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Test: Fabs – fabulous earphones (Single-Driver) | Kopfhörer, In-Ears

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: Fabs - fabulous earphones (Single-Driver) | Kopfhörer, In-Ears

Michael Bruß / November 2014

Der Siegeszug von qualitativ hochwertigen Kopf- und Ohrhörern wurde ironischerweise durch ein Medium ermöglicht, das es gar nicht so mit der Klangqualität hat: MP3 und andere Formate erlaubten es zwar, massenweise Musik überall zu hören, jedoch um den Preis der Datenkomprimierung und damit einhergehenden Klangverschlechterung. Doch wie heißt es so schön: Alles wird gut!

Der Trend hat sich nämlich auch in die Sphäre der audiophilen Minderheit geschlichen, wo dann wiederum – dem billiger werdenden Speicher und der damit einhergehenden Möglichkeit, auch WAV- und FLAC-Dateien in großem Stil mitzunehmen sei Dank – auch die Ansprüche an das mobile Hörvergnügen gestiegen sind und einen Markt für qualitativ hochwertige portable Kopfhörer und In-Ears geschaffen haben. Die Ansprüche stiegen jedoch nicht nur an den Klang, sondern auch an Abschottung vom Außenlärm und an den Sitzkomfort. Beides kann man mit geschlossenen Over-Ear-Kopfhörern mehr oder weniger gut erreichen, doch seien wir ehrlich: Die sind sperrig und schwer und sehen meistens dann doch albern aus. Hipster werden hier widersprechen, aber deshalb sind sie eben Hipster …

Fabs - Single-Driver-In-Ear-Monitor

Leute, die ihr Lebensgefühl und/oder ihre Einkommensverhältnisse nicht unbedingt für alle sichtbar auf den Ohren mit sich herumtragen müssen, wählen daher oft lieber In-Ear-Hörer. Die vertrauen dann gerne mal auf aktive Rauschunterdrückungsmaßnahmen, um vor allem dem Zug- und Flugzeugreisenden die Fahrtgeräusche zu ersparen. Das macht die Teile leider nicht nur schwerer, sondern auch teurer – und man benötigt auch noch eine Batterie. Abgesehen davon sind selbst die mit verschiedenen Ohrpassstücken bestausgestatteten In-Ears nicht immer mit einwandfreiem Sitz im Ohr jedes Trägers gesegnet. Für beide Fälle lässt sich Abhilfe schaffen: Individuell angepasste In-Ear-Hörer bieten eine (theoretisch) perfekte Passform und einen festen Sitz, da sie sich genau in den Hörkanal hinein anschmiegen. So dichten sie auch Außengeräusche recht wirkungsvoll ab und garantieren nebenbei auch ein zumindest theoretisch optimales Verhalten im Bass, da die Druckkammer (das Ohr) nach außen (wiederum theoretisch) zu annähernd 100 % verschlossen ist und keines der wertvollen tieffrequenten dB nach außen entweichen kann. Das hört sich doch gut an, oder?

Fabs - fabulous earphones (Single-Driver)

Ja, und zwar auch in der Praxis. Doch vor den Hörspaß hat Claus Zapletal (www.fabsearphones.de), der Kopf hinter Fabs – Fabulous Earphones, den Gang zu ihm selbst gesetzt. Bei ihm, das ist in Berlin-Friedenau, und wer den Weg zu ihm gefunden hat, der wird sich unter Umständen zuerst mal wundern, denn der Besucher steht vor dem Ladengeschäft eines Hörgeräteakustikers. Aber das macht Sinn, denn wer könnte besser mit perfekt passenden Ohreinsätzen arbeiten als jemand, der Hörgeräte anpasst und verkauft? Übrigens müssen Sie jetzt nicht aufhören, zu lesen, wenn Sie weit weg von Berlin wohnen: Erstens bietet Claus Zapletal seine Dienste auch auf den diversen HiFi-Messen in der Republik an, und zweitens können Sie sich die Abformungen bei jedem Hörgeräteakustiker anfertigen lassen und zu Herrn Zapletal schicken. Die Kosten für eine solche Abformung belaufen sich auf 20 bis 30 Euro.

Täglich Brot

Für Claus Zapletal ist das Anfertigen von Ohrstücken sein täglich Brot. Die Ausstattung seiner Werkstatt und seine Arbeitsweise sind daher naturgemäß absolut professionell. Vom Abdruck bis zur Endfertigung selbst passiert alles in seiner Werkstatt, und nur so hat er alle Aspekte des Fertigungsprozesses unter Kontrolle und kann das bestmögliche Ergebnis garantieren. Allein die Treibereinheit an sich lässt Zapletal sich von einem bestens beleumundeten Hersteller (Näheres konnte ich ihm nicht entlocken) zuliefern. Die Fabs kann der Kunde in zwei verschiedenen Technikvarianten und mannigfaltigen Designs ordern. Grundsätzlich muss man sich zwischen dem hier besprochenen Single-Driver-System (ab 210 Euro) und einer (von uns schon getesteten) Dual-Driver-Variante mit Doppelkammer-Basstreiber und zwei Schallausgängen für Hochtöner und Tieftöner (ab 630 Euro) entscheiden. Ersteres kann auch upgradefähig zum Zwei-Wege-System bestellt werden (ab 300 Euro, das Aufrüsten auf zwei Wege kostet dann noch mal 360 Euro, Preise gelten bis Ende 2014).


Zur Anfertigung der Fabs-Ohrstücke wird ein individueller …


… Ohr-Abdruck hergestellt. Hierfür muss der Kunde zu einem Hörgeräteakustiker

Egal, für welches Modell man sich entscheidet, in Sachen Farben und Materialen hat man dann eine ungleich größere Qual der Wahl. Farblich sind über 20 Versionen machbar, von transparentem über pinkem bis schwarzem Kunststoff – alles kein Problem. Auch eine Metallversion, zum Beispiel aus Titan (die Deckel sind allerdings immer aus Acryl), lässt sich für beide Modelle gegen Aufpreis (individueller Kostenvoranschlag, um circa 400 Euro pro Stück) ordern. Ein Metallgehäuse ist nicht immer machbar, da bedarf es einer vorangehenden Probeanpassung mit Acrylgehäusen. Nur wenn die Form passt, wird das Metallgehäuse gebaut. Das Kabel lässt sich ganz traditionell in Schwarz oder einem schicken weiß-transparenten Design ordern. Mein Testmodell kam mit transparenten Ohrteilen und dem weißen Kabel.

Fabs - Single-Driver-In-Ear-Monitor
Insgesamt stehen über 20 Farbvarianten zur Auswahl

Das Kabel bietet mit 115 cm Länge ausreichend Bewegungsfreiheit und hat einen um 90° abgewinkelten 3,5-mm-Klinkenstecker, neigt aber etwas zur Mikrofonie (Kabel zeigen Mikrofonie in Form von Knistern, Klopfen und Rauschen bei Bewegung. Die ist durch die lockere Kontaktgabe der einzelnen Drähte der Schirmung miteinander oder zur Schirmung bedingt). Claus Zapletal bietet übrigens auch den Einbau von Kundenkabeln an – angesichts der mit den Fabs erreichbaren Klangqualität durchaus eine sinnvolle Option. Man kann den Kabelauslass entweder nach oben oder nach unten wählen, doch denke ich, dass es angesichts des bombenfesten Sitzes der Fabs im Ohr obsolet ist, das Kabel über die Ohrmuscheln führen zu wollen. Weitere Individualisierungen gibt es natürlich auch noch, so kann man sich die Ohrhörer zum Beispiel auch gravieren oder mit einem Logo bedrucken oder mit Schmucksteinen besetzen lassen.

Fabs - fabulous earphones (Single-Driver)

So ein individuell gefertigtes Ohrteil ist im Gegensatz zu manchem Modell von der Stange kein Wegwerfartikel, sondern bleibt sicher jahrelang im Besitz. Um die empfindlichen Treiber vor Verschmutzungen zu schützen, besitzen die Fabs so genannte Cerumenfilter, die natürlich auch ausgewechselt werden können. Aber auch alle anderen Teile der Fabs können ausgetauscht oder repariert werden, sollte zum Beispiel das Kabel brechen oder ein Wandler ausfallen. Ein tolles Bekenntnis zur Produktqualität und Langlebigkeit in unserer konsumverrückten Zeit! Wer gerne auch im Herbst oder Winter draußen ist und vielleicht sogar Sport treibt, wird sich darüber freuen, dass auch spritzwassergeschützte Filter erhältlich sind.

Unikate

Das Gefühl, etwas Besonderes zu besitzen, fängt schon bei der Herstellung des Ohrkanalabdrucks an. Mit größter Sorgfalt inspiziert Claus Zapletal das Innere des Ohres und dichtet den Kanal ab, so dass nichts von der Füllmasse das Trommelfell erreichen kann. Die Silikonmischung, die er dann in die Ohren einspritzt, fühlt sich kühl an und benötigt etwa fünf Minuten, um auszuhärten, während derer man auf einmal himmlische Stille genießen kann. Wenn das mit den fertigen Hörern auch so stark gedämmt sein sollte, dann verliert Active Noise Cancelling wirklich jede Daseinsberechtigung! Außerdem bleibt so auch der Umwelt das ungewollte Mithören erspart. Ist die Gussform ausgehärtet, wird sie langsam und vorsichtig wieder aus dem Ohr entfernt. Anschließend schneidet Claus Zapletal unnötige Teile ab und entgratet den übrig gebliebenen Silikonkörper sorgfältig. Währenddessen kann man sich die Farbe der In-Ears anhand einiger Musterteile aussuchen. Das Anfertigen der eigentlichen Ohrteile dauert dann ein bis zwei Wochen. Wenn man bedenkt, wie viel echte Handarbeit also in die Produktion der Fabs fließt, erscheint der Verkaufspreis moderat.

Fabs - fabulous earphones (Single-Driver)

Und … Flop!

Nein, nicht im Sinne von „enttäuschend schlechtes Ergebnis“ – so in etwa fühlt es sich an, wenn die maßgefertigten Fabs-Ohrhörer ins Ohr flutschen. Das passt, da wackelt nix. Für mich sind es die ersten individuell angepassten In-Ear-Hörer, und das Tragegefühl gefällt mir auf Anhieb. Direkt fasse ich Vertrauen darin, dass hier so schnell nichts aus meinem Ohr herausfallen wird, und das, obwohl ich keinerlei Druckgefühl verspüre, wie es so oft mit den beigelegten Ohrpassstücken nicht individualisierter Ohrhörer nach einer gewissen Zeit auftritt. Die Abschirmung von Außengeräuschen ist in der Tat sehr gut, wenn auch nicht hundertprozentig. Einen normal laut sprechenden Menschen in einem Meter Entfernung kann man noch hören, aber nur noch schwierig verstehen. So reicht die Dämpfung aus, um die Musik deutlich weniger laut aufdrehen zu müssen als mit nicht-abschirmenden Ohr- oder Kopfhörern. Das schont dann auch auf Dauer die Ohren.

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Test: Fabs - fabulous earphones (Single-Driver) | Kopfhörer

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