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Musik-Rezension: Cassandra Wilson Loverly CD-Kritik-3

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  1. 3 Musik-Rezension: Cassandra Wilson Loverly CD-Kritik-3

Cassandra Wilson singt. Mehr aber auch nicht

Okay. Thunderbird hat dem Publikum also nicht gefallen. Schade eigentlich, ist dieses Album doch – neben unerreichbaren Klassikern wie Blue Night Til Dawn (1993) und New Moon Daughter (1995) – ihre bisher beste Platte gewesen: Anders, aber brillant.

cassandra wilsonJetzt klingt Cassandra Wilson wieder, wie die Mehrheit ihres mit der Sängerin in die Jahre gekommenen Publikums sie haben will. Gezähmt, brav, ja: bieder. Langweiliger war nur noch die Verve-Veröffentlichung Cassandra Wilson Sings Standards aus dem Jahre 2002. Die große Stärke der Wilson, auch wenn sie über die wohl außergewöhnlichste Stimme der aktuellen Jazzwelt verfügen mag, ist nicht die hundertste Interpretation des Real Books. Ihre Bedeutung liegt vielmehr in ihrer atemberaubenden Fähigkeit, sich Titel fremder Genres zu eigen zu machen als wären es ihre eigenen. Ihre Adaptionen einzelner Songs von U2, Neil Young, Joni Mitchell oder Van Morrison haben Maßstäbe gesetzt; und auch ihre Eigenkompositionen wie „Redbone“ sowie der musikalische Wagemut ihrer Begleiter, der bei anderen lediglich wie „gut gemeint, aber eben nicht gut“ klingen würde, sind längst legendär.

cassandra wilsonLeider ist von all dem auf Loverly nichts zu hören. Die Produktion der Platte scheint unter dem Motto‚ ‚bloß keine Experimente‘ gestanden zu haben – und schon gar keine elektronischen wie noch auf Thunderbird. Schließlich hatte man damit ja bereits genügend eingefleischte Jazz-Puristen vergrault. Nichts gegen einen gesunden Purismus, doch läuft er hier (und im Jazz im allgemeinen) leider Gefahr, die Grenze zum Fanatismus nur allzu schnell zu überschreiten.

Wilson kapituliert und veröffentlicht mit ihrem selbstproduzierten Neuling ein Straight Ahead-Album, das nicht weiter stört. Der Anspruch war, mit zurückhaltenden Arrangements zu arbeiten; doch leider meint Zurückhaltung in diesem Falle nurmehr cassandra wilsonleichte Langeweile und mangelnde Originalität. Gut aufgehoben ist Loverly als Hintergrundbeschallung diverser Coffee-Shop-Ketten. Einziger Lichtblick und an Cassandra Wilsons beste Zeiten anknüpfend ist „The very thought of you“, ein eindringliches Duett der Sängerin mit dem Wynton-Marsalis-Bassisten Reginald Veal. Wer schon immer ein Anhänger des Konzepts „Nur Stimme und Bass“ war, weiß hier einmal mehr, weshalb. Eine Bassbegleitung ist für jede (Jazz-)Sängerin befreiend und erlaubt ihr, Klangorte auszuloten, an welche sie wahrscheinlich nie gelangt wäre, hätte noch ein Piano im Hintergrund gestanden.

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Krell

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