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Vampire Weekend – Father of the Bride

Nach sechs Jahren bringt die Indie-Band Vampire Weekend aus New York wieder ein Album heraus. Die Gruppe, deren Musik seit ihrer letzten Veröffentlichung radiotauglich geworden ist und oft in Kaufhäusern gespielt wird, zeichnet sich durch ihren luftig-leichten Surfer-Sound aus unverzerrten Gitarren und Bandinstrumenten aus. Die Rock-’n-Roll-Zeiten der Band sind schon länger vorbei. Doch trotz der Orte, an denen man die Musik hört und dem Pop-Anstrich lässt sich eine Komplexität ausmachen, die von Songwriting-Qualitäten zeugt. Das neuste Werk bleibt ganz auf dem Level des Vorgänger-Albums, für das Vampire Weekend mit einem Grammy ausgezeichnet wurden.

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Schon die ersten Songs bestechen durch Ezra Koenigs Gesang, das Gitarrenspiel und die offene Produktionweise. Koenig, der Frontman der Band an der Gitarre und hinter dem Mikrophon, zupft sein Instrument beim ersten Track Hold You Now. Gesang und Gitarre sind dominant präsent, weshalb man Singer-Songwriter-Verweise findet, aber auch viel Folk. Außerdem ist der Song absichtlich mit Pausen versehen und zerstückelt, die so klingen, als würde Koenig die Musik gerade in sein Smartphone einspielen und dann auf den Record- oder Stoppknopf drücken. Ob das nun kitschig, ironisch oder fake ist, sei dahingestellt. Trotz der unüblichen Produktion funktioniert das Stück. In der zweiten Strophe bekommt Koenig zudem Unterstützung von Danielle Haim, eine der drei Schwestern der Rockband Haim. Sie übernimmt den Gesangspart, bevor der Gesang zum zweiten Mal von einem Chor aus Stimmen getragen wird, immer verzerrter klingt und abrupt mit einem „alright“ von Koenig endet.

Der anschließende Track Harmony Hall zeichnet sich durch verträumte, in sich laufende Gitarren-Arpeggien in der Strophe aus. Bald setzt das schwungvolle Klavier ein und wandelt den Song im Chorus in einen schwungvoll poppigen Track um. Hier überzeugt das verspielte Arrangement aus Klavier, Bass, Drums und Gitarren. Durch den Einsatz von Perkussionsinstrumenten wie einen Schellenring oder Ezra Koenigs Akustikgitarre kommt zusätzlich Hippie-Stimmung auf. Schon nach wenigen Malen Hören der Single weiß man, dass Vampire Weekend hier einen Hit produziert haben. Das ganze Album ist voll von solchen Stücken, die durch sorgfältiges Songwriting und eine liebevolle Umsetzung im Studio einfach nur Spaß beim Zuhören machen.

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MARINA – Love + Fear

Marina-Love-Fear

Die walisische Sängerin Marina Lambrini Diamandis hat sich von ihrem Stage-Namen Marina and the Diamonds verabschiedet und veröffentlich jetzt als Marina ein neues Album. Auch, wenn die Diamanten im alten Namen an ihren Nachnamen angelehnt waren, hat sich ihre Fangemeinde oft als ihr glitzerndes Accessoire verstanden. Ganz pur ohne Zusatz widmet sich Marina nun auch zwei primären Gefühlen – Love + Fear – wie es der Albumtitel verrät. Diese neue, heruntergebrochene Marina steht ganz im Gegensatz zu ihren Alter Egos, die sie über ihre Karriere angenommen hat. Am bekanntesten dürfte Electra Heart sein, mit deren Temperament sie Dance-Pop- Hits wie Primadonna oder How to Be a Heartbreaker feierte. Doch schreibt Marina ohne Glitzer auch andere Musik?

Das ist nicht unbedingt so. Wie für Diamandis typisch bekommt man auf Love + Fear einen Mix aus Pop, House und Disko präsentiert. Die wummernden Beats sind mit poppigen und starken Gesangsmelodien angereichert, die ihren glasklaren Sopran hervorheben. So auch die Pop-House-Nummer True, in der ihre Stimme schon in der Strophe in die vibrierende Höhe geht. Es gibt aber auch ruhige Momente auf der Platte. End Of The Earth oder To Be Human sind Beispiele für solche Ruhepole. Marina nannte To Be Human selbst ihren politischsten Song auf der Platte. Anfangs singt sie von historischen Plätzen wie Hiroshima oder Moskau und deren Geschichte. Ihr charismatischer Gesang wird nur von einem Keyboard begleitet. Erst nach einer Minute kommen auf der Ballade die Bassspur, Drums und weitere Effekte hinzu und der Song wird lauter.

In dem Wechsel offenbart sich Marinas Stärke: Ihre Stimme ist der Grund, warum man sich Diamandis Musik anhören sollte. Denn in seinem Wesen erinnert sie an italienische Arien und transportiert auch bei künstlichen Beats und Effekten im Hintergrund Diamandis Intellekt und eine Seriosität. Die Betonung ihrer Stimme hätte noch weitere Stücke interessanter machen können. Denn auch wenn einige Songs auf dem Album nicht überzeugen können und produktionstechnisch so klingen, als hätte man sie schon hundertmal im Radio gehört, ist und bleibt Marinas Gesang ein unverwechselbares Feature.

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Danko Jones – A Rock Supreme

Danko Jones - A rock supreme

Es sind Titel, die einen zum Schmunzeln bringen – I’m in a Band oder I Love Love heißen die Titel auf Danko Jones neuer Platte A Rock Supreme. Die Rocker aus Kanada um den exzentrischen Frontmann Danke Jones zeigen mit den ironisch oder banal betitelten Tracks, dass Rockmusik auch einfach nur lustig und Entertainment sein kann. Bei jedem Song ist man einem Schub Energie ausgeliefert. I’m in a Band basiert auf einem Power-Chord-Riff, viel Redundanz und einem fetten Gitarrensolo. Hier wird einfach nur à la ACDC oder den Eagles of Death Metal gerockt.

Seit 1998 veröffentlicht Sänger Danko Jones an der Gitarre mit wechselnden Drummern und Bassisten ein Album nach dem anderen, ist permanent am Touren und Dauergast bei Festivals wie Rock am Ring. In der langen Liste der Veröffentlichungen findet sich auch eine Platte mit Coverversionen von Songs der Ramones oder die Single „First Date“, die man durch die Radio Rotation im Jahr 2006 oder von Film Soundtracks kennen könnte. Am meisten überzeugt Jones aber live mit Bandformation.

Auch das neue Album kommt auf der Bühne bestimmt besser an als über die Wohnzimmer-Boxen. Am interessantesten dürfte zuhause der Song Dance Dance Dance sein – hier wird nicht nur wild und simpel gerockt, sondern auch auf ein durchdachteres Arrangement des Songs geachtet. Das Schlagzeug verändert sich über das Intro, die Strophe oder den Chorus ständig und reizt das ganze Drum-Set mit Ride-Becken, Toms und Hi-Hat aus. Auch die Gitarre wechselt zwischen melodiösen Riffs im Zwischenspiel und akkordlastiger, geschrammelter Strophe. Die neuen Tracks kann man im Sommer live erleben – in Deutschland spielen Danko Jones auf dem Highfield Festival und davor beim Rock The Forest.

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