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Emahoy Tsege Mariam Gebru – Souvenirs

Die Lebensgeschichte von Emahoy Tsege Mariam Gebru könnte ganze Bücher füllen, so viel hat die äthiopische Musikerin erlebt. Was bis heute, nach ihrem Tod im letzten Jahr mit 99 Jahren geblieben ist, sind ihre bluesigen Kompositionen, die sie selbst auf dem Klavier einspielte und die bis heute stets aufs Neue wieder von Film und Radio neu entdeckt werden. So auch die Kompositionen auf dem Album Souvenirs, das nun herauskam und unveröffentlichte Stücke präsentiert.

Emahoy Tsege Mariam Gebru Souvenirs

Die als „Honky Tonk Nonne“ bekannte Emahoy lernte als Kind auf einem Internat in der Schweiz das Geigespielen, kam nach Äthiopien zurück, wurde Kriegsgefangene in Italien und studierte Musik in Kairo. Wieder zurück in Äthiopien, wurde sie mit 21 Jahren Nonne und hörte für zehn Jahre auf, ihre Instrumente zu spielen. Glücklicherweise kam sie zur Musik zurück und veröffentlichte 1967 ihre erste Platte in Deutschland.

Ihre Kompositionen, auch auf dem neuen Album, sind geprägt von ihrem sensiblen Spiel, das in Wellen bluesige Motive zeitigt, darin aufgeht und schließlich wieder zurückfindet. Ihr musikalischer Stil ist nicht nur von der westlichen Musikerziehung geprägt. Genauso finden sich darin religiöse sowie äthiopische Einflüsse. Denn obwohl ihre Kompositionen zunächst nach Blues klingen, sind ihre schleifenartigen musikalischen Schwenker komplex und folgen einer eigenen Logik, die nicht auf der standardisierten Blues-Struktur basiert.

Oft singt Emahoy auch, wie etwa im ersten Song „Clouds Moving on the Sky“. Dass kleine Verspieler, ein kurzes Sprechen anstatt Gesang und das kurze Innehalten von ihr beim Spielen nicht kaschiert wurden, machen die Aufnahme umso besonderer. Man fühlt sich nah dran an der Musikerin, denn durch die simple Aufnahmetechnik hört man Türen schließen, Schritte oder manchmal auch die Klänge von draußen, die durch ein offenes Fenster kommen. Der glockenartige Klang des Pianos und ihre sanfte Stimme vermitteln zudem eine heute schwer auffindbare Wärme.

So ist das eigentlich auf allen acht neuen Stücken. Die Kompositionen haben eine besondere Strahlkraft, die mal mehr fragend anmutet (wie in der Strophe von „Ready to Leave“) und mal zelebrierender wirkt (wie „Tenkou! Why Feel Sorry?“). Doch sämtliche Songs eint, dass sie ein wohliges, nostalgisches Gefühl vermitteln, das man so schnell nicht vergessen wird. Unbedingt reinhören!

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a terra vai se tornar um planeta inabitável – o fim é um começo

Mit o fim é um começo hat die Underground Experimental Gruppe a terra vai se tornar um planeta inabitável aus Brasilien einen Neuanfang gewagt – der neue Sound zwischen Shoegaze, Experimental, Post-Rock und Indie mit neuen Bandmitglieder wird nicht nur im Titel (übersetzt „Das Ende ist ein Anfang“), sondern auch gleich im ersten Song „início“ (dt.: Start) angedeutet.

Musikalisch rauscht es zu Beginn. Wie in einem filmischen Soundtrack klackt der Kassettenrekorder und ein Band leiert, bevor atmosphärische Klänge ertönen und der akustische Ritt nach etwas über einer Minute so schnell wieder aufhört, wie er angefangen hat. Der nächste Song „ll“ ist hingegen mit einem relaxten Beat, Gitarrenakkorden und einer samtigen Klanghülle eine Post-Rock Hymne, die mit ihren noisy Gitarren zu Halbzeit des Stücks einen Höhepunkt erreicht. Danach erklingt unter anderem ein mit Echo fast unkenntlich gemachter Gesang, der die Atmosphäre weiter aufbaut. Eine Soundcollage, die immer dichter wird.

Auf „Rosa dos Ventos“ hört man zwar einen richtigen Bandsound mit Drums, Bass, Gitarren und Gesang – doch auch hier sind a terra vai se tornar um planeta inabitável weit entfernt von kommerziellen Songwriting-Techniken. Das Schlagzeug setzt hier teils ruckartig ein, holpert und schafft es kaum, die Band zusammenzuhalten. So entsteht eine instabile Atmosphäre, die dem Song einen charmanten Touch verleiht. Eher experimentell wird es mit Spoken Word, Noise und sirenenähnlichen Gitarrensounds auf „A Estrela Azul“. Eine weibliche Stimme spricht hier auf Portugiesisch, während sich die Geräusche des musikalischen Backgrounds immer weiter  auftürmen. Bald kommt es zu einem rein instrumentalen Intermezzo, woraufhin Gesang und Musik schließlich wieder zusammenkommen.

Doch die Band noch lange nicht am Ende ihres Genre-Mixes – in den anderen Songs der 15 Minuten kurzen EP kommt es unter anderem zu Screamo-Momenten oder man erlebt ruhige Gitarrensoli. Umso beeindruckender ist es, dass es die Band in so kurzer Zeit tatsächlich schafft, eine durchgängige mystische Atmosphäre zu kreieren, die Lust auf mehr macht.

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Brittany Howard – What Now

Brittany Howard What Now

Mit What Now beweist die US-amerikanische Musikerin Brittany Howard, dass ihr Erfolg nach ihrem Debütalbum Jamie kein Zufall war. Auf der neuen Platte zeigt die Grammy-nominierte Rockerin nämlich eine ordentliche Bandbreite an Stilen und Einflüssen, die sie zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammenfügt.

Los geht es mit „Earth Sign“, einem Song, der bedächtig ruhig mit Synthie-Sounds und Piano-Klängen startet. Howard singt in langgezogenen Worten darüber: „Out there / There’s a love waiting for me.“ Die bedächtigen Klänge und sanften Vocal-Einlagen von Howards prägen auch die zweite Strophe, doch mischt sich dazu ein groovendes Schlagzeug, dass die Stimmung ordentlich anheizt. Dadurch baut sich der Song immer weiter auf, das Klavier erkundet neue Akkorde und Howards Gesang geht in die Höhen. Dieser mächtige Aufbau wird von etlichen Solo-Beiträgen, unter anderem vom Klavier, zugespitzt – bis der Klangkörper abrupt stoppt und der nächste, groovige Feel-Good-Song „I Don’t“ beginnt.

Hier fließt alles: die Orgelsounds, der geschmeidige Falsett-Gesang der Musikerin und die klimpernden Solo-Gitarren im Hintergrund erinnern an den Soul aus Motown-Zeiten. Der nächste Song ist dann ein Kracher. „What Now“ wurde nicht ohne Grund zum Album-Titel gewählt, denn er macht mächtig Eindruck und wird vom Ambient-Outro von „I Don’t“ gebührend angekündigt. Groove und Funk stehen hier ganz vorne, das Schlagzeug gepaart mit dem Staccato-Bass ergeben eine fantastisch explosive Mischung, die Fuzzy-Gitarre quietscht immer wieder dazwischen und Howards mehrfacher Gesang ist stark und voller Attitüde.

Allein schon in den ersten drei Songs des Albums zeigt die Musikerin, dass sie mühelos zwischen Funk, Rock und Soul switchen kann dort zuhause ist. Auch super: Der vorletzte Song der Platte „Power To Undo“ kommt ohne einen wirklichen Schlagzeugbeat aus und zeigt Howards Experimentierfreudigkeit, mit der sie Funk und Rock ’n‘ Roll vermischt. Zur Hälfte des Songs blitzt dann noch einmal ihre Gitarrenkompetenz in einem langgezogenen Solo auf, das reichlich Fuzz und Biss mitbringt – sehr gut!

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