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Zuhause den Ton angeben – Das Musikstudio in der eigenen Wohnung

von | 5. Januar 2020

Musikstudios waren früher vor allem großen Plattenfirmen und Profis im Musikbereich vorbehalten. Die riesigen Mischpulte nämlich kosteten genau wie die professionellen Mikrofone und das ganze spezielle Equipment eine Menge Geld. Wer ab und an mal hobbymäßig ein paar Songs oder Beats aufnehmen wollte, musste schon Großverdiener sein, um sich ein eigenes, privates Studio leisten zu können.

Heute sieht das zum Glück anders aus. Ein Computer mit den richtigen Programmen und zusätzlich ein paar weitere Audio-Hardware-Komponenten reichen schon aus, um in den eigenen vier Wänden ein kleines Musikstudio aufzubauen. Wir wollen im Folgenden die wichtigsten Komponenten, die es für die Zusammenstellung braucht, aufzeigen und einige hilfreiche Tipps dazu geben. Dabei werden wir stets den Fokus auf „Kleines Studio für Musiker, Bands oder Komponisten“ legen – denn Orchester-Aufnahmen, Surround-Sound & Co. sind natürlich eine ganz andere Nummer.

Die Qualität der Komponenten und deren Kosten

Wie bereits angedeutet könnten die Zeiten für Hobbymusiker und Soundtüftler kaum besser sein. Das eigene Musikstudio für Zuhause kostet nicht mehr die Welt. Im Gegenteil: Wer bereits (wie die meisten Menschen) über einen Computer verfügt, muss gar nicht mehr unbedingt viel investieren, um eigene Songs oder Beats aufnehmen zu können. Für wenige hundert Euro holt jeder sich das Studio in die eigene Wohnung.

Allerdings müssen wir an dieser Stelle betonen, dass jede günstige Ausrüstung natürlich immer auch einen Kompromiss darstellt. Mit einer durchschnittlichen Monatsmiete kann ein nettes kleines Studio eingerichtet werden; das zehnfache dieses Budgets erlaubt aber selbstverständlich ein besser gedämmtes, klangoptimiertes Studios, zuverlässige Tonwiedergabe aus optimierten Monitorboxen und jede Schwingung einfangende Mikrofone. Die Grenze ist nach oben hin offen.

Wir empfehlen, auf Qualität wertzulegen und High-End-Produkte zu kaufen, die dennoch im erschwinglichen Bereich liegen. Lieber etwas mehr investieren und dafür auch das Beste auf kleinem Raum herausholen.

Der Computer

Der Computer stellt natürlich das Zentrum des privaten Musikstudios dar. Er sollte über eine einigermaßen schnelle Festplatte, einen schnellen Arbeitsspeicher und gute Prozessorleistung verfügen. Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, liest sich am besten ein paar entsprechende Ratgeber im Netz durch. Hier finden sich etliche entsprechend hilfreiche Tipps.

Nur mit einem ordentlichen Computer ist garantiert, dass viele der leistungsintensiven Plugins auch reibungslos funktionieren. Wir raten außerdem zu einem guten Lüfter, der leise läuft und die Komponenten dennoch zuverlässig kühlt. Ein leiser Lüfter alleine garantiert, dass die Aufnahmen nicht gestört werden.

Wer nur Zuhause aufnimmt, ist mit einem stationären PC und großem übrigens Bildschirm am besten beraten. Notebooks sind meist teurer und bringen dabei doch oft weniger Leistung.

Das Audio-Interface

Heimstudio - InterfaceUm diverse Aufnahmesignale von etwa Instrumenten oder Mikrofonen in den Computer hinein und wieder herauszubekommen, wird ein sogenanntes Audio-Interface benötigt. Dabei handelt es sich um eine Schnittstelle, welche die analogen Signale per Sampling in digitale Daten umwandelt kann; und eben auch andersherum. Das Audio-Interface lässt sich damit auch als die Schaltzentrale des eigenen Musikstudios bezeichnen.

Mit aktuellen Geräten, die gut bewertet werden, lässt sich hier wenig falsch machen. Zu achten ist höchstens darauf, dass:

  • das Audio-Interface genau arbeitet. Hierfür ist eine hohe Auflösung entscheidend. Diese wird in kHz Während zum Beispiel das Signal bei einer herkömmlichen Audio-CD mit einer Sampling-Frequenz von 44,1 kHz verarbeitet wird, ist eine Auflösung von beispielsweise 96 kHz bei einem Audio-Interface ein guter Wert.
  • für die Dynamik des Audiomaterials auch eine höhere Bit-Tiefe gegeben ist. Der-Standard bei einer Audio-CD sind 16 Bit. 24 Bit dagegen bewegen sich bei Audio-Interfaces im profimäßigen Bereich.
  • das Interface über ein Metallgehäuse verfügt. Nur so ist eine lange Haltbarkeit gewährleistet.
  • am Interface ein regelbarer Kopfhörerausgang, zwei Eingänge, solide Vorverstärker und eine Direct-Monitoring-Funktion verbaut sind.
  • dem Audio-Interface vielleicht auch bereits eine Recording-Software gratis beiliegt. Dies kommt häufig vor und erspart somit mitunter den zusätzlichen Kauf ebenjener. Und wo wir schon beim Thema Software sind: Auch das neuste Betriebssystem für den Computer ist zu empfehlen, um zu garantieren, dass alle Programme reibungslos laufen und die Hardware sich ohne Probleme verbinden und nutzen lässt. Beim Softwarekauf ist auf geprüfte Qualität und eine unbefristete Nutzbarkeit zu achten. Von Gebrauchtsoftware – auch, wenn sie natürlich oft günstiger ist – raten wir aus verschiedenen Gründen ab.

Das Mikrofon

Mit zum schwierigsten Thema rund ums private Musikstudio gehört wohl das Mikrofon. Denn hier scheiden sich immer wieder die Geister, wenn es um die Qualität geht. Letztlich bleibt es wohl Geschmackssache, welches Mikrofon zum eigenen Nutzen passt. Und da geht Probieren nun einmal über Studieren.

Übrigens sollten bestenfalls mehrere hundert Euro für das Mikrofon zur Verfügung stehen. Jedenfalls dann, wenn die Vokalaufnahmen einen wichtigen Teil der produzierten Musik darstellen. Andernfalls können sogar Geräte für unter 100€ ausreichen.

Zusätzlich sind als Ergänzung sinnvoll:

  1. Ein Mikrofonstativ: Das Mikrofon auf einem Stativ zu platzieren, statt es bei der Aufnahme in der Hand zu halten, verhindert Nebengeräusche. Gerade bei professionellen, empfindlichen Kondensator-Mikrofonen sind diese vorprogrammiert. Außerdem können die Hände so fürs Gitarrespielen oder Sonstiges während der Aufnahme genutzt werden. Wichtig: Auf Kabelklemmen achten, an denen das Kabel sauber am Stativ entlanggeführt werden kann und die somit für Ordnung und Sicherheit bei der Aufnahme sorgen. Wer Platzmangel hat, kann sich auch nach einem Desktop-Stativ für das Mikrofon umschauen.
  2. Ein Poppschutz: Der Poppschutz wird vor der Mikrofonmembran am Stativ befestigt. Er verhindert, dass die Plosivlaute b, p, d, t und k die Aufnahme ruinieren. Denn bei ihnen strömt besonders viel und plötzlich Luft aus dem Mund, die zu einem störenden Wummern in der Aufnahme führen können. Der Poppschutz zerstreut den Luftstrom dieser Plosivlaute und ist damit ein absolutes Muss!
  3. Gute Mikrofonkabel: Neben einem Poppschutz sind gute Mikrofonkabel der zweite Garant für erfolgreiche Soundaufnahmen durch ein qualitativ hochwertiges Mikrofon. Denn sie alleine garantieren ein sauberes Audiosignal. Das heißt: Wer gute Kabel verwendet, wird weniger Rauschen, Knacksen und andere störende Elemente im aufgezeichneten Signal finden. Zu achten ist unbedingt auf eine passende Kabellänge (meistens kauft man zu kurze Kabel) und darauf, dass das Kabel an den Enden über Knickschutze verfügt. Diese verhindern, dass die Kabel mit der Zeit brechen, was schlimmstenfalls während einer guten Aufnahme passieren kann.

Die Monitorboxen

Für Mixing und Mastering müssen qualitativ hochwertige Monitorboxen her. Die wichtigsten Kriterien beim Kauf für das eigene Musikstudio sind hier breite Frequenzgänge und eine lineare Übertragung der Sounds. Nur damit ist ein klarer und guter Klang zu erwarten.

Da jedes Ohr ein wenig anders funktioniert, ist es ratsam, sich die verschiedenen Boxen persönlich in einem Fachgeschäft anzuschauen und natürlich vor allem anzuhören. Weiterhin können Nutzerkommentare und Bewertungen und Tests der Boxen in Foren oder von diversen Fachzeitschriften wie auch unserer weiterhelfen.

Übrigens ist in kleinen Räumen von zu großen Boxen abzusehen. Denn je größer der Lautsprecher, desto mächtiger auch die Basswiedergabe. Dies kann den Klang in kleineren Räumen schnell verfälschen. Hifi-Boxen oder PC-Lautsprecher sind weiterhin auch keine Option. Denn diese haben meist ein ganz eigenes, deutlich eingefärbtes Klangbild, das nicht dem von speziellen Monitorboxen entspricht.

Die Kopfhörer

Heimstudio - KopfhörerWer mehrere Aufnahmespuren hintereinander aufzeichnet, wird in Situationen geraten, in denen gleichzeitig aufgenommene Teile angehört und neue Mikrofonsignale aufgezeichnet werden müssen. Werden dafür die Lautsprecher benutzt, kann es passieren, dass es zu unangenehmem Pfeifen in der Aufnahme kommt. Kopfhörer sollten also für das Heimstudio auch vorhanden sein. Mit ihnen kann außerdem auch mal nachts aufgenommen werden oder zumindest zu Zeiten, wo die Nachbarn oder Mitbewohner nicht gestört werden sollen.

Es gibt diverse Kopfhörer, die sich speziell und vorwiegend für den Heim- und Studiogebrauch eignen und die – genau wie Monitorboxen – für klaren Klang zu bevorzugen sind. Mit einer geschlossenen Bauweise und ohrumschließender Ausführung ist man auf der sicheren Seite. Denn so kann am wenigsten Schall nach außen dringen und zum Beispiel kaum Bass oder andere Instrumente des Playbacks in die Gesangsaufnahme eindringen. 

Außerdem wichtig

Zum Abschluss haben wir noch einige weitere hilfreiche Tipps für das Einrichten des Musikstudios in den eigenen vier Wänden zusammengetragen:

  • Jedes gute Studio, in dem live Akustikaufnahmen entstehen sollen, besteht aus mindestens zwei Räumen. Im einen Raum wird recordet, im anderen wird das Editing vorgenommen. Wer dagegen etwa elektronische Musik ohne externe Live-Instrumente oder Gesang produziert, braucht natürlich nur einen Raum.
  • Diverse hochwertige Studiokomponenten lassen sich immer wieder auch gebraucht erwerben. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn sie noch voll funktionsfähig sind und keine großartigen Mängel aufweisen. Denn was im HiFi-Bereich Qualität hat, wird mit der Zeit nur selten deutlich schlechter.
  • Beim Aufstellen der Monitorboxen ist wichtig, dass sich die Monitorachsen auf Kopfhöhe des Hörers befinden. Mitunter kann es sich lohnen, sich auch einen Hausstudio-Tisch zuzulegen, der über mehrere Ebenen verfügt. So lassen sich die Monitorboxen einfach gezielt richtig positionieren. Alternativ sind Boxen-Stative empfehlenswert.
  • Das Drumherum um die ganzen Geräte ist nicht zu vernachlässigen. Wer sich in seinem Musikstudio nicht hundertprozentig wohlfühlt, wer friert, wer unbequem sitzt oder von vorbeifahrenden Autos abgelenkt wird, muss etwas an diesen Dingen ändern. Denn all das spiegelt sich im Sound mitunter negativ wider.
  • Für die Aufnahmen selbst im kleinen Heimstudio gilt: Programme, Geräte und Instrumente verfügen oft über unzählige Funktionen. Viele davon sind unnötig. Oft neigt man dazu, in einen Perfektionismus zu verfallen und alles kennen zu müssen. Besser ist es aber, wenige wichtige Funktionen wirklich gut, statt alles ein bisschen zu beherrschen.
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