Kate Davis – Fish Bowl
Kate Davis – ausgebildete Jazz-Musikerin aus Portland, USA – baut sich mit ihrem dritten Album Fish Bowl endgültig eine neue Art-Pop-Rock-Persona auf, die ihren eigenen Weg geht. Die Musikerin überzeugt auf der neuen Platte mit rockigen Riffs, poppigen Gesangsmelodien und einer Prise Unkonventionalität.
Die Lyrics voller Vergleiche und Wort-Erfindungen erzählen von Gefühlen der Isolation, Heimat und Neufindung. So auch im Titelsong „Fish Bowl“, in dem Davis in einer Strophe „New year, new screw / New depresso is waiting for you“ singt. Hier grooven die Gitarren und der Bass mit einem treibenden Drumbeat, und Davis singt dazu eine abwechslungsreiche Melodie. Der Chorus klingt zuerst wie eine Strophen-Variante, doch er öffnet sich am Ende. Ein Schellenring setzt ein und Davis säuselt über die Akkorde hinweg ein langgezogenes „Home“.
In „Monster Mash“, dem ersten Song der Platte, geht es noch rockiger zu. Die Gitarre schrammelt durchgehend die Akkorde und bekommt im ersten Chorus eine herausgehobene Stellung. Die sonst reiche Band-Besetzung setzt – bis auf die Gitarre – aus und Davis singt zu abgehakten Power-Chords. Durch die dann neu einsetzenden Drums bekommt die Hauptaussage „I just can’t control myself“ weiteren Nachdruck.
Besonders schön sind die mehrstimmigen Passagen. Während Davis „Wish you could see / How soft my eyes are at the end of the movie“ in hohen, langgezogenen Melodien singt, überträgt sich musikalisch etwas Sanftes, Verletzliches – wie die tränenden Augen, die sie im Songtext anspricht. Die musikalischen Details und die bildliche, teils verrückte Sprache der Songs machen „Fish Bowl“ zu einem Album, das unter der eher glatten Pop-Rock-Oberfläche noch deutlich tiefer geht.
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Arooj Aftab – Love in Exile
Arooj Aftab hat in ihrer musikalischen Karriere schon viel gestemmt. Kein Geringerer als Barak Obama packte ihren lieblichen Akustik-Gitarren-Song „Mohabbat“ in seine Summer-Playlist des Jahres 2021 und bescherte so der 2005 fürs Musikstudium aus Pakistan in die USA Gezogenen viel Aufmerksamkeit. Jetzt bringt die Sängerin und Produzentin mit dem Album Love in Exile eine jazzige und experimentelle Zusammenarbeit mit dem Pianisten Vijay Iyer und dem Multi-Instrumentalisten Shahzad Ismaily heraus. Darin lassen einen die drei in sechs (teils 14 Minuten) langen Songs gemächlich in eine ganz eigene musikalische Welt eintauchen, die rätselhaft und spannend klingt.
Den Anfang macht das Stück „To Remain/To Return”, das mit spannungsaufbauenden Ambientsounds beginnt, zu denen sich langsam ein Klavier gesellt. Ab der dritten Minute spielt das Klavier Arpeggien und Aftab beginnt in langgezogenen Tönen zu singen. Ihr Gesang steht im Zentrum des Stücks und ist voller orientalischer Verzierungen. Im Hintergrund baut sich so etwas wie ein elektronischer Beat auf, der Aftabs Gesang Stärke verleiht. Nach einer instrumentellen Klavierpassage klingt Aftabs Stimme effektbeladener und weniger trocken. Mit ihrem Gesang leitet sie eine Art Outro ein, das eine neue Harmonie einstimmt. Die neun Minuten des Stücks klingen wie eine lange Meditation, in der nichts zufällig passiert.
Auch die weiteren Stücke strahlen eine Ruhe aus, die etwas Magisches hat. Dabei rücken immer wieder neue Instrumente in den Vordergrund. Bei „Haseen Thi“ kommen zum Beispiel ein Bass und Synthesizer zum Einsatz, die anfangs eine minutenlange Solo-Passage haben, bevor Aftabs beruhigende Stimme einsetzt. Diesen Mix aus Ambient, Jazz und komplexem Gesang macht das Album zu einer exquisiten Hörerfahrung, die man in Ruhe genießen sollte.
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Die Spitz – Teeth
Die Punker von Die Spitz sind für ihre wilden Auftritte bekannt. Das Durchschnittsalter der vier Frauen liegt bei knapp 20 Jahren und die „Damen“ bezeichnen sich selbst als „boy band with tits“. Und mit genau dieser wilden Energie, gepaart mit einer Pre-Teenage-Attitüde und dem Spirit von Bands wie Hole, gehen die vier Frauen aus Austin, Texas auf die Bühne. Vor allem als Support Act von Amyl and the Sniffers machten sie bisher von sich reden. Jetzt kam nach ersten Singles und einer EP Die Spitz‘ Debüt-Album Teeth heraus, das ihre rockige Energie auf der Live-Bühne erahnen lässt.
Mit sieben Songs, die es auf knapp 23 Minuten Spielzeit bringen, ist die Platte wie ein kurzer Energie-Rausch, der die Bandbreite der Band offenbart. Neben rockigen Riffs und dröhnenden Passagen kommen auf Stücken wie „Groping Dogs Gushing Blood“ oder „Chug“ auch die melodiösen Qualitäten der Sängerin „The Boogeyman“ zum Vorschein.
Beim ersten Song der Platte – „Grip“ – geht es aber zunächst dunkel zu. Hier bestimmen schwere Riffs, ein blechernes Schlagzeugspiel und langgezogener Gesang, der mit einer Solo-Riff-Ankündigung der Gitarre in Screamo-Passagen wechselt, den Ton. „Hair of Dog“, das nächste Stück, ist mit einem fetzigen Gitarrenriff und einer grölenden und grunzenden Sängerin punkiger. Hier lässt die Band es richtig krachen. Die beiden darauffolgenden Songs stellen den Gesang in den Vordergrund, der melodiöser als in anderen Stücken des Albums ausfällt; den Chorus von „Groping Dogs Gushing Blood“ singt die Frontfrau vollkommend überzeugend in neuen Höhen. Das dynamische Gitarrensolo von Ava Schrobilgens Stratocaster gen Ende macht den Song dann endgültig rund.
Beim dynamischen „Chug“ beweist die Band, dass sie auch eine breitere Masse ansprechen kann. Hier dominiert der Bass von Kate Halter in der Strophe, während die Gitarre Arpeggien anstimmt und so das Lied sanfter wirken lässt. Der Refrain ist dann aber wieder geprägt von Powerchords und fetten Riffs, über die immer wieder „right now“ gesungen wird. Für energiereiche Momente ist das Album definitiv ein Muss.
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