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Musik CD Platten Kritik Rezension Carla Bruni

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  1. 3 Musik CD Platten Kritik Rezension Carla Bruni

Carla die Katze

Sommerlich leicht geht es weiter. Comme si de rien n’était (Als ob nichts gewesen wäre) klingt wie Carla Brunis umjubeltes Debütalbum Quelqu’un m’a dit (Jemand hat mir gesagt) von 2002: Pure Eleganz gepaart mit sexy Tönen, sanft und rauchig, obgleich ihre stilistische Vielfalt dieses Mal bedeutend größer ist. Klassischer Chanson mit einer dezenten Prise Pop und Jazz, etwas Bluegrass und selbst Flamenco. Die bewusst schlichte Gesamtausrichtung jedoch ist gleich geblieben, das heißt, dass Ganze klingt gewollt beiläufig, fast wie zufällig entstanden, als würde die Bruni eines schönen Sommermorgens aufwachen, sich mit ihrer Gitarre auf den Balkon setzten, probeweise ein paar Akkorde anspielen und mal so nebenbei über ihre Jugend, ihre verflossenen Liebhaber und das Leben im Allgemeinen sinnieren. Beabsichtigt lässig, leicht und manchmal auch lasziv.

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Diese Pseudo-Intimität wird noch verstärkt durch Brunis Begleitmusiker, die alle Titel unter Live-Bedingungen eingespielt haben: Nichts wirkt nachträglich aufpoliert und blank gewienert. Nichtsdestotrotz (oder gerade deshalb?) ist die Produktion perfekt. Musikalisch allerdings nicht besonders aufregend, denn, sehen wir den Tatsachen ins Auge, der französische Chanson ist nun nicht unbedingt für seine unglaubliche Komplexität bekannt; und gänzlich gewöhnungsbedürftig ist die vielbeschworene 6/8-Marktschreier-Drehorgel-Rummelplatzatmosphäre. Durch den Chanson-Wolf gedreht, verkommt Je suis une enfant, eine Adaption von Schumanns Von fremden Ländern und Menschen, dann auch gänzlich zur Zirkusnummer. Man muss den Chanson schon sehr lieben, um das unbeschadet hören zu können.

Schade, denn Musik liegt der Bruni schon ob ihrer Mutter, der Konzertpianistin Marysa Borini, gewissermaßen im Blut, und ihre Eigenkompositionen sprechen für sich – man erinnere sich hier nur an ihren fulminanten Einstieg ins Popgeschäft, als sie im Jahre 2000 sechs Lieder für das Album Si j’étais elle des französischen Sängers Julien Clerc beisteuerte, welches prompt auf Platz eins der französischen Charts schoss.

So nimmt es wohl kaum Wunder, dass auch auf Comme si de rien n’était einer jener zehn Titel herausragt, den die Musikerin selbst komponierte und textete: L’amoureuse, der obendrein durch wundervolle Streicherarrangements glänzt, für welche Benjamin Biolay verantwortlich zeichnet. Biolay, der neben seinen eigenen Alben vor allem durch die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlerinnen wie Isabelle Boulay, Valérie Lagrange oder Chiara Mastroianni bekannt ist, haftet der Ruf eines Vertreters des sogenannten ‚Neuen Chanson‘ an, obgleich er selbst mit dem Etikett wenig anzufangen weiß. Ob nun großer Erneuerer oder nicht, seine Kollaboration mit Carla Bruni steht jedenfalls aktuell auf Platz eins der französischen Single-Charts.

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Wirklich spannend allerdings ist erst das letzte Stück, das rein instrumentale Il vecchio e il bambino (Der Greis und das Kind) des italienischen Komponisten und Anarchisten Francesco Guccini. Das beunruhigend dunkle Arrangement lässt an Portisheads Third denken und stellt die Leichtigkeit und Süße des restlichen Albums in einen neuen Zusammenhang. Und tatsächlich, beim nochmaligen Hören entdeckt man, dass sich unter der lieblichen Melodielinie des eindeutig mehrdeutigen La possibilité d’une île, einer Vertonung des gleichnamigen Gedichts von Michel Houellebecq, weitere elektronische Unheimlichkeiten bedrohlich zusammenbrauen.

Im Gegensatz zu so manch musikalischem Verdruss beherrscht die Bruni das Spiel mit naiver Erotik, mit dem uralten Gegensatz aus unschuldiger Engelsstimme und schlüpfrigem Text, allerdings perfekt. Gekonnt flirtet sie sich lolitagleich durch ihre Platte, haucht mehr als dass sie singt. Das kann man mögen oder auch nicht. Manche entdecken darin den besonderen Reiz der Bruni’schen Musik. So schrieb ein der Sängerin verfallener Kritiker, ihre Stimme gleiche der „einer faulen, beschwipsten Katze“.

bruniIn jedem Falle hat Comme si de rien n’était Eleganz, Stil und Niveau. Ob man davon jedoch gleich ein ganzes, 14 Songs umfassendes Album (das mit einer Spieldauer von lediglich 43 Minuten allerdings sympathisch kurz ist) machen – und hören! – muss, sei dahingestellt. Ich persönlich mag die mit charmantem Akzent gesungene Pee Wee King/Bob Dylan Nummer You Belong To Me. Ein Sommertag irgendwo in einem verträumten französischen Village, eine Hängmatte im Garten, der Hund schläft träge im Schatten, Lavendelduft in der Nase und einen leichten Wein im Glas, vorbeiziehende Wolken beobachten – perfekt. Ein Album für die Ferien, das sich unter Umständen im großstädtischen Alltag nicht bewähren wird.

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