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Erstes Testszenario ist mein Desktop. Ein ganz normaler Schreibtisch. Hier arbeite ich normalerweise mit einem externen Edirol-DAC, als Lautsprecher dient ein gut abgehangenes Paar Canton Plus GX (sie gehen einfach nicht kaputt) und als Verstärker ein Trends Audio TA 10.2. Die Kombi aus Amp und Lautsprechern hat derzeit einen Straßenpreis von 350 Euro und liegt damit gut 130 Euro unter dem Paarpreis der C-Box 2.
Zunächst fällt eines auf: Die C-Box 2 ist, das kann ich guten Gewissens sagen, auch im Nahfeld frei von Grundrauschen. Das war die A-Box 5 seinerzeit nicht (hier soll allerdings, so Karl-Heinz Sonder, bei den aktuellen Inkarnationen des Lautsprechers nachgebessert worden sein). Die C-Box 2 ist jedenfalls totenstill – wenn kein Signal anliegt. Und wenn eines anliegt? Dann macht das Freude. Denn die C-Box kann drei Sachen deutlich besser als meine bisherigen „Schreibtischtäter“.
Einen präzisen, knorrigen und für den Desktopbereich erstaunlich profund anmutenden Bass, wunderbar differenzierte, gut aufgelöste Höhen und eine Räumlichkeit, wie sie im extremen Nahfeld normalerweise schwer zu erhalten ist.
Nehmen wir „Golden Brown“ von den Stranglers. Die berühmten im Walzertakt angeschlagenen Cembalo-Akkorde fächern sich flächig über das Stereo-Panorama auf. Warum? Weil das Cembalo offenbar klassisch im A/B-Verfahren, direkt über den Saiten, mikrofoniert wurde und daher die tiefen Töne weiter links im Panorama liegen als die höheren. Sowas hört sich effektvoll an, birgt aber in der Abmischung auch immer das Risiko, dass ein so breit „verteiltes“ Instrument die anderen, welche brav an ihrem Platz festgenagelt sind, dominiert.
Bei der C-Box kein Problem, denn diese kann im Hochtonbereich sehr gut differenzieren. Wenn in der zweiten Strophe das Schlagzeug einsetzt, das hauptsächlich aus einer stoisch auf die „Eins“ gelatschten Bassdrum, zarter Hi-Hat und Beckenarbeit besteht, dann kommt jeder Schlagzeugton sauber und definiert – und eben auch klar abgegrenzt vom Cembalo. Bei meinen Arbeitsgeräten (Trends Audio + Canton, siehe oben) hingegen hat das Schlagzeug deutlich mehr zu kämpfen. Die seidigen Beckentöne gehen im Cembalogerassel zwar nicht unter, rücken aber deutlich in den Hintergrund.
Nach der zweiten Strophe setzt ein kurzes, aber umso bezaubernderes Gitarrensolo ein, das rechts im Stereopanorama platziert ist – und über die C-Box zu gleichen Teilen butterweich und glasklar vernehmlich ist – und zwar richtig schön abgelöst von den Membranen. Das typische Problem, dass die Musik im Nahfeld häufig am Lautsprecher „klebt“, haben wir hier nicht. Nun mag der Tonmeister hier kurz die Augenbraue heben. Ja, ich weiß, was er sagen will: „Zum Mischen brauche ich aber Präzision und keine Raumschwelgerei“. Recht hat er, unser Tonmeister. Und ich kann ihn beruhigen: Die Instrumente lösen sich von den Lautsprechern, aber sie verlassen das Stereo-Dreieck nicht. Die Raumabbildung und Instrumentenstaffelung bleiben realistisch.
Am Desktop ist die C-Box 2 eigentlich in keiner relevanten Disziplin aus der Reserve zu locken. Auch im Bereich Grobdynamik kann diese zarte Box richtig was anrichten. Schön zeigt sich das bei „Up For Sale“ von der schwedischen Rockgruppe The (International) Noise Conspiracy. Insbesondere dieser Song klingt so, als hätte man die frühen Stranglers mit den späten The Who gekreuzt. Knurriger, nach vorn gemischter E-Bass, ein wahrhaft schepperndes Schlagzeug, allerlei Bratgitarren und hingerotzter Gesang. Die C-Box 2 rockt richtig gut los. Der Bassbereich lässt nichts vermissen, das Schlagzeug kommt schön direkt und aggressiv, die recht lang nachhallende Snare fetzt gut, auch die obertonreichen, später hinzukommenden fiesen Synthesizertöne föhnen einen gut weg.
Doch auch die Feindynamik liegt der Abacus-Box. Das ätherische „Porcelina of the Vast Oceans“ der Smashing Pumpkins, in der sich die Band um Billy Corgan eine geschlagene Minute (!) Zeit lässt, den Song einzufaden, bekommt über die C-Box 2 einen geradezu magischen Touch. Aus dem Nichts heraus schleichen sich zarte Gitarren und mit dem Paukenschlegel geschlagene Schlagzeugbeckenwirbel an. Und selbst in den ersten Sekunden des Fade-In, in denen man überhaupt etwas hört, löst die C-Box schon sauber auf, beleuchtet feine Details, lässt verhallende Pickings bis zu ihrem natürlichen Ende ausklingen. Das ist wirklich eine starke Vorstellung.
Zur tonalen Abstimmung: Wenn ich hier nur einen Satz schreiben dürfte, würde ich sagen: „Nahfeldmonitor und trotzdem nicht langweilig!“ Aber ich darf ja mehr schreiben. Also: Ich habe im Desktopbereich kein einziges Mal den Bass-EQ-Regler bemühen müssen. In der Maximalstellung, die ja die gehörrichtige sein soll, gefiel es mir am besten. Und bei einem Hörabstand von weniger als einem Meter gelang es mir auch nicht, Musikmaterial zu finden, das die C-Box in die Knie zwingen könnte. Die C-Box punktet auf dem Desktop und bei einer entsprechenden Abhörlautstärke tatsächlich mit einem profunden Bassbereich, der angesichts der Baugröße des Lautsprechers erstaunlich tief heruntergeht. Logisch, natürlich rumst der Bass nicht im Unterleib, wie man das von Standboxen kennen mag, aber wer würde das an dieser Stelle auch verlangen wollen.
Das Mittenband löst recht gut auf und zeichnet sauber durch, der Hochtonbereich gefällt mir explizit besonders gut, weil er ausgesprochen detailliert auflöst und etwas angenehm golden-seidiges aufweist. Will sagen: Im Vergleich zu sehr vielen anderen Kleinstlautsprechern sind hier zu keiner Zeit Spitzen, Schärfen oder unnatürliches Gleißen zu vernehmen. Der Hochtonbereich kommt angenehm luftig, unverhangen, sehr klar rüber. Übrigens erst nach einer gewissen Einspielzeit, direkt aus dem Karton war’s noch etwas crisp, aber nach einigen Tagen legte die C-Box diese „Jugendsünde“ ab.
Wie schlägt sich die C-Box im Wohnzimmer?
Test: Abacus C-Box 2 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher