Wer hat nicht schon mal samstagnachts oder genaugenommen eher sonntagmorgens, völlig erledigt vom Durchfeiern, auf Bayern die Space Night eingeschaltet? Diese wunderschönen Luftaufnahmen unseres Planeten, die nach Programmschluss dafür sorgen, dass einem die Augen ganz von selbst zufallen? Als die Space Night 1994 eingeführt wurde, war das eine kleine Revolution im Nachtprogramm: Statt des Testbildes sollten dem Spätheimkehrer Aufnahmen des Weltalls zur rechten Bettschwere verhelfen. Nachahmer kamen 1995 mit Deutschlands schönste Bahnstrecken auf den Markt, es folgten Aufnahmen von Aquarien, Kaminfeuern und dergleichen mehr; die Space Night aber blieb der Klassiker, ja, erreichte gar „Kultstatus“ (wikipedia.de).
Nicht zuletzt am Runterkommen ihrer Zuschauer beteiligt war aber auch der Soundtrack, mit dem die Bilder aus dem All unterlegt waren: klassische Musik, Ambient, Chillout. Dank Elektrolux-Gründer Alex Azary, den man ab 1996 als musikalischen Berater mit an Bord geholt hatte, wurde der Sound der Space Night zunehmend elektronisch und kam fortan so gut an, dass eine eigene Compilation-Serie daraus gemacht wurde. Seit jedoch ab Vol. 10 Sony die Reihe übernommen hatte, beklagten die Fans zunehmende Kommerzialisierung und wurden ihr untreu. Ich persönlich mochte zwar Vol. 11 – The Electronic Session mit solch exquisiten Titeln wie „Daydream in Blue“ von I Monster, „Les Nuits“ von Nightmares On Wax oder „Take Me Baby“ von Jimi Tenor sehr gern, dennoch war 2005 mit Vol. 12 Classic, einer Zusammenstellung klassischer Musikstücke, die Luft raus.
Etwas Neues musste also her. Findig, wie man war, adaptierte man das bewährte Space Night-Konzept für Wasserwelten. Seitdem durchleuchtet die Kamera die Tiefe der Weltmeere und liefert beeindruckende Unterwasserbilder, die mit liquiden Ambientklängen kombiniert werden. Erst am 1. Februar 2010 erschien Waternight Vol. 1, schon geht die Reihe am 16. April in die zweite Runde, unter der musikalischen Federführung des Electro/Ambient-Projekts Ambitus um den Echo-nominierten und mehrfach Gold-ausgezeichneten Produzenten Sebastian Pobot. Dieser arbeitet seit 1994 als selbständiger Komponist und Musikproduzent, ist seit einigen Jahren aber auch als Filmkomponist unterwegs, wobei er TV-Serien und Dokumentationen vertont. Die ideale Voraussetzung also für die Waternight, und eben auch für Waternight Vol. 2.
Deren behutsame Produktion unterscheidet sich vorteilhaft von anderen Erzeugnissen aus dem Ambient-Bereich, lediglich Track 8, „Something In The Water“, erinnert fern an den von mir so oft und gern gegeißelten Dream Dance-Schund. Ansonsten gluckert das Album wohlig vor sich hin, warm und geborgen wie im Mutterleib möchte man sich da fühlen! Selten mischt sich – wie beispielsweise auf „My Oceans (Have Run Dry)“ – ein Hauch Weiblich-Vokales in die Musik, und ein Track wie „New Life Catharsis“ mit seiner blubbernden Basslinie würde auch als eigenständiger Club-Song bestens funktionieren.
Wer also mal nicht schlafen kann und keinen Fernseher hat – der ist mit Waternight Vol. 2 bestens bedient.
Plattenkritik: Lumi | Ambitus | Donots