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Musik-Rezension: The Notwist The Devil, You + me CD-Kritik-4

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  1. 4 Musik-Rezension: The Notwist The Devil, You + me CD-Kritik-4

Dezent, düster und wunderschön: The Devil, You + Me

Ihren im Jahre 2002 erschienenen Vorgänger Neon Golden bezeichnete die kulturnews-Redaktion damals als „wichtigste deutschen Indieplatte des jungen Jahrtausends“. Eigentlich ein schlechtes Omen, denn solch Lorbeeren können lähmen. Wie also sein eigenes, als „schlicht perfekt“ gelobtes Meisterwerk überbieten? Die Band aus Weilheim um Micha und Markus Acher sowie Martin „Console“ Gretschmann ließ sich nicht irre machen – und viel Zeit. Herausgekommen ist The Devil, You + Me.

the notwist

Eine Platte, von der man sich nicht täuschen lassen sollte. Wer den ersten Track anspielt, mag denken, ah, Gitarrenschrammel-Indie-Pop, wie nett. Ein klassischer Sing-Along-Song. Doch schon ab Track 2 zeigt sich, dass The Notwist eigentlich ein Electro-Frickel-Album gemacht haben: Martin Gretschmann breitet einen wohlig-warmen synthetischen Soundteppich aus, um ihn gleich darauf mit Störgeräuschen aller Art zu zerhackstückeln. Es kratzt, es schabt, es surrt und knistert. Und schraubt sich, langsam und bezwingend, ins Hirn, mit jedem Hören ein bisschen mehr. Los wird man die Songs dann nicht mehr. Das liegt teils an dem fabelhaften Gespür der Band für ohrwurmtaugliche Popmelodien, teils – wenn nicht vor allem – an der in in sich gekehrtem Gesang vorgetragenen, mal hintersinnigen, mal absurden Poesie von Sänger und Texter Markus Acher.

Wie beiläufig erzählt er mehr als er singt von den großen archetypischen Themen, dem unentrinnbaren Zyklus von Leben und Tod, von Mensch, Gott und Teufel, wobei er sich weder den physischen noch den metaphysischen Gegebenheiten der Welt zu beugen gedenkt: „Gravity you won’t get me. Old gravity you won’t get me …“

The Devil, You + Me ist eine Platte, die mit jedem Durchlauf gewinnt. Musik, die in einem seltsamen Schwebezustand wabert und bevorzugt in selbigem konsumiert werden sollte, zwischen wach und weg, wie einmal treffend geschrieben wurde. Die flirrenden Beats, die abrupten Breaks, das 20-köpfige Orchester, der beiläufig-eindringliche, absichtlich laienhaft klingende Sprechgesang – durchdachtes Understatement und klangliche Opulenz müssen, wie The Notwist beweisen, bei weitem keinen Gegensatz bilden. Man liegt nur da, hört, hört genauer, will es noch genauer wissen, aber da ist es schon zu spät, aktives Analysieren nicht mehr möglich, nur noch willenloses Ausgeliefertsein, wenn The Devil, You + Me im eigenen Blutkreislauf zirkuliert.

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