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Musik CD Platten Kritik Rezension Beady Belle

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Musik CD Platten Kritik Rezension Beady Belle

Wenn Bassisten Platten machen …

Heutzutage ist es immer höchst ansprechend, wenn Künstler den Mut zur Prägnanz haben. Mit der klassischen Länge von neuen Tracks läuten Beady Belle einen sympathischen Gegentrend zu den zurzeit üblichen Megalongplayern ein. Wie schon Goldfrapp hat sich das norwegische Nu-Jazz-Duo mit Belvedere vom Electro-Gefrickel vergangener Jahre verabschiedet und eine relaxte Akustikplatte vorgelegt, doch anstatt wie diese recht bald in die Belanglosigkeit eines Einheitsklangbreies abzugleiten, bestechen Beady Belle durch musikalische Zurückhaltung, ohne aber jemals beliebig zu sein.

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Der behutsam bluesige Einstieg Apron Strings mit seinen Mississippi-Slide-Gitarren erinnert an Fincks Biscuits for Breakfast, darauf folgt mit A Touch of Paradise ein Ein-Tag-am-Meer-Lied mit einem ganz wunderbaren, zarten Kontrabass-Solo. Nachtwarm noch der Körper, sanft der Sinn, verträumt die Stimmung, kurz: eins mit sich und der Welt möchte man, sich in die Sonne reckend und streckend, den Tag begrüßen. Zunehmend wird die Platte souliger, grooviger, funkier, und spätestens mit dem Auftritt von Gastsängerin India.Ariemusik auf Track 4 ist Belvedere im Nu Soul der Jetztzeit angekommen – auch der unprätentiöse, aber stets präsente Gesang von Beate Lech ist mit einem Mal dem einer Alicia Keys oder einer Joss Stone vergleichbar. Auf Retro-Referenzen möchte das 1999 gegründete Duo aber auch hier nicht verzichten, und so erinnern die vertrackten Background-Chöre (von manchen Kritikern gar als ‚überladen‘ oder ‚hoffnungslos old-fashioned‘ abgetan) teils an die Brand New Heavies, Incognito, D’Influence oder auch Jimi Tenor. Ganz groß: das sexy Tranquil Flight! Was allerdings die an Close to You („Why do birds suddenly appear …“) von den Carpenters erinnernde müde All American-Tanztee-Nummer Intermission Music, ein Duett mit dem englischen Jazz-Pianisten und -Sänger Jamie Cullum, auf dem Album verloren hat, bleibt wohl Beady Belles gutgehütetes Geheimnis.

Ansonsten ist Belvedere durchweg eine brillant produzierte, handwerkliche Meisterleistung, wohl nicht zuletzt geschuldet dem zweiten Duo-Bestandteil Marius Reksjø, der sich einmal mehr als Programmierer und exzellenter Bassist hervortut. Nicht nur treibt sein E- und Kontrabass-Spiel die Platte an, vielmehr ist genau hier das Geheimnis des Klangbildes von Beady Belle zu finden. Bassisten werden ja oftmals unterschätzt, doch recht eigentlich sind sie diejenigen, die die Einzelteile des musikalische Gebildes letzten Endes miteinander verzahnen und ergo zumeist auch mehr Gespür für nicht nur Rhythmus, sondern auch Harmonik und somit das große Ganze haben als andere. So gesehen sind Bassisten die Schäferhunde einer Band: ein guter hält die ganze Herde zusammen, während ein schlecht ausgebildeter schlicht eine Plage, wenn nicht gar Gefahr, für seine Umwelt ist.

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Two-Faced, der letzte Song des Albums, hält noch einmal eine Überraschung bereit: Vom ganzen Habitus (Storytelling, Melodie etc.) erinnert es an die Cave’sche Moritat Where the wild roses grow. Und auch dies nimmt man Beady Belle ohne zu zögern ab. Alle Stücke und Stile des Albums sind glaubhaft, nichts wirkt aufgesetzt, und trotz oftmals tiefsinniger Texte erscheint alles wunderbar leicht, ohne jedoch seicht zu sein. Das sind in der Tat schöne Aussichten – eben Belvedere!

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