16. März 2018 / Michael Husch
Lieber Herr Baum,
herzlichen Dank für den ausführlichen und wie immer sehr gut beschriebenen Testbericht über den SPL Phonitor x. Erlauben Sie mir hierzu eine Frage: In ihrem Portfolio befindet sich auch ein KHV von Graham Slee, den Solo Ultra Linear. Da Sie ja eine Vorliebe für Röhrentechnik und die damit verbundenen Klangeigenschaften nicht verschweigen, würde ich gerne wissen, wie sich der „Solo“ im Vergleich zum SPL Phonitor X klanglich verhält. Welchem Gerät würden Sie den (persönlichen) Vorzug geben? Aktuell benutze ich einen Musical Fidelity MX-HPA. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Freundliche Grüße aus Köln
Michael Husch
Lieber Herr Husch,
Sie stellen eine sehr schwierige Frage, da beide Verstärker ausstattungstechnisch, preislich und (vor allem) klanglich dermaßen unterschiedlich sind, dass ein Vergleich wenig ergiebig erscheint und zudem vom verwendeten Kopfhörer und im konkreten Fall von zwei weiteren Faktoren abhängt. Der Reihe nach: Der Phonitor ist ein mit Features vollgepacktes Studiogerät mit einigen Anpassungen an den Heimgebrauch, der Graham Slee ein schaltungs- wie konstruktionstechnisch maximal puristisches Kistchen ohne jeglichen Komfort. Das Gerät kann aber mit seiner sahnig-geschmeidigen Diktion, seinem weiten Raum und seinem ebenso detaillierten wie zurückgenommenen Hochton ein perfektes Match für eher analytische Kopfhörer wie den AKG 812 oder den Sennheiser HD800 sein, die am Solo zuverlässig weicher, angenehmer, natürlicher und frei von den sonst möglichen Härten klingen. Der Phonitor glänzt eher in der musikalischen A-Note und steckt den Graham in Sachen Stabilität, Präzision, Rauscharmut und Basskontrolle in die Tasche, bleibt aber ein maximal neutrales Studiogerät und daher für Röhren-Euphoniker eher uninteressant. Meine Empfehlung wäre jetzt üblicherweise, sich beide Geräte zu leihen und zuhause miteinander zu vergleichen. Der Graham macht es einem dabei, und nun sind wir bei den oben erwähnten beiden zusätzlichen Faktoren, doppelt schwer. Erstens braucht er, sobald er einmal vom Netz genommen wurde, mehrere Tage, um sein normales Klangniveau zu erreichen. Und zweitens kenne ich keinen Verstärker, der so ungnädig auf nicht adäquate RCA-Kabel reagiert. Käufer des Graham Slee sollten also mind. 300 Euro extra hierfür kalkulieren. Der Phonitor ist hier weitaus genügsamer. Und: Sollten Sie dennoch einen fairem Test organisieren können, lassen Sie sich unbedingt Zeit. Der Phonitor wird Sie in den ersten 5 Minuten ganz sicher beeindrucken, der Graham frühestens nach fünf Tagen seine Qualitäten offenbaren. (Und das liegt dann nicht nur am Einspieleffekt.)
Viel Freude bei diesem spannenden Vergleich, über dessen Ausgang Sie mich gerne in Kenntnis setzen können.
Beste Grüße
Benjamin Baum