17. Oktober 2022 / Ralf Brüggemann
Sehr geehrte Frau Speder,
da ich noch nicht sehr lange ´fairaudio´ lese, weiß ich nicht, ob Sie die einzige oder eine von mehreren Musikkritikerinnen sind. Mir geht es nicht darum, ob die Musik an sich gefällt oder nicht oder wie ich die Kritik im Hinblick auf Ausführung oder Interpretation der Musik finde.
Mir geht es um das, was die Plattenherausgeber (´die Musikindustrie´) den Hörern zumuten. Meines Erachtens sollten Sie als Kritikerinnen darauf hinweisen:
Die CDs hören sich mehr oder weniger scheußlich, zusammengequetscht an. Es sind v.a. bei ´Sudan Archives – Natural Brown Prom Queen´ (Plattenkritik Anadol | Sudan Archives | Emma Elisabeth, die Red.) deutlich Verzerrungen zu hören. Die Ursachen liegen vermutlich nicht in der Produktion der Musik selbst, sondern an der Abmischung für den Endkunden. Ich habe mir die CD gekauft (und später wieder umgetauscht, da ich sie wegen der technischen Mängel unanhörbar finde) und durchgemessen: Der dynamik range liegt im Durchschnitt bei 5 dB, der schlechteste Fall stellt ´OMG BRITT´ mit nur 2 dB dar. Das klingt völlig unnatürlich und wird den Musikern vermutlich nicht gerecht, es sei denn, es ist ihnen bewusst, was da mit ihrer Musik veranstaltet wird oder sie wollen diese Art der Musikmisshandlung.
Daher meine Bitte: Ist es möglich, zukünftig darauf hinzuweisen, welchen DR-Wert die CDs haben bzw. ob sie dem immer noch tobenden ´loudness war´ zum Opfer gefallen sind und ob es hörbare Verzerrungen gibt? Stichwörter: clipping, brickwalling.
Das Problem wird vermutlich sein, dass dann sehr viele Veröffentlichungen guten Gewissens nicht mehr empfohlen werden können. Anderseits wird es viele Leser geben, die dankbar dafür wären.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Brüggemann
Hallo Herr Brüggemann,
vielen Dank für Ihre Mail. Uns ist die Problematik nicht zuletzt mit Blick auf die Dynamik Range - wie könnte es anders sein - natürlich bekannt und ich selbst besitze ebenfalls viele Alben, die musikalisch-künsterlisch so toll sind, dass es umso trauriger ist, dass sie (unnötig) bescheiden klingen. Die Dynamik Range ist da allerdings nur ein Aspekt und Verzerrungen habe ich sogar schon bei sonst sehr guten Aufnahmen gehört.
Unser Konzept bei den Musikrezensionen ist, dass Lorina - Musikerin, aber nicht passioniert audiophil - bei der Plattenauswahl ihrer eigenen Spürnase freien Lauf lassen kann. Und das auch schon mal in recht speziellen Genres. Hier geht es also allein um die Inhalte, aktuell ist nicht geplant, das Thema "Klangqualität" formal mit einzubeziehen.
Schöne Grüße
Jörg Dames