Der neuseeländische Musikserver-Spezialist Antipodes Audio ist mit einer aktualisierten Produktpalette am Start, das Flaggschiff Oladra und die vier Kala-Modelle wurden überarbeitet – wir berichteten bereits. Da das Vorgängermodell Antipodes K22 bei uns in der Redaktion im Einsatz ist, haben wir uns entschieden, die aktuelle K22-G4-Inkarnation anzufordern, um herauszufinden, ob und wenn ja was sich klanglich verändert hat. Mehr dazu unten.
Antipodes K22 G4: Technik, Schnittstellen und Apps
Vorab jedoch zu den technischen Unterschieden zwischen der aktuellen vierten Generation und dem Vorgänger: Der Antipodes K22 G4 kommt mit einer verbesserten („dreifach kaskadierten“) Stromversorgung, einer leistungsstärkeren Player-Engine und einem mechanisch und klanglich optimierten USB-Ausgang. Zudem steht der neue Server auf resonanzminimierenden Gerätefüßen, die sich vom großen Oladra-Modell ableiten und ebenfalls positiv aufs klangliche Ergebnis einzahlen sollen.
Geblieben sind die vielen Ein- und Ausgänge sowie die Flexibilität des Musikservers und Streamers. So besitzt der K22 G4 ausgangsseitig 2 x I2S (HDMI, RJ45), 1 x Toslink, 2 x S/PDIF koaxial (Cinch, BNC), 1 x AES3 und 1 x USB. Ein Word-Clock-Ausgang ist ebenfalls im Angebot. Daten können dem Antipodes über USB, LAN und – dank des Slots auf der Rückseite – per SSD-Festplatte zugeführt werden.
Der Antipodes K22 G4 versteht sich mit unterschiedlichen Server- und Player-Apps wie Roon, Squeeze, Minimserver, MiniDLNA, Sonos Server, Plex Server, MPD, Shairport, HQPlayer NAA und Spotify Connect. Für richtig große Musikbibliotheken jenseits von 8 TB und Heavy-DSP-Processing ist er nicht gedacht, für solche Ansinnen kombiniert man ihn besser mit dem K41 G4 – oder entscheidet sich gleich fürs Spitzenmodell der Kala-Serie K50 G4 (dessen Vorgänger bei uns im Test spielte LINK).
Antipodes K22 G4 im Hörtest
Verglichen wurde der neue mit dem alten Antipodes K22 über folgende Schnittstellen: USB, S/PDIF koaxial und I2S (via HDMI). Letztere wirkt „über alles“ gehört nach wie vor am stimmigsten, doch dieser Eindruck mag variieren, je nach Kabel, empfangendem DAC und Hörgeschmack. Klanglich geht es mit allen Schnittstellen allerdings in die gleiche Richtung, am deutlichsten ist der Generationsunterschied über USB zu vernehmen.
Eines vorweg: Natürlich geht es hier um subtile klangliche Gewinne, wir haben‘s schließlich mit einem Streamer/Musikserver zu tun, nicht mit einem Lautsprecher oder Verstärker. Doch wer einen Digitalsignallieferanten dieser gehobenen Klasse überhaupt in Erwägung zieht, wird auf solche Subtilitäten wohl Wert legen und eine entsprechend hochwertige, transparente Anlage, die sie durchlässt, sein Eigen nennen.
Erwartbares …
Je höher man die audiophile Leiter hinaufklettert, desto mehr geht‘s – so mein Eindruck insbesondere im digitalen Bereich – um Auflösungsgewinne und Präzision bei der Raumdarstellung. Der Antipodes K22 G4 macht hier keine Ausnahme.
So wirkt er im Vergleich zum Vorgänger etwas detailreicher, was sich mehrfach bezahlt macht: Nicht nur Sustain/Decay geraten „etwas länger“ – so etwa beim Ausklang von Klaviernoten –, auch Raumrückwürfe und Hallfahnen, oder allgemeiner: leise Details werden akribischer nachgezeichnet. Was ebenfalls zur besseren Auflösung gezählt werden darf, sind die frischer und reiner wirkenden Klangfarben. „Frischer“ aber nicht im Sinne von tonal leichter, sondern von grauschleierfreier. Das Mittenband und insbesondere Stimmen kommen noch authentischer rüber.
Dass eine hochwertigere Digitalquelle die etwas prägnantere und griffigere Lokalisationsschärfe besitzt, lässt sich häufig erleben, so auch hier. Positiv bemerkbar macht sich das bei dichter elektronischer Musik mit detailreichem „Gewimmel“ – wenn in der Soundscape alles fein säuberlich an Ort und Stelle ist und man tief hineinhören kann, wirkt‘s einfach faszinierend. Persönlich fand ich den Gewinn an Plastizität bei Stimmen aber fast noch entscheidender, die knackscharfen Vocals des Antipodes K22 G4 kommen richtig gut.
… und Überraschendes
Überraschender als die leichten Gewinne bei der Abbildungspräzision ist, dass die Raumdimensionen zulegen oder genauer gesagt: dass es sowohl etwas weiter nach vorne als auch in die Tiefe geht. Klar, das ist jetzt nicht wirklich gewaltig, „gefühlt“ vielleicht ein halber Schritt, doch erstaunlich ist eben, dass beides zugleich passiert. Das Ergebnis ist eine etwas involvierendere, direktere Ansprache und mehr Platz nach hinten raus, was gerade bei großer Klassik seine Vorteile hat.
Die zweite Überraschung ist der Bassbereich. Spontan hielt ich den Antipodes K22 G4 für etwas kräftiger/sonorer als den Vorgänger, doch nach einigen Quervergleichen ist klar, dass es um anderes geht. Nämlich um Bassdynamik, etwas gesteigerte Durchzeichnung und ein Jota mehr Tiefgang. Der gesamte Tiefton des neuen K22 wirkt – salopp formuliert – sportiver: Die Impulse kommen noch etwas unmittelbarer, E-Bass-Läufe werden konturierter präsentiert. Das tonale Untergeschoss tönt also mehr auf den Punkt, unverbummelter, ohne dass wirklich mehr „Masse“ zugesetzt würde. Der K22 G4 tritt deshalb insgesamt ein wenig dynamischer auf.
Preise, Upgrades, Testpakete
Preislich liegt der neue Antipodes Kala K22 G4 bei 9.800 Euro, Besitzer der Vorgängerversion können auf den aktuellen Stand der Technik upgraden – alles über Ablauf, Preise etc. finden Sie hier. Und wer sich ein eigenes Bild vom Antipodes K22 G4 machen möchte, kann ihn für eine Woche zu sich nach Hause holen – der Vertrieb CM-Audio bietet entsprechende Testpakete an.
Kontakt
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