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Moon Harbour Inhouse Vol. 3

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Moon Harbour Inhouse Vol. 3, mixed by Martinez

Auch für den zurückgezogensten Genießer stiller Lebensart, der seine Abende lieber mit einem guten Buch und einem ebensolchen Glas Rotwein, warm eingemummelt in seiner Kashmirstola zu Hause verbringt, kommt irgendwann der Tag, an dem er gezwungen ist, ein paar gute Freunde nicht nur zum gepflegten Dinieren einzuladen, sondern ihnen zu vorgerückter Stunde auch zum Tanz aufzuspielen. Vielleicht steht eine Wohnungseinweihungsfeier an oder der bevorstehende Auszug wird gefeiert, die Hausgemeinschaft will auf die geglückte Begrünung der bis dato kahlen Mauern anstoßen, oder oder oder. Was zum …, fragt sich unser Genussmensch, kredenzt man zu solchen Gelegenheiten akustisch? Sein CD-Regal ist bestückt mit exquisiten Klassik- und Jazzaufnahmen sowie ausgesuchten Stücken jener Art von Musik, die ich immer mal wieder gern als ‚Adult Contemporay‘ diffamiere (beispielsweise Norma Winstones Album Distances). Bei aller Ausgewähltheit finden wir in dieser delikaten Sammlung nichts wirklich Tanzbares, es sei denn, die eine oder andere Jugendsünde à la The Dome 15 oder Bravo Hits 24 (wen es interessiert: mittlerweile ist man bei den Nummern 50 bzw. 65 angekommen) wurde aus sentimentalen Gründen aufgehoben – ästhetische können es ja kaum gewesen sein. Also nichts Tanzbares.

Nichtsdestotrotz kann dem Manne geholfen werden, denn das Leipziger Label Moon Harbour Recordings hat seine mittlerweile dritte Inhouse Compilation an den Start geschickt, prall gespickt mit exklusiv für diese produzierten Tracks von Künstlern aus dem näheren und weiteren Label-Umfeld, die nicht nur den aktuellen musikalischen Stand von Moon Harbour abbilden, sondern gleichzeitig auch die geplanten Releases ankündigen. Fühlte man sich im Gründungsjahr 2000 und kurz darauf noch ausschließlich dem extrem tanzbaren Deephouse (der mit etwa 122 bis 127 bpm langsamsten wie auch melodiösesten Spielart des House) verpflichtet, hat man sich mittlerweile auch den aktuellen musikalischen Entwicklungen der Clubszene geöffnet, wo die Grenzen zwischen House, Techno und Minimal immer durchlässiger werden, wenn nicht gar ineinander verfließen.

DJ Dotan

So beispielsweise erhält die klassische House-Tradition auf Inhouse Vol. 3 dank dem 24-jährigen DJ Dotan „Dot“ Bibi aus Jerusalem frische Impulse. Schon als Teenager fasziniert von elektronischer Musik, legte dieser schon früh in den bekanntesten Clubs Israles auf. Sein erstes Studioprojekt, dessen EPs beim renommierten deutschen Label Sub-Static veröffentlicht wurden, trug noch den Namen Mike&Dot. Mittlerweile jedoch werkelt Dot eifrig an seinem eigenen professionellen Studio, um im Alleingang mehr von jener Musik machen zu können, an der er hängt und an die er wirklich glaubt. Das für Moon Harbour lizensierte Kinda Strange ist eine kleine Kostprobe dieses neuen Materials.

Neben eingeführten Künstlern wie Luna City Express, Matthias Kaden oder Boris Werner gibt sich natürlich auch Labelgründer Matthias Tanzmann die Ehre, der hier gleich mit vier Tracks Matthias Tanzmann(Rugby, Love-Shaped Feeling, Keep On und Left Behind) vertreten ist. Und das ist auch mehr als berechtigt, denn wenn einer weiß, wie man die feierwütige Meute zum tanzen bringt, dann wohl – nomen es omen – Tanzmann, der seit mehr als einer Dekade Resident DJ (also dort fest unter Vertrag und somit stil- und imageprägend) im Leipziger Distillery ist, einem der besten Dance-Clubs im Osten Deutschlands.

Martin „martinez:“ Swanstein, der für den Mix der Inhouse Vol. 3 verantwortlich zeichnet, teilt mit Tanzmann den langjährigen DJ-Hintergrund. Schon als Jugendlicher begann er, Techno und House aufzulegen und zu produzieren. Seine erste EP erschien 2001 auf dem schwedischen Label Deeplay Music, weitere Veröffentlichungen auf dem populären Chicagoer Label Guidance Recordings sollten folgen. 2004 gründete Martinez sein eigenes Label Out of Orbit Recordings, nur ein Jahr später ruft er für seine eher Minimal- und Techno-orientierten Produktionen das Label Re:connected ins Leben. Nicht nur seine Fähigkeiten an den Turntables, sondern vor allem seine absolut stilsichere Musikauswahl brachten martinez: weltweit eine erstklassige Reputation als DJ ein und machten ihn somit zum idealen Mitstreiter für Moon Harbour, wo auch lieber auf Qualität statt auf Quantität gesetzt wird.

Martinez

Dass die vom Dance-Magazin mixmag zur „Compilation of the Month“ gewählte Inhouse Vol. 3 auch als 12“-Vinyl-Set erhältlich ist, versteht sich wohl von selbst. Greift unser durchgeistigter Ästhet hier zu, kann er, getreu dem Moon Harbour-Motto „up to date und doch der Tradition verpflichtet“ auch in Sachen elektronische Tanzmusik seinen ausgezeichneten Geschmack beweisen.

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Plattenkritik: Nikka Costa | Moon Harbour Vol. 3 | Kitty Hoff

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