endstufe, Vollverstärker

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