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Zum Verneigen gut? Elektronik von Creek samt Lautsprechern von Harbeth und Neat
Ein weiterer Lautsprecher, den ich Ihnen nicht vorenthalten will, ist die Neat Iota Alpha, die es bei Input Audio (www.inputaudio.de) zu entdecken gab. Hören konnte ich sie leider nicht, aber das spielte keine so große Rolle, denn sie war ja so neatlich …! Ach ja,1.850 Euro das Paar.
Neat Iota Alpha
Leistungsschau bei Ascendo
Absolut nicht niedlich war der von Ascendo (www.ascendo.de) gezeigte Prototyp eines aktiven Standlautsprechers. Die Eckdaten: 2000 Watt Gesamtsinusleistung pro Lautsprecher, DSP-gesteuert, digitale Raumkorrektur an Bord, maximale Lautstärke 127 dB (zum Vergleich: Rockkonzert etwa 110 dB, startender Düsenjet 125 dB). Bei einem anvisierten Verkaufspreis von 22.000 Euro und der von Ascendo gewohnten Klangqualität, sicher ein brandheißes Eisen im Feuer des Karlsruher Lautsprecherherstellers. Und hübscher als der Prototyp soll der wahrscheinliche Live 15 getaufte Aktivist am Ende auch noch werden.
Jawil Bragi
Jawil Audio (www.jawil-audio.de) aus Brachbach in der Nähe von Siegen führte mit der Bragi, einem immerhin 135 Zentimeter hohen und 70 Kilogramm schweren Lautsprecher vor. Zusammen mit AHP hatte man eine Anlage mit feiner PS-Audio-Elektronik, einschließlich der Endstufe BHK Stereo 250 und dem Netz-Regenerator P10 aufgefahren.
Von Jawil überarbeiteter Lenco-L75-Reibradler
Die analoge Quelle, ein klassischer Lenco-L75-Reibradler, den man in eine aufwendige, natürlich von Jawil Audio gefertigte Zarge eingesetzt hatte, zog ebenfalls reges Interesse auf sich. Selbstverständlich fehlten auch die von AHP vertriebene Klangschale PMR und das Plattengewicht LP One nicht. Insgesamt stellte sich ein fein ziselierter Klang ein, den man den mächtigen Bragis so gar nicht zugetraut hätte. Dank des Breitbandprinzips und der damit minimierten Phasenfehler geriet die Ortung der Klangquellen zum Kinderspiel. Der Bassbereich hatte tatsächlich ordentlich Saft und Kraft zu bieten und kam so den Erwartungen der meisten Hörer sehr entgegen. Ein kurzweiliges Vergnügen, auch wenn ich mir durchaus gewünscht hätte, die Jawil Bragi mal mit Röhrenverstärkern zu hören.
Jörg Klein von Hörgenuss hatte die Ubiq-One-Lautsprecher aus Slowenien mit nach Bonn gebracht
Ein Wiedersehen gab es anschließend mit dem slowenischen Lautsprecher Ubiq One (www.hgfa.de), den ich vor knapp einem Jahr auf den Wiener Klangbildern kennen und schätzen gelernt hatte. Hierzulande kümmert sich Jörg Klein von Hörgenuss um den Vertrieb der immer noch als Geheimtipp gehandelten Lautsprecher. Warum das so ist? Am aparten Äußeren kann es eigentlich nicht liegen und an der Klangqualität ganz sicher auch nicht. Die Ubiq ist ein Schallwandler für Musikliebhaber aller Genres und darüber hinaus zu echter Full-Range-Wiedergabe fähig. Glauben aber viele nicht, da man im Normalfall nur den Hochtöner mit dem Waveguide sieht. Erst wenn man die Frontbespannung entfernt, fällt der Blick auf einen großzügigen Mitteltöner und das amtliche 30-cm-Basschassis. Alles klar? Die Ubiq One ist kein kleiner Lautsprecher und daher auch nicht für jedes Wohnzimmer geeignet. Deshalb soll es demnächst eine kleinere Ausführung der Ubiq One, die Ubiq Mini One geben. Der genaue Preis steht noch nicht fest, wird aber deutlich unter dem der großen Schwester liegen, die in der Ausführung mit sündteuren Duelund-Kondensatoren derzeit für 14.300 Euro pro Paar gehandelt wird.
Bryston
Eine komplette High-End-Kette aus einer Herstellerhand ist heutzutage eher selten geworden. Kaum ein Hersteller kann es sich leisten oder verfügt über das Know-how von der Quelle bis zum Lautsprecher alles in Eigenregie zu entwickeln. Bryston (www.avitech.at) aus Kanada kann es. Im ausgesprochen wohnlich hergerichteten Vorführraum machte die Bryston-Kette richtig Eindruck. Neben einem die heutzutage üblichen Anforderungen zu Gänze erfüllenden digitalen Frontend machte auch ein Plattenspieler für 4.500 Euro (inklusive Tonarm und MC-Tonabnehmer) auf sich aufmerksam. Die Schallwandlung oblag hier einem Pärchen Bryston Mini T (3.300 Euro), das nur auf dem Papier als Bookshelf, also regaltauglich bezeichnet werden sollte.
Alles aus einer Hand: Bryston hat auch Plattenspieler im Portfolio
Messen lasse ich häufig mit einem Besuch bei Acapella Audio Arts (www.acapella.de) aus Duisburg ausklingen. So auch diesmal. Ich traf auf einen tiefenentspannten Alfred Rudolph, dem man die Strapazen zweier anstrengender Messetage überhaupt nicht ansah. Wie ich bemerkte, hatten die Duisburger in diesem Jahr die Vorführung mit einem weißen Paar La Campanella bestritten. Mich hat das gefreut, denn eben diese Lautsprecher betreibe ich daheim in den eigenen vier Wänden. Das aktuelle Modell, die La Campanella II verfügt inzwischen über einen geringfügig größeren hypersphärischen Horntrichter, der darüber hinaus nun in einer Sandwich-Bauweise ausgeführt ist. Der Preis ist daher, je nach Ausführung, auf etwa 20.000 Euro für ein Paar angepasst worden.
La Campanella II-Hornlautsprecher von Acapella Audio Arts
Die Vorführung selbst bestach durch großen Realismus. Die tiefen Bassregionen eingeschlossen, wo die La Campanella so ordentlich austeilte, dass unbedarfte Zuhörer regelrecht erschrocken zusammenzuckten. Dann lenkte Alfred Rudolph meine Aufmerksamkeit auf das Laufwerk – oberflächlich betrachtet ein Pro-Ject-Dreher der 2.000-Euro-Klasse ist. Im Rahmen des seit vielen Jahren gepflegten La-Musika-Projekts wurden das Laufwerk resonanztechnisch bearbeitet, der Gleichlauf optimiert und etliche weitere kleine Details geändert. Je nach Anspruch des künftigen Betreibers kann sich dabei der Preis auf bis zu 10.000 Euro summieren. Doch die klanglichen Fähigkeiten des modifizierten Systems sind den Aufpreis in der Regel wert. Von nachträglichen Veränderungen sollte der Nutzer aber besser absehen, denn bei La Musika können auch unbedeutend erscheinende Dinge klanglich erhebliche Veränderungen bewirken.
Entspannt: Entwickler Alfred Rudolph (hinten) von Acapella Audio Arts
Die Westdeutschen Hifi-Tage sind in den letzten Jahren stetig gewachsen und so lässt es sich leider nicht vermeiden, eine ganze Reihe Hersteller und Vertriebe unerwähnt zu lassen, die es eigentlich verdient hätten, vorgestellt zu werden. Ich hoffe, dass die wirklich zahlreich erschienenen und hochinteressierten Besucher in diesem Jahr ihnen über die rein sachlichen Zwängen geschuldete Missachtung hinweghelfen und dass im nächsten Jahr wieder alle mit dabei sind, wenn es Anfang Oktober erneut heißt: Start frei für die Westdeutschen HiFi-Tage!
Wir sehen uns im nächsten Jahr! Gratulation an die Initatoren der gelungenen Messe: Benno Salgert und Christian Breil (2. und 5.v.l.) von HiFi-Linzbach samt Team
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Messebericht: Westdeutsche HiFi-Tage 2016