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Über zwei Jahre musste gewartet werden. Jetzt endlich, nach pandemiebedingter Zwangspause, öffneten die beliebten Norddeutschen HiFi-Tage am 20. und 21. August 2022 wieder ihre Tore (www.hifitage.de). Einiges hat sich inzwischen geändert: So ist die Location nicht mehr das Holiday Inn an den Elbbrücken, sondern das feine Privathotel Lindtner im Hamburger Stadtteil Heimfeld, womit die traditionsreiche HiFi-Messe nun einige Kilometer weiter stadtauswärts, in angenehm grüner Umgebung ihren Platz gefunden hat.

Auch der Termin im Sommer ist neu, denn bislang war die traditionell Anfang Februar stattfindende Veranstaltung in Hamburg stets die erste Messe ihrer Art im Lande. Tempora mutantur … doch die nächsten „Norddeutschen“ werden wieder am gewohnten Termin stattfinden.

Nach zwei Jahren Abstinenz luden die Norddeutschen HiFi-Tage ins Hamburger Privathotel Lindtner

Auf geht’s! Nach zwei Jahren Abstinenz luden die Norddeutschen HiFi-Tage ins Hamburger Privathotel Lindtner

Bereits am Eingang des Hotels treffe ich auf Yvonne Borchert-Lima, seit Jahren die Initiatorin der Norddeutschen-HiFi-Tage, die der ersten Messe nach der unverschuldeten Unterbrechung natürlich entgegenfiebert. Außenstehende können vermutlich nur schwer ermessen, wieviel monatelange Arbeit in Form von langwierigen Verhandlungen und Meetings solch eine Veranstaltung erfordert.

Frau Yvonne Borchert-Lima - Organisatorin der Nord- wie der Süddeutschen HiFi Tage

Frau Yvonne Borchert-Lima – Organisatorin der Nord- wie der Süddeutschen HiFi Tage

Also los. Gut 80 Aussteller haben sich im Lindtner versammelt, das eine ausreichende Zahl an Sälen und größeren Räumen vorhält, um selbst umfangreichere Anlagen vorzuführen und auch den ein oder anderen Workshop zu bestreiten. Gleich zu Beginn besuche ich die Ausstellung im Erdgeschoss. Es gibt zwar weder Obst noch Gemüse, doch wie auf einem kleinen Wochenmarkt werden hier Schallplatten, Kopfhörer, HiFi-Möbel und etliches mehr präsentiert.

Hängen bleibe ich am Stand von Draabe Technologies (ww.vinylcare.de), dem Spezialisten für Plattenwaschmaschinen. Die große NESSIE Vinylmaster Reference wäscht beidseitig und dürfte zum Preis von 2.890 Euro ausgesprochen konkurrenzfähig sein.

Die Kleeny von Draabe - eine Plattenwaschmaschine

Die Kleeny von Draabe – eine Plattenwaschmaschine zum fairen Kurs

Meine Neugier weckt allerdings die kleine Kleeny, denn das wirklich kompakte Maschinchen, das unter Zuhilfenahme eines 3D-Druckers entsteht, bietet alles, was man zur ernsthaften Reinigung von Vinyl benötigt. Allerdings muss man bereit sein, die Waschflüssigkeit von Hand aufzutragen und auch das Bürsten selbst zu übernehmen. Faire 550 Euro verlangt Draabe Technologies für die schnuckelige Waschmaschine. Mit solidem Gehäuse aus Aluminium, kräftigen Motoren und einem Saugarm in Nessie-Qualität kann sich Kleeny von anderen Einstiegs-Waschmaschinen ausgesprochen positiv absetzen.

In einem lichtdurchfluteten Raum mit Zugang zum Garten hat Symphonic Line (www.symphonic-line.de) Quartier bezogen. Rolf Gemein ist mit Tochter Marion angereist. Im Gepäck, nagelneu und wirklich am Vortag erst fertig geworden, ein Pärchen RG 5 Reference zum Paarpreis von 32.000 Euro.

Standlautsprecher Symphonic Line RG 5 Reference

Standlautsprecher Symphonic Line RG 5 Reference

Optisch unverkennbar Lautsprecher aus der Duisburger High-End-Schmiede, die am Vollverstärker RG 10 Master (13.000 Euro) bereits kaum eingespielt viel vom Wohlklang à la Symphonic Line hören lassen. Bei einer erneuten Visite am morgigen Sonntag wird die RG 5 Reference sicherlich noch homogener und geschmeidiger aufspielen. Unbedingt im Auge behalten.

Transrotor-Laufwerke auf den NDHT 2022

Transrotor hatte so einige Laufwerke in Position gebracht…

Einige Meter weiter hat Transrotor (www.transrotor.de) eine Auswahl seiner Laufwerke in Position gebracht. Darunter auch das bereits auf der High End vorgestellte Massimo Nero. Zum Einstandspreis von 4.300 Euro für mich eines der heißesten Angebote im Transrotorstall. Optisch eine Reminiszenz an Micro-Seiki-Laufwerke der goldenen Analogära, verfügt das moderne Laufwerk über ein dem Fat Bob angelehntes TMD-Lager und ist zudem umfangreich erweiterbar, etwa um einen zweiten Motor oder mit zusätzlichen Tonarmbasen. Der gelungene Mix aus POM und Edelstahl stellt für manche sicherlich eine willkommene Alternative zur üblichen Vollverchromung vieler Transrotoren dar.

Herr Dirk Räke hinter dem neuen Laufwerk Transrotor Massimo Nero

Herr Dirk Räke hinter dem neuen Laufwerk Transrotor Massimo Nero

Dann wird es Zeit sich im Saal von Burmester (www.burmester.de) einzufinden, nach wie vor eine der Top-Adressen in der deutschen High-End-Szene. Die Berliner haben ihre BC 150, welche sich direkt unterhalb der Lautsprecher-Referenzen BC 350 positionieren, nach Hamburg mitgebracht. Die nach dem Dreiwegebassreflex-Prinzip konstruierten Lautsprecher wiegen immerhin 180 Kilo/Stück und kosten nicht minder gewichtige 98.000 Euro das Paar. Dafür verfügen sie aber auch über so manches außergewöhnliche Feature.

Burmester präsentierte auf den Norddeutschen unter anderem die Lautsprecher BC 150

Burmester präsentierte auf den Norddeutschen unter anderem die Lautsprecher BC 150 zum Paarpreis knapp 100.000 Euro

Um etwa Resonanzen den Garaus zu machen, bekam das aufwendige, mehrschichtige Gehäuse eine Panzerung, sorry, Schwingungsdämpfung, aus 4 mm starken Stahlplatten verordnet. Ein zweiter, nach hinten gerichteter und variabel einstellbarer Air-Motion-Transformer soll die räumliche Abbildung verbessern. Und auch Innenarchitekten können sich freuen: Die Dekorelemente der Lautsprecher sind austauschbar und lassen sich in Farbe und Material individuell an das Raumdesign anpassen. Zwei monogebrückte Stereoendstufen 218 (34.800 Euro/Stück) befeuern die BC 150 standesgemäß, während Burmesters Plattenspieler 175 oder das Musiccenter 111 als Zuspieler fungieren.

Stereoendstufe Burmester 218

Die Stereoendstufe Burmester 218 lässt sich auch als Monoblock betreiben

Der Sound passt zum coolen Auftritt: Außergewöhnlich kraftvoll, fein auflösend, gleichzeitig aber auch recht kontrolliert. Selbst bei betont komplexer Musik gerät hier nichts durcheinander. Überschäumende Spielfreude ist weniger das Ding der Burmesterkette. Liegt der Fokus aber auf akustisch bestens geordnete Verhältnisse und ist Schubkraft in nahezu jeder Lebenslage unabhängig von der Art der Musik gefragt, dann dürfte die Finanzierung vermutlich das einzig noch verbleibende Problem sein.

Raidho (https://raidho.dk/) ist die Rune des Symbols für den Rhythmus des Lebens. Zumindest kommt man darauf, wenn man ein wenig googelt. Raidho ist auch ein dänischer Lautsprecherhersteller, dessen Markenzeichen neben betont schlanker Bauform der Einsatz von selbstentwickelten Chassis darstellt, vornehmlich mit Membranen aus Keramik.

Morton Nielsen stellte die Lautsprecher der dänischen Edel-Marke Raidho vor

Morton Nielsen stellte die Lautsprecher der dänischen Edel-Marke Raidho vor

Dass man diese Membranen auch noch mit Diamant beschichten kann, um Steifheit und Resonanzverhalten zu optimieren, zeigen die Dänen am Beispiel der TD 2.2, einer gut einen Meter hohen 2,5-Wege-Box. Die wiegt zwar stramme 45 Kilo, dennoch fällt es so manchem unbedarften Besucher schwer, das Preisschild, das 39.000 Euro für die pianoschwarze Variante ausweist, mit dem physisch eher unscheinbaren Lautsprecher in Verbindung zu bringen. Allerdings nur so lange, bis Musik einsetzt. Dann verblüfft ein wahrhaft souveränes, bis in unerwartet tiefe Bassregionen hinein kraftvolles Klangbild die Hörer.

Dieser 6,5-Zoll-Tief-Mitteltöner arbeitet in der Kompakten Raidho X 1.6

Dieser 6,5-Zoll-Tief-Mitteltöner arbeitet in der Kompakten Raidho X 1.6

Angesichts des üppigen Magneten des 6,5-Zoll-Tief-Mitteltöners, den Raidho Sales & Marketing Director Morton Kim Nielsen zur Ansicht herumreichen lässt, ahnt man, dass sich mit der richtigen Technik die Grenzen der Physik zwar nicht aufheben, aber ziemlich weit ausdehnen lassen. Eine Übung, die der gleichfalls vorgeführte, brandaktuelle und recht filigrane Monitor X 1.6 für 7.300 Euro/Paar offensichtlich auch sehr gut beherrscht. In der relativ großen Hörumgebung hat er jedenfalls keine Mühe, seine musikalische Botschaft bis in die letzte Reihe zu tragen.

Drei Etagen darüber hat man mit schmalen Fronten nichts im Sinn. Bei MP&S (https://mps-klangwelten.de/) geht es um Elektrostaten und die bauen nun mal in die Breite. Dr. phil. nat. Thomas Müssig-Pabst und sein Partner Knut Schüürmann haben sich ganz den federleichten Folien und der passenden Bassunterstützung mittels Dipol-Subwoofern verschrieben.

Thomas Müssig-Pabst und Knut Schüürmann von MP&S

Knut Schüürmann (links) und Thomas Müssig-Pabst und von MP&S

Bekannte Nachteile wie Alterung und ungünstiger Wirkungsgrad wollen sie überwunden haben. Dass ihre Elektrostaten in Form und Größe einem bekannten amerikanischen Pendant verblüffend ähneln, liegt daran, dass sie die Lochgitter ausgedienter Elektrostaten dieses Herstellers aufbereiten und mit eigenen Folien und Elektronik versehen. Dieses Vorgehen spart die bei Kleinserien enorm hohen Kosten eigener Statoren. Der Einsatz eines speziellen Waschbetons für die Basis der Elektrostaten und für die Subwoofer erfolgt aus resonanztechnischen Gründen. Doch sind, je nach Kundenwunsch, auch andere Lösungen möglich. Wie es klingt? Nun, elektrostatentypisch luftig und sehr räumlich. Tonal ausgeglichen und tatsächlich dreidimensional körperhaft. Wenn man auf brutale Pegelorgien verzichten kann, durchaus eine sehr ansprechende Alternative, um Musik zu erleben. Ab 17.000 Euro geht es los, was mir angesichts des Gebotenen angemessen erscheint.

In zwei der nachfolgenden Räume ist Holz der wesentliche Werkstoff. Zuerst treffe ich wieder auf Michael Symann, dessen Soundboards mir bereits 2020 im Holiday Inn aufgefallen sind. Beim Soundboard DSB-170 bilden zwei aus hochwertigen Tonhölzern gefertigte Resonanzflächen das Grundgerüst, während sogenannte „Exciter“, die im Grunde wie Breitbänder arbeiten, den Schall an bestimmten Stellen auf das Holz übertragen. Symann hat die Zeit genutzt und an seinen Schallwandlern weiter gefeilt. Auch die Resonatoren, die eine ungeordnete Schallausbreitung verhindern, konnte er noch mal deutlich verbessern.

Michael Symann von Soundboards

Michael Symann von Soundboards

Wer jetzt ungläubig den Kopf schüttelt, sei daran erinnert, dass Michael Symann gelernter Klavier- und Cellobaumeister ist. Grund genug, genau hinzuhören. Zwar ist es über zwei Jahre her, dass ich die ersten Soundboards hören durfte, dennoch meine ich diesmal mehr Feinzeichnung zu vernehmen. Erstaunen lässt wieder einmal, wie entspannt sich der Schall von den hoch aufragenden, hölzernen Boards löst. Wer keinen echten Tiefbass benötigt, um glücklich zu werden und akustische Musik in vernünftigen Abhörpegeln bevorzugt, sollte sich die DBS-170 einmal in Ruhe anhören.

Aus Polen kommt der Hersteller Manron (http://manron.pl/) zu uns. Röhrenverstärkertaugliche Lautsprechersysteme und passende Röhrenelektronik gehören zu seinem Repertoire. Auf der HiFi-Video-Show in Warschau konnte ich bereits Manrons 66.000 Euro teuren Monoblöcke Delta SE 150, die mit GM-100-Senderöhren Raum und Seelen der andächtigen Zuhörerschaft erwärmten, bewundern. Die Lautsprecher Lambda 80 zu 6.699 Euro und Lambda 120 zu 16.199 Euro sind nun mit günstigerer Elektronik, etwa dem mit KT-66 und Lundahl-Übertragern ausgestattetem Vollverstärker PP20i (8.149 Euro), zu erleben. Die Lambda 80 (auf dem folgenden Bild außen zu sehen) bestehen aus Birkenmultiplex-Platten, die teureren Lambda 120 scheinen sogar aus entsprechenden massiven Blöcken gefräst zu sein. Ein solches Gehäuse ist resonanztechnisch sicher keine schlechte Lösung.

Hersteller Manron zeigte auffällig gestaltete Lautsprecher

Der polnische Hersteller Manron zeigte auffällig gestaltete Lautsprecher

Die Manron spielen direkt und unverblümt nach vorn heraus, womit eine zackig-frische Lebendigkeit einhergeht. Die Höhen, die mir vor vier Jahren noch zu hemdsärmelig daherkamen, konnten diese Unart mit den hier eingesetzten Kalotten weitgehend ablegen. Gut möglich, dass sich gerade Röhrenfans von diesen Lautsprechern angesprochen fühlen. Ob es bald einen Deutschlandvertrieb geben wird, ließ sich leider bis zum Ende der Messe nicht mehr in Erfahrung bringen.

Die Piega Coax 611 - sauber verarbeitete Schönheit aus der Schweiz

Die Piega Coax 611 – sauber verarbeitete Schönheit aus der Schweiz

Seit über 35 Jahren ist der Lautsprecherhersteller Piega (https://piega.ch/) bereits im Geschäft. Bei den größeren Lautsprecherserien setzen die Schweizer im Mittelhochton-Bereich traditionell auf Koaxialbändchen. Die konstruktiv aufwendigen Systeme sind inzwischen so etwas wie das Markenzeichen von Piega geworden. Manuel Neitzel und Ingo Trebing, die den deutschen Markt betreuen, haben die neue Coax 611 aus der Coax-Gen2-Serie mitgebracht.

Ingo Trebing betreut für Piega den deutschen Markt

Ingo Trebing betreut für Piega den deutschen Markt

Das Finish der aus einem Stück nahtlosem Aluminium-Strangpressprofil gefertigten Coax 611 ist von exzellenter Qualität und muss sich vor den gleichfalls Aluminium nutzenden Wettbewerbern aus Übersee wie Magico oder YG Acoustics keinesfalls verstecken. Zu einem Paarpreis von 14.900 Euro spielt die schlanke Lautsprechersäule wunderbar raumfüllend, tonal akkurat und feinsinnig, sowie mit für ihre Gewichtsklasse satt-tiefreichendem Bassfundament.

Das HiFi-Pilot-Team hatte die kompakte Buchardt Audio A500 am Start

Das HiFi-Pilot-Team hatte die kompakte Buchardt Audio A500 am Start

14.900 Euro für ein Paar Lautsprecher sprengen ihr Budget? Dann hätte ich jetzt ein paar gute Nachrichten: Die Buchardt Audio A500 (www.hifipilot.de) mit Hub kosten nicht die Welt, sind aber, da es sich um aktive Lautsprecher handelt, im Gespann mit dem streamingfähigen Stereohub eine vollwertige HiFi-Kette. Und die muss selbst bei kritischer Betrachtungsweise klanglich keinen Offenbarungseid leisten. Vielmehr erstaunt, wieviel Dynamik, Raumtiefe und Klangfarben der dänische Hersteller trotz moderater Physis für 3.750 Euro (im Bundle mit dem Stereohub) aus den Monitoren kitzelt. Vor allem aber ist es der angegebene Frequenzgang von 25 – 40000 Hertz bei +/-3 dB, der vielfach ungläubiges Kopfschütteln auslöst. Doch kommt man den Mysterien der A500 allmählich näher, wenn man erfährt, dass neben dem Tiefmitteltöner auf der Front ein weiteres 15 Zentimeter-Langhubchassis nach hinten abstrahlt und insgesamt dreimal 150 Watt hier ihren Dienst tun.

Die Buchardt Audio A500 erstaunte nicht nur ob ihres Bassvolumens

Die Buchardt Audio A500 erstaunte nicht nur ob ihres Bassvolumens

Wer möchte, betreibt die Kette kabellos nach dem WiSa-Protokoll und streamt mit 24 Bit/96 kHz lossless (Netzkabel müssen aber schon sein), Klanggourmets ziehen natürlich lieber Strippen und setzen highendige Feinsicherungen ein, um sich auch des letzten Quäntchens Klangqualität zu versichern. Wer mehr zu diesem interessanten Lautsprecher wissen will, lese den Test des Kollegen Michael Bruß.

Zwei Generationen Abacus Electronics: Die Herren Karl-Heinz und, dahinter, Hanno Sonder

Zwei Generationen Abacus Electronics: Die Herren Karl-Heinz und, dahinter, Hanno Sonder

In ähnlichen Preisgefilden spielt eine richtig smarte Kette bei meinem Besuch im Abacus-Raum (www.abacus-electronics.de). Bestehend aus den Aktivlautsprechern Cortex 11W (Paar 2.190 Euro) und der Streamingvorstufe Preamp 14 (ab 1.590 Euro) kann mich die Anlage mit Detailreichtum, Feinsinn sowie angenehm natürlicher Tonalität und Räumlichkeit rasch für sich einnehmen. Noch vor zehn Jahre hätte eine solche Klangqualität empfindlich mehr gekostet. Wenn mich nächstens einer fragt, wo denn der Fortschritt im HiFi bliebe, zerre ich ihn stante pedes vor die Abacus-Kette.

Abacus ließ eine richtig smarte Kette spielen - inklusive des Aktivlautsprechers Cortex 11W

Abacus ließ eine richtig smarte Kette spielen – inklusive des Aktivlautsprechers Cortex 11W

Sie fühlen sich mehr zu klassischem High-End hingezogen? Dann könnten Sie möglicherweise bei Wolf von Langa (https://wolfvonlanga.de/) fündig werden. Der Meister fremderregter Schwingspulen hat in Hamburg nicht nur seinen Bestseller Son an den Start gebracht, sondern auch den neuen, kleineren Zweiwege-Monitor Serendipity. Der ist mit einem Air-Motion-Transformer, einem 13-Zentimeter-Tiefmitteltöner und zwei seitlich angeordneten Passiv-Membranen bestückt. Wie bei der Stage II verfügt der Tiefmitteltöner der Seredipity über einen Permanentmagneten. Das Gehäuse ist in Sandwichbauweise aus teilkarbonisiertem Faserverbund- und acrylgebundenem Mineralwerkstoff aufgebaut, was unerwünschte Resonanzen sehr wirkungsvoll unterdrücken soll.

Im Raum von Wolf von Langer

Im Raum von Wolf von Langer

Für 13.200 Euro gibt es die Serendipity in der klanglich vorteilhaften Ausführung mit externer Weiche – mit integrierter Weiche sind es noch 8.900 Euro. In einer Umgebung, die mit Verstärkern von Airtight, einem passiven Preamp der Bespoke Audio Company, dem Primarycontrol-Plattenspieler Kinea sowie Racks und Ständern von Beaudioful den edlen Anspruch trefflich unterstützt, macht die Serendipity durch exzellente Tonalität und erfrischende Lebendigkeit auf sich aufmerksam. Stimmen und Instrumenten verleiht sie ungewöhnlich großen Realismus. Wolf von Langa, der selbst vorführte, war die Freude an seinem neuen „Baby“ sichtlich anzusehen. Sehr zu recht.

Sie haben kürzlich geerbt? Können und wollen noch etwas mehr anlegen? Da empfiehlt sich die Wilson Benesch Endeavour (www.wilson-benesch.audio) aus der Fibonacciserie. Nachdem ich kürzlich die 25.000 Euro teure Discovery bei Fidelity in Hamburg hören konnte, fragte ich mich, wie die Briten den nicht gerade geringen Aufpreis zur ähnlich bestückten Endeavour 3Zero zu 47.990 Euro (die dort nicht zu hören war) rechtfertigen wollen. Nun ist klar: mit Klang.

Die Luxus-Kompakte Wilson Benesch Endeavour 3Zero

Die Luxus-Kompakte Wilson Benesch Endeavour 3Zero ließ aufhorchen – preislich und klanglich

Die Abstimmung ist anders als die der Discovery, die in den unteren Lagen nicht ganz so druckvoll agierte und tendenziell eher feingeistig als offensiv zu Werke ging. Die Endeavour offenbart dagegen mitreißende Dynamik, schlackenlose Natürlichkeit und eine für ihre Größe erstaunliche Souveränität. An einer Kette des japanischen Herstellers Soulnote (www.soulnote.audio), seit Kurzem gleichfalls von IAD vertrieben, liefen die Endeavour zur Höchstform auf.

Soulnote-Elektronik aus Japan

Betrieben wurden die Wilson-Benesch-Lautsprecher von Soulnote-Elektronik aus Japan

Dazu ein Finish vom Feinsten und die Möglichkeit, bei der Farbgestaltung die eigene Kreativität ausleben zu können. Steht also zufällig ein Rolls-Royce in der auffälligen Farbe „Purple Wraith“ in ihrer Garage, ist jetzt die Gelegenheit, die Endeavour in der exakt gleichen Farbe lackieren zu lassen. Keine Sorge, am exzellenten Klang ändert das nichts.

Michael Kromschröder führte auf den Norddeutschen seine Lautsprecher Grandinote Mach 9 an Aries-Cerat-Elektronik vor

Michael Kromschröder führte auf den Norddeutschen seine Lautsprecher Grandinote Mach 9 an Aries-Cerat-Elektronik vor

Richtig gut, weil pfeilschnell, ungeheuer impulsfreudig, klangfarblich höchst ansprechend und wie aus einem Guss spielen die aktualisierten Grandinote Mach 9 (www.klangloft.de) aus Bella Italia auf. Neun Breitbänder und 16 Hochtöner pro Lautsprecher, ein spezielles Carbongehäuse und nur ein Hauch einer Weiche machen das möglich. Der super Wirkungsgrad von 99 dB/W/m, den die paarweise 21.900 Euro teuren Schallwandler aufweisen, lässt Raum für die unterschiedlichsten Verstärkerkonzepte – und ganz besonders natürlich für solche, in denen Röhren ihren Dienst verrichten. Ach ja, dann ist da noch die erlesene Elektronik von Aries Cerat mit dem (Röhren-)Vollverstärker Ianus Aperio (45.000 Euro) und dem Helene DAC (12.000 Euro), die sicher ihren Teil zum Hörvergnügen beitragen. Und auch Michael Kromschröder vom Klangloft München, der die Kette mit sensibler Hand zusammengestellt hat, soll nicht unerwähnt bleiben.

Rogers-Lautsprecher LS3/5 a Classic 15 Ohm

Klein, aber fein: Rogers-Lautsprecher LS3/5 a Classic 15 Ohm

Direkt nebenan beeindruckt mich eine weitere von Kromschröder für die Norddeutschen ausgesuchte Kombi, nun aber mit etwas anderer „Stoßrichtung“: Rogers BBC-Minimonitor LS3/5 a Classic 15 Ohm (www.klangloft.de), befeuert von English-Acoustics-Röhrenamp Stereo 21c, einer topmodernen Renaissance des Klassikers Leak Stereo 20, performt in wandnaher Aufstellung auf absolut highendigem Niveau. Mit geschlossenen Augen im Nahfeld sitzend verschwinden Zimmerwände so komplett wie selten. Sollte meine Frau irgendwann die Oberhand gewinnen und mich veranlassen, meinen Hörraum gegen unsere Abstellkammer zu tauschen, diese Anlage müsste mitkommen. Und glauben Sie mir, ich wäre bestimmt nicht unglücklich.

Oje, unsere gemeinsame Zeit ist fast um, und ich hätte noch so vieles, von dem ich Ihnen berichten könnte …

Die FinkTeam Borg wurde in Hamburg an Canor-Elektronik betrieben

Die FinkTeam Borg wurde in Hamburg an Canor-Elektronik betrieben

Also machen wir es kurz und konzentrieren uns auf das Wesentliche: Eine klasse Show liefert FinkTeam mit ihrer Borg (Paar: 28.900 Euro; https://finkteam.eu/) an den mir bislang nicht so bekannten Verstärkern von Canor (https://idc-klaassen.com/) aus der Slowakei. Die kräftigen Röhrenmonos Virtus M1 und die Vorstufe Hyperion P1 haben Lautsprecher und Raum hervorragend im Griff. Man würde am liebsten einfach sitzenbleiben, vor allem wenn Reeds Plattenspieler Reed Muse 1c in Aktion tritt und Ultraudios-Chef Andrejs Staltmanis (www.ultraudio.de) seine oft speziellen, immer aber enorm unterhaltsamen Vinylschätze auflegt. Nix zu meckern? Doch! Wer bitte hat diesen Teppichboden hier verbrochen?

Für eine weitere sehr positive Überraschung ist diesmal ausgerechnet TAD Labs (https://tad.tokyo/) aus Japan gut. Im zweiten Stock, am hintersten Ende des Flurs, liegt die Ecksuite, in der TADs neue Evolution 2 für Aufsehen sorgt.

Herr Mirek Duda präsentierte die TAD Evolution 2

Herr Mirek Duda präsentierte die TAD Evolution 2

Neben dem absolut präzisen, dynamischen und gemessen an der moderaten Größe der Speaker erstaunlich breitbandigen Klangbild, ist es der Paarpreis von 14.250 Euro, der aufhorchen lässt. Verglichen mit dem, was sonst für TAD-Schallwandler aufgerufen wird, scheint das fair, denn schließlich ist die Evolution 2 nahezu 100 % made in Japan. Auch nicht ganz trivial: Die einschlägigen Parameter sprechen dafür, dass für den Betrieb der schlanken Standlautsprecher nicht nur sündteure Elektronik infrage kommt. Allerdings dürfte die Evolution 2 verstärkerseitig fragwürdige Qualität gnadenlos entlarven. Andererseits, wenn alles stimmt, dann kommt man dem HiFi-Himmel schon verdammt nah.

André Grunewald von Arakas war in Hamburg mit von der Partie

Hände hoch! André Grunewald von Arakas war in Hamburg mit von der Partie und stellte allerhand ungewöhnliche Klangoptimierungs-Maßnahmen vor

Wenn das noch nicht reichen sollte, empfehlen sich die akustischen Spiegel von Arakas. Was zunächst wie eine launige Idee anmutet, hat Dipl.-Ing. André Grunewald (www.arakas.de) zu einem System entwickelt, das auf rein passive Weise Klangoptimierung betreibt. Eine Optimierung freilich, die von der Mehrheit der anwesenden Besucher ohne große Mühe auch als solche erkannt wird.

Die neuen Arakas-Lautsprecher - eine Entwicklung von Joachim Gerhard - kommen mit Arakas-Akustikspiegeln und der sogenannten Mach-52-Technologie

Die neuen Arakas-Lautsprecher – eine Entwicklung von Joachim Gerhard – kommen mit Arakas-Akustikspiegeln und der sogenannten Mach-52-Technologie

Über seine brandneue Mach-52-Technologie, die wie ein Schutzgitter vor die Lautsprechersysteme gesetzt wird, war zu erfahren, dass durch gezielte, sich verjüngende Röhrchen aus Edelstahl und den Einsatz kleiner Diamanten – die den Schall mit der 52-fachen Geschwindigkeit von Luft leiten – Impulse entsendet werden, die vor dem eigentlichen Musiksignal auf das Gehör treffen. Dadurch stelle sich dessen Empfindlichkeit auf ein höheres Niveau ein, was zu einer besseren Rezeption des eigentlichen Nutzsignals führt. Klingt reichlich ungewohnt, kann bei Interesse aber daheim in Ruhe geprüft werden.

Keine gewöhnliche Bassfalle: Der Grunewald Bass Transformer

Keine gewöhnliche Bassfalle: Der Grunewald Bass Transformer

Keine Fragen ließen die Grunewald Bass Transformer offen, die den Raum für tiefe Frequenzen vergrößern und damit die Bassperformance, insbesondere in normalen bis kleineren Hörumgebungen, dramatisch verbessern sollen. Bei einigen Musikbeispielen flattern dann auch regelrecht die Hosenbeine der Zuhörerschaft, was mit Blick auf die recht bescheidene Größe der Mach-52-Monitore, für welche im Übrigen Entwicklerlegende Joachim Gerhard verantwortlich ist, zu ungläubigem Staunen führt.

Und ruckzuck ist das Messewochenende auch schon wieder vorbei. Ein Wochenende, an dem gar nicht so sehr megateures Ultra-HiFi im Fokus stand – dafür gibt es ja die Münchener High End –, sondern richtig gut klingende Anlagen und Komponenten im oft noch leistbaren Rahmen.

Ingo Hansen (links) und Wolfgang Borchert, Mitausrichter der Norddeutschen HiFi-Tage

Hanseatische Highender: Ingo Hansen (links) und Wolfgang Borchert, Mitausrichter der Norddeutschen HiFi-Tage

Die Gelegenheit, all diese Preziosen des feinen Klanges ausgiebig hören zu können, war diesmal so gut wie selten, denn die etwa 1600 Besucher des Lindtner kratzten noch lange nicht an den möglichen Kapazitäten. Doch ist das in diesen Zeiten nicht fast schon ohne Belang? Ich denke, was wirklich zählt, ist der Mumm der Veranstalter und Ausstellenden, ein solches Projekt überhaupt in Angriff zu nehmen und durchzuziehen.

Das Privathotel Lindtner hat seine Feuerprobe jedenfalls bestanden. Die Location ist edlem HiFi angemessen, die Räume meist luftig und oftmals mit Blick ins Grüne, vor allem aber hat mich die zuvorkommende Freundlichkeit des Hotelpersonals überzeugt, hier willkommen zu sein. Nächstes Jahr wieder? Sehr gern!

Privathotel Lindtner - Location der diesjährigen Norddeutschen HiFi-Tage

Das Privathotel Lindtner bot den Norddeutschen HiFi-Tagen ein sehr angenehmes Ambiente

Zur Website der Norddeutschen HiFi-Tage: https://www.hifitage.de/

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: TW-Acustic Raven AC Tonarm: Graham Phantom B-44, Analog Tools, Pyon Sound Iris Tonabnehmer: Steinmusic Aventurin 6, Lyra Titan i, Clearaudio Charisma V2, modifiziertes Denon DL 103R Sonstiges: Plattenklemme Musikus von LaMusika, Plattentellermatten von LaMusika, Dereneville und Steinmusic, externer Plattenspielerantrieb Dereneville DAE-01SP

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Innuos Zenith SE Sonstiges: Electrocompaniet EMP-2

Vollverstärker: Analog Domain Isis M75D, SRA Röhrenverstärker Melissa

Vorstufen: Hochpegel: Silvercore Linestage Two Phonoverstärker: Chord Symphonic, Rike Audio Sabine III, TW-Acustic Raven Phono

Endstufen: Dartzeel NHB-108 (Stereo), Tenor Audio 75 Wi (Monos)

Lautsprecher: Acapella La Campanella, Acapella Harlekin 2

Kabel: Lautsprecherkabel: Vovox Textura Fortis, Analog Tools Reference Serie NF-Kabel: Bastanis Imperial, Analog Tools Reference Serie, Akeno Audio Ultimate, Symphonic Line Reference Netzkabel: Acoustic Revive Absolute, Steinmusic Highline Netzleiste: Eigenbau mit Furutech-FI-E30-NCF-Steckdosen Sonstiges: Analog-Tools-Phonokabel (Reference Serie)

Rack: Racks von Copulare und Audio Lignum, Basen von Symposium Acoustics und Acapella, Symposium Precision und Ultra und Super-Coupler

Zubehör: Stromfilter: Isotek EVO3 Super Titan, Trenntrafos von Steinmusic Sonstiges: Harmonix RFA-7800 Room Tuning Devices, Sicherungen: AHP-Klangmodul IV G, Steinmusic Harmonizer, AHP II Kupfer, Hifi-Tuning Supreme 3 und Audio Magic SHD Beeswax Ultimate & Premiere Ultimate

Sonstiges: Racks von Copulare und Audio Lignum, Basen von Symposium Acoustics und Acapella, Symposium Precision und Ultra-Coupler, Harmonix RFA-7800 Room Tuning Devices, Highendnovum Passiver Multivocalresonantor PMR

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 23,4 m² Höhe: 2,64 m