Inhaltsverzeichnis
- 1 Blue Note Trip Vol. 7 | Virginia Nascimento | Carla Bruni | Beady Belle | Martina Topley-Bird
- 2 Musik CD Platten Kritik Rezension Virginia Nascimento
- 3 Musik CD Platten Kritik Rezension Carla Bruni
- 4 Musik CD Platten Kritik Rezension Beady Belle
- 5 Musik CD Platten Kritik Rezension Martina Topley-Bird
August 2008 / Victoriah Szirmai
Alles ist mit einem Mal Sommer. Ob Sommerdüfte (z.B. Jean Paul Gaultier: Le Male Summer Edition oder DKNY Women Limited Summer-Edition 2008), Sommerbiere (z.B. Sternquell Sommerbier), Sommerautos (z.B. Saab 9-3 SE Cabrio Summer Edition), Sommerparties (Langnese Summer Edition Vol 2.) oder – kurios! – gar Sommer-MP3-Player (Maxfield G-Flash Summer Edition, weil ganz in weiß gehalten) und digitale Sommer-Bilderrahmen (Philips Digital Photo Frame Limited Summer Edition, weil mit Blümchenmuster verziert) – nicht nur in unseren Alltag, auch in die wunderbare Welt der Waren hat eine sommerliche Leichtigkeit Einzug gehalten, mal als „Summer Edition“ betitelt, mal als „light“ und mal als „Neuinterpretation“. Klar, dass da auch die Musik-Compilations, welche ultimative Sommerlaune versprechen, nicht lange auf sich warten lassen, wie beispielsweise das 3-CD-Set Garage Classics Vol. 2: Summer Edition.
Auf all diese Marketing-Sperenzchen locker verzichten kann die bei EMI erschienene Blue Note Trip Vol. 7, und steckt, was das absolute Sommer-Feeling verspricht, alles oben Genannte mühelos in die Tasche. Unter dem Motto “Birds/Beats” zeichnet endlich wieder der dem verlorenen Sohn gleich zu EMI zurückgekehrte niederländische DJ Maestro, der auch schon die ersten drei Doppel-CDs der Serie realisierte, für Auswahl und Remix der Songs verantwortlich. Und das tut der Platte sichtlich – oder eher: hörbar – gut! Maestro hebt wieder Schätze aus dem Blue Note-Fundus und kleidet sie in ein zeitgemäßes Gewand. „Birds/Beats“ kann ohne jegliche Imageverlustbefürchtung in der relaxt-urbanen Atmosphäre jeder Strandbar Berlins (Kölns, Hamburgs …) laufen.
So kreisen die Birds in angenehm verschlafener – und absolut angesagter – Urlaubsträgheit um die unglaubliche Stielvielfalt von Brazil und Bossa Nova; gleich drei Tracks stammen von Großmeister Horace Silver, der ja selbst schon gern den ein oder anderen Abstecher in lateinamerikanische Gefilde wagte. Natürlich kommen auch andere Blue Note-Legenden wie Art Blakey oder Donald Byrd auf Birds nicht zu kurz; und auch zeitgenössischen Künstlern des Labels wie Eliane Elias, Nicola Conte oder Raul Midòn verhilft Maestro zu ihrer Berechtigung, ergänzt um Geheimtipps aus der Labelgeschichte wie Joe Torres und João Donato. Alles, was man jetzt noch braucht, ist eine Hitze, die jegliche Bewegung unmöglich macht, ein Liegestuhl, ein Pool und ein kühles Getränk – den passenden Soundtrack haben wir ja schon mal!
Wer aber tagsüber genug gechillt hat, ist abends fit zum Tanzen. Beats liefert hier die perfekte Kulisse und widerlegt einmal mehr das vielbemühte Klischee, dass Jazz nicht tanzbar sei. Bestes Beispiel hierfür ist Duke Pearsons Stormy mit seinen nervösen Beats. Zwar zeichnet sich auch Beats, wohl als Konzession an die Jahreszeit, durch sehr häufig vertretenen Bossa Nova und Latinjazz aus, wirklich im Vordergrund stehen hier aber HardBop, Jazzfunk und leichter Souljazz. Und so erinnert Beats musikalisch alles in allem an Sergio Mendes Timeless, ihres Zeichens die Platte des vor-vorigen Sommers, welche durch Will.I.Am von den Black Eyed Peas einen soulig-groovigen Schliff bekam. Latinjazz-Klassiker treffen auf Contemporary Soul!
Nicht zuletzt sind sowohl Birds als auch Beats eine mehr als gelungene Dokumentation der Energie und des musikalischen Reichtums der verschiedenen Spielarten des Jazz, auch und gerade für die Tanzfläche. Durch seine mit Witz, Wissen und nicht zuletzt Herz zusammengestellte musikhistorische Aufarbeitung der Sommerseite der Blue Note-Geschichte, die alles andere als oberlehrerhaft daherkommt, hat der leidenschaftliche Plattensammler Maestro wieder einmal bewiesen, zu Recht als einer der renommiertesten Kenner der Materie zu gelten. Und demjenigen, der einfach nur Musik hören will, bleibt immer noch der Hochgenuss von Maestros subtilen Mixen.
Plattenkritik: Blue Note Trip Vol. 7 | Virginia Nascimento | Carla Bruni | Beady Belle | Martina Topley-Bird
- 1 Blue Note Trip Vol. 7 | Virginia Nascimento | Carla Bruni | Beady Belle | Martina Topley-Bird
- 2 Musik CD Platten Kritik Rezension Virginia Nascimento
- 3 Musik CD Platten Kritik Rezension Carla Bruni
- 4 Musik CD Platten Kritik Rezension Beady Belle
- 5 Musik CD Platten Kritik Rezension Martina Topley-Bird