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Wie beim Football?

23. Oktober 2019 / Markus Gerhards

Ich habe die Messe auch besucht [die Westdeutschen HiFi-Tage 2019, Anm.d.Red.]. Dieses Jahr war ich an einem Samstag dort, sonst meist am Sonntag. Der Samstag 2019 hat noch mehr Besucher gesehen, als es der Sonntag im Jahr zuvor tat. Es dürfte zwar anders kaum machbar sein, auf relativ kleinem Raum so viele Aussteller zusammenzubringen, aber außer im Erdgeschoss habe ich mich nirgends wohlgefühlt. Die relativ engen Flure waren überfüllt, sodass es eher wie beim Football zuging als bei einem Spaziergang. Echt anstrengend und nichts für Zartbesaitete. Da aufgrund des großen Interesses ständig Türen auf und zu gemacht wurden (oder irgendwann einfach offen gelassen wurden, was durchaus verständlich ist), machte es nicht besser. Ein Klangchaos begleitete die Messebesucher so während des mühseligen Wegs über die Flure. Natürlich konnte man auch in die Räume hinein. Selten jedoch ohne in den Türen verweilende Gäste um Zutritt zu bitten. Klar, warum sich die Zeit nehmen und hineingehen bei der Anzahl der Aussteller. Mir hat es so keinen Spaß gemacht.

Zum Angebotenen möchte ich sagen, dass natürlich jedes System eines jeden Ausstellers anders klang. In keinem Raum klang es so wie im nächsten, was naturgemäß zu erwarten war. Oft hatte ich aber nur einen Gedanken im Kopf: „Teuer kann jeder“. Sicher, es gab auch preisgünstige Anlagen zu hören, die wirklich tollen Klang produzierten, aber wie auch in diesem Artikel scheint es interessanter (oder lohnender für die Berichterstatter) die megateuren Anlagen jenseits von 100.000 Euro zu feiern. Ich selbst zähle mich durchaus zu denjenigen, die bereit sind für den besonderen Klang besonders viel Geld auszugeben (auch gern im hohen fünfstelligen Bereich), aber ich glaube für 99 % der Menschen (auch derer die die Messe besucht haben) sind Anlagen, die preislich darunter liegen, interessanter. Insbesondere wenn sie auch noch fantastisch klingen.

Neben meinen Anmerkungen zu diesem Artikel habe ich noch eine Anregung. Da ja durchaus nicht jedes Jahr jeder Aussteller eine komplett neue Produktpalette vorführt, würde es aus meiner Sicht Sinn ergeben, wenn man denn (gern auch preisklassenbezogen) Empfehlungen für einen künftigen Besuch aussprechen würde. Was hat besonders gefallen? Was hat überrascht? (Vielleicht trotz eines günstigeren Preises.) Ein Urteil erlaubt Ihr Euch ja zum Glück durchaus hier schon seit Jahren und viele, die wie ich wiederkehren, schätzen genau das. Die Sorge, dass sich manch Hersteller beleidigt zeigt, wenn er nicht erwähnt wird, ist zwar gegeben, aber man sollte sich trotzdem trauen.

Markus Gerhards

Hallo Herr Gerhards,

vielen Dank für ihre Messeimpressionen, die einmal einen etwas anderen Blick auf eine solche Veranstaltung erlauben, als der eines Redakteurs, dem, angesichts einer in der Regel doch recht großen Zahl an Ausstellern und ausgestellten Produkten, häufig nur wenig Zeit bleibt zu entscheiden, welcher Aussteller nun explizit Erwähnung in einem Messebericht findet und wer nicht. Dabei ist Klang naturgemäß ein wesentliches Kriterium, aber auch Aktualität und Originalität spielen hier durchaus eine Rolle.

Auch in Bonn haben es wieder einige Hersteller in den Bericht geschafft, die wir vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatten. Andere wiederum beweisen durch kontinuierlich gute Vorführungen eine beachtenswerte „Langzeitkonstanz“ und haben sich eine Erwähnung daher ebenfalls verdient. Sicher, die Mischung tendierte gerade in diesem Jahr ein wenig zu Höherpreisigem, doch verschließen wir uns Anbietern in niedrigeren Preissegmenten dabei keineswegs. Allerdings ist dies, wie sie selber auch anmerken, oft eine Frage des Standpunkts. So kann ein NF-Kabel um 200 Euro dem einen extrem günstig erscheinen, während es für andere bereits die Schmerzgrenze markiert.

Auch im Bonner Maritim konnte es auf den Hotelfluren schon mal etwas gedrängter zugehen und bei besonders angesagten und beliebten Ausstellern, selbst in den größeren Sälen, waren nicht immer für alle Interessierten ausreichend Sitzplätze vorhanden. Insgesamt schienen uns die diesjährigen Westdeutschen HiFi-Tage aber keineswegs überlaufen zu sein, denn es ließen sich stets reichlich Ausstellungsräume und Vorführungen finden, wo es halt doch bedeutend „luftiger“ zuging.

Naturgemäß kann ein ständiges Rein und Raus dem konzentrierten Hörgenuss nicht zuträglich sein. Auf einer Messe, ein wenig Rücksichtnahme aller Beteiligten vorausgesetzt, muss dies aber wohl in Kauf genommen werden, sonst stünde die Masse der Besucher häufiger vor verschlossenen Türen.

Empfehlungen zum Besuch bestimmter Vorführungen für anstehende HiFi-Messen zu geben, dürfte sich, zumindest im Hinblick auf den zu prognostizierenden Klang, auch für uns als schwierig erweisen. Bei Interesse sollten sich aber aus bisherigen Messeberichten durchaus brauchbare Rückschlüsse hinsichtlich der zu erwartenden Performance eines bestimmten Herstellers oder Vertriebes ziehen lassen.

Mit besten Grüßen
Frank Hakopians

 

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