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Den zackigsten Bass im Maritim gab es dieses Jahr bei Ascendo (www.ascendo.de) zu hören. Hier spielten mit den externen Endstufen Ascendo DNA 1000.2 HE aktivierte und via DSP entzerrte Ascendo D7.
Die klar und stringent designten Lautsprecher mit durchaus noch wohnraumfreundlichen Ausmaßen lieferten einen so druckvollen und trockenen Tiefbass, dass einem sprichwörtlich die Hosenbeine flatterten. Dabei gab‘s unverzerrt hohe Schallpegel, welche man angesichts der Hotelzimmer-Rahmenbedingungen nicht für möglich gehalten hätte. Eine der Ursachen dürften die bis 1000 Watt leistenden Class-D-Endstufen gewesen sein, die neben einer digitalen Raumkorrektur auch eine Laufzeitoptimierung der einzelnen Chassis ermöglichen und damit die Ascendo D7 vollkommen unter Kontrolle hatten. Da es auch sonst kaum etwas zu kritisieren gab, geht der Preis von 11.000 Euro angesichts der hohen Qualität des Gebotenen vollkommen in Ordnung.
Ein weiteres Bonner Highlight dürfte die Vorführung von Acapella Audio Arts (www.acapella.de) gewesen sein, die erstmals mit der Digitalelektronik von artistic fidelity nach Bonn gereist waren. Für das klangvolle Portfolio von artistic fidelity zeichnet der Toningenieur Ralf Koschnicke verantwortlich, der auch die von Audiophilen hochgeschätzen Platten von Acousence produziert.
Der anwesende Aufnahmeprofi zeigte sich vom klanglichen Auftritt der Acapella La Campanella (ab ca. 20.000 Euro) insbesondere mit von ihm persönlich erstellten Aufnahmen sichtlich angetan, was für die Anwesenden, einschließlich des Autors dieser Zeilen, mühelos nachvollziehbar war. Der von Jonathan Darlington und den Duisburger Philharmonikern in der Duisburger Mercatorhalle eingespielte Sacre de Printemps von Stravinsky erklang weiträumig, tonal ausgeglichen und dynamisch einfach richtig, woran natürlich auch die digitalen Quellgeräte von Ralf Koschnicke und der die Verstärkung erledigende La Musica-Vollverstärker von Symphonic Lines Rolf Gemein ihren Anteil hatten.
Während man an den Anblick der asphärischen Hörner von Acapella Audio Arts schon lange gewöhnt ist, gab es Hornlautsprecher bei Abacus electronics (www.abacus-electronics.de/) bisher nicht zu sehen. Bis jetzt. Denn wie Seniorchef Karl-Heinz Sonder erklärte, habe man sich anlässlich einer Auftragsarbeit mit Kugelwellenhörnern beschäftigt und dabei erkannt, dass sich häufig im Zusammenhang mit Hörnern beklagte Probleme wie tonale Verfärbungen, unrealistische Abbildungsgrößen oder mangelnde Ortungsschärfe mittels konstruktiver Sorgfalt durchaus vermeiden ließen. Das Ergebnis der Tüftelei wurde nun – neben anderen Schallwandlern der Nordenhamer – in Bonn erstmals einem größeren Publikum dargeboten, bei dem es offenbar auch reichlich Anklang fand, wenn man die gut besuchten Vorführungen des Elektronik- und Lautsprecherspezialisten als Indikator wertet.
Das pro Paar 7.900 Euro kostende Abacus-Horn – bei dem im Mittelhochtonbereich ein koaxialer Kompressionstreiber auf ein Tractrixhorn arbeitet, während der Bass von einem 22-cm-Tieftöner verantwortet wird – ist ein vollaktives System, das es in zwei Ausführungen geben wird: Neben einer analogen Aktivweiche kann auch eine digitale Mehrwege-Aktivweiche auf Basis der Acourate-Software von Dr. Ulrich Brüggemann (AudioVero) geordert werden. Damit wird eine Laufzeitregelung aller Chassis sowie eine digitale Raumkorrektur möglich. Während des Workshops mit Dr. Brüggemann gab es Gelegenheit, das Abacus-Horn samt digitaler Weiche zu hören und das war sehr vielversprechend. Tatsächlich gab es weder unnatürliche Klangfarben noch eine übergroße Darstellung zu beanstanden, dafür aber Dynamik satt und erstaunlich tiefe, gut konturierte Bässe. Der fällige Aufpreis für die AudioVero-Variante stand noch nicht endgültig fest.
Und noch ein Horn war es wert, beachtet zu werden. Diesmal stand es im Raum von Steinmusic (www.steinmusic.de), wo Holger Stein und Lautsprecherentwickler Andreas Rullmann ihr zweitgrößtes System, die Bob L, vorführten, welches ähnlich dem auf der High End in München präsentierten Megahornsystem eine Kombination aus Dipol- und Hornlautsprecher darstellt.
Im Gegensatz zu München wurde diesmal auf Subwoofer-Unterstützung verzichtet. Doch auch so verfügt die Bob L über reichlich aktivierte und DSP-entzerrte Membranfläche im Bassbereich. Was es zu hören gab, erinnerte stark an die vielfach gelobte Performance im MOC, hier allerdings auf den deutlich kleineren Raum adaptiert und mit etwas weicheren Konturen abbildend, wofür vermutlich die mit der Verstärkung betrauten großen Röhrenmonos SET 140 von Amplifon Audio verantwortlich zeichneten. Die pumpten dank der großen Leistungstriode 833W im Class-A-Betrieb immerhin bis zu 140 Watt in Richtung Lautsprecherterminals, selbstverständlich single-ended. Ein klanglicher Traum, der mit 50.000 Euro für die Monos und weiteren 72.000 Euro für ein Paar Bob L bezahlt werden will.
Doch es geht günstiger: Im Nebenraum sorgten die mit 5.000 Euro pro Paar deutlich ziviler bepreisten Steinmusic Bobby zusammen mit Amplifons Vollverstärker SET 42 Special Edition (11.000 Euro) und Tone-Tools Plattenspieler Trapezium für Wohlklang. Zwar wurde die weit im Raum stehende Bobby hier von der Bobby-S-Tieftonerweiterung für nochmals 5.000 Euro ergänzt, doch bescheinigte Lautsprecherspezialist Andres Rullmann dem Zweiwege-Bassreflex-Schallwandler mit Hochtonhorn auch solo eine vollkommen suffiziente Basswiedergabe, sobald er ein wenig weiter in Richtung Raumecke platziert würde.
Bezahlbar blieb es auch bei XTZ (www.xtz-deutschland.de), die sich eben nicht zuletzt in bodenständigen Preissegmenten mit klanglich wie fertigungstechnisch überzeugenden Lautsprechern hervorgetan haben. XTZ-Repräsentant Bertold Daubner hatte diesmal aber nicht die Brot-und-Butter-Klasse der Marke mit nach Bonn gebracht, sondern führte das aktuelle Spitzenmodell Divine Alpha vor. Für die zu investierenden 7.800 Euro bekommt man nicht nur zwei ausgewachsene Standlautsprecher im zeitgemäßen Design, sondern auch teure Keramikchassis von Accuton in der Mittel- und Hochtabteilung sowie spezielle Aluminium-Tieftöner von SEAS. Keine schlechte Wahl, denn selbst ohne wirklich teure und highendige Verstärkung zu bemühen, klang es unerwartet impulsstark, ausgedehnt luftig in den Höhen, sowie tief und solide im Bass. Unwillkürlich fragte man sich, wo es soviel schallwandlerische Autorität fürs Geld wohl sonst noch geben mochte.
Das vor dem Rack liegende Kuhfell wird so langsam zum inoffiziellen Markenzeichen des kanadischen Elektronik- und Lautsprecherherstellers Bryston (www.avitech.at/at), aber auch hier gibt es Neues zu vermelden. Nachdem das Portfolio im Bereich Leistungsverstärker erfolgreich aktualisiert wurde (siehe Test Bryston 7B³), war im Maritim ein neuer, symmetrisch aufgebauter Vorverstärker zu bewundern. Der BP 17 Cubed wird 4.487 Euro kosten. Optional kann der Preamp mit einem MM-Phonozug für 1.050 Euro und einem DAC für 1.797 Euro ausgestattet werden. Die Fernbedienung kostet nochmals 485 Euro Aufpreis, ist aber immerhin aus Metall.
Ebenfalls frisch aus Kanada eingetroffen war die Streaming Bridge oder, wie Bryston sagt, Digital Music Player BDP 3 für 4.295 Euro. Der BD 3 ist über die Browseroberfläche mittels Handy oder Tablets steuerbar und bietet unter anderem gleich mehrere USB-Ein- und Ausgänge, darunter auch USB-3.0-spezifizierte. Ausgangsseitig bietet der BDP-3 darüber hinaus spezielle jitterarme BNC- und AES/EBU-Schnittstellen. Das Gerät ist „Roon ready“, kann auf eine Vielzahl von Speichermedien zugreifen und ist in der Lage, Tidal und Internetradio zu streamen. Gegen Aufpreis gibt es auch hier eine Fernbedienung.
Lautsprecher, die sich optisch elegant in das gehobene Wohnraumambiente einfügen sind immer noch eine rare Spezies. Vor allem, wenn sie auch noch klanglich einen besonders anspruchsvollen Geschmack zufriedenstellen sollen. Da kann der Audiovertrieb Frank Koglin mit dem LS1 von C.E.C (www.cec-germany.com) aushelfen (LS1 ist nur interner „Codename“, kann sich noch ändern). Für 12.990 Euro bot der im Mittelhochtonbereich mit einem Elektrostaten ausgestattete Schallwandler einen plastischen, frischen Klang, der bei Bedarf auch komplexe Passagen mit der nötigen Autorität meisterte. Unterstützt wurde er quellseitig vom neuesten CD-Laufwerk der Japaner, dem C.E.C TLL 2N für 5.500 Euro und den bis 2 x 50 Watt in Class-A arbeitenden Monoblöcken Audreal XA 8800 MNE (2 x 200 Watt Class A/B, jeweils an 8 Ohm). Die gibt es derzeit noch für wohlfeile 3.490 Euro. Vertriebschef Koglin wies aber vorsorglich darauf hin, dass hier bald eine empfindliche Preiserhöhung ins Haus stehe. Interessenten sollten also nicht zu lange warten.
Starke Nerven oder eine dicke Brieftasche, am besten aber beides, muss mitbringen, wer sich für den neuen MSB The Reference DAC interessiert. Der Ladder-DAC kann mit diversen aufpreispflichtigen Clocks als Taktgeber ausgestattet werden. In Bonn war die 20.000 Euro teure Femto 33 mit an Bord. Der Preis des DACs in der Grundversion liegt bei 60.000 Euro. Wer glaubte, damit das Ende der Fahnenstange in Sachen D/A-Wandlung erblickt zu haben, lag allerdings falsch. Der über dem Platinum positionierte Select DAC von MSB durchbricht locker die 100.000 Euro Grenze. Die Phrase „It’s not rocket science“ griff hier ausnahmsweise einmal nicht, denn: „It is rocket science“, wie Jürgen Sachweh vom Vertrieb Hifi2D4 trocken bemerkte. Als Mitspieler fungierten übrigens PS-Audio-Elektronik und ein Paar der vergleichsweise erfreulich schmal gepreisten 6.000-Euro-Lautsprecher Stereokonzept Modell 1.
Hatte ich mich gerade noch über mangelnde Eleganz und Wohnraumkompatibilität besonders bei Schallwandlern echauffiert, fällt mir dieses Thema nun prompt vor die Füße. Verdientermaßen, denn auch bei meinen letzten beiden Messe-Stationen an diesem Wochenende konnte von Mangel an optischen Reizen nun wirklich keine Rede sein.
Bei Schanks (www.schanksaudio.de), einem Anbieter hochwertiger Aktivlautsprecher, entdecke ich den kompakten Zweiwege-Monitor Prisma 2 in einer besonders schicken Ausführung mit massiver, hochglanzpolierter Aluminiumfront, in der die Chassis ohne sichtbare Verschraubungen eingelassen sind. Der Aufpreis zur Standardversion beträgt lediglich 500 Euro, was prompt einen Haben-Wollen-Reflex in mir auslöste, den nur die Info, die Prisma koste in der Standardversion bereits 4.900 Euro pro Paar, etwas beruhigen konnte. Allerdings gilt es zu bedenken, dass die legendäre Lautsprecherskulptur KEF Muon, an welche mich die Prisma trotz des Größenunterschiedes erinnerte, seinerzeit ja noch in wesentlich unerschwinglicheren Sphären weilte. Nicht ablenken sollte das allerdings davon, dass es bei Schanks noch andere, ebenfalls sehr ordentlich anzusehende Alternativen gibt. Hören konnte man die schlanke Aktivsäule Prisma 3. Der Klang: schnell, dynamisch und transparent. Es galt: Form follows function!
Bei Einstein Audio (www.einstein-audio.de) aus Bochum zeigt man sich weiterhin höchst innovativ. In München erst präsentierte man den ersten eigenen Tonarm, sinnigerweise „The Tonearm“ benannt, nun folgte konsequent der nächste Schritt, nämlich das mit einem luftgelagerten Chassis versehene Laufwerk, welches seinen endgültigen Namen allerdings noch nicht gefunden hatte. Ich schlug „The Turntable“ vor, aber da war ich wohl nicht der erste. Das riemengetriebene analoge Statement aus Bochum verdankt seine Entstehung, ebenso wie der Einstein-Tonarm und das Einstein-MC, nicht kühler, merkantiler Überlegung, sondern auch der großen Begeisterung, die sich Firmenchef Volker Bohlmeier über viele Jahre seit der Gründung von Einstein Audio erhalten hat. Und das konnte man der inzwischen komplett aus Einsteingeräten bestehenden Kette auch anhören. Der Plattenspieler, der wahrscheinlich ab 8.000 Euro zu haben sein wird, fügte sich nahtlos in die besonders dreidimensionale und mit feiner Textur aufspielende Einstein-Kette ein. Und ja, auch das Design dieser Anlage, das sich optisch tendenziell vom Art Deco inspiriert zeigte, wäre ein Bild in „Schöner Wohnen“ wert gewesen.
Messebericht: Westdeutsche Hifi-Tage